1. Kapitel
Die dreifache Umwandlung:
1. Abschnitt
Die grundlegenden Verwirklichungen dieses Yoga sind:
1. Die seelische Wandlung, so dass eine volle Weihung zum Leitmotiv des Herzens werden kann, die das Denken, Leben und Tun in fortwährender Einung mit der Mutter und in ihrer Gegenwart lenkt.
2. Die Herabkunft von Frieden, Macht und Licht usw. des Höheren Bewusstseins durch den Kopf und das Herz in das ganze Wesen, bis sie die eigentlichen Zeilen des Körpers erfassen.
3. Die Wahrnehmung des Einen und Göttlichen, unbegrenzt überall, der Mutter überall – und in diesem unendlichen Bewusstsein zu leben.

Du kennst die drei Dinge, auf denen sich die Verwirklichung gründen muss:
1. das Aufsteigen zu einem Ort oberhalb des Mentals und das Sich-Öffnen in das kosmische Bewusstsein;
2. das seelische Sich-Öffnen;
3. die Herabkunft des höheren Bewusstseins mit seinem Frieden, seinem Licht, seiner Kraft, seinem Wissen und Ananda usw. in alle Ebenen des Wesens bis hinab in das äußerste Physische.
All das muss durch das Wirken der Kraft der Mutter geschehen, unterstützt durch dein Streben, deine Weihung, deine Hingabe.
Das ist der Pfad. Das Übrige ist eine Frage der Entwicklung dieser Dinge, wofür du den Glauben an das Wirken der Mutter brauchst.

Wenn man vom göttlichen Funken spricht, denkt man eher an die Seele als Teil des Göttlichen, der von oben in die Schöpfung herabgekommen ist, als an etwas, das sich vom Kosmos getrennt hat. Es ist die [menschliche] Natur, die sich aus den kosmischen Kräften geformt hat – das Mental aus dem kosmischen Mental, das Leben aus dem kosmischen Leben, der Körper aus der kosmischen Materie.
Für die Seele gibt es drei Verwirklichungen: 1. die Verwirklichung des seelischen Wesens und Bewusstseins als dem göttlichen Element in der Evolution; 2. die Verwirklichung des kosmischen Selbstes, das eins in allen ist; 3. die Verwirklichung des Höchsten Göttlichen – von dem sowohl das Einzelwesen als auch der Kosmos stammen – und des Einzelwesens (Jivatman) als einem ewigen Teil des Göttlichen.

Das Physische ist natürlich die Grundlage – die des Obermentals liegt zwischen den beiden Hemisphären. Die niedere Hemisphäre enthält das gesamte Mental einschließlich seiner höheren Ebenen, das Vital und das Physische. Die obere Hemisphäre enthält den Göttlichen Sat-Chit-Ananda [Dasein-Bewusstsein-Seligkeit] mit dem Supramental als seinem Instrument des Selbst-Ausdrucks. Das Obermental befindet sich zuoberst der niederen Hemisphäre und ist die Verbindungs- oder Übergangsebene zwischen den beiden [Hemisphären].
Das seelische Wesen ist hinter dem Herzen und stützt Mental, Leben und Körper. Bei der seelischen Umwandlung gibt es drei hauptsächliche Elemente: 1. Das Sich-Öffnen des okkulten inneren Mentals, inneren Vitals, inneren Physischen, so dass man sich all dessen bewusst wird, was hinter dem Mental, Leben und Körper der Oberfläche liegt. 2. Das Sich-Öffnen des seelischen Wesens oder der Seele, wodurch sie hervortritt und Mental, Leben und Körper lenkt und alles dem Göttlichen zuwendet. 3. Das Sich-Öffnen des ganzen niederen Wesens gegenüber der spirituellen Wahrheit – das letztere kann der seelisch-spirituelle Teil der Wandlung genannt werden. Es ist durchaus möglich, dass man durch die seelische Umwandlung über das Individuelle hinaus in das Kosmische gelangt. Selbst das okkulte Sich-Öffnen errichtet eine Verbindung mit dem kosmischen Mental, dem kosmischen Vital, dem kosmischen Physischen. Die Seele verwirklicht den Kontakt mit dem All-Sein, das Einssein des Selbstes, die universale Liebe und andere Dinge, die zum kosmischen Bewusstsein führen.
Aber all das ist ein Ergebnis des Sich-Öffnens gegenüber dem Spirituellen über uns und wird durch eine Infiltration oder Reflexion des spirituellen Lichts und der spirituellen Wahrheit in Mental, Leben und Körper herbeigeführt. Die eigentliche spirituelle Umwandlung beginnt oder wird möglich, wenn man sich über das Mental erhebt, dort lebt und alles von oben lenkt. Selbst während der seelischen Umwandlung kann man sich durch eine Art Ansteigen des mentalen, vitalen und physischen Wesens nach oben erheben und von dort zurückkehren, doch lebt man damit noch nicht oben im Gipfel-Bewusstsein, wo das Obermental seine Stätte hat und die anderen Ebenen, die über dem menschlichen Mental liegen.
Die supramentale Umwandlung kann erst dann stattfinden, wenn das Lid zwischen den niedrigeren und höheren Hemisphären oder Daseins-Hälften beseitigt ist und das Supramental statt des Obermentals die lenkende Macht im Dasein wird – doch hiervon kann jetzt noch keine Rede sein.

