Kapitel 1

Die Ursachen von Krankheit

Worte der Mutter

Zuallererst habe ich dir gesagt, dass Krankheit ohne irgendeine Ausnahme – ohne Ausnahme – der Ausdruck einer Gleichgewichtsstörung ist. Doch gibt es viele Arten von Störungen im Gleichgewicht. Zunächst spreche ich nur vom Körper, nicht von den Nervenkrankheiten des Vitals oder von den mentalen Krankheiten. Das betrachten wir später. Wir sprechen nur von diesem armen kleinen Körper. Und ich sage, dass alle Krankheiten, alle, welche es auch immer sein mögen – ich würde sogar Unfälle hinzunehmen –, von einer Gleichgewichtsstörung herrühren. Anders ausgedrückt, wenn alle deine Organe und alle Glieder und Teile deines Körpers miteinander in Harmonie sind, bist du vollkommen gesund. Aber gibt es irgendwo die kleinste Unausgeglichenheit, wirst du entweder sofort ein wenig krank oder gänzlich krank, sogar sehr schwer krank, oder aber es ereignet sich ein Unfall. Das geschieht immer dann, wenn da eine innere Unausgeglichenheit ist.

Doch zum Gleichgewicht des Körpers musst du die Ausgeglichenheit des Vitals und Mentals hinzunehmen. Denn um alles mit einer Immunität zu tun, ohne dass dir ein Unfall zustößt, musst du ein dreifaches Gleichgewicht besitzen – ein mentales, vitales und physisches –, und das nicht nur in jedem einzelnen Wesensteil, sondern ebenso in den gegenseitigen Beziehungen aller drei Teile zueinander… Wenn du etwas Mathematik gelernt hast, sollte man dich gelehrt haben, wie viele Kombinationen sich daraus ergeben und welch schwierige Angelegenheit das ist! Hier liegt der Schlüssel des Problems. Denn die Kombinationen sind unzählig, und folglich sind auch die Ursachen einer Krankheit und die der Unfälle unzählig. Nun, wir wollen versuchen, sie einzuordnen, damit wir sie verstehen können.

Funktionale und organische Ursachen

Zunächst gibt es im Hinblick auf den Körper – nur den Körper – zwei Arten von Unausgeglichenheit: eine funktionelle und eine organische. Ich weiß nicht, ob du dir des Unterschiedes zwischen beiden bewusst bist. Du hast Organe, und dann hast du all die Körperteile: Nerven, Muskeln, Knochen und so weiter. Nun, ist ein Organ nicht im Gleichgewicht, spricht man von einem organischen Ungleichgewicht, und man sagt dir: „Dieses Organ ist krank oder vielleicht schlecht ausgebildet oder es hat einen Fehler oder es ist ihm etwas zugestoßen.“ Bloß das Organ ist krank. Das Organ kann aber auch in einem sehr guten Zustand sein, alle deine Organe können in einem sehr guten Zustand sein, und trotzdem ist eine Krankheit da, denn sie funktionieren nicht richtig: Es fehlt die Ausgewogenheit in den Funktionen. Du kannst einen sehr guten Magen haben, doch plötzlich stößt ihm etwas zu und er funktioniert nicht mehr richtig. Ebenso mag der Körper in bester Verfassung sein, aber plötzlich stößt ihm etwas zu und er arbeitet nicht mehr in der richtigen Weise. Dann hast du eine Krankheit aufgrund einer funktionellen Unausgeglichenheit und nicht wegen einer Störung des organischen Gleichgewichts.

Im Allgemeinen sind Krankheiten, die aufgrund einer funktionellen Unausgeglichenheit entstehen, sehr viel schneller und einfacher zu heilen als die anderen Krankheiten. Die anderen sind etwas ernsthafter. Manchmal sind sie sehr gravierend. Nun erkennen und unterscheiden wir schon zwei Bereiche, doch wenn du etwas Kenntnis von deinem Körper hast und es gewohnt bist, seine Funktionsweise zu beobachten, kannst du erkennen, um welche Art von Unausgeglichenheit es sich handelt.

Wenn man jung ist und ein normales Leben führt, ist die Störung meist rein funktionell. Es gibt nur einige wenige arme Menschen, die aus dem einen oder anderen Grund einen Unfall oder eine Störung vor ihrer Geburt erlitten haben. Sie tragen etwas mit sich, das sehr viel schwieriger zu heilen ist (nicht etwa, dass es unheilbar wäre; theoretisch ist nichts unheilbar), aber es wird etwas schwieriger.

