Kapitel 10
Rauchen, Trinken und Drogen
Worte der Mutter
Manche Leute glauben, dass Rauchen, Trinken usw. einen Teil des zukünftigen Lebens prägen wird. Das ist ihre Sache. Wenn sie durch diese Erfahrung hindurchgehen wollen, lass sie. Sie werden erkennen, dass sie sich in ihre eigenen Begierden einsperren. Aber auf jeden Fall bin ich kein Moralist, überhaupt nicht, überhaupt nicht. Es ist ihre eigene Angelegenheit. Wenn sie durch diese Erfahrung hindurchgehen wollen, lass sie. Aber dafür ist der Ashram nicht der Ort. Dank sei Gott, im Ashram haben wir gelernt, dass das Leben etwas anderes ist. Das wahre Leben bedeutet nicht Befriedigung von Begierden. Aus Erfahrung kann ich bestätigen, dass alle durch Drogen hervorgerufenen Erfahrungen, all dieser Kontakt mit der unsichtbaren Welt, in einer viel besseren, bewussteren und kontrollierteren Art und Weise ohne Drogen hergestellt werden kann. Nur, man muss sich unter Kontrolle haben. Es ist schwieriger, als Gift zu schlucken. Aber ich werde keine Predigten halten.

Worte der Mutter
Es gibt auch Menschen, die sich dem Laster hingeben – dem einen oder dem anderen, wie Trinken und Injektionen von Drogen – und die sehr genau wissen, dass dies sie in Verderben und Tod führt. Aber sie entscheiden sich, das zu tun, wissentlich.
Sie haben über sich selbst keine Kontrolle.
Es gibt immer einen Augenblick, in dem jedermann über Selbstkontrolle verfügt. Und wenn man nicht einmal „Ja“ gesagt, die Entscheidung getroffen hätte, hätte man es nicht getan.
Es gibt nicht ein menschliches Wesen, das nicht die Energie und die Fähigkeit besitzt, etwas ihm Aufgezwungenem zu widerstehen – wenn es ihm überlassen ist, so zu handeln. Leute sagen dir: „Ich kann nicht anders“ – das geschieht, weil sie in der Tiefe ihres Herzens gar nicht anders wollen. Sie haben es hingenommen, Sklaven ihres Lasters zu sein. Es gibt einen Augenblick, in dem man das akzeptiert.

Worte der Mutter
Warum zerstören Tabak und Alkohol das Gedächtnis und den Willen?
Warum? Weil sie das tun. Es gibt keinen moralischen Grund. Es ist eine Tatsache. Es ist ein Gift im Alkohol, es ist ein Gift im Tabak. Und dieses Gift dringt in die Zellen ein und zerstört sie. Alkohol wird sozusagen niemals herausgeworfen. Er sammelt sich in einem bestimmten Teil des Gehirns an, und anschließend funktionieren diese Zellen überhaupt nicht mehr – manche Leute werden deshalb sogar verrückt, das nennt man Delirium Tremens, die Folge von zu viel Alkohol, der nicht aufgenommen wurde, sondern auf diese Weise im Gehirn konzentriert bleibt. Und das ist sogar so radikal… Es gibt in Frankreich eine Provinz, in der ein Wein produziert wird, ein Wein mit sehr niedrigem Alkoholgehalt: ich glaube, es sind vier oder fünf Prozent, ein sehr niedriger Prozentsatz, nicht wahr? Und diese Leute trinken Wein, weil sie ihn selbst gemacht haben, wie man Wasser trinkt. Sie trinken ihn pur, und nach einiger Zeit werden sie krank. Sie haben zerebrale Störungen. Ich kannte Leute dieser Art. Das Gehirn war gestört, es funktionierte nicht mehr. Und Tabak – Nikotin ist ein sehr schweres Gift. Es ist ein Gift, das die Zellen zerstört. Ich habe gesagt, es ist ein langsames Gift, weil man es nicht sofort spürt, außer wenn man das erste Mal raucht und es einen krank macht. Und das sollte dich verstehen lassen, dass man es nicht tun sollte. Nur sind Leute so dumm, dass sie es für eine Schwäche halten und deshalb fortfahren, bis sie sich an das Gift gewöhnt haben. Und der Körper reagiert nicht länger, er gestattet es, zerstört zu werden, ohne zu reagieren: du wirst die Reaktion los.
