Kapitel 1

Worte, Worte, Worte

Als ich herkam, sah ich überall an den Wänden eure schöne Demonstration von Auszügen und Zitaten aus den Schriften von Mutter und Sri Aurobindo. Ja, es war ein schönes Bild, und die Worte, Leitsprüche und Gedichtzeilen waren für uns natürlich ans Herz gewachsene kostbare Schätze. Aber wenn man es beim Sehen, Bewundern und dann Weitergehen belässt, sind es nun einmal tote Dinge – Worte, Worte, Worte, leblose Hülsen. Sie haben nur dann eine Bedeutung und dienen ihrem Zweck, wenn ihr mit dem in ihnen enthaltenen Leben und Bewusstsein in Kontakt kommt, wenn ihr sie in eurem Leben lebt und das in ihnen enthaltene Bewusstsein erfahrt.

Ihr kennt den wohlbekannten Satz: „Der Buchstabe tötet, der Geist rettet.“ Ohne den Geist ist das Wort nur eine tote Hülle; sogar ein Mantra ist ein totes Ding, nur ein Wust von Tönen, wenn es nicht durch den Geist entzündet und belebt ist. Jetzt sage ich euch, dass ihr den vermeintlich toten oder leblosen Gebilden euren eigenen Geist einhauchen müsst. Denn ihr Kinder seid nichts als Geist. Geist bedeutet neues Bewusstsein, lebendiges Licht. Was ich über euch sage, ist keine hochtrabende Behauptung. Ich will es erklären.

Ihr Kinder, die ihr seid einiger Zeit hier seid, seid eine privilegierte Gruppe von Menschen. Ihr wisst das noch nicht, aber eines Tages werdet ihr es verstehen. Ihr müsst die Mutter gesehen haben, viele kamen ihr physisch nahe, während andere weiter in ihrer Atmosphäre atmen, in der sie immer noch fortlebt. Ihr habt in euch diesen seltenen Funken des Geistes, von dem ich gesprochen habe, – er ist ein Teil von Mutters eigenem Bewusstsein, ihrem eigenen Leben und ihrem eigenen feinstofflichen Körperbewusstsein. Ihr habt ihn mit eurem Atem eingesogen und saugt ihn immer noch ein.

Er ist da; ihr müsst euch dessen bewusst sein und den vollen Nutzen daraus ziehen. Ihr müsst lebendige Verkörperungen, nicht nur Echos oder Zeichen, sondern lebendige Verkörperungen von Sri Aurobindos und Mutters Worten sein. Jeder von euch ist jetzt nur ein Embryo, ein elementarer Teil des neuen Lebens, aber der Funke ist da, – ihr tragt die Essenz in euch. Ich erinnere euch nur deshalb daran, um euch dessen bewusst zu machen. Auch habt ihr unter euch angehende Turner und Athleten: der Playground bringt euch dies zum Bewusstsein und bietet euch die Gelegenheit, eure Fähigkeiten zu entwickeln und zu vervollkommnen.

Nun sind Kinder im Allgemeinen überall in der Welt eine bevorzugte Klasse. Sie besitzen das, was das Alter, sogar die reiferen Jahrgänge nicht besitzen oder verloren haben. Ich erwähne zwei wesentliche Qualitäten, die hauptsächlich zu der Zeit jugendlicher Unerfahrenheit oder den „Salat-Tagen“ gehören. Glücksgefühl – ein Kind ist trotz gelegentlichen Weinens und Jammerns immer glücklich, und Glücklichsein bedeutet ein strahlendes Lächeln. Den alten Leuten habe ich oft gesagt: „Ihr solltet immer lächeln. Mutter hat uns gelehrt, in allen Situationen zu lächeln.“ Nun, das ist die normale Gabe der jungen Menschen. Ein Lächeln macht eure Lebensreise glatt und sanft. Auf keine andere Weise könnt ihr die Hindernisse, die euch im Weg stehen, besser forträumen. Und es ist auch der Hebel, der euer Bewusstsein hebt; es hat eine geheimnisvolle Macht, die euch automatisch von vielen Lebenslasten befreit, euch vieles leichter macht und euch in einen höheren Bereich führt. Denn Lächeln ist eine göttliche Qualität. Zum Glücklichsein, der natürlichen Eigenschaft eines Kind-Bewusstseins, kommt die Freiheit. Sie findet nirgendwo irgendein Hindernis, sie kann alles tun.

