Kapitel 12

Einige Ratschläge

Worte der Mutter

Brach liegende Felder bringen Unkraut hervor. Wir wollen kein Unkraut in uns, also lasst uns das weite Feld unserer Nächte bearbeiten.

Denke nicht, dass das auch nur im Geringsten der Tiefe deines Schlafes schaden könnte und der Wirksamkeit des Ruhens, welches nicht nur unverzichtbar, sondern auch wohltuend ist. Im Gegenteil, es gibt viele Menschen, deren Nächte ermüdender sind als ihre Tage, aus Gründen, die sich oft ihrem Verständnis entziehen. Sie sollten sich dieser Gründe bewusst werden, so dass ihr Wille auf sie einwirken und ihre Wirkungen beseitigen kann, das heißt diesen Aktivitäten, die in solchen Fällen fast immer nutzlos und sogar schädlich sind, ein Ende bereiten.

Wenn unsere Nacht dazu geführt hat, dass wir neue Erkenntnisse gewonnen haben – die Lösung eines Problems, den Kontakt unseres inneren Wesens mit irgendeinem Zentrum des Lebens oder des Lichts oder sogar die Erfüllung irgendeiner nützlichen Aufgabe –, dann werden wir immer mit einem Gefühl der Stärke und des Wohlbefindens erwachen.

Die Stunden, die damit vergeudet werden, weder Gutes noch Nützliches zu tun, sind diejenigen, die am meisten ermüden.

Worte Sri Aurobindos

Es ist das Wachmental, das denkt und etwas will und das Leben im Wachzustand mehr oder weniger kontrolliert. Im Schlaf ist dieses Mental nicht zugegen, und die Kontrolle entfällt. Nicht das denkende Mental sieht, träumt usw. und ist in ziemlich zusammenhangsloser Weise im Schlaf bewusst. Es ist meist das sogenannte Unterbewusste, das dann hochkommt. Wäre das Wachmental im Körper aktiv, dann könnte man nicht schlafen.

Worte Sri Aurobindos

Die Depression, die im Schlaf über dich kam, muss eine von zwei möglichen Ursachen gehabt haben. Es kann der Überrest gewesen sein, den eine unerfreuliche Erfahrung zurückgelassen hat, die in einem unangenehmen Bereich der vitalen Welten stattfand – und solche Orte gibt es dort in Hülle und Fülle. Es war wohl kaum eine Attacke, denn das hätte mit Sicherheit einen deutlicheren Eindruck hinterlassen, dass sich etwas [Bestimmtes] ereignet hat, selbst wenn keine eigentliche Erinnerung damit verbunden war; doch allein bestimmte Orte zu betreten oder ihren Bewohnern zu begegnen oder mit ihrer Atmosphäre in Berührung zu kommen kann eine deprimierende und lähmende Auswirkung haben, es sei denn, man wäre ein geborener Kämpfer und hätte ein aggressives Vergnügen daran, sich diesen Feuerproben zu unterziehen und sie zu bestehen. Wenn das die Ursache deiner Depression ist, brauchst du nur entweder diese Ebene zu meiden, was, wenn du einmal weißt, was sich dort ereignet, durch die Bemühung deines Willens geschehen kann, oder aber dich mit einem besonderen Schutz gegenüber dem Kontakt mit dieser Atmosphäre zu umgeben. Die andere mögliche Ursache [der Depression] ist ein Absacken in einen zu dunklen und unterbewussten Schlaf – das hat manchmal die Auswirkung, die du beschreibst. Lass dich aber auf keinen Fall entmutigen, wenn sich diese Dinge ereignen; es sind die üblichen Erscheinungen, denen man unweigerlich begegnet, sobald man hinter den Schleier dringt und die okkulten Ursachen der psychologischen Geschehnisse in uns berührt. Man muss die Ursachen erkennen, von der Schwierigkeit Kenntnis nehmen und ihr begegnen und immer darauf reagieren – man darf niemals die Depression, die auf dich geworfen wurde, akzeptieren, sondern muss reagieren, wie du es das erste Mal getan hast. Genauso wie uns ständig Kräfte umgeben, deren Anliegen es ist zu deprimieren und zu entmutigen, sind auch immer Kräfte über uns und um uns, auf die wir uns stützen können, die wir in uns hereinziehen können, damit sie uns regenerieren und erneut mit Stärke, Glauben, Freude und jener Macht erfüllen, die ausharrt und überwindet. Man kann es tatsächlich zu einer Gewohnheit machen, sich diesen hilfreichen Kräften zu öffnen und sie entweder passiv zu empfangen oder aktiv in Anspruch zu nehmen – denn beides ist möglich. Es ist leichter, wenn du weißt, dass sie über dir und um dich herum sind, und den Glauben und Willen hast, sie zu empfangen – denn das bringt dann die Erfahrung und das konkrete Gefühl von ihnen und die Fähigkeit, sie bei Bedarf oder nach Wunsch aufzunehmen. Es ist eine Frage der Gewöhnung deines Bewusstseins [an die Möglichkeit], mit diesen hilfreichen Kräften in Kontakt zu kommen und den Kontakt zu bewahren – und zu diesem Zweck musst du dich daran gewöhnen, die Einwirkungen der anderen Kräfte auf dich, wie Depression, Mangel an Selbstvertrauen, Unzufriedenheit und alle ähnlichen Störungen, zurückzuweisen.

