Kapitel 11

Yogische Ruhe

Worte der Mutter

Stellen wir uns während der Nacht einem Problem, so sucht es höhere Bereiche unseres Wesens auf, und am Morgen erhalten wir die Antwort, die Lösung, denn dort, in den Tiefen unseres Bewusstseins, wissen wir Dinge, die uns in unserem äußeren Bewusstsein unbekannt sind.

Worte der Mutter

Mutter, was ist „der zunehmend in yogische Ruhe verwandelte Schlaf“?

Ah! Yogische Ruhe, das bedeutet, an die Stelle eines unbewussten Schlafes tritt ein bewusster Schlaf – wenn man das Schlaf nennen will. Der Körper ist in einem Zustand vollständiger Ruhe, mit entspannten Nerven, entspannten Muskeln. Man ist vollständig entspannt und in Ruhe, aber der Geist bleibt bewusst, bewusst genug, um sowohl das Vital als auch das Mental zur Ruhe bringen zu können und alles in einen Zustand des Friedens, der Ruhe, der Unbewegtheit zu versetzen, damit das Bewusstsein vollständig frei ist. Das Bewusstsein kann sich also entweder ausruhen, wenn es das für notwendig hält, oder eine Arbeit tun, wenn es glaubt, dass sie notwendig ist; und in jedem Fall ist es frei und kann tun, wie und was es will, und kann in die Bereiche gehen, in die es gehen will. Aber die Teile, die zum gegenwärtigen physischen Wesen gehören, nämlich Mental, Vital und Physisches, sind in vollständiger Ruhe und in einer Art Unbewegtheit. Dadurch brauchen die Stunden des Schlafs nicht so lang zu sein. Man kann die Zahl der Schlafstunden sehr reduzieren, wenn man den Körper in diesem Ruhezustand lässt. Doch erfordert das viel Arbeit, und eine sehr bewusste Arbeit, nicht wahr, sehr bewusst und sehr nachhaltig. Das erreicht man nicht sofort, das kann Jahre der Disziplin erfordern. Ist es aber einmal erreicht, dann hat man den Schlaf unter Kontrolle und kann ihn einfach unterbinden. Zum Beispiel gibt es viele, die sich beim Schlafengehen in einem sehr guten Bewusstsein befinden, und wenn sie am Morgen erwachen, sind sie vollständig benommen und haben alles verloren, was sie am Abend vorher gewonnen hatten; und das kommt, weil ihr Schlaf unbewusst ist und sie vital oder mental oder im Feinstofflichen weggehen: Sie gehen an Orte, die nicht wünschenswert sind, oder sie fallen ins Unbewusste und verlieren in dieser Unbewusstheit alles, was sie gewonnen hatten. Yogische Ruhe ist etwas sehr Notwendiges, doch man erlangt sie nicht leicht. Das zu machen gehört mit zum Schwierigsten, aber es ist sehr nützlich; nur kann man es gar nicht ohne fortgesetzte, sehr beständige Führung machen, denn wenn man nicht weiß, wie man es machen soll, auch in den Einzelheiten, riskiert man Dummheiten.

Etwas kann man auf jeden Fall ohne jedes Risiko tun, nämlich, sich vor dem Einschlafen konzentrieren, jede Spannung im physischen Wesen lockern, versuchen – das heißt im Körper –, dass der Körper wie ein Schwamm auf dem Bett liegt, dass da nichts mehr ist, das Verkrampfungen und Krämpfe aufweist; ihn vollständig entspannen, als wäre er etwas Schwammähnliches. Und dann das Vital: es beruhigen, es so gut wie es dir möglich ist ruhig stellen, es so still, so friedvoll wie möglich machen. Und dann auch das Mental: versuchen, das Mental einfach inaktiv zu halten. Man muss eine große Kraft voller Frieden, eine Kraft großer Ruhe, des Schweigens, wenn möglich, auf das Gehirn legen, und dann nicht aktiv Gedanken nachjagen, nichts Anstrengendes tun, nichts, nichts. Auch da muss man die Bewegung lockern, aber sie in möglichst großer Stille und Ruhe entspannen.

Hat man das alles einmal gemacht, kannst du ein Gebet, eine Aspiration hinzufügen, gemäß deinem Naturell, um das Bewusstsein, den Frieden zu erbitten und um während des ganzen Schlafs vor allen feindlichen Kräften beschützt zu werden, um in einer konzentrierten ruhigen Aspiration und in einem Schutz zu sein. Bitte die Gnade, über deinen Schlaf zu wachen, und dann schlafe ein. Das ist Einschlafen unter den bestmöglichen Bedingungen. Was danach passiert, hängt von deinen inneren Impulsen ab, doch wenn du das unbeirrt machst, Nacht für Nacht, Nacht für Nacht, zeigt es nach einiger Zeit Wirkung.

Worte der Mutter

Was ist die Natur des traumlosen Schlafs?

Im Allgemeinen handelt es sich bei dem, was man traumlosen Schlaf nennt, um eines von zwei Dingen: Entweder erinnert man sich dessen nicht, was man geträumt hat, oder man ist in völlige Unbewusstheit gesunken, die sehr dem Tod gleicht, ja ein Vorgeschmack des Todes ist. Doch gibt es einen Schlaf, wo alle Teile des Wesens in Reglosigkeit, Frieden, völliges Schweigen verfallen und das Bewusstsein in Sachchidananda eintaucht. Dieser Zustand lässt sich kaum als Schlaf bezeichnen, denn er ist äußerst bewusst. Ein paar darin verbrachte Minuten geben mehr Ruhe und Erholung als Stunden gewöhnlichen Schlafs. Aber das erlangt man nicht von ungefähr; lange Übung ist nötig.