Gut. Was sind nun die Ursachen dieser Unausgeglichenheit, was immer sie auch sein mag? Wie ich dir bereits gesagt habe, sind die Ursachen unzählig, denn da gibt es zunächst all die inneren Ursachen, nämlich die eigenen, und dann gibt es all die äußeren Ursachen, die von außen zu dir kommen. Das ergibt zwei Hauptkategorien.

Innere Ursachen

Wir haben gesagt: Man hat ein Gehirn, Lungen, ein Herz, einen Magen, eine Leber und so weiter. Wenn jedes Organ seine Pflicht tut und normal arbeitet und alle im richtigen Augenblick harmonisch und zweckmäßig zusammenwirken – bedenke, es wäre sehr kompliziert, wenn du an all das denken müsstest, und ich fürchte, dass die Dinge nicht die ganze Zeit über richtig funktionieren würden; glücklicherweise bedarf es nicht unseres bewussten Denkens –, also angenommen, sie sind in Harmonie miteinander, sind gute Freunde, sind in vollkommener Übereinstimmung, und alle erfüllen ihre Funktion, ihre Tätigkeit zur rechten Zeit, im Einklang mit den anderen, weder zu früh noch zu spät, weder zu schnell noch zu langsam, kurz: alles läuft rechtens –dann geht es dir wunderbar! Jetzt angenommen, dass eines von ihnen aus irgendeinem Grund schlecht gelaunt ist: Es arbeitet nicht mit der notwendigen Energie, und im entscheidenden Moment streikt es eine Weile. Glaube aber nicht, dass es nun allein erkranken wird: Das ganze System wird nicht mehr richtig funktionieren, und du wirst dich total unwohl fühlen. Und wenn es unglücklicherweise noch eine vitale Unausgeglichenheit gibt, das heißt eine Enttäuschung oder eine zu heftige Emotion oder eine zu starke Leidenschaft oder etwas anderes, was dein Vital erschüttert, kommt das zur physischen Störung hinzu. Und wenn obendrein deine Gedanken umherschweifen, dich dunkle Vorstellungen anfangen zu beschleichen und du beginnst, furchtbare Dinge zu formulieren sowie katastrophale Formationen zu bilden, wirst du mit Sicherheit ganz und gar krank. Du siehst, wie kompliziert das ist, nicht wahr? Nur eine winzige Sache braucht verkehrt zu laufen und kann so, durch innere Ansteckung, etwas sehr Ernstes herbeiführen. Daher ist es wichtig, das sofort zu kontrollieren. Man muss bewusst sein, sich der Funktionsweise seiner Organe bewusst sein, wahrnehmen, welches Organ sich nicht in der richtigen Weise verhält, und diesem sofort sagen, was zu tun ist, um es wieder in Ordnung zu bringen. Man muss – und das werde ich dir später erklären – den Organen eine Lektion erteilen, wie man es mit kleinen Kindern tut. Wenn sie beginnen, ungesunden Gelüsten nachzugeben – das ist in der Tat ein Anlass, es auszusprechen –, musst du ihnen sagen: Nein, so geht das nicht! Es muss auf andere Weise geschehen! Angenommen, dein Herz fängt an wie verrückt zu schlagen. Dann musst du es beruhigen und ihm sagen, dass dies nicht die Art ist zu wirken. Und gleichzeitig – einzig und allein, um ihm zu helfen – machst du tiefe, sehr regelmäßige, rhythmische Atemzüge, das heißt die Lunge wird zum Mentor für das Herz und lehrt es, richtig zu funktionieren. Und so fort. Ich könnte dir unzählige Beispiele geben.

Gut. Wir sagen dann, dass zwischen den verschiedenen Wesensteilen eine Unausgeglichenheit besteht, eine Unstimmigkeit in ihrer Funktionsweise. Das sagte ich bereits. Und dann gibt es da die inneren Konflikte. Das sind Streitigkeiten. Es gibt innere Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Wesensteilen deiner selbst. Angenommen, da ist ein Organ – und das geschieht sehr oft –, das Ruhe braucht, und da ist ein anderes Organ, das nach Aktivität verlangt, beide gleichzeitig. Wie wirst du damit fertig? Sie fangen an zu streiten. Wenn du tust, was das eine will, protestiert das andere! Also musst du einen Mittelweg finden, um beide in Harmonie miteinander zu bringen. Und manchmal, wenn du zum Physischen das Vitale und Mentale hinzunimmst – ich spreche nicht vom spekulativen Mental oder dem unabhängigen Vital, sondern von den mentalen und vitalen Teilen des Körpers, denn es gibt ein physisches Vital und ein physisches Mental. Es gibt ein physisches Mental, und dieses physische Mental ist das Schlimmste von allen, denn es ist die ganze Zeit über in Betrieb, und du hast die größte Mühe, es zu stoppen: Es läuft und läuft und läuft –, nun, wenn es also zwischen ihnen, zwischen dem Mental, dem Vital und dem Physischen, eine Auseinandersetzung gibt, hast du ein Schlachtfeld, und dieses Schlachtfeld kann zur Ursache aller möglichen Krankheiten werden. Sie kämpfen heftig miteinander. Das eine will etwas, das andere will es nicht, und sie streiten, und du bist in einer Art innerem Wirbelwind. Davon kann man Fieber bekommen – du bekommst es gewöhnlich auch –, oder aber du wirst von einem inneren Zittern ergriffen und hast keine Kontrolle mehr. Denn die Hauptursache für die Krankheiten des Körpers liegt darin, dass der Körper unruhig zu werden beginnt. Er zittert, und das Zittern wird immer stärker und stärker, und du fühlst, dass es dir nicht mehr gelingt, das Gleichgewicht wiederherzustellen, es entgleitet dir. In diesem Fall musst du dann wissen, was für eine Auseinandersetzung das ist, was der Grund des Streites ist und herausfinden, wie die Streitenden in deinem Inneren zur Versöhnung zu bewegen sind.