Zwischen Durchseelung und Spiritualisierung besteht ein Unterschied. Die spirituelle Wandlung ist jene, die von oben herabkommt; die seelische Wandlung ist jene, die von innen kommt, wobei die Seele das Mental, Vital und Physische beherrscht.

Durchseelung bedeutet Wandlung der niedrigeren Natur; sie bringt die rechte Schau in das Mental, den rechten Impuls und das rechte Fühlen in das Vital und die rechte Bewegung und Gewohnheit in das Physische – alles dem Göttlichen zugewandt, alles auf Liebe, Anbetung und bhakti beruhend – [sie bringt] schließlich das Erkennen und Fühlen, dass die Mutter überall ist, in allem, und auch im Herzen, dass ihre Kraft im Wesen wirkt, sowie Glauben, Weihung, Hingabe.
Die spirituelle Wandlung ist die gesicherte Herabkunft des Friedens, des Lichtes, des Wissens, der Macht, der Seligkeit von oben, das Wahrnehmen des Selbstes und Göttlichen sowie eines höheren kosmischen Bewusstseins und die Wandlung des ganzen Bewusstseins in dieses [kosmische Bewusstsein].

Beide Gefühle sind richtig – sie weisen auf die beiden Erfordernisse der Sadhana hin. Das eine besteht darin, sich nach innen zu wenden und voll die Verbindung zwischen dem seelischen Wesen und der äußeren Natur herzustellen. Das andere ist, sich nach oben für den Göttlichen Frieden zu öffnen, die Kraft, das Licht, den Ananda, sich in sie zu erheben und sie in die Natur und den Körper herabzubringen. Keine dieser beiden Bewegungen, weder die seelische noch die spirituelle, ist ohne die andere vollkommen. Wenn das spirituelle Aufsteigen und Herabkommen nicht vollzogen wird, kann die spirituelle Umwandlung der Natur nicht stattfinden; wenn die Seele sich nicht voll öffnet und die Verbindung mit ihr nicht hergestellt wird, kann die Umwandlung nicht vollständig sein.
Eine Unvereinbarkeit zwischen den beiden Bewegungen besteht nicht; einige beginnen zuerst mit der seelischen, andere mit der spirituellen, wiederum andere verfolgen beides gleichzeitig. Der beste Weg ist, nach beiden zu streben und es die Kraft der Mutter gemäß dem Erfordernis und der Neigung der Natur ausarbeiten zu lassen.

Wenn durch die Entwicklung eines höheren Bewusstseins nicht Dinge zuwege gebracht würden, von denen das Mental früher nichts wusste, hätte sie nicht viel Wert. Das Einswerden der Seele mit den höheren Kräften und Tätigkeiten des Bewusstseins ist zu der einen oder anderen Zeit für die Sadhana unerlässlich.

