Kapitel 1
Sri Aurobindos Ashram
Worte Sri Aurobindos
Ein Ashram bedeutet das Haus oder die Häuser eines Lehrers oder Meisters einer spirituellen Philosophie, worin er diejenigen aufnimmt und unterbringt, die zur Unterweisung und Praxis der Lehre zu ihm kommen. Ein Ashram ist keine Vereinigung, keine religiöse Körperschaft und auch kein Kloster. Es ist einzig und allein das, was hier dargestellt ist, und nichts weiter.
Alles im Ashram gehört dem Lehrer. Die Sadhaks (jene, die unter ihm den Yoga praktizieren) haben auf keine Sache einen Anspruch und ein Recht, und auch keine Wahlmöglichkeit. Gemäß seinem Willen dürfen sie bleiben oder müssen gehen. Was er an Geld erhält, ist sein Eigentum und nicht das einer öffentlichen Körperschaft. Der Ashram ist kein Trust und keine Stiftung, denn es gibt hier keine öffentliche Institution. Solche Ashrams haben seit vielen Jahrhunderten v. Chr. in Indien existiert, und es gibt sie heute noch in großer Zahl. Alles hängt vom Lehrer ab und alles endet mit seiner Lebenszeit, es sei denn, ein anderer Lehrer kann seinen Platz einnehmen.
Auf diese Weise entstand der Ashram in Pondicherry. Zuerst lebte Sri Aurobindo mit einigen Mitbewohnern in seinem Haus in Pondicherry; es folgten weitere. Als die Mutter 1920 kam, wurden es immer mehr. Nun hielt man es für nötig, für weitere Wohnmöglichkeiten zu sorgen. Zu diesem Zweck wurden je nach Bedarf Häuser gekauft oder angemietet. Es wurden auch Vorkehrungen getroffen, die Häuser zu unterhalten, zu reparieren oder neu zu bauen. Man musste für die Nahrung, für ordentliche Lebensmöglichkeiten und für die Hygiene sorgen. Alle Regeln hierüber trugen einen privaten Charakter und alles wurde von der Mutter bestimmt. Es lag durchaus in ihrem Belieben, sie zu erweitern, umzugestalten oder abzuändern. Die Regeln hatten keinen öffentlichen Charakter.
Alle Häuser des Ashrams sind das Eigentum entweder Sri Aurobindos oder der Mutter. Alles ausgegebene Geld gehört entweder Sri Aurobindo oder der Mutter. Viele Menschen spenden, um Sri Aurobindo in seinem Werk zu unterstützen. Einige, die im Ashram leben, geben ihren Erwerb; aber er wird Sri Aurobindo oder der Mutter gegeben und nicht dem Ashram als einer öffentlichen Körperschaft, denn eine solche Körperschaft existiert nicht.
Der Ashram ist keine Vereinigung. Es gibt keine verfasste Institution, keine Beamten, kein gemeinsames Eigentum, das im Besitz einer Vereinigung ist, keinen Rat und kein Komitee zur Leitung, keine Aktivität von öffentlichem Charakter.
Der Ashram ist keine politische Institution. Jegliche Verbindung zu politischen Aktivitäten wird von den hier Lebenden aufgegeben. Jede Art von Propaganda, ob religiöse, politische oder soziale, müssen die Ashramiten unterlassen.
Der Ashram ist keine religiöse Vereinigung. Die hier Lebenden gehören allen Religionen an, einige sogar keiner. Es gibt hier kein Glaubensbekenntnis und kein dogmatisches System, auch keine leitende religiöse Institution. Hier gibt es nur die Lehre Sri Aurobindos und bestimmte psychologische Übungen der Konzentration und Meditation sowie andere zur Bewusstseinserweiterung, Empfänglichkeit der Wahrheit, Beherrschung der Begierden, Entdeckung des in jedem menschlichen Wesen verborgenen göttlichen Selbsts und göttlichen Bewusstseins sowie zur höheren Entwicklung der Natur.