Das alles sind funktionelle Unausgeglichenheiten.

Es gibt andere Arten von Unausgeglichenheit, die mehr oder weniger zu dem gehören, was du vorhin sagtest. Es gibt eine Aspiration in dir – ich spreche jetzt von den Menschen, die Yoga tun oder zumindest wissen, was ein spirituelles Leben ist, und versuchen, den Weg zu gehen –, in dir gibt es einen Teil deines Wesens – entweder mental oder vital oder manchmal sogar physisch –, der verstanden hat, der von einer starken Aspiration erfüllt ist, der besondere Anlagen besitzt, der die Kräfte gut empfängt und einen großen Fortschritt macht. Und dann gibt es andere, die das nicht können, noch andere, die das gar nicht wollen – das ist natürlich sehr schlecht. Wieder andere wollen schon, können aber nicht, sie besitzen nicht die Fähigkeit, sie sind nicht bereit. Da ist nun etwas, das aufsteigt, und etwas, das sich nicht rührt. Das verursacht eine schreckliche Unausgeglichenheit. Und gewöhnlich äußert sich das in irgendeiner Krankheit, denn du bist in solch einem Zustand innerer Spannung zwischen dem, das nicht kann oder sich festklammert, das sich nicht bewegen will, und dem anderen, das will: Das erzeugt ein furchtbares Unbehagen, und daraus entsteht im Allgemeinen eine Krankheit.

Nun gibt es noch das Gegenteil, fast das Gegenteil, nämlich dass das ganze Wesen vorwärtsschreitet, Fortschritte macht, in einem zunehmenden Gleichgewicht vorankommt und einen beachtlichen Fortschritt macht. Du hast das Gefühl, in einem wundervollen, glücklichen Zustand zu sein. Alles verläuft gut, und du bist dir sicher, und du siehst dich schon glorreich auf dem Weg vorangeschritten… Knall! Eine Krankheit. Dann sagst du: „Wie kann das geschehen? Ich war in solch einem guten Zustand, und nun bin ich krank geworden! Das ist nicht gerecht.“ Dies geschieht, weil du nicht vollständig bewusst bist. Da war ein kleiner Teil im Wesen, der sich nicht rühren wollte. Meistens ist es etwas im Vitalen, manchmal ist es eine kleine mentale Formation, die sich weigert zu folgen, manchmal ist es einfach etwas im Körper, das sehr träge ist oder das nicht die geringste Absicht hat, sich zu rühren, das also will, dass die Dinge für immer so bleiben, wie sie sind. Es zieht nach hinten, es sondert sich vorsätzlich ab, und das erzeugt normalerweise – sogar wenn es ganz klein ist – eine solche Unausgeglichenheit im Wesen, dass man erkrankt. Und dann sagt man sich: „Das ist wirklich schade. Ich bin so gut vorangekommen. Es ist nicht fair! Gott ist wahrlich nicht gerecht! Gerade als ich solche Fortschritte gemacht habe, hätte Er mich vor der Krankheit bewahren müssen!“ So ist das.

