Kapitel 15

Meditationen über die Seele

Worte Sri Aurobindos

Doch da sie all das Mühen des Mentals und des Lebens kennt

Wie eine Mutter das Leben ihrer Kinder fühlt und an ihm teilnimmt,

Sendet sie ein kleines Teil ihrer selbst aus,

Ein Wesen, nicht größer als der Daumen eines Menschen,

In eine tief verborgene Region des Herzens,

Um der Qual zu trotzen und die Seligkeit zu vergessen,

Um das Leid zu teilen und die Wunden der Erde zu erdulden

Und sich inmitten der Mühen der Gestirne zu mühen.

Dies lacht und weint in uns, erträgt den Schlag,

Frohlockt im Sieg, kämpft um die Krone;

Identifiziert mit Mental und Körper und Leben

Nimmt es deren Angst und Niederlage auf sich,

Blutet von den Peitschenschlägen des Schicksals und hängt am Kreuz,

Und ist dennoch das unverwundbare und unsterbliche Selbst,

Das den Akteur auf der Menschenbühne unterstützt.

Durch dies schickt sie uns ihre Glorie und ihre Mächte,

Drängt uns zu den Höhen der Weisheit, durch die Abgründe des Elends;

Sie gibt uns die Kraft, unsere alltägliche Arbeit zu leisten

Und Mitgefühl, das am Kummer anderer teilnimmt,

Und das bisschen Stärke, die wir haben, um unserer Art zu helfen,

Wir, die wir unsere Rolle im Universum spielen müssen,

Selbst agierend in einer schwachen menschlichen Gestalt

Und auf unseren Schultern die ringende Welt tragen.

Dies ist in uns die Gottheit, klein und entstellt;

In diesen menschlichen Teil des Göttlichen

Setzt sie die Größe der Seele in der Zeit,

Um emporzuheben von Licht zu Licht, von Macht zu Macht,

Bis er als ein König auf himmlischem Gipfel steht.

Im Körper schwach, in seinem Herzen die unbesiegbare Macht,

Steigt er stolpernd aufwärts, gehalten von ungesehener Hand,

Ein mühsam ringender Geist in einer sterblichen Gestalt.

Diese körperliche Erscheinung ist nicht alles;

Die Form täuscht, die Person ist eine Maske;

Verborgen tief im Menschen können Himmelsmächte wohnen.

Sein zerbrechliches Schiff befördert durch das Meer der Jahre

Ein Inkognito des Unvergänglichen.

Ein Geist, der eine Flamme Gottes ist,

Ein feuriger Teil des Wundervollen,

Ein Künstler seiner eigenen Schönheit und Wonne,

Verweilt unsterblich in unserer sterblichen Armut.

Dieser Bildhauer der Formen des Unendlichen,

Dieser abgeschirmte unerkannte Einwohner,

Eingeweihter seiner eigenen verborgenen Mysterien,

Versteckt in einem kleinen stummen Samenkorn sein kosmisches Denken.

In der stummen Stärke der okkulten Idee,

Die vorbestimmte Gestalt und Tat festlegt,

Passagier von Leben zu Leben, von Stufe zu Stufe,

Wechselnd sein Selbstbildnis von Form zu Form,

Sieht er die Ikone unter seinem Blicke wachsen,

Und im Wurm sieht er den kommenden Gott voraus.

Dies Samen-Selbst, ins Unbestimmte eingesät,

Verwirkt die Glorie seiner Göttlichkeit,

Verbergend die Allmacht seiner Kraft,

Verbergend die Allweisheit seiner Seele;

Als Mittler seines eigenen transzendenten Willens,

Versenkt es Wissen in der unbewussten Tiefe;

Annehmend Irrtum, Kummer, Tod und Schmerz,

Bezahlt es das Lösegeld der unwissenden Nacht,

Wiedergutmachend den Absturz der Natur mit seiner Substanz.

In dieser Ausstattung von fleischlichem Leben

Überlebt eine Seele, die ein Funke Gottes ist,

Und manchmal bricht sie durch den schmutzigen Vorhang

Und entzündet ein Feuer, das uns halb göttlich macht.