Von den beiden erforderlichen Umwandlungen ist die seelische die erste – wenn die seelische Umwandlung in dir stattgefunden hat, erleichtert das unendlich die andere, das heißt die Umwandlung des gewöhnlichen menschlichen in das höhere spirituelle Bewusstsein – andernfalls wird man voraussichtlich entweder eine schleppende und langweilige oder eine aufregende, aber gefährliche Reise haben …
Ich habe niemals von einer „Umwandlung der Seele“ gesprochen; ich habe immer über eine „seelische Umwandlung“ der Natur geschrieben, was etwas völlig anderes ist. Ich habe es manchmal als eine Durchseelung der Natur bezeichnet. Die Seele ist in der Evolution, sie ist ein Teil des menschlichen Wesens, sein göttlicher Teil – eine Durchseelung wird dich also nicht über die gegenwärtige Evolution hinausführen; sie wird aber das Wesen bereit machen, auf alles, was von der Göttlichen oder Höheren Natur kommt, zu reagieren, und abgeneigt gegen eine Reaktion auf den asura, rakshasa, pisacha oder das Tier im Menschen, oder irgendeinen Widerstand der niederen Natur, welcher der göttliche Wandlung im Wege ist.

Ich habe den Bericht über deine Sadhana gelesen. Ich glaube, es gibt dazu nichts zu sagen – denn er ist in Ordnung –, außer dass es das Wichtigste für dich ist, das seelische Feuer im Herzen zu entwickeln sowie das Streben nach dem Hervortreten des seelischen Wesens als Lenker der Sadhana. Wenn das geschehen ist, wird dir die Seele die „verborgenen Ego-Knoten“, von denen du sprichst, aufzeigen und sie lösen oder im seelischen Feuer verbrennen. Diese seelische Entwicklung und die seelische Wandlung von Mental, Vital und physischem Bewusstsein sind von höchster Wichtigkeit, da hierdurch die Herabkunft des höheren Bewusstseins und die spirituelle Umwandlung, ohne welche die supramentale immer in weiter Ferne bleiben muss, sicher und einfach werden. Mächte usw. haben ihren Platz, aber einen sehr untergeordneten, solange dies nicht geschehen ist.

In der Sadhana ist alles gefährlich oder kann es sein, außer der seelischen Wandlung.

Die Seele, das seelische Wesen, steht in unmittelbarer Fühlungnahme mit der göttlichen Wahrheit, sie ist im Menschen aber durch das Mental, das vitale Wesen und die physische Natur verhüllt. Man mag den Yoga ausüben und Erleuchtungen im Mental und Verstand erlangen; man mag Macht erringen und in allen Arten von vitalen Erfahrungen schwelgen; man mag sogar erstaunliche physische siddhis erlangen; wenn sich aber die wahre Seelenmacht im Hintergrund nicht offenbart, wenn die seelische Natur nicht in den Vordergrund tritt, ist nichts Wahres geschehen. In diesem Yoga ist es das seelische Wesen, welches die übrige Natur dem wahren supramentalen Licht und schließlich dem höchsten Ananda öffnet. Das Mental kann sich aus eigener Kraft gegenüber seinen höheren Bereichen öffnen; es kann sich zum Schweigen bringen und in das Unpersönliche weiten; es kann sich auch in einer Art statischer Befreiung oder nirvana selbst spiritualisieren; aber das Supramental vermag in einem nur spiritualisierten Mental keine ausreichende Grundlage zu finden. Wenn die innerste Seele erwacht ist, wenn eine neue Geburt aus dem rein mentalen, vitalen und physischen in das seelische Bewusstsein stattfindet – dann kann dieser Yoga getan werden; andernfalls (durch die reine Macht des Mentals oder irgendeines anderen Teils) ist es unmöglich … Wenn man die seelische Neugeburt zurückweist, wenn aufgrund von Verhaftet-sein mit intellektuellem Wissen oder mentalen Ideen oder irgendeinem vitalen Begehren eine Weigerung besteht, das Kind zu werden, das neu aus der Mutter geboren wird, dann wird die Sadhana fehlschlagen.