Das verhält sich physisch ebenso wie moralisch. Tust du etwas, das du nicht tun solltest und dein seelisches Wesen sagt dir in seiner noch zarten Stimme, es zu unterlassen, dann wird es dir, wenn du ihm dennoch zuwiderhandelst, nach einer Weile nichts mehr mitteilen, und du wirst überhaupt keine inneren Reaktionen auf all deine schlechten Handlungen mehr erfahren, weil du dich geweigert hast, der Stimme zu gehorchen, als sie zu dir sprach. Und dann entwickelst du dich natürlich vom Schlechten zum Schlimmeren und stolperst in ein Loch. Nun, mit dem Tabak ist es das gleiche: beim ersten Mal reagiert dein Körper heftig, er erbricht sich, er sagt zu dir: „Ich will das um keinen Preis.“ Du unterwirfst ihn mit deiner vitalen und mentalen Dummheit, du zwingst ihn, es zu tun. Er antwortet nicht mehr und lässt es zu, allmählich vergiftet zu werden, bis er zerfällt. Die Funktionsfähigkeit wird vermindert; die Nerven werden betroffen. Sie übertragen den Willen nicht länger, weil sie angegriffen sind, sie sind vergiftet. Und letztendlich beginnen die Leute zu zittern, sie haben nervöse Zuckungen. Davon gibt es ziemlich viele, man braucht nicht weit zu gehen, um sie zu finden. Und sie sind nur so, weil sie sich Exzessen hingegeben haben: sie tranken und rauchten. Und wenn sie einen Gegenstand heben, zittern ihre Hände (Geste). Das bekommt man, indem man sich so verhält.

Worte der Mutter
Ich erinnere mich an einen Mann, der hierherkam – es ist schon sehr lange her –, um für das Abgeordnetenamt zu kandidieren Es ergab sich, dass er mir vorgestellt wurde, weil man meine Meinung über ihn hören wollte, und da stellte er mir Fragen über den Ashram und das Leben, das wir hier führen, und darüber, was ich als unerlässliche Lebensdisziplin begriff. Das war ein Mann, der den ganzen Tag rauchte und viel mehr trank als notwendig war, und dann beklagte er sich, dass er Erschöpfungszustände habe und sich manchmal nicht beherrschen könne. Ich sagte zu ihm: „Wissen Sie, zuerst müssen sie aufhören zu rauchen und dann müssen Sie aufhören zu trinken.“ Da schaute mich dieser Mann unglaublich verblüfft an und sagte zu mir: „Ja aber, wenn man weder raucht noch trinkt, dann ist das Leben nicht lebenswert!“ Da habe ich zu ihm gesagt: „Wenn Sie noch immer auf dieser Stufe sind, lohnt es sich nicht, weiter darüber zu sprechen.“
Und das findet man wesentlich öfter, als man denkt. Uns erscheint das absurd, denn wir haben etwas anderes, das offenkundig viel interessanter ist als zu rauchen und zu trinken. Aber für gewöhnliche Menschen besteht der Sinn des Daseins darin, ihre Begehrlichkeiten zu befriedigen. Das scheint für sie eine Bestätigung ihrer Unabhängigkeit und ihres Lebensinhaltes zu sein. Das aber ist nur eine Verirrung, eine Deformation, die eine Verneinung des Lebensinstinkts ist. Es ist ein schädliches Eingreifen des Denkens und des Vitaltriebes in das physische Leben. Das ist ein schädlicher Impuls, der normalerweise nicht vorhanden ist, auch nicht bei den Tieren. In diesem Fall ist deren Instinkt unendlich viel vernünftiger als der menschliche Instinkt – den es übrigens nicht mehr gibt. Er ist durch einen ganz verdorbenen Trieb ersetzt worden.