Worte Sri Aurobindos

Die durch die Nacht verursachte Kluft und das Erwachen in einem gewöhnlichen Bewusstsein erfährt beinahe jeder (natürlich ist das „gewöhnliche“ Bewusstsein des Einzelnen seinem Fortschritt entsprechend verschieden), es hat aber keinen Wert, den Wunsch zu haben, im Schlaf bewusst zu sein. Du musst die Gewohnheit annehmen, den Faden des Fortschritts sobald wie möglich zurückzugewinnen, und zu diesem Zweck muss nach dem Aufstehen eine gewisse Konzentration stattfinden.

Nachts musst du konzentriert in den Schlaf eintreten – du musst fähig sein, dich mit geschlossenen Augen zu konzentrieren, dich niederzulegen und dabei die Konzentration in den Schlaf zu vertiefen – das heißt, dass der Schlaf ein konzentriertes Nach-innen-Gehen werden muss, weg vom äußeren Wachzustand. Wenn du es für notwendig hältst, [vorher] eine Zeitlang still zu sitzen, kannst du es tun, doch lege dich dann hin und bewahre die Konzentration, wie es oben geschildert wurde.

Worte Sri Aurobindos

Im Schlaf bewusst zu sein: Du musst damit beginnen, dich, bevor du einschläfst, mit einem bestimmten Willen und Streben zu konzentrieren. Es mag eine Zeitlang dauern, bis der Wille oder das Streben das Unterbewusstsein erreicht, doch wenn es aufrichtig, stark und stetig geschieht, führt es nach einiger Zeit zum Erfolg – so dass sich im Schlaf selbst ein automatisches Bewusstsein und ein automatischer Wille fortsetzen, die das Erforderliche ausrichten.

Worte Sri Aurobindos

Du brauchst nicht sofort zu meditieren (nach dem Erwachen am Morgen), nimm aber für einige Augenblicke eine konzentrierte Haltung ein und erbitte die Gegenwart der Mutter für den Tag.

Worte Sri Aurobindos

Wenn du den Yoga ausübst, öffnet sich das Bewusstsein und du nimmst besonders im Schlaf Dinge, Szenen, Wesen, Geschehnisse von anderen (nicht physischen) Welten wahr, gehst selbst im Schlaf dorthin und bist dort tätig. Sehr oft haben diese Dinge eine Bedeutung für die Sadhana. Daher brauchst du es nicht zu bedauern, all dies zu sehen, wenn du schläfst oder meditierst.

Auf keinen Fall aber solltest du Furcht haben. Die Tatsache, dass du fähig warst, die mit dir kämpfenden Wesen zu vernichten (es waren Wesen einer feindlichen vitalen Welt), ist sehr erfreulich, denn sie zeigt, dass irgendwo in deiner vitalen Natur Stärke und Mut ist. Außerdem solltest du, da du den Namen der Mutter gebrauchst und ihren Schutz hast, nichts fürchten.

Worte Sri Aurobindos

Wenn etwas aus dem Wachbewusstsein hinausgeworfen wurde, erscheint es oft im Traum wieder. Diese Wiederkehr ist von zweierlei Art. Die eine ist, wenn eine Sache aufgehört hat zu bestehen, aber im Unterbewusstsein die Erinnerung daran und der Eindruck davon noch fortbestehen und im Schlaf in der Traumform erscheinen. Diese unterbewusste Wiederkehr im Traum ist ohne Bedeutung; sie ist eher ein Schatten als eine Realität. Bei der anderen Art handelt es sich um Träume, die in das Vital kommen, um zu zeigen oder zu prüfen, wie weit in einem bestimmten Teil des inneren Wesens die alte Bewegung noch vorhanden oder ob sie überwunden ist. Denn im Schlaf ist die Kontrolle des wachen Bewusstseins und Willens ausgeschaltet. Wenn man trotzdem sogar im Schlaf bewusst ist und entweder die alte Bewegung nicht fühlt, sobald sich im Traum die sie früher auslösenden Umstände wiederholen, oder aber sie sofort bekämpft und hinausstößt, kann man erkennen, dass auch dort der Sieg errungen ist.