Nun gibt es da noch etwas anderes. Du übst den Yoga entsprechend deiner Fähigkeit. Man hat dir gesagt: „Öffne dich, du wirst die Kraft empfangen.“ Man hat dir gesagt: „Habe Glauben, sei guten Willens, und du wirst beschützt sein.“ Und tatsächlich, du wirst in das Bewusstsein getaucht, von der Kraft umströmt, in den Schutz eingehüllt, und in dem Maße, wie du Glauben hast und dich öffnest, empfängst du all das, und das hilft dir dann, gesund zu bleiben, hilft dir in der Zurückweisung der kleinen inneren Störungen, wenn sie auftreten, und in der Wiederherstellung der Ordnung, und es schützt dich vor kleineren Attacken oder Unfällen, die geschehen könnten. Ist aber irgendwo in deinem Wesen – entweder in deinem Körper oder sogar in deinem Vital oder Mental, entweder in mehreren Teilen oder sogar nur in einem einzigen – ein Unvermögen, die herabkommende Kraft zu empfangen, wirkt das wie ein Sandkorn im Getriebe. Du weißt, dass eine hochwertige Maschine gut arbeitet, wenn alles in Ordnung ist. Gibst du aber nur ein wenig Sand hinein – nicht viel, nur ein Sandkorn –, und plötzlich ist alles kaputt, und die Maschine stoppt. Nun, irgendwo ein kleiner Mangel an Aufnahmebereitschaft, etwas, das die Kraft nicht empfangen kann, das vollkommen verschlossen ist – wenn man jenes betrachtet, wird es sozusagen zu einer kleinen dunklen Stelle irgendwo, einer winzigen Sache, hart wie Stein: Die Kraft kann nicht eindringen, es weigert sich, sie zu empfangen –, entweder es kann nicht oder es will nicht, und sofort ist das Gleichgewicht empfindlich gestört. Und was da aufstieg, was da so wunderbar aufblühte, ist krank, und manchmal gerade dann, wenn du in einem normalen Gleichgewicht warst. Du warst bei guter Gesundheit, alles war in Ordnung, und du hattest nichts, worüber du klagen konntest. Den einen Tag, als du eine neue Idee erfasst, einen neuen Impuls empfangen hattest, als du eine starke Aspiration hattest und eine große Kraft empfingst, eine wundervolle Erfahrung hattest, eine schöne Erfahrung, die dir innere Türen öffnete, dir ein Wissen gab, das du zuvor nicht hattest, warst du dir sicher, dass alles gut gehen wird. Am nächsten Tag wirst du krank. Du sagst dir: „Und jetzt das noch? Es ist unmöglich! Das sollte eigentlich nicht geschehen.“ Doch war das ganz einfach das, was ich gerade gesagt habe: ein Sandkorn. Da war etwas, das nicht aufnahmefähig war. Sofort erzeugt das ein Ungleichgewicht. Auch wenn es sehr klein ist, reicht das aus, um zu erkranken.

Du siehst, es gibt Gründe – viele Gründe, unzählige Gründe! Denn das alles fügt sich in einer außergewöhnlichen Komplexität zusammen, und um eine Krankheit heilen zu können, muss man ihre Ursache kennen, nicht die Mikrobe. Denn es hat sich gezeigt – ich bitte um Entschuldigung, hoffentlich sind keine Ärzte hier! –, dass sie großartige Arzneien erfinden, wenn Krankheitserreger vorhanden sind, um die Bazillen zu töten. Doch heilen diese Arzneimittel die einen und machen die anderen noch viel kränker! Niemand weiß warum. Vielleicht weiß ich es. Weil die Krankheit eine andere Ursache hatte als die rein physische. Es gab eine andere Ursache: Die erste war lediglich der äußere Ausdruck einer anderen Störung, und wenn man diese nicht berührt, diese Störung nicht entdeckt hat, solange wird man das Entstehen der Krankheit nicht verhindern können. Und um die Störung zu entdecken, braucht man ein umfangreiches okkultes Wissen und außerdem eine eingehende Kenntnis der kompletten inneren Funktionsweise jedes Einzelnen.

Äußere Ursachen

Wir haben in aller Kürze sämtliche inneren Ursachen gesehen. Nun gibt es aber auch noch äußere Ursachen, die erschwerend hinzutreten.