Diese beiden charakteristischen Eigenschaften der Kindheit entspringen selbst einer anderen grundlegenden Qualität der jugendlichen Natur – Einfachheit, ein spontanes Verströmen von Energie ohne jedes Nachdenken im Vor- oder Nachhinein: keine der Verwicklungen und Bedenken des Verstandes.

Auch in diesem Bereich haben wir für das Spiel dieser natürlichen jugendlichen Eigenschaften hier Möglichkeiten und Vorteile, die woanders nicht so leicht verfügbar sind. Die Atmosphäre der Freiheit, die wir genießen, ist unvergleichlich, – Mutter selbst hat uns das einmal gesagt.

Während ihr wachst, müsst ihr diese fundamentalen Eigenschaften beibehalten, und ihr werdet immer jung bleiben. Nun, sie beizubehalten, – das ist das Problem. Und dieses Problem hat Mutter hier für uns gelöst. Das ist es, was ich euch gerade erzählt habe. Das besondere Privileg, das wir hier genießen, welches denen gewährt ist, die hier sind, ist, dass wir zusätzlich zu den grundlegenden natürlichen Eigenschaften der Jugendlichkeit noch eine Gabe bekommen haben. Es ist das Bewusstsein, Mutters eigenes Bewusstsein. Es ist dieses zusätzliche Merkmal, welches der Atmosphäre hier eine besondere Ausprägung und Stimmung gegeben hat, und welches nicht nur im Grad, sondern auch in der Art der normalen jugendlichen Eigenschaften einen Wandel herbeigeführt hat. Ich spreche von eurem Seelen-Bewusstsein. Ich sage, dass ihr es mit eurem Gemüt oder Intellekt vielleicht nicht verstehen oder erkennen könnt, aber es ist da. Und ich sage auch, dass ihr es niemals verlieren werdet, was immer in eurem äußeren Leben passiert. Es wird euch schließlich zur höchsten Verwirklichung führen, zu einem unsterblichen Leben auf Erden. Es mag für das äußere Mental nicht gut sichtbar sein, aber es ist immer im Hintergrund da.

Ich komme jetzt zu dem Punkt zurück, mit dem ich angefangen habe. Die an die Wand gehefteten Leitworte und Schriften müssen sich als etwas Lebendiges in eurem Wesen zeigen – in eurem Bewusstsein, eurem Leben, sogar in eurem Körper. Das ist der größere Teil eurer Arbeit, ja, sogar der wichtigste Teil.

Heute zeigt sich ein neues Bewusstsein. Die Erdatmosphäre ist von einem neuen Geist erfüllt. Und hier hat uns die Mutter nicht nur ihr Bewusstsein hinterlassen, sondern ein bewusstes Wesen, einen Teil ihrer lebendigen Persönlichkeit in uns. Das ist das göttliche Vermächtnis, welches wir genießen. Wir dürfen nicht nur stolz darauf sein, sondern müssen auch versuchen, uns dessen würdig zu erweisen. Die Göttliche Persönlichkeit wird überall wachsen, aber unter euch sind die Pfadfinder und Vorreiter. Natürlich wird es in allen Gegenden und Ländern Formierungen des neuen Lebens geben. Aber die Muster und Normen werden von euch gesetzt werden, denn die Mutter war hier in ihrem physischen materiellen Körper.

Deshalb müsst ihr die Mantras, die ihr als göttliche Worte darstellt, zu lebendigen Kräften werden lassen, zu in euch verkörperten Gottheiten. Die Basis ist hier: Die Mutter hat hier die Fundamente für ihre Schöpfung gelegt, – die Wurzeln, aus denen Triebe und Zweige hervorgehen und sich außerhalb und überall ausbreiten sollen. In jedem Fall, hier oder anderswo, wie die Mutter mit ihrer eigenen Stimme verkündet hat:

Errichtet ist der goldene Turm, geboren ist das Flammenkind.

12. August 1974

Wir benutzen Cookies

Wir verwenden auf unserer Website nur für den Betrieb notwendige sowie sogenannte Session Cookies, also ausdrücklich keine Werbe- oder Trackingcookies.

Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Website zur Verfügung stehen.