Kapitel 13

Widerstände gegenüber dem Hervorkommen der Seele

Worte Sri Aurobindos

Wenn sich die Seele dem Göttlichen zuwendet, kann ein Widerstand im Mental auftreten, der meist in Form von Leugnung und Zweifel in Erscheinung tritt, was mentales und vitales Leiden hervorrufen kann. Es kann auch einen Widerstand in der vitalen Natur geben, deren hauptsächlicher Wesenszug das Begehren und das Verhaftetsein mit den Gegenständen des Begehrens ist, und wenn auf diesem Gebiet ein Konflikt zwischen der Seele und der vitalen Natur besteht, zwischen der Anziehungskraft des Göttlichen und dem Sog der Unwissenheit, dann leiden das Mental und der vitale Teil ganz offensichtlich. Auch das physische Bewusstsein kann Widerstand bieten, der im Allgemeinen in einer grundlegenden Trägheit besteht, einer Dunkelheit im reinen Stoff des Physischen, in einem Nichtbegreifen, einer Unfähigkeit, auf das höhere Bewusstsein anzusprechen, sowie in der Gewohnheit, hilflos und mechanisch auf das Niedere zu reagieren, selbst wenn es nicht will. Daraus kann sowohl vitales als auch physisches Leiden entstehen. Außerdem gibt es den Widerstand der Universalen Natur, die nicht will, dass das Wesen aus der Unwissenheit in das Licht entkommt. Das kann die Form eines leidenschaftlichen Beharrens auf der Weiterführung der alten Bewegungen annehmen, deren Wogen das Mental, Vital und den Körper erfassen, so dass die alten Ideen, Impulse, Begierden, Gefühle und Reaktionen fortbestehen – selbst nachdem sie hinausgeworfen und zurückgewiesen wurden – und wie eine Armee, die von außen angreift, zurückkehren können, bis schließlich die ganze dem Göttlichen hingegebene Natur sich weigert, sie anzunehmen. Das ist die subjektive Form des universalen Widerstandes. Er kann aber auch eine objektive Form annehmen – Feindseligkeit, Verleumdung, Angriffe, Verfolgung, Unglück von vielerlei Art, feindliche Bedingungen und Umstände, Schmerzen, Krankheiten, Bedrohung von Seiten der Menschen oder Kräfte. Auch hier liegt die Möglichkeit des Leidens auf der Hand. Es gibt zwei Wege, all dem zu begegnen: Erstens den des Selbstes, der Stille, des Gleichmuts – ein Geist, Wille, Mental, Vital, ein physisches Bewusstsein, die entschlossen dem Göttlichen zugewandt bleiben und sich von all den Suggestionen des Zweifels, Begehrens, Verhaftetseins, von Depression und Kummer, Schmerz und Trägheit nicht erschüttern lassen. Das ist möglich, wenn das innere Wesen erwacht, wenn man sich des Selbstes bewusst wird, des inneren Mentals, des inneren Vitals, des inneren Physischen, denn sie können sich leichter dem göttlichen Willen anpassen, und dann findet eine Spaltung im Wesen statt, als ob es zwei Wesen gäbe, eines im Inneren, ruhig, stark, gleichmütig, gelassen, ein Kanal des Göttlichen Bewusstseins und der Göttlichen Kraft, und ein äußeres, das immer noch von der niederen Natur missbraucht wird. Dann aber werden die Störungen durch letzteres etwas Oberflächliches sein – nicht mehr als ein äußerliches Kräuseln, bis auch dieses unter dem inneren Druck dahinschwindet und versinkt und auch das äußere Wesen ruhig, konzentriert und unangreifbar bleibt. Es gibt auch den Weg der Seele – er besteht darin, dass das seelische Wesen mit seiner ihm innewohnenden Kraft, seiner Weihung, Anbetung, seiner Liebe für das Göttliche, seiner Selbst-Hingabe und Überantwortung hervortritt und diese dem Mental, Vital und physischen Bewusstsein auferlegt und sie zwingt, all ihre Regungen auf Gott zu richten. Wenn die Seele stark und ganz und gar Gebieter ist, gibt es kein subjektives Leiden mehr oder nur noch wenig, und das objektive kann weder die Seele noch die anderen Teile des Bewusstseins berühren – der Weg ist sonnenhell, und eine große Freude und Süße werden zum Grundton der ganzen Sadhana. Was die äußeren Angriffe und feindlichen Umstände anbelangt, so hängt das von dem Wirken der Kraft ab, die die Beziehung des Wesens zur äußeren Natur umwandelt. In dem Maß, in dem die Kraft ihren Sieg ausdehnt, werden sie eliminiert werden. Sie können die Sadhana nicht behindern, wie lange auch immer sie andauern, denn dann werden selbst feindliche Dinge und Geschehnisse ein Mittel für ihren Fortschritt und für das Wachsen des Geistes werden.

