Kapitel 10

Über sich hinauswachsen

Worte der Mutter

Es heißt: „Je mehr du gibst, desto mehr empfängst du“. Bezieht sich das auf die physische Energie? Soll man eine körperliche Arbeit tun, die über die eigene Fähigkeit hinauszugehen scheint? Und welche Haltung sollte man während dieser Art von Arbeit einnehmen?

Wenn man nichts gäbe, würde man niemals empfangen. Die große Kraft, die ein Kind für sein Wachstum, für seine Entwicklung hat, kommt daher, dass es sich uneingeschränkt verausgabt.

Wenn man sich verausgabt, muss man sich natürlich wieder erholen und man muss sich die nötige Zeit dafür nehmen; was ein Kind an einem Tag nicht machen kann, kann es am nächsten Tag tun. Wenn du nie über die erreichte Grenze hinausgehst, wirst du nie Fortschritte machen. Es ist ganz offensichtlich, dass zum Beispiel Menschen, die Körperübungen betreiben, gerade dann einen Fortschritt machen, wenn sie allmählich über das, was sie leisten konnten, hinausgehen.

Alles ist eine Sache des Gleichgewichts. Der Zeitraum des Empfangens sollte im Verhältnis zum Zeitraum des Verausgabens stehen.

Aber wenn man sich auf das beschränkt, was man in einem bestimmten Augenblick tun kann… Zunächst ist es unmöglich, denn wenn man nicht fortschreitet, fällt man zurück. Deshalb muss man immer eine kleine Bemühung aufbringen, etwas mehr zu tun als vorher. Dann ist man auf dem aufsteigenden Weg. Wenn man befürchtet, zu viel zu tun, ist man mit Sicherheit wieder am Absteigen und verliert seine Fähigkeiten.

Man muss immer versuchen, etwas mehr zu tun und es ein wenig besser zu machen als am Tag oder im Augenblick zuvor. Nur, je mehr man seine Anstrengung erhöht, desto mehr sollte man auch seine Aufnahmefähigkeit und Empfangsbereitschaft erhöhen. Wenn man zum Beispiel rein körperlich gesehen seine Muskeln entwickeln will, muss man sie einer progressiven Anstrengung unterziehen, das heißt einer immer größeren Anstrengung, doch zur gleichen Zeit muss man für das Nötige an Massagen, Hydrotherapie usw. sorgen, um ihre Aufnahmefähigkeit zu erhöhen.

Und Ruhe. Eine Ruhe, die nicht ein Fallen in die Unbewusstheit ist – die dich im allgemeinen mehr ermüdet als erfrischt – sondern eine bewusste Ruhe, eine Konzentration, in der man sich öffnet und die einströmenden universalen Kräfte empfängt.

Die Grenzen der körperlichen Möglichkeiten sind so dehnbar! Menschen, die sich einem methodischen und wissenschaftlichen Training, das vernünftig und systematisch ist, unterziehen, erreichen völlig verblüffende Ergebnisse. Sie fordern Dinge von ihrem Körper, die man ohne Training natürlich unmöglich tun könnte. Und sicherlich müssen sie allmählich über das hinausgehen, was sie leisten konnten, nicht nur vom Gesichtspunkt der Vollkommenheit aus, sondern ebenso vom Gesichtspunkt der Kraft. Wenn sie Angst davor haben, mehr zu tun, als sie können, das heißt, sich zu übernehmen, dann werden sie nie Fortschritte machen. Nur muss man zugleich das Notwendige tun, um sich zu erholen. Das ist das ganze Prinzip der Körpererziehung.

Worte der Mutter

Ich habe gemerkt, dass ich nicht fähig bin meinen physischen Körper zu zwingen, über meine aktuelle Möglichkeit hinauszugehen. Ich würde gerne wissen, wie ich ihn zwingen kann, Doch, liebe Mutter, ist es überhaupt gut seinen Körper zu zwingen?

Nein.

Der Körper ist fähig, Fortschritte zu machen und er kann allmählich lernen, das zu tun, was er vorher nicht konnte. Aber seine Fähigkeit zum Fortschritt ist weitaus langsamer als der vitale Wunsch zum Fortschritt und der mentale Wille zum Fortschritt. Und wenn das Vital und das Mental in ihrem Wirken verantwortungslos sind, schikanieren sie den Körper einfach, zerstören sein Gleichgewicht und erschüttern seine Gesundheit.

Deshalb muss man geduldig sein und dem Rhythmus seines Körpers folgen, der vernünftiger ist und der weiß, was er kann und was er nicht kann.

Natürlich sind einige Körper tamasisch (träge) und brauchen eine kleine Ermutigung, um voranzuschreiten.

Aber in allen Dingen und in allen Fällen hat man das Gleichgewicht zu wahren.

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