Das seelische Wesen ist immer vorhanden, wird aber nicht gefühlt, da es vom Mental und Vital verdeckt ist; wenn es nicht länger verborgen ist, sagt man, es sei erwacht. Sobald es erwacht ist, beginnt es, das übrige Wesen zu ergreifen, zu beeinflussen und zu wandeln, so dass alles zum wahren Ausdruck der inneren Seele werden kann. Diese Veränderung wird die innere Wandlung genannt. Es kann keine Wandlung ohne das Erwachen des seelischen Wesens geben.

Als ich den Ausdruck „das Sich-Öffnen der Seele“ gebrauchte, dachte ich nicht an ein gewöhnliches seelisches Sich-Öffnen, das eine bestimmte Menge seelische (im Gegensatz zur vitalen) Liebe und bhakti hervorbringt, sondern an das, was als Hervortreten der Seele bezeichnet wird. Wenn dies geschieht, ist man sich des seelischen Wesens mit seinem einfachen, spontanen Selbst-Geben bewusst und empfindet seine zunehmende unmittelbare Kontrolle (nicht nur einen verhüllten oder halb verhüllten Einfluss) über Mental, Vital und das Physische. Vor allem ist das seelische Unterscheidungsvermögen vorhanden, das die Gedanken, emotionalen Bewegungen, vitalen Triebe und physischen Gewohnheiten sofort durchleuchtet und dort nichts im Dunkeln lässt sowie die falschen durch die rechten Bewegungen ersetzt. Das ist es, was schwierig und selten ist, denn meist ist das Unterscheidungsvermögen mental, und es ist das Mental, das alles zu regeln versucht. In jenem Fall ist es die Herabkunft des höheren Bewusstseins durch das Mental, wodurch die Seele geöffnet wird, und nicht das direkte seelische Sich-Öffnen.

Niemand sprach davon, dass es (das Sich-Öffnen der Seele) notwendigerweise von oben geschehen muss. Auf natürliche Weise geschieht es direkt und ist dann höchst wirksam. Wenn aber der direkte Weg als schwierig empfunden wird, wie es bei bestimmten Naturen der Fall ist, beginnt die Wandlung von oben, und das Bewusstsein, das von dort herabkommt, muss das Herz-Zentrum befreien. Je stärker es auf das Herz-Zentrum einwirkt, desto leichter wird die seelische Tätigkeit möglich.

Sie (die dynamische Herabkunft von oben in das Herz) kann der Seele dazu verhelfen hervorzutreten, was aber nicht immer automatisch geschieht – zumindest schafft sie für die Seele bessere Voraussetzungen.

Das direkte Sich-Öffnen des seelischen Zentrums ist nur dann einfach, wenn die Egozentrik wesentlich reduziert ist, und auch, wenn eine starke bhakti für die Mutter vorhanden ist. Spirituelle Demut und ein Gefühl der Unterwerfung und Abhängigkeit sind notwendig.

Mit dem Hervortreten (der Seele) ist einfach dies gemeint: Die Seele ist gewöhnlich tief im Inneren. Sehr wenige Menschen sind sich ihrer Seele bewusst – wenn sie von ihrer Seele sprechen, meinen sie im Allgemeinen das vitale-mentale Wesen oder aber die (falsche) Begierden-Seele. Die Seele bleibt im Hintergrund und handelt, wo immer es möglich ist, nur durch das Mental, Vital und Physische. Aus diesem Grund hat das seelische Wesen, außer dort wo es sehr entwickelt ist, nur einen geringen und teilweisen, einen verborgenen und vermischten oder abgeschwächten Einfluss auf das Leben der meisten Menschen. Mit dem Hervortreten ist gemeint, dass es hinter dem Schleier hervortritt, seine Gegenwart auch im täglichen Wachbewusstsein gefühlt wird und sein Einfluss das Mental und Vital und ihre Bewegungen, ja selbst das Physische erfüllt, beherrscht und umwandelt. Man ist sich seiner Seele bewusst, empfindet die Seele als sein wahres Wesen, während das Mental und alles Übrige allmählich zu bloßen Instrumenten des Innersten in uns werden.
Auch das innere Mental, Vital und Physische sind verhüllt, wenn auch wesentlich näher an der Oberfläche, und viele ihrer Bewegungen oder Inspirationen dringen im Leben der entwickelten menschlichen Wesen durch den Schleier hindurch (jedoch keinesfalls in ihrer Fülle oder Reinheit) – etwas davon sogar im Leben der gewöhnlichen Menschen. Im Yoga aber werfen auch sie [das innere Mental, Vital und Physische] nach einiger Zeit den Schleier ab, treten in den Vordergrund, und ihr Wirken herrscht im Bewusstsein vor; das äußere [Bewusstsein] aber wird nicht mehr länger als das eigene Selbst empfunden, sondern lediglich als eine Fassade oder sogar als eine Randzone des Wesens.

