Kapitel 2
Ein wunderbares Geschenk von Sri Aurobindo zu seinem 90. Geburtstag
…am 15. hielten wir um zehn Uhr eine Meditation ab. Seit Viertel vor zehn saß ich in vollkommenem Schweigen am Tisch hier. Und … ich kann nicht sagen, Sri Aurobindo sei „gekommen“, denn er ist immer hier, aber er manifestierte sich auf eine besondere Art … Im Subtilphysischen wurde er konkret so groß, dass er mit gekreuzten Beinen auf dem ganzen Gebäudekomplex saß. Er ragte etwas darüber hinaus, aber er saß buchstäblich auf dem Gebäude. Das bewirkte, dass alle meditierenden Leute, wenn sie nicht verschlossen waren, in ihm waren. Er saß da (nicht auf ihrem Kopf!), und ich fühlte (ich war hier), ich fühlte die REIBUNG seiner Gegenwart im Subtilphysischen, eine absolut physische Reibung. Ich sah ihn, denn du weißt wohl, dass ich nicht dort drinnen bin (im Körper), ich sah ihn sehr groß, in vollkommenen Proportionen, sitzend, und dann kam er ganz sanft, ganz sanft, ganz sanft herab. Dieser Herabstieg verursachte die Reibung – sehr sanft, um den Leuten keinen Schrecken einzujagen –, ganz sanft, ganz sanft. Dann ließ er sich nieder und blieb mehr als eine halbe Stunde da, ein bisschen länger, einige Minuten länger, einfach so, völlig unbewegt, aber sehr konzentriert auf alle Leute, die da waren – sie waren in ihm.
Ich saß da, lächelnd, fast … fast lachend: Man fühlte ihn überall, überall (Mutter berührt ihren ganzen Körper). Aber in einem solchen Frieden – ein Friede! Eine Kraft! Eine Macht! Das Gefühl der Ewigkeit, der Unermesslichkeit, des Absoluten. Eine Empfindung des Absoluten, als sei alles vollbracht, als lebte man in der Ewigkeit.
Es war unwiderstehlich. Man musste völlig verschlossen sein, um das nicht zu fühlen.
Ich bestreite nicht, dass es viele verschlossene Leute gab. Das weiß ich nicht (lachend), ich fragte sie nicht nach ihrer Meinung.
Danach verschwand er nicht plötzlich: es geschah langsam, ganz langsam, wie etwas, das sich verflüchtigt. Dann ging alles wieder seinen gewohnten Gang, mit Konzentrationen hier und Aktivitäten dort.
Ich glaube, manche Leute müssen es gefühlt haben (vielleicht verstanden sie es nicht im vollen Ausmaß, denn sie hatten nicht die Schau des Ganzen), aber sie fühlten vielleicht, wie er in sie herabkam. Denn am Nachmittag, als alles wieder in seine gewohnte Ordnung zurückgekehrt war, kam es wie eine Welle des Bedauerns, als ob man sagte: „Ach, diese schöne Erfahrung ist vorbei.“ (Er ist natürlich immer da, aber nicht auf diese Weise! Er ist immer da.) Das ging durch die Atmosphäre: „Ach, jetzt ist der 15. August vorbei. Dieser schöne Anlass ist vorbei.“ Aber so war es … mehr als konkret, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, es kam … mit einer Absolutheit.
Ich sah ihn sehr oft in seinem supramentalen Licht. Sehr oft kam er (als ich auf dem Balkon war, kam er – manchmal war er über dem Samadhi, er kam sehr oft), aber das … vor allem war das Ausmaß ungeheuer, denn, wie ich dir sagte,überragte er sitzend das Gebäude, und dann materialisierte er sich auf PHYSISCH fühlbare Weise. Es brachte eine solche Zuversicht, eine solche Freude, eine solche Gewissheit, ein solches Vertrauen. Alles war so sicher, so absolut gewiss, als sei alles vollbracht worden. Es herrschte nicht mehr diese Angst oder Spannung, die Dinge zu vollbringen.
Das dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde. Danach kehrten die Dinge in ihre gewohnte Ordnung zurück. (Schweigen)
Es war der schönste 15. August, den wir je hatten.
Es dauerte eine Dreiviertelstunde. (Schweigen)
Das einzige … (er hatte mir sein Vorhaben nicht angekündigt) aber als man mir sagte, dass man sich versammeln wolle, um eine halbe Stunde zu meditieren, nahm etwas in mir das sehr ernst: „Also gut!“ Ich bereitete alles für die Meditation vor. Ich setzte mich an den Tisch (ungefähr Viertel vor zehn) – und dann begann es. Es brauchte ungefähr fünf Minuten, um sich zu bilden. Ah! Dann verstand ich.
Er hat uns ein wunderbares Geschenk gemacht.
All seine Milde, all seine Größe, all seine Macht, all seine Ruhe, all das war da. Sogar viel stärker und viel klarer als zu der Zeit, wo er in seinem Körper war!
Ich hatte immer diesen Eindruck – in seinem Zimmer war es immer so. Wann immer ich ihn traf, hatte ich diesen Eindruck. Selbst während der ganzen Zeit, als ich arbeitete, hatte ich den Eindruck, dass er hinter mir stehe und alle Dinge verrichte. Aber dies war sehr viel stärker. Viel stärker … Man wurde erfasst, und dann gab es kein Entrinnen mehr. So war es. Es war etwas ABSOLUTES.