Worte Sri Aurobindos

Das Göttliche ist da, aber Es missachtet nicht die Bedingungen, Gesetze und Umstände der Natur. Diese Umstände sind es, unter denen Es all seine Arbeit tut, Seine Arbeit in der Welt und im Menschen und folglich auch im Sadhak, im Strebenden, selbst im Gott-Erkennenden und Gott-Liebenden. Sogar der Heilige und der Weise haben weiterhin Schwierigkeiten und werden durch ihre menschliche Natur behindert. Eine vollständige Befreiung und Vollendung oder das vollständige Besitzergreifen des Göttlichen [durch den Sadhak] und die Besitzergreifung [des Sadhaks] durch das Göttliche sind möglich, sie geschieht aber meist nicht durch ein schlichtes Wunder oder eine Reihe von Wundem. Das Wunder kann geschehen und geschieht, aber nur wenn der Ruf voll gehört wird und das vollständige Selbstgeben der Seele und das gänzliche weiteste Sich-Öffnen der menschlichen Natur stattfindet.

Worte Sri Aurobindos

Dem sonnenhellen Pfad können jene folgen, die fähig sind, die Hingabe zu vollziehen, zuerst eine zentrale Hingabe und später ein vollständigeres Selbstgeben in allen Teilen des Wesens. Wenn sie die Haltung der zentralen Hingabe einnehmen und aufrechterhalten können, wenn sie sich ganz dem Göttlichen überlassen können und freudig das annehmen, was immer vom Göttlichen auf sie zukommt, dann wird ihr Pfad sonnenhell werden und kann sogar gerade und einfach sein. Sie können nicht allen Schwierigkeiten entgehen, kein Suchender kann das, aber sie werden fähig sein, ihnen ohne Schmerz und Verzagtheit zu begegnen – so wie Yoga entsprechend der Empfehlung der Gita tatsächlich ausgeübt werden soll, anirvinnacetasa – auf die innere Führung vertrauend und sie mehr und mehr wahrnehmend oder aber auf die äußere Führung durch den Guru. Man kann dem sonnenhellen Pfad auch dann folgen, wenn man kein Licht und keine Führung empfindet, aber ein lichter, fester Glaube und eine glückliche bhakti bestehen oder erworben werden können oder wenn man die Natur eines spirituellen Optimisten und den festen Glauben oder das feste Gefühl hat, dass alles, was durch das Göttliche geschieht, zum besten ist, auch wenn wir sein Tun nicht verstehen können. Doch haben nicht alle diese Natur; die meisten sind sehr weit davon entfernt, und die volle oder selbst die zentrale Hingabe ist nicht so leicht zu vollziehen, und sie immer zu bewahren ist schwer genug für unsere menschliche Natur. Wenn diese Dinge nicht gegeben sind, wird die Freiheit der Seele nicht erreicht, und wir müssen uns stattdessen dem Gesetz unterwerfen oder eine harte und schwierige Disziplin erfüllen.

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