Eigentlich möchte ich meinen, dass du inzwischen über das seelische Wesen Bescheid wissen müsstest – dass es sich hinter dem Schleier befindet, und sein Bewusstsein ebenfalls; nur wenig davon gelangt in das Mental, Vital und Physische. Wenn dieses Bewusstsein nicht verborgen ist, wenn du dir deiner Seele (des seelischen Wesens) bewusst bist, wenn ihre Gefühle und ihr Bewusstsein die deinen sind, dann hast du das Bewusstsein des seelischen Wesens erlangt. Die Gefühle und Bestrebungen des seelischen Wesens sind alle der Wahrheit, dem rechten Bewusstsein und dem Göttlichen zugewandt; es ist der einzige Teil [des menschlichen Wesens], der durch die feindlichen Kräfte und ihre Einflüsterungen nicht berührt werden kann.

Das seelische Wesen tritt bei den meisten Menschen nur langsam hervor, selbst nachdem sie die Sadhana aufgenommen haben. So vieles im Mental und Vital muss sich verändern und wieder anpassen, bevor die Seele gänzlich frei sein kann. Man hat zu warten, bis der notwendige Prozess weit genug gediehen ist und sie ihren unendlich alten Schleier aufreißen und hervortreten kann, um die [menschliche] Natur zu überwachen. Es stimmt, dass nichts sonst dir so viel inneres Glück und innere Freude zu gewähren vermag – der Friede jedoch kann auch durch die mentale und vitale Befreiung oder durch das Wachsen einer starken samata im Wesen erreicht werden.

Es gibt keine [festgelegte] Methode dafür (das seelische Wesen hervortreten zu lassen). Es kommt wie andere Dinge auch – du musst danach streben, und es geschieht nur dann, wenn du hinreichend fortgeschritten bist.

Das seelische Wesen kann sich allein dann voll öffnen, wenn der Sadhak nicht länger vitale Motive mit seiner Sadhana verbindet und fähig ist, sich der Mutter auf einfache und aufrichtige Weise darzubringen. Wenn irgendeine egoistische Neigung oder Unaufrichtigkeit des Beweggrundes besteht, wenn der Yoga unter einem Druck von vitalen Forderungen ausgeübt wird oder – teilweise oder ganz – zur Befriedigung eines spirituellen oder anderen Ehrgeizes, aus Stolz, Eitelkeit oder aus Machthunger, um einer Position willen oder um auf andere Einfluss auszuüben, oder mit dem Impuls, mit Hilfe yogischer Kraft ein vitales Begehren zu befriedigen, dann vermag sich die Seele nicht zu öffnen, oder sie öffnet sich nur teilweise oder zeitweilig und verschließt sich wieder, weil sie durch die vitalen Tätigkeiten verhüllt wird; das seelische Feuer erlischt im erstickenden vitalen Rauch. Das gleiche Unvermögen tritt ein, wenn das Mental die führende Rolle im Yoga übernimmt und die innere Seele in den Hintergrund treten lässt, oder wenn die bhakti oder andere Bewegungen der Sadhana eine mehr vitale als seelische Form annehmen. Reinheit, einfache Aufrichtigkeit und die Fähigkeit zu einer unegoistischen, unvermischten Selbstdarbringung ohne Anspruch oder Forderung sind die Voraussetzung für ein gänzliches Sich-Öffnen des seelischen Wesens.