Würdest du in einer vollkommen harmonischen Umgebung leben, wo alles in einem absolut vollkommen guten Willen geborgen ist, könntest du selbstverständlich die Schuld nur bei dir selbst suchen. Doch sind die Schwierigkeiten, die innen sind, auch außerhalb von dir. Du kannst bis zu einem gewissen Maß ein inneres Gleichgewicht herstellen, doch lebst du in einer Umgebung voller Unausgewogenheit. Solange du dich nicht in einen Elfenbeinturm einschließt – was nicht nur schwierig ist, sondern auch nicht immer sehr empfehlenswert –, bleibt dir nichts anderes übrig, das aufzunehmen, was von außen kommt. Du gibst, und du empfängst, du atmest und nimmst auf. Es entsteht ein Gemisch, und deshalb kann man sagen, dass alles ansteckend ist, denn du lebst in einem Zustand unaufhörlicher Schwingungen. Du sendest deine Schwingungen aus und empfängst die Schwingungen anderer, und die sind von sehr komplexer Art. Es gibt noch – der Einfachheit halber nennen wir sie so – mentale Schwingungen, vitale Schwingungen, physische Schwingungen und viele andere. Du gibst, und du empfängst, du gibst, und du empfängst. Es ist ein unaufhörliches Spiel. Auch angenommen, kein böser Wille sei vorhanden, so gibt es doch Ansteckung. Und wie ich es gerade gesagt habe: Alles ist ansteckend, einfach alles. Du siehst gerade die Folge eines Unfalls, und du nimmst eine bestimmte Schwingung auf. Wenn du eine ausgeprägte Sensibilität hast und darüber hinaus Angst und Ekel empfindest – Ekel ist dieselbe Sache wie Angst; Ekel ist der moralische Ausdruck einer physischen Angst –, kann der Unfall physisch in deinem Körper zum Ausdruck kommen. Natürlich wird man dir sagen, dass solche Reaktionen bei Menschen vorkommen, die an einer nervösen Störung leiden. Ganz so ist es nicht. Es sind Menschen mit einem übersensiblen Vital, das ist alles. Und es ist nicht immer ein Zeichen von unterlegener Schwäche, im Gegenteil! Denn je nach spirituellem Fortschritt entsteht eine gewisse Überempfindlichkeit der Nerven, und wenn die Selbst-Kontrolle nicht mit der Sensibilität Schritt hält, können einem alle möglichen Unannehmlichkeiten widerfahren.

Aber das ist nicht alles.

Leider ist viel böser Wille in der Welt, und unter den vielen Arten bösen Willens gibt es da den kleinen Typ, der aus der Unwissenheit und Dummheit kommt, gibt es da den großen Typ, der aus der Bosheit stammt, und schließlich gibt es den gefährlichen Typ, der aus anti-göttlichen Kräften resultiert. Das alles ist also in der Atmosphäre – ich sage das nicht, um dich zu ängstigen, denn es versteht sich von selbst, dass man vor nichts Angst haben darf, doch ist es trotzdem da –, und diese Dinge attackieren dich, manchmal mit Absicht und manchmal unabsichtlich. Unabsichtlich geschieht es durch andere Menschen: Die werden angegriffen, ohne es zu wissen, und sie geben es weiter, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie sind die ersten Opfer. Sie geben die Krankheit an andere weiter. Doch es gibt auch vorsätzliche Attacken. Wir sprachen vergangene Tage über mentale Formationen und über böse Menschen, die mentale Formationen bilden, um dir zu schaden, die sie vorsätzlich bilden, um Unheil anzurichten. Und dann gibt es wieder andere, die noch einen Schritt weitergehen.

Okkulte Ursachen

Es gibt einen fehlgeleiteten, entstellten Okkultismus, den man schwarze Magie nennt, eine Sache, die man niemals anrühren sollte. Aber leider gibt es Menschen, die sich aus reiner Boshaftigkeit damit beschäftigen. Man darf nicht glauben, das sei eine Illusion, ein Aberglaube: Es ist wirklich so! Es gibt Menschen, die wissen, wie man zaubert, und sie tun das auch, und mit ihrer Magie erzielen sie ganz und gar abscheuliche Resultate. Es versteht sich von selbst, dass man geschützt bleibt und außer Gefahr ist, wenn man keine Angst hat. Aber es gibt da ein „Wenn“, eine Bedingung, und wenn man diese Bedingung nicht immer erfüllt, können ganz unangenehme Dinge geschehen. Doch solange du in einem Zustand voller Kraft und Reinheit bist – das heißt der Unbesiegbarkeit –, fällt das, was jemand gegen dich tut, automatisch auf ihn zurück, als ob du einen Tennisball gegen die Wand wirfst und er zu dir zurückkommt. Genau in derselben Weise kommt es wieder zu ihnen zurück, manchmal mit einer größeren Kraft, und sie werden durch genau die Sache bestraft, durch die sie sündigten. Natürlich hängt das alles von jenem ab, gegen den die Magie gerichtet wird, von seiner inneren Kraft und Reinheit… Das sind Dinge, die mir begegnet sind, viele solcher Fälle. Und um dann Widerstand leisten zu können, muss man, wie ich es nannte, ein Krieger im Vitalen sein, nämlich ein spiritueller Kämpfer im Vital. Alle, die aufrichtig Yoga ausüben, müssen zu dem werden, und wenn sie zu dem geworden sind, sind sie gänzlich geschützt. Aber eine der Bedingungen, um zu dem zu werden, ist die, gegenüber anderen Menschen niemals eine schlechte Willensregung oder einen schlechten Gedanken zu hegen. Denn wenn du ein schlechtes Gefühl oder eine schlechte Willensregung oder einen schlechten Gedanken hast, begibst du dich auf ihr Niveau, und wenn du auf derselben Ebene mit ihnen bist, nun, dann können dich ihre Schläge treffen.

