Kapitel 14
Erkenne die Hauptstörenfriede, wenn Frieden herabkommt
Worte Sri Aurobindos
Es ist immer besser, Frieden zu haben. Im Vital ist stets etwas, das widersteht und zu verzögern versucht; doch wenn sich das innere Wesen hinreichend öffnet und du im inneren Wesen zu leben vermagst, kann der Friede herabkommen und sich dort auf eine Weise festigen, dass die vitalen Regungen an der Oberfläche zwar vorhanden sein mögen, aber den inneren Frieden nicht brechen können.
Worte Sri Aurobindos
Die Herabkunft des Friedens ist häufig eine der ersten großen positiven Erfahrungen der Sadhana. In diesem Stadium des Friedens wird das normale denkende Mental (buddhi) still oder vermindert den größten Teil seiner Aktivität; sobald dies jedoch der Fall ist, bricht sehr häufig, sofern man nicht auf der Hut ist, das vitale Mental ein, oder aber eine Art von mechanisch-physischem oder ziellosem, unterbewusstem Mental beginnt aufzusteigen und zu wirken; dies stört die Stille am meisten. Oder aber das niedere Vital versucht zu stören; das lässt dann das Ego aufkommen und die Leidenschaften mit ihrem Spiel. All dies sind Anzeichen von Elementen, die man loswerden muss; denn wenn sie fortbestehen, und andere, höhere Mächte herabzukommen beginnen – die [göttliche] Macht und Kraft, das Wissen, die Liebe oder das Ananda –, dann stoßen sie auf diese niederen Dinge, mit dem Ergebnis, dass entweder das höhere Bewusstsein sich zurückzieht oder sein Herabkommen verdeckt und der Impuls, der von ihm ausgeht, für die Zwecke der niederen Natur missbraucht wird. Das ist der Grund, warum viele Sadhaks, nachdem sie große Erfahrungen hatten, in den Griff eines vergrößerten Egos geraten und Opfer von Umwälzungen und Ehrgeiz, übertriebenem Sex-Verlangen oder anderen vitalen Leidenschaften oder Verzerrungen werden. Es ist daher immer gut, wenn der positiven Erfahrung eine vollständige Läuterung des Vitals entweder vorausgeht oder mit ihr Schritt hält, zumindest in Naturen, die ein starkes Vital besitzen.
Worte Sri Aurobindos
Es ist nichts Unerwünschtes, wenn das Mental zum Schweigen kommt, wenn es zu denken aufhört und still wird – denn dann findet meist die volle Herabkunft eines weiten Friedens statt, und in dieser weiten Ruhe breitet sich allenthalben die Verwirklichung des schweigenden Selbstes über dem Mental in seiner Unermesslichkeit aus. Sobald jedoch der Friede und dieses mentale Schweigen eingetreten sind, versucht das vitale Mental einzudringen und den Platz einzunehmen, oder aber das mechanische Mental versucht mit dem gleichen Ziel, seine kreisenden, banalen und gewohnten Gedanken geltend zu machen. Der Sadhak hat daher diese Eindringlinge vorsichtig zurückzuweisen und zu vertreiben, damit zumindest während der Meditation der Friede und die Stille des Mentals und Vitals vollständig bewahrt werden.
Dies geschieht am besten, indem man einen starken und schweigenden Willen bewahrt. Dieser Wille ist der Wille des Purusha hinter dem Mental, und sobald das Mental zu Frieden und Schweigen gelangt ist, kann man diesen Purusha wahrnehmen – der ebenfalls schweigend und von der Tätigkeit der Natur getrennt ist.
Worte Sri Aurobindos
Deine Schwierigkeit in der Sadhana kann vom vitalen oder physischen Mental herrühren, das aktiv wird. Das geschieht oft nach den ersten Erfahrungen der Stille und des Schweigens. Man muss sich in der Meditation von diesen Tätigkeiten loslösen, wie ein Betrachter, und auch in diese Teile die ursprüngliche Stille rufen. Aber das mag Zeit in Anspruch nehmen.
Worte Sri Aurobindos
Diese beiden Bewegungen [Aufstieg und Herabkunft] können blockiert werden – eine Blockierung oben durch das Mental und die niedere Natur, für die jene Bewegung ungewohnt ist (tatsächlich ist es das und nicht Unfähigkeit), und eine Blockierung unten, die dem physischen Bewusstsein und seiner natürlichen Schwerfälligkeit sich zu verändern zuzuschreiben ist. Diese Blockierungen hat jeder, doch können sie durch beharrlichen Willen, durch Aspiration oder abhyasa überwunden werden.