Natürlich sind Ego und Vital mit ihren Ansprüchen und Begierden immer das hauptsächliche Hindernis für das Hervortreten der Seele. Denn sie lassen dich um deiner selbst willen leben, handeln und sogar die Sadhana ausüben – Durchseelung aber bedeutet, um des Göttlichen willen zu leben, zu handeln und die Sadhana auszuüben.

Wenn das Begehren zurückgewiesen ist und nicht länger das Denken, Fühlen oder Tätig-sein beherrscht, wenn ein stetiges Streben nach einem vollkommenen, aufrichtigen Selbstgeben besteht, öffnet sich die Seele nach einer gewissen Zeit meist von selbst.

Um die Seele hervortreten zu lassen, muss man sich von Selbstsucht und Verlangen (die Grundlage der vitalen Gefühle) befreien – sie zumindest niemals akzeptieren.

Es (das Hervorströmen von Liebe und Freude aus dem Herz-Zentrum) kann nur dann in großem Umfang missbraucht werden, wenn ein kraftvolles und ungestümes vitales Ego vorhanden ist, das nicht daran gewöhnt ist, sich korrigieren zu lassen, oder aber durch ein Vital voller kamavasana [ein unterbewusstes Einwirken von Lust oder einem anderen Begehren]. In geringem Umfang kann es von kleinlichem Eigennutz missbraucht werden, von Eitelkeit, Ehrgeiz und den Forderungen des niederen Vitals, die sich darauf gründen. Wenn du auf der Hut bist vor diesen Dingen, besteht keine Gefahr des Missbrauchs. Sobald die Seele das seelische Unterscheidungsvermögen und die Liebe hervortreten lässt, besteht keine Gefahr, denn das Licht des seelischen Unterscheidungsvermögens weist sofort jede Vermengung und jeden Missbrauch zurück.

Ein beständiges und aufrichtiges Streben und der Wille, sich allein dem Göttlichen zuzuwenden, sind das beste Mittel, um die Seele hervortreten zu lassen.

Sie (die Seele) tritt von selbst hervor, entweder durch beharrliche Liebe und beharrliches Streben oder bei genügender Vorbereitung von Mental und Vital durch die Herabkunft von oben und das Wirken der [Göttlichen] Kraft.

Wenn der Wille zur Hingabe im zentralen Wesen vorhanden ist, kann die Seele hervortreten.

Das zentrale Wesen befindet sich oberhalb des adhars; die meisten Menschen sind sich ihres zentralen Wesens nicht bewusst (jivatma) – sie sind sich nur ihres Egos bewusst.
Das Psychische ist die Seele, sie ist der Teil des Göttlichen, der Mental und Körper in der Evolution stützt. Die Seele empfängt die Göttliche Hilfe unmittelbar vom Göttlichen.
Das zentrale Wesen ist jenes, von dem alle anderen abhängen. Wenn es sich überantwortet, das heißt, wenn es seine gesonderte Erfüllung zurückweist, um ein Instrument [nur] des Göttlichen zu sein, dann fällt dem Mental, Vital und dem Physischen die Überantwortung leichter.

Es hat nichts mit günstigen Umständen zu tun. Sobald der Wille des zentralen Wesens auf die Einung mit dem Göttlichen ausgerichtet ist, verzichtet es auf seine gesonderte Erfüllung.

Es (das seelische Wesen) muss bewusst und mit immer mehr Wissen die Hingabe vollziehen. Die Seele sehnt sich nach dem Göttlichen oder reagiert auf göttliche Dinge, sie ist im Prinzip hingegeben, muss aber ihre Hingabe im einzelnen entwickeln und dadurch die Hingabe des ganzen Wesens herbeiführen.

Nichts Vergangenes oder Gegenwärtiges kann die Seele daran hindern hervorzutreten, wenn der wahre Wille vorhanden ist, sich von diesen Dingen zu befreien und im seelischen und spirituellen Bewusstsein zu leben.