Nun, ohne dass man so weit gehen müsste, gibt es in der physischen Atmosphäre, der Erd-Atmosphäre, unzählige kleine Wesenheiten, die du nicht siehst, weil deine Sicht zu begrenzt ist, die aber in deiner Atmosphäre zugange sind. Einige von ihnen sind recht lieb, andere sehr niederträchtig. Für gewöhnlich werden diese kleinen Wesenheiten durch die Auflösung vitaler Wesen erzeugt – sie sprießen nur so hervor –, und diese bilden eine ziemlich unangenehme Masse. Einige von ihnen tun sehr gute Dinge. Ich habe dir sicher schon die Geschichte von den kleinen Wesen erzählt, die an meinem Sari zerrten, um mir zu sagen, dass die Milch am Kochen war und ich nachsehen müsste, damit sie nicht überlief. Doch nicht alle von ihnen sind so gut. Einige spielen gern hässliche kleine Streiche, böse kleine Scherze. Und meistens sind sie es, die hinter einem Unfall stecken. Sie lieben kleine Unfälle, den ganzen Wirbel von Kräften, der sich um einen Unfall herum aufbaut: diese Masse von Menschen, du kennst das, es ist sehr amüsant! Und zudem ist das ihre Nahrung, denn eigentlich ernähren sie sich von der menschlichen Vitalität, die durch Emotionen und Aufregungen aus dem Körper herausgeschleudert wird. Deshalb sagen sie: ein ganz kleiner Unfall, es ist ganz schön, viele Unfälle!

Und wenn solche kleine Wesenheiten in einer Gruppe auftreten, können sie aneinander geraten, denn untereinander führen sie auch kein sehr friedvolles Leben: Sie geraten aneinander, streiten, vernichten und schlagen sich. Und das ist der Ursprung der Krankheitserreger, die Kräfte der Auflösung sind. Doch sie sind trotz ihrer aufgespaltenen Formen weiterhin lebendig, und dies ist der Ursprung der Keime und Mikroben. Deshalb haben die meisten Mikroben einen bösen Willen hinter sich, und das macht sie so gefährlich. Und wenn man die Qualität und die Art des bösen Willens nicht kennt und auf diesen einwirken kann, wird man zu neunundneunzig Prozent nicht das wahre und unbedingt wirkende Heilmittel finden. Die Mikrobe ist ein sehr materieller Ausdruck von etwas Lebendigem in einer feinstofflichen Welt, und aus diesem Grund wirst du durch dieselben Mikroben, die immer um dich herum und in dir sind, jahrelang nicht krank, und dann plötzlich machen sie dich doch krank.

Es gibt noch einen anderen Grund. Der Ursprung und der Rückhalt der Mikroben liegt in einer Disharmonie im Wesen, einer Empfänglichkeit gegenüber der feindlichen Kraft. Ich werde dir eine Geschichte erzählen. Ich weiß nicht, ob ich sie dir schon einmal erzählt habe, aber ich will sie dir jetzt erzählen, da sie dir die Sache verdeutlichen wird.

