Kapitel 11

Wie man das Göttliche um etwas bittet

Worte der Mutter

Liebe Mutter, wenn man etwas braucht …, wie zum Beispiel, man will etwas wissen oder man braucht Führung oder sonst etwas, wie kann man es dem eigenen Bedürfnis entsprechend vom Göttlichen bekommen?

Indem du es vom Göttlichen erbittest. Wenn du das Göttliche nicht darum bittest, wie kannst du es bekommen?

Wenn du dich dem Herrn zuwendest und volles Vertrauen hast und wenn du Ihn bittest, wirst du bekommen, was du brauchst – nicht unbedingt das, was du glaubst zu brauchen, doch was du wirklich brauchst, wirst du bekommen. Doch musst du das Göttliche darum bitten.

Du musst diesen Versuch aufrichtig machen. Du darfst nicht erst durch alle Arten von äußeren Mitteln die Bemühung machen, es zu bekommen, und dann erwarten, dass der Herr es dir gibt, ohne Ihn darum gebeten zu haben. Eigentlich ist es so, dass du ihn darum bittest, wenn du willst, dass dir jemand etwas gibt, nicht wahr? Und warum erwartest du vom Herrn, dir etwas zu geben, um das du das Ihn nicht einmal gebeten hast?

Im gewöhnlichen Bewusstsein ist die Bewegung gerade entgegengesetzt. Du forderst etwas und sagst: „Ich brauche dies, ich brauche diese Beziehung, ich brauche diese Zuneigung, ich brauche dieses Wissen, usw. Nun, das Göttliche sollte es mir geben, sonst ist es nicht das Göttliche.“ Das heißt, du kehrst das Problem gänzlich um.

Zuallererst sagst du: „Ich brauche.“ Weißt du, ob du es wirklich brauchst oder ob es nur ein Eindruck ist, den du hast, oder ein Begehren oder eine ganz unwissende Regung? Erster Punkt: Du weißt nichts darüber.

Zweiter Punkt: Es ist genau dein Wille, den du dem Herrn aufzwingen willst, indem du Ihm sagst: „Ich brauche dies.“ Und dann bittest du Ihn nicht einmal darum: „Gib es mir.“ Du sagst: „Ich brauche es. Folglich, da ich es brauche, muss es zu mir kommen, ganz natürlich, spontan. Es ist die Aufgabe des Göttlichen, mir alles zu geben, was ich brauche.“

Doch wenn es sich herausstellt, dass du nicht wirklich weißt, was du brauchst, und dass es einfach eine Illusion und keine Wahrheit ist und du es obendrein vom Leben um dich herum erbittest und dich nicht an den Herrn wendest, und dass du keine Beziehung zwischen dir und Ihm schaffst, dass du nicht an Ihn denkst oder dich Ihm zuwendest, wenigstens mit einer gewissen Aufrichtigkeit in der Haltung, da du Ihn also um nichts bittest, dann gibt es keinen Grund für Ihn, dir irgendetwas zu geben.

Aber wenn du Ihn bittest, da Er das Göttliche ist, weiß Er ein wenig besser als du, was du brauchst. Er wird dir geben, was du brauchst.

Oder aber, wenn du darauf bestehst und Ihm deinen Willen aufzwingen willst, ist es gut möglich, dass Er dir gibt, was du willst, um dich aufzuklären und damit du merkst, dass du dich getäuscht hast, dass das nicht wirklich das war, was du brauchtest. Und dann fängst du an zu protestieren – ich meine nicht dich persönlich, ich meine alle Menschen –, und du sagst: „Warum hat mir das Göttliche etwas gegeben, was mir nicht guttut?“ – Und du vergisst dabei völlig, dass du es warst, der darum gebeten hat.

In beiden Fällen protestierst du gleichwohl. Wenn Er dir gibt, was du verlangst und das dir mehr schadet, als dass es dir guttut, protestierst du. Und dann, wenn Er es dir nicht gibt, protestierst du auch: „Wie! Ich habe Ihm gesagt, dass ich es brauche, und Er gibt es mir nicht!“

In beiden Fällen protestierst du, und das arme Göttliche wird angeklagt.

Nur wenn du statt alledem einfach in dir eine Aspiration hast, einen Drang, ein intensives glühendes Bedürfnis, Das zu finden, das du mehr oder weniger klar als die Wahrheit deines Wesens ansiehst, die Quelle aller Dinge, das höchste Gute, die Antwort auf alles, was wir begehren, die Lösung aller Probleme, wenn dieses intensive Bedürfnis in dir ist und du bestrebt bist, es zu verwirklichen, wirst du nicht länger zum Herrn sagen: „Gib mir dies, gib mir das“, oder: „Ich brauche dies, ich muss das haben.“ Du wirst zu Ihm sagen: „Tue für mich, was notwendig ist, und führe mich zur Wahrheit meines Wesens. Gib mir das, was Du in Deiner höchsten Weisheit als das siehst, was ich nötig habe.“

Und dann bist du sicher, dass du nichts falsch machst, und Er wird dir nichts geben, was dir schaden könnte.

Es gibt noch eine höhere Stufe, mit der zu beginnen es aber etwas schwieriger ist.

Doch ist Ersteres bereits ein sehr viel wahrhaftigeres Vorgehen als das, dem Göttlichen zu sagen: „Ich brauche das, gib es mir.“ Denn im Grunde gibt es nur sehr wenige Menschen, die wirklich wissen, was sie brauchen – sehr wenige. Und der Beweis dafür ist, dass sie stets auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Begierden sind. All ihre Anstrengung ist darauf ausgerichtet, und jedes Mal, wenn einer ihrer Wünsche erfüllt worden ist, sind sie enttäuscht. Und sie gehen zu einem anderen über.

Und nachdem man viel gesucht, viele Fehler gemacht, ziemlich viel gelitten hat und sehr enttäuscht ist, wird man manchmal weise und fragt sich, ob es nicht einen Weg aus all dem heraus gibt, das heißt einen Weg aus der eigenen Unwissenheit.

Und das ist der Augenblick, wo man dies machen kann (Mutter öffnet die Arme): „Hier bin ich, nimm mich und führe mich auf dem richtigen Weg.“

Worte der Mutter

Ich bin immer bei dir, doch du darfst niemals vergessen, mich zu rufen, denn durch das Rufen wird meine Gegenwart wirksam.