Worte Sri Aurobindos

Die physische ist nicht die einzige Welt. Es gibt andere, die uns durch Traum-Berichte, durch die feinen Sinne, durch Einflüsse und Kontakte, durch die Fantasie, Intuition und Vision bewusst werden. Es gibt Welten eines größeren, subtileren Lebens als dem unseren – vitale Welten; oder Welten, in denen das Mental seine eigenen Formen und Gestalten bildet – mentale Welten; seelische Welten, die die Heimat der Seele sind; andere über uns, mit denen wir wenig Kontakt haben. In jedem von uns gibt es sowohl eine mentale, eine seelische, eine vitale und eine feinstoffliche Bewusstseinsebene als auch die grobstoffliche und materielle Ebene. Die gleichen Ebenen gibt es im Bewusstsein der allgemeinen Natur. Wenn wir in diese anderen Ebenen eintreten oder mit ihnen Kontakt aufnehmen, treten wir mit jenen Welten über den physischen in Verbindung. Im Schlaf verlassen wir den physischen Körper, in welchem nur ein unterbewusster Rest zurückbleibt; und treten in alle möglichen Ebenen und Welten ein. In jeder von ihnen sehen wir Szenen, begegnen Wesen, nehmen an Geschehnissen teil und stoßen auf Gestaltungen, Einflüsse, Suggestionen, welche zu diesen Ebenen gehören. Selbst wenn wir wach sind, bewegt sich ein Teil von uns auf diesen Ebenen, doch finden ihre Tätigkeiten dann hinter dem Schleier statt; unser Wachmental ist sich dessen nicht bewusst. Viele Träume sind nur unzusammenhängende Gestaltungen unseres Unterbewusstseins, andere hingegen sind Berichte (oft sehr vermischt und entstellt) oder Übertragungen von Erfahrungen auf diesen überphysischen Ebenen. Wenn wir die Sadhana ausüben, wird diese Art von Träumen etwas sehr Allgemeines. Die unterbewussten Träume hören dann auf zu dominieren.

Die Kräfte und Wesen der vitalen Welt haben großen Einfluss auf menschliche Wesen. Die vitale Welt ist einerseits eine Welt der Schönheit – Dichter, Künstler, Musiker stehen mit ihr in engem Kontakt. Sie ist ebenso eine Welt der Mächte und Leidenschaften, der Lüste und Begierden – und unsere eigenen Lüste und Begierden, unsere Leidenschaften und Bestrebungen können uns mit den vitalen Welten, mit ihren Wesen und Kräften in Verbindung bringen. Darüber hinaus ist es eine Welt von dunklen, gefährlichen und abscheulichen Dingen. Alpträume, wie X sie hatte, sind Kontakte mit dieser Seite der vitalen Ebene. Der Ursprung von vielem, was in den Menschen dämonisch, schmutzig, grausam und niedrig ist, ist auf ihre Einflüsse zurückzuführen.

Worte Sri Aurobindos

Das sind Träume, die aus der vitalen Welt stammen. Drei Dinge müssen im Hinblick auf sie entwickelt werden:

1. die Gewohnheit, selbst im Traum sofort nach der Mutter zu rufen;

2. Furchtlosigkeit – wenn man keine Furcht hat, werden diese Kräfte der anderen Welt machtlos;

3. der Realität solcher Gestaltungen keinen Glauben zu schenken und sie lediglich als Gestalt gewordene Suggestionen zu betrachten, genauso wie man eine grässliche Vorstellung von diesem oder jenem Geschehen haben kann, während die Vernunft weiß, dass es eine bloße Machenschaft der Fantasie ist, und sich dadurch nicht beeindrucken lässt.

Ein Gebet Sri Aurobindos

Sei immer bei mir, sowohl in der Nacht wie am Tage.

Lass mich immer die Wirklichkeit deiner Gegenwart in mir wahrnehmen, sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand.

Bewahre dies Gefühl und lass Wahrheit, Bewusstsein und Seligkeit beständig und zu allen Zeiten in mir wachsen.

Wir benutzen Cookies

Wir verwenden auf unserer Website nur für den Betrieb notwendige sowie sogenannte Session Cookies, also ausdrücklich keine Werbe- oder Trackingcookies.

Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Website zur Verfügung stehen.