Ich war in Japan. Es war Anfang Januar 1919. Wie dem auch sei, es war die Zeit, als eine schreckliche Grippe in ganz Japan wütete, die Hunderttausende das Leben kostete. Es war eine jener Epidemien, wie man sie selten erlebt. In Tokio gab es jeden Tag hunderte und aberhunderte neuer Fälle. Die Krankheit nahm folgenden Verlauf: Sie dauerte drei Tage, und am dritten starb der Patient. Und die Menschen starben so schnell, dass man sie nicht einmal verbrennen konnte, verstehst du, es war unmöglich, es waren zu viele von ihnen. Wer aber nach dem dritten Tag nicht starb, war alles in allem nach sieben Tagen wieder gesund, zwar ein wenig erschöpft, aber trotz alledem vollständig geheilt. In der Stadt herrschte Panik, denn in Japan sind Epidemien sehr selten. Die Japaner sind sehr saubere Menschen, sehr sorgsam und in guter geistig-seelischer Verfassung. Krankheiten sind dort sehr selten. Und doch kam das so über sie, wie eine Katastrophe. Es herrschte eine schreckliche Angst. So sah man zum Beispiel Menschen auf der Straße mit einer Maske vor der Nase, damit die eingeatmete Luft nicht voller Krankheitserreger war. Die Angst war überall… Nun ergab es sich, dass ich mit jemandem zusammen wohnte, der mich andauernd mit seinen Fragen belästigte: „Was ist das für eine Krankheit? Was steckt hinter dieser Krankheit?“ Ich meinerseits – du weißt – umhüllte mich einfach mit meiner Kraft, mit meinem Schutz, um nicht angesteckt zu werden. Und so dachte ich nicht weiter an sie und ging meiner Arbeit nach. Nichts geschah, und ich dachte nicht weiter an sie. Doch ständig bekam ich zu hören: „Was ist denn das? Ach, ich würde gerne wissen, was hinter dieser Krankheit steckt. Könnten Sie mir nicht sagen, was für eine Krankheit das ist, warum es sie gibt?“ Und so ging das immer weiter fort. Eines Tages musste ich an das andere Ende der Stadt zu einer mir bekannten jungen Frau, die mich einigen Freunden vorstellen und mir einige Dinge zeigen wollte. Ich erinnere mich jetzt nicht mehr genau, worum es ging, jedenfalls hatte ich die ganze Stadt in einer Straßenbahn zu durchqueren. So war ich in der Straßenbahn und sah diese Menschen mit ihren Masken vor den Nasen. Zudem lag in der Atmosphäre diese ständige Angst, und so kam eine Suggestion zu mir. Ich begann mich zu fragen: „Ja, was ist das eigentlich für eine Krankheit? Was steckt hinter dieser Krankheit? Welche Kräfte sind in dieser Krankheit?“ Ich kam in dieses Haus, blieb dort eine Stunde und kehrte dann wieder zurück. Und als ich nach Hause kam, hatte ich schreckliches Fieber. Es hatte mich erwischt. So kam das über einen, unversehens, unmittelbar. Krankheiten, meist Krankheiten durch Keime und Bazillen, brauchen einige Tage im Organismus: Sie kommen, und im Inneren gibt es eine kleine Schlacht. Man gewinnt oder verliert, und verliert man, bekommt man die Krankheit, das ist ganz einfach. Doch hier war das anders: Man erhält gerade eben einen Brief, öffnet den Umschlag und hopp!, bums!: In der nächsten Minute hat man Fieber. Nun, an jenem Abend hatte ich schreckliches Fieber. Der Arzt wurde gerufen – ich rief ihn nicht. Der Arzt wurde also gerufen, und er sagte mir: „Ich muss Ihnen unbedingt dieses Medikament geben.“ Es war eines der besten Medikamente gegen Fieber, und er hatte gerade noch ein wenig davon. All seine Vorräte waren erschöpft, denn jeder nahm es. Er sagte: „Ich habe noch einige Packungen, ich gebe Ihnen welche.“ – „Bitte geben Sie es mir nicht, ich nehme es nicht. Heben Sie es für jemanden auf, der daran glaubt und der es nimmt.“ Er war ganz entrüstet: „Die Mühe hätte ich mir auch sparen können.“ Da sagte ich: „Vielleicht ist es nicht der Mühe wert!“ Und ich blieb mit meinem Fieber, einem heftigen Fieber, in meinem Bett. Während der ganzen Zeit fragte ich mich: „Was ist das für eine Krankheit? Warum ist sie da? Was steckt hinter ihr?“ Gegen Ende des zweiten Tages, als ich so alleine dalag, sah ich ganz deutlich ein Wesen, bei dem ein Teil des Kopfes abgetrennt war, in einer Militäruniform – oder den Überresten einer Militäruniform –, das sich mir näherte und sich plötzlich auf meine Brust stürzte, mit seinem halben Kopf, um meine Kraft auszusaugen. Ich sah es mir genau an, dann merkte ich, dass ich im Begriff war zu sterben. Es zog das ganze Leben aus mir heraus – denn du musst wissen, die Menschen starben innerhalb von drei Tagen an Lungenentzündung. Ich war völlig an das Bett gefesselt, ohne Bewegung, in einer tiefen Trance. Ich konnte mich nicht mehr rühren, und das Wesen war am Saugen. Ich dachte, das sei mein Ende. Da rief ich meine okkulte Macht zu Hilfe, setzte mich heftig zur Wehr und konnte das Wesen erfolgreich zurückschlagen, so dass es nicht länger verbleiben konnte. Und ich erwachte.

