Kapitel 15

Misserfolge und Niederlagen im Leben

Manchen geschieht immer das Gegenteil von dem, was sie sich wünschen, ersehnen oder für das Richtige halten. Oft geraten sie in Verzweiflung. Ist das für ihren Fortschritt nötig?

Verzweiflung ist niemals für den Fortschritt nötig, sondern stets ein Zeichen von Schwäche oder von tamas, Trägheit, und häufig zeigt sie eine feindliche Kraft an, das heißt eine Kraft, die absichtlich der Sadhana entgegenarbeitet.

Wie also die Lebensumstände auch immer sein mögen, man muss sich stets sorgsam vor Verzweiflung hüten. Im Übrigen hängt diese Gewohnheit, schwermütig, verdrießlich und verzweifelt zu sein, nicht eigentlich von den Umständen ab, sondern von einem Mangel an Vertrauen in die Natur. Wer Vertrauen hat, und sei es auch nur Selbstvertrauen, kann allen Schwierigkeiten, allen Umständen begegnen, auch den widrigsten, ohne entmutigt und verzweifelt zu sein; er kämpft mannhaft bis zum Ende. Naturen, denen Vertrauen fehlt, ermangeln auch der Ausdauer und des Mutes.

Sri Aurobindo sagt uns, das Mehr oder Weniger an Erfolg im physischen Leben hänge ab vom Mehr oder Weniger an Harmonie zwischen dem Einzelnen und der physischen Natur. Manche haben einen Willen, der mit dem der Natur spontan übereinstimmt, und ihnen gelingt alles, was sie unternehmen; andere dagegen haben einen Willen, der dem der kosmischen Natur weitgehend widerspricht, und ihnen gelingt nichts, was sie auch tun oder zu tun versuchen.

Zur Frage, was für den Fortschritt nötig ist: In einer sich entwickelnden Welt hilft zwangsläufig alles dem Fortschritt; doch erstreckt sich der individuelle Fortschritt über eine beträchtliche Zahl von Leben und über unzählige Erfahrungen. Darüber lässt sich nicht urteilen, indem man ein einziges Dasein zwischen einer Geburt und einem Tod betrachtet. Im ganzen gesehen ist die Erfahrung eines Lebens voll Misserfolgen und Niederlagen sicher ebenso nützlich für das Wachsen der Seele wie die Erfahrung eines Lebens voll Erfolgen und Siegen – ganz bestimmt nützlicher jedenfalls als die Erfahrung eines neutralen Lebens, wie es gewöhnlich die Menschenleben sind, in denen Gelingen und Misslingen, Befriedigung und Enttäuschung, Vergnügen und Schmerz miteinander abwechseln oder sich vermischen, Leben, die „natürlich“ erscheinen und keine großen Anstrengungen erfordern.

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