Deine erste Erfahrung war die des Sich-Öffnens der Seele; du hast das seelische Wesen, sein Streben, seine Erfahrungen und im Vordergrund das äußere Wesen als zwei getrennte Teile deines Bewusstseins wahrgenommen. Du warst nicht fähig, diese Erfahrung zu bewahren, weil das ungeläuterte Vital dich in das gewöhnliche, äußere Bewusstsein hinauszog. Später gelangtest du zurück in die Seele und warst gleichzeitig fähig, deine gewöhnliche vitale Natur zu erkennen, ihre Mängel wahrzunehmen und durch die Macht der Seele für ihre Läuterung zu arbeiten. Ich schrieb dir anfangs, dass dies der Weg sei; denn wenn die Seele erwacht ist und sich im Vordergrund befindet, wird es einfach, sich der Dinge, die in der äußeren Natur verändert werden müssen, bewusst zu bleiben – und dann ist es auch verhältnismäßig einfach, sie zu ändern. Wenn aber die Seele verhüllt wird und sich in den Hintergrund zurückzieht, ist es für die sich selbst überlassene äußere Natur schwierig, sich ihrer eigenen falschen Bewegungen bewusst zu bleiben, und es gelingt ihr auch mit großer Anstrengung nicht, sich von ihnen zu befreien. Du hast selbst gesehen, wie in der Essensangelegenheit, dass mit einer aktiven und erwachten Seele, die rechte Einstellung auf natürliche Weise kommt und jede Schwierigkeit, welcher Art auch immer, sich bald verringert oder sogar verschwindet.
Ich erklärte dir damals auch, dass es einen dritten Teil der Natur gibt, das innere Wesen (das innere Mental, das innere Vital, das innere Physische), das du noch nicht wahrgenommen hättest, das sich aber auch zu seiner Zeit öffnen müsste. Das ist es, was bei deiner letzten Erfahrung geschah. Was du als einen Teil von dir empfandest – deiner selbst, aber nicht deines physischen Selbstes –, was sich erhob, um dem höheren Bewusstsein oben zu begegnen, war dieses innere Wesen; es war dein (inneres) höheres vitales Wesen, das sich auf diese Weise erhob, um sich mit dem höchsten Selbst über dir zu verbinden; es war hierzu fähig, weil die Arbeit der Läuterung in der äußeren vitalen Natur ernsthaft begonnen hatte. Jedes Mal wenn eine Läuterung der äußeren Natur stattfindet, wird es dem inneren Wesen eher möglich, sich zu enthüllen, frei zu werden und sich dem höheren Bewusstsein zu öffnen.
Wenn das geschieht, finden verschiedene andere Dinge gleichzeitig statt. Erstens, man wird sich des schweigenden Selbstes über sich bewusst – frei, weit, ohne Grenzen, rein und nicht beeinträchtigt durch die mentalen, vitalen und physischen Bewegungen, frei von Ego und begrenzter Persönlichkeit – das ist es, was du in deinem Brief beschrieben hast Zweitens, durch dieses Schweigen und diese Freiheit des Selbstes kommt die Göttliche Macht herab und beginnt im adhara zu wirken. Das ist es, was du als Druck empfandest; dass sie durch den Scheitelpunkt des Kopfes, die Stirn, durch Augen und Nase kam, hatte die Bedeutung, dass sie auf die Öffnung der mentalen Zentren im inneren mentalen Wesen hinarbeitete – besonders der beiden höheren Zentren des Willens und Denkens und der inneren Schau. Diese beiden Zentren werden als der tausendblättrige Lotos und zwischen den Augenbrauen als ajnacakra bezeichnet. Drittens, durch dieses Wirken werden die inneren Teile des Wesens geöffnet und befreit; du wirst frei von den Begrenzungen des gewöhnlichen persönlichen Mentals, Vitals und Physischen und gewahrst ein umfassenderes Bewusstsein, in welchem du für die erforderliche Umwandlung eher fähig bist. Aber das ist notwendigerweise eine Frage der Zeit und eines langen Arbeitens, und du bist gerade im Begriff, die ersten Schritte auf diesem Weg zu tun.
Wenn man sich in das innere Wesen wendet, besteht die Neigung, sich gänzlich zu versenken und das Bewusstsein der äußeren Welt zu verlieren – es ist das, was die Menschen samadhi nennen. Ebenso notwendig ist es aber, zu den gleichen Erfahrungen (des Selbstes, des Wirkens des inneren Bewusstseins usw.) im Wachzustand fähig zu sein. Die beste Regel für dich ist, der vollen Wende nach innen nur dann stattzugeben, wenn du allein bist und eine Störung nicht wahrscheinlich ist, und zu anderen Zeiten dich daran zu gewöhnen, diese Erfahrungen mit dem wachen physischen Bewusstsein zu haben, das an ihnen teilhat oder sie zumindest wahrnimmt.

