Kapitel 12
Das Wort aus dem Schweigen
Was du über die spontane Entwicklung der Fähigkeit im Versmaß nach einer stillen und untätigen Inkubation von mehr als zwei Jahren sagst, ist ganz richtig. Aber es ist nicht erstaunlich; es geschieht oft und ist ganz natürlich für den, der die Gesetze des Seins durch Beobachtung und Erfahrung kennt. Genauso stellt man plötzlich fest, dass man mehr über eine Fremdsprache oder ein Thema weiß, nachdem man sich nach einer kurzen Pause ohne Studium wieder damit beschäftigt hat; Probleme, die man als unlösbar aufgegeben hatte, lösen sich spontan und leicht nach dem Schlaf oder wenn man sie wieder aufgreift; Wissen oder Ideen steigen aus dem Inneren auf, ohne dass man etwas liest, lernt oder von anderen hört. Plötzlich auftauchende Fähigkeiten, Intuitionen, Quellen aller Art deuten auf die gleiche innere Kraft oder das gleiche innere Wirken hin. Das ist es, was wir meinen, wenn wir von dem Wort, der Erkenntnis oder der Tat sprechen, die aus der Stille kommen, von einem Wirken hinter dem Schleier, dessen sich der äußere Verstand nicht bewusst ist, das aber eines Tages seine Früchte trägt, von dem Inneren, das sich im Äußeren manifestiert. Was für den Uneingeweihten nur wie eine Theorie klingt, nämlich die scharfe Unterscheidung zwischen innerem Wesen und äußerem Bewusstsein, wird auf diese Weise zugleich wahr und praktisch. Auf diese Weise offenbaren sich auch unerwartete yogische Fähigkeiten, manchmal zweifellos als Ergebnis langer und scheinbar erfolgloser Bemühungen, manchmal als spontane Entfaltung dessen, was von Anfang an verborgen war, oder als Antwort auf einen Ruf, der ergangen war, aber zu diesem Zeitpunkt und für lange Zeit unbeantwortet zu bleiben schien.