Aber ich hatte gesehen. Und ich hatte gelernt, hatte begriffen, dass die Krankheit von Wesen hervorgebracht wird, die aus ihrem Körper herausgeschleudert worden waren. Ich hatte das während des Ersten Weltkrieges gesehen, als gegen Ende die Menschen in Schützengräben lebten und durch Bombenangriffe getötet wurden. Sie waren bei bester Gesundheit, es fehlte ihnen nichts, und in einer auf die andere Sekunde wurden sie aus ihren Körpern geschleudert, ohne dass ihnen bewusst war, dass sie tot waren. Sie wussten nicht, dass sie keinen Körper mehr hatten, und versuchten bei anderen das Leben zu finden, das sie bei sich selbst nicht mehr finden konnten. Mit anderen Worten: Sie wurden zu unzähligen Vampiren verwandelt. Und sie saugten das Blut der Menschen aus. Und dazu kam dann noch die Zersetzung der vitalen Kräfte derer, die krank wurden und starben. Man lebte in einer Art stickiger und dicker Wolke, die sich aus all dem bildete. Und all jene, die diese Wolke in sich aufnahmen, wurden krank und meistens auch wieder gesund, doch jene, die von einem Wesen dieser Art angegriffen wurden, starben unweigerlich, da sie sich nicht widersetzen konnten. Ich weiß, wie viel Wissen und Kraft für mich notwendig war, um Widerstand leisten zu können. Es war unaufhaltsam. Das heißt: Wenn sie von einem Wesen angegriffen wurden, das ein Zentrum dieses Wirbels von schlechten Kräften war, starben sie. Und es muss viele von diesen Wesen gegeben haben, eine sehr große Zahl. All das sah ich und ich verstand.

Als ich Besuch bekam, bat ich, mich allein zu lassen. Ich lag ruhig in meinem Bett und verbrachte zwei oder drei Tage in absoluter Ruhe, in Konzentration, mit meinem Bewusstsein. Dann kam ein Freund von uns – ein Japaner, ein sehr guter Freund – und sagte zu mir: „Ach, warst du krank? Was ich vermutete, war also wahr… Stell dir nur vor, in den letzten zwei, drei Tagen gab es keinen einzigen neuen Krankheitsfall mehr in der Stadt. Die meisten Kranken sind geheilt worden, und die Zahl der Todesfälle ist stark zurückgegangen. Nun ist alles ausgestanden. Die Krankheit ist vollständig unter Kontrolle.“ Dann erzählte ich ihm, was ich erlebt hatte, und er ging und erzählte es überall. Sie veröffentlichten sogar Artikel darüber in Zeitungen.

Nun, das Bewusstsein ist wirklich viel wirksamer als Medikamente! Die Lage war kritisch. Stell dir vor, es gab ganze Ortschaften, in denen keiner überlebte. In einem japanischen Dorf, nicht sehr groß, aber doch mit mehr als hundert Einwohnern, fügte es ein außergewöhnlicher Zufall, dass einer der Dorfbewohner einen Brief bekommen sollte. Der Briefträger kam nur dorthin, wenn er einen Brief zustellen musste – natürlich war es ein Dorf weit draußen auf dem Lande –, so ging er also aufs Land. Es schneite. Das ganze Dorf war eingeschneit, und dort war niemand mehr am Leben. Genauso war es. Eine solche Epidemie war es. Und in Tokio war es ebenso. Doch Tokio ist eine Großstadt, da spielten sich die Ereignisse anders ab. Und so endete die Epidemie. Das ist meine Geschichte.

Worte der Mutter

Mit den von dir erwähnten Ursachen müsste man immer krank sein!

Im gewöhnlichen Leben sind Menschen die meiste Zeit krank – abgesehen von einigen wenigen, die dem aus anderen Gründen entkommen, die wir ein anderes Mal klären werden. Nur wenige Menschen sind nicht die ganze Zeit mehr oder weniger krank. Aber selbst im normalen Leben, wenn du Vertrauen, einen guten Willen, eine Art Gewissheit in dir hast, diese Art von innerem Vertrauen, oh!, wie es vielleicht die meisten Kinder haben – ich weiß nicht, denn eigentlich sind Kinder hier doch ziemliche Ausnahmen –, wie auch immer, sie haben Vertrauen in das Leben, sie sind jung und haben das Gefühl, dass das ganze Leben noch vor ihnen liegt. Sehr wenig liegt hinter ihnen, alles liegt vor ihnen. Und das gibt ihnen eine Art von Selbst-Vertrauen, das sie aus allem heraushält.

Sonst – ich weiß nicht – habe ich im gewöhnlichen Leben nur sehr wenige Menschen gekannt, die sich nicht wenigstens über eine kleine physische Unannehmlichkeit beklagt hätten, die sie stets mit sich herumtrugen. Vielleicht kennst du das Theaterstück von Jules Romain Le Docteur Knock, in dem er sagt, dass ein gesunder Mensch ein Kranker sei, ohne es zu wissen. Das ist meistens richtig. Wenn du genügend arbeitest, so dass du dich nicht immer mit dir selbst beschäftigen kannst, bemerkst du das nicht, und doch ist es so.