Worte Sri Aurobindos
Es ist nicht möglich, den Frieden des Mentals zu erlangen, wenn man sich dem vitalen Ego und dem turbulenten Spiel des vitalen Mentals, der Revolte, der Forderung und der Ungeduld hingibt. Abhiman, Revolte, gewaltsames Beharren auf der Befriedigung von Ansprüchen und Wünschen sind dem Geist des Yoga fremd, sie können nur Unruhe und Ärger bringen. Wenn du Frieden im Mental und wahre Sadhana willst, musst du als Erstes aufhören, all diese Dinge als gerechtfertigt oder vertretbar anzusehen oder auf ihnen zu bestehen. Du musst erkennen, dass du, indem du all dies in dir aufsteigen lässt, selbst derjenige bist, der seine eigenen Schwierigkeiten geschaffen hat, und du musst dich entschlossen von diesen Dingen trennen und sie aus dir entfernen. Solange du das nicht mit Entschlossenheit tust, kann nichts getan werden, und solange ist kein spiritueller Fortschritt oder Erfolg möglich.
Worte Sri Aurobindos
Dein heutiger Brief macht sehr deutlich, was vor sich geht. Die Kraft, von der du anfangs das Gefühl hattest, dass sie herabkam, wollte den Weg für die Herabkunft des höheren Bewusstseins in Mental und Körper öffnen. Deshalb kam sie mit solcher Kraft herab, und die Schwierigkeit, sie zu halten oder zu assimilieren, lag einfach daran, dass der Körper daran nicht gewöhnt war. Aber wie so oft bereitet die Kraft ihren eigenen Empfang vor und gewöhnt den Körper an die Herabkunft. Nachdem sie das ausreichend getan hat, kommt sie als massiver Frieden herab.
Worte Sri Aurobindos
Was auch immer von oberhalb des Kopfes kommt, ob es nun die Präsenz, der Friede, das Ananda oder irgendetwas anderes ist, steigt normalerweise zuerst in den Kopf hinab, dann, nachdem es alle mentalen Zentren besetzt hat, kommt es hinunter in das Herz und von dort in die vitalen Zentren und nimmt den ganzen Körper ein. Wenn es einen Widerstand gibt, wird er als Last und Druck empfunden – wenn der Weg offen ist, verschwindet der Druck und es gibt nur noch die Sache selbst. Sobald der Weg dorthin offen ist, tritt es in jedes Zentrum ein.
Worte Sri Aurobindos
Der Druck ist der der Kraft der Mutter. Wenn es einen Widerstand gibt, fühlt man den Druck. Wenn der Widerstand beseitigt ist, gibt es die Leichtigkeit und die Ruhe.
Worte Sri Aurobindos
Derzeit versuche ich abends, ruhig zu bleiben und eine halbe Stunde lang zu beten. Dann spüre ich eine Last oder einen Druck auf meinem Kopf. Es ist so ruhig und kühl und hat doch so viel Kraft und Feuer. Dann werde ich durch nichts mehr gestört. Früher habe ich das auch an bestimmten Tagen gespürt, aber dann habe ich es wegen einer Bewusstseinsstörung verloren.
Diese Last oder dieser Druck auf dem Kopf ist immer das Zeichen dafür, dass die Kraft der Mutter mit dir in Kontakt ist und von oben drängt, um dein Wesen zu umhüllen und in den Adhara einzutreten und ihn zu durchdringen – normalerweise geht sie auf ihrem Weg nach unten nach und nach durch die Zentren. Manchmal kommt sie zuerst als Friede, manchmal als Kraft, manchmal als das Bewusstsein der Mutter und ihrer Gegenwart, manchmal als Ananda.
Wenn du sie früher verloren hast, muss das entweder auf ein Aufbäumen vitaler Unvollkommenheiten in dir selbst oder auf einen Angriff von außen zurückzuführen sein. Natürlich muss der Druck nicht immer da sein, aber wenn die Dinge ihren normalen Lauf nehmen, kehrt er gewöhnlich zurück oder hält an, bis der Adhara offen ist und es kein weiteres Hindernis für die Herabkunft des höheren Bewusstseins gibt.
Worte Sri Aurobindos
Die gewöhnlichen vitalen Emotionen sind es, die Energie verschwenden und die Konzentration und den Frieden stören und die verhindert werden müssen.
Worte Sri Aurobindos
Die Emotion ist ein gutes Element im Yoga… Sie muss aber eine reine Emotion werden und auf spirituellem Frieden und auf spiritueller Freude begründet sein und sie muss in Ananda umgewandelt werden können.
Worte Sri Aurobindos
Viele Menschen erfahren zuerst eine Öffnung in das kosmische Bewusstsein, aber ohne die Basis des höheren Friedens und des Lichtes bringt es nur eine Masse von unorganisierten Erfahrungen.
Worte der Mutter
Ständig das zu tun, von dem man weiß, dass man es nicht tun sollte, geht auf Kosten des ganzen Friedens, aller möglichen Ruhe, allen Wohlbefindens, das man haben kann. Wer lügt, ist ständig unruhig in der Furcht, dass seine Lüge aufgedeckt werden könnte; wer falsch gehandelt hat, ist in ständiger Angst bei dem Gedanken, dass er vielleicht bestraft werden könnte; wer zu täuschen versucht, findet keinen Frieden, aus Angst, es könnte herauskommen, dass er täuscht.