Kapitel 10
Die symbolische Kameradschaft von Arjuna und Krishna
Worte Sri Aurobindos
Die symbolische Kameradschaft von Arjuna und Krishna, der menschlichen und der göttlichen Seele, wird auch anderswo im indischen Denken erwähnt: in der Himmelsreise von Indra und Kutsa, die in demselben Wagen sitzen; in dem Gleichnis der beiden Vögel auf dem einen Baum in der Upanishad, in den Zwillingsgestalten von Nara und Narayana, der beiden Seher, die zusammen tapasya üben zur Erlangung des Wissens. In allen drei Fällen ist es aber das Streben nach dem göttlichen Wissen, in dem, wie die Gita sagt, alles beabsichtigte Handeln gipfelt. Hier dagegen ist es die Aktion selbst, die zu jenem Wissen führt und in der der göttliche Wissende selbst auftritt. Arjuna und Krishna, die menschliche und die göttliche Gestalt, stehen nicht als Seher in der friedlichen Einsiedelei der Meditation beieinander, sondern als Kämpfer und als Zügelhalter auf dem lärmenden Schlachtfeld, inmitten der schwirrenden Speere, im Streitwagen. Der Lehrer der Gita ist deshalb nicht nur der Gott im Menschen, der sich in der Welt des Wissens enthüllt, sondern der Gott im Menschen, der unsere ganze Welt des Handelns bewegt, durch den und für den unsere ganze Menschheit existiert, kämpft und sich abmüht, zu dem hin die Fahrt alles menschlichen Lebens und dessen Fortschreiten geht. Er ist der geheime Meister der Werke und Opfer und der Freund der Völker der Menschheit.

Worte der Mutter
Krishna kam auf die Erde, um Freiheit und Freude zu bringen. Er verkündete den Menschen, – die Sklaven ihrer eigenen Natur sind, Sklaven von Leidenschaften und Irrtümern –, dass sie von aller Versklavung und aller Sünde frei werden, wenn sie im Erhabenen Herrn ihre Zuflucht nehmen. Aber die Menschen hängen sehr an ihren Lastern und an ihren Tugenden (denn ohne Laster gäbe es keine Tugend); sie sind in ihre Sünden verliebt und dulden niemanden, der frei und über Irrtum erhaben ist.
Deshalb weilt Krishna, obwohl er unsterblich ist, zur Stunde nicht physisch in Brindavan.

Worte Sri Aurobindos
Es gibt vier sehr bedeutsame historische Ereignisse: Die Belagerung von Troja, das Leben und die Kreuzigung von Christus, die Verbannung Krishnas in Brindavan und das Gespräch mit Arjuna auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra. Die Belagerung von Troja schuf Hellas, die Verbannung in Brindavan schuf die hingebungsvolle Religion (denn vorher gab es nur Meditation und Verehrung), Christus humanisierte von seinem Kreuz aus Europa, das Gespräch auf Kurukshetra wird die Menschheit noch befreien. Und dennoch wird behauptet, keines dieser vier Ereignisse habe je stattgefunden.