Unsere Seele handelt aus ihrer mysteriösen Kammer;

Ihr Einfluss drückt auf unser Herz und Mental,

Drängt sie, über ihr sterbliches Selbst hinauszukommen.

Sie sucht nach dem Guten und der Schönheit und nach Gott;

Wir sehen hinter den Wänden des Selbstes unser grenzenloses Selbst,

Wir blicken durch das Glas unserer Welt auf halb sichtbare Weiten,

Wir jagen nach der Wahrheit hinter sichtbaren Dingen.

Eine Person, fortdauernd durch den Verlauf der Welten,

Obwohl immer dieselbe in vielerlei Gestaltungen

Und unerkennbar für das äußere Mental,

Annehmend unbekannte Namen in unbekannten klimatischen Zonen,

Prägt durch die Zeit in der abgegriffenen Buchseite der Erde

Eine wachsende Gestalt ihres geheimen Selbstes ein

Und lernt durch Erfahrung das, was der Geist wusste,

Bis sie ihre Wahrheit und Gott lebendig sehen kann.

Die Erde muss sich wandeln, werden dem Himmel gleich

Oder der Himmel herniedersteigen in die sterbliche Gestalt der Erde.

Damit jedoch solch weite spirituelle Wandlung sei,

Muss aus der mystischen Höhle im Herzen des Menschen

Die himmlische Psyche ihren Schleier fallen lassen

Und eintreten in die dicht gefüllten Räume der gewöhnlichen Natur

Und unverhüllt an deren vordersten Linie stehen

Und deren Denken leiten und Körper und Leben erfüllen.

Obwohl der Tod auf den Straßen des Lebens neben uns geht,

Als ein dunkler Zuschauer zu Beginn des Körpers

Und letztes Gericht über das sinnlose Werk des Menschen,

Ist das Rätsel seines vieldeutigen Angesichts ein anderes:

Tod ist eine Treppe, eine Tür, ein stolperndes Schreiten,

Das die Seele von Geburt zu Geburt machen muss,

Eine graue Niederlage, trächtig mit dem Sieg,

Eine Geißel, die uns gen todlosen Zustand treibt.

Die unbewusste Welt ist der Raum, den der Geist sich schuf,

Die ewige Nacht ein Schatten des ewigen Tages.

Die Nacht ist weder unser Anfang noch unser Ende;

Sie ist die dunkle Mutter, in deren Schoß wir uns sicher verborgen halten

Vor allzu jähem Erwachen zum Welten-Schmerz.

Wir kamen aus überirdischem Lichte zu ihr,

Durch Licht leben wir, und wir gehen hin zum Licht.

Alles, was geschaffen und dann wieder aufgehoben wird,

Erschafft die ruhige und beharrliche Vision des Einen

Unvermeidlich wieder, es lebt erneut:

Kräfte und Leben und Wesen und Ideen

Werden für eine Weile in die Stille aufgenommen;

Dort bilden sie neu ihren Zweck und ihre Richtung,

Prägen neu ihre Natur und reformieren ihre Gestalt.

Immer wandeln sie sich und wachsen stets im Wandel,

Und schreitend durch eine fruchtbringende Stufe des Todes

Und nach langem wiederherstellendem Schlaf

Nehmen sie ihren Platz am Werdegang der Götter wieder ein,

Bis ihre Arbeit in kosmischer Zeit getan ist.

Eine bewusste Seele in der Welt des Unbewussten,

Verborgen hinter unseren Gedanken und Hoffnungen und Träumen,

Ein gleichgültiger Meister, der unterzeichnet, was Natur vollführt,

Lässt den Statthalter Mental zum Schein den König sein.

In seinem schwimmenden Haus auf dem Meer der Zeit

Sitzt der Herrscher bei der Arbeit und rastet nie:

Er ist eine Marionette im Tanz der Zeit;

Er wird getrieben von den Stunden, der Ruf des Augenblicks

Nötigt ihn mit dem Drängen der Lebensbedürfnisse

Und dem babylonischen Stimmengewirr der Welt.