Perversion ist eine menschliche Krankheit, die nur sehr selten bei Tieren auftritt, und dann auch nur bei Tieren, die dem Menschen nahe gekommen sind und von seiner Perversion verdorben wurden.
Es gibt eine Geschichte von einigen Offizieren in Nordafrika, in Algerien, die einen Affen adoptiert hatten. Der Affe wohnte bei ihnen und eines Tages beim Abendessen hatten sie eine groteske Idee und gaben dem Affen etwas zu trinken. Sie gaben ihm Alkohol. Der Affe sah zuerst die anderen trinken, das schien ihm etwas sehr Interessantes, und er trank ein Glas, ein volles Glas Wein. Daraufhin wurde er krank, äußerst krank, er wälzte sich schmerzverzerrt unter dem Tisch und war wirklich in einer argen Situation. So gab er den Menschen ein Beispiel der spontanen Wirkung von Alkohol, wenn die physische Natur noch nicht pervertiert ist. Er starb beinahe an Vergiftung. Er erholte sich. Und einige Zeit später wurde ihm wieder erlaubt, zum Abendessen zu kommen, da er sich erholt hatte, und jemand stellte ihm ein Glas Wein hin. Der Affe griff es mit furchtbarem Zorn und schmiss es dem Mann, der es ihm gegeben hatte, an den Kopf… Dadurch demonstrierte er, dass er viel klüger als die Menschen war!
Es ist gut, wenn man in frühem Alter zu lernen beginnt, dass die Vernunft der Meister im eigenen Hause sein muss, wenn man ein effektives Leben führen und ein Maximum aus dem eigenen Körper herausholen möchte. Und es ist hier nicht die Frage von Yoga oder höherer Verwirklichung, es ist etwas, was man überall lehren sollte, in jeder Schule, jeder Familie, jedem Heim: der Mensch wurde geschaffen, um ein mentales Wesen zu sein, und um lediglich ein Mensch zu sein – wir sprechen nicht von irgendetwas anderem, wir sprechen nur davon, ein Mensch zu sein –, muss das Leben von der Vernunft beherrscht werden und nicht von vitalen Impulsen. Dies sollte man Kindern von frühestem Alter an beibringen. Wenn man nicht von der Vernunft dominiert wird, so ist man eine Bestie, tiefer als Tiere; denn diese haben keinen mentalen Geist oder Verstand, der sie dominieren könnte, sondern sie gehorchen dem Instinkt der Spezies. Es gibt einen Instinkt der Spezies, der ein äußerst vernünftiger Instinkt ist, welcher all ihre Aktivitäten zu ihrem eigenen Besten reguliert, und automatisch, ohne dass sie es wissen, sind sie diesem Instinkt der Spezies unterworfen, der vom Standpunkt jener Spezies aus, ja jeder Spezies, ganz und gar vernünftig ist. Und jene Tiere, die aus dem einen oder anderen Grund davon frei werden – wie ich vorhin gerade sagte, jene, die in der Nähe des Menschen leben und dem Menschen zu gehorchen beginnen, anstatt dem Instinkt der Spezies – werden pervertiert und verlieren die Eigenschaften ihrer Spezies. Aber ein Tier, das seinem natürlichen Leben überlassen bleibt und frei von menschlichem Einfluss ist, ist von seinem eigenen Standpunkt aus ein äußerst vernünftiges Wesen, denn es tut nur Dinge, die im Einklang mit seiner Natur und seinem eigenen Besten stehen. Natürlich stößt ihm dann und wann etwas zu, weil es sich ständig mit anderen Spezies im Krieg befindet, aber es selbst handelt nicht töricht. Dummheiten und Perversion beginnen mit einem bewussten Mental und der menschlichen Spezies. Es ist der falsche Gebrauch, den der Mensch von seiner mentalen Kapazität macht. Perversion beginnt mit der Menschheit.