Wenn das seelische Wesen erwacht, wirst du dir deiner Seele bewusst; du erkennst dein Selbst. Und du begehst nicht länger den Fehler, dich mit dem mentalen oder vitalen Wesen zu identifizieren. Du verwechselst sie nicht länger mit deiner Seele.
Zweitens, das seelische Wesen, wenn es erwacht ist, gibt dir die wahre bhakti für Gott oder den Guru. Diese bhakti ist durchaus verschieden von der mentalen oder vitalen bhakti.
Man mag mit dem Verstand die intellektuelle Bedeutung eines Menschen oder des Gurus bewundern oder schätzen – es ist aber nur etwas Mentales; es bringt die Sache nicht viel weiter. Natürlich schadet es nichts, auch das zu haben. Doch das allein öffnet noch nicht die Gesamtheit des inneren Wesens; es wird lediglich ein mentaler Kontakt hergestellt.
Die vitale bhakti fordert und fordert. Sie auferlegt ihre eigenen Vorbehalte. Sie gibt sich Gott hin, aber bedingt. Sie sagt zu Gott: „Du bist groß, ich bete dich an, und nun befriedige mir diesen Wunsch oder jenen Ehrgeiz, mache mich groß, mache einen großen Sadhak, einen großen Yogi aus mir, usw.“.
Auch das unerleuchtete Mental gibt sich der Wahrheit hin, stellt aber seine eigenen Bedingungen. Es sagt zur Wahrheit: „Füge dich meinem Urteil und meiner Meinung“, und es verlangt von der Wahrheit, dass sie sich in die dem Mental eigenen Formen pressen lässt.
Auch das vitale Wesen besteht darauf, dass die Wahrheit sich seiner eigenen Kraft-Bewegung anpasst. Das vitale Wesen saugt an der Höheren Macht und zieht und saugt am vitalen Wesen des Gurus.
Die Hingabe von beiden (Mental und Vital) enthält eine arrière pensée (mentalen Vorbehalt).
Das seelische Wesen mit seiner bhakti ist aber anders. Es ist der wahren bhakti fähig, weil es in direkter Verbindung mit der Gottheit im Hintergrund steht. Seelische bhakti stellt keine Forderung und macht keine Vorbehalte. Sie findet Erfüllung in ihrem eigenen Sein. Das seelische Wesen weiß, wie es der Wahrheit in der rechten Weise zu gehorchen hat. Es gibt sich Gott oder dem Guru wahrhaft hin, und weil es sich wahrhaft aufgeben kann, kann es auch wahrhaft empfangen.
Drittens, das seelische Wesen ist traurig, wenn es an die Oberfläche kommt und sieht, wie das mentale oder vitale Wesen einen Narren aus sich macht. Diese Traurigkeit ist verletzte Reinheit.
Wenn das Mental sein eigenes Spiel spielt oder das Vital von seinen eigenen Impulsen fortgerissen wird, ist es das seelische Wesen, welches sagt: „Ich will diese Dinge nicht; wozu bin ich letzten Endes hier? Um der Wahrheit und nicht um dieser Dinge willen bin ich hier.“
Seelische Traurigkeit wiederum unterscheidet sich von mentalem Unbefriedigt-sein oder vitaler Traurigkeit oder physischer Niