Kapitel 1
Unentbehrliche Ergänzung zur Meditation: Arbeit
Worte der Mutter
Ist nicht das äußere Leben, die Tätigkeit eines jeden Tages und jeden Augenblicks, die unerlässliche Ergänzung zu unseren Stunden der Meditation und Kontemplation? … Denn die Meditation, die Kontemplation, die Einung sind das erreichte Ergebnis, die aufblühende Blume, während das tägliche Handeln der Amboss ist, über den alle Elemente immer wieder gehen müssen, damit sie geschmeidig gemacht, geläutert, verfeinert, zur Reife gebracht werden für die Erleuchtung, die ihnen durch die Kontemplation zuteil wird… Sehr bescheiden muss man alle noch so winzigen sich bietenden Gelegenheiten nutzen, um einige dieser zahllosen Elemente zu formen und zu läutern, sie fügsam und unpersönlich zu machen, ihnen Selbstvergessen beizubringen, Entsagung, Ergebenheit, Freundlichkeit und Güte… Sie ändern die Richtung des Wesens und stellen es endgültig auf den rechten Weg. Wer aber wirklich das Ziel erreichen will, darf sich den zahllosen Erfahrungen jeder Art und jeden Augenblicks nicht entziehen.

Worte der Mutter
Wenn du nichts tust, kannst du keine Erfahrungen haben. Das ganze Leben ist ein Feld der Erfahrung. Jede Bewegung, die du ausführst, jeder Gedanke, den du denkst, jede Arbeit, die du tust, kann eine Erfahrung sein und soll eine Erfahrung sein. Und natürlich ist besonders die Arbeit ein Erfahrungsfeld, auf dem man alle Fortschritte, die man innerlich mit ganzer Kraft macht, anwenden soll.
Verharrst du in der Meditation und in der Kontemplation, ohne zu arbeiten, weißt du nicht, ob du Fortschritte gemacht hast. Du kannst in einer Illusion leben, in der Illusion deines Fortschritts. Beginnst du dagegen zu arbeiten, sind alle Situationen deiner Arbeit, der Kontakt mit den Anderen, die materielle Beschäftigung, ein Erfahrungsfeld, um sich nicht nur über den gemachten Fortschritt klar zu werden, sondern auch über alle Fortschritte, die noch zu machen sind. Lebst du in dir selbst eingeschlossen, ohne zu wirken, kannst du in einer völlig subjektiven Illusion leben. Von dem Moment an, wo du dein Wirken nach außen verlagerst und mit den Anderen, mit Lebenssituationen und Lebensinhalten in Berührung kommst, stellst du ganz objektiv fest, ob du Fortschritte gemacht hast oder nicht, ob du ruhiger geworden bist, ob du bewusster geworden bist, ob du stärker geworden bist, ob du uneigennütziger geworden bist, ob du kein Verlangen mehr hast, ob du keine Vorliebe mehr hast, ob du keine Schwäche mehr hast, ob du keine Unehrlichkeit mehr hast – das alles kannst du bei der Arbeit wahrnehmen. Bleibst du dagegen in eine ganz persönliche Meditation eingeschlossen, kannst du in eine totale Illusion hinein- und nicht mehr herauskommen und glauben, dass du Außergewöhnliches geleistet hast, während es doch nur dein Eindruck ist, die Illusion, dass du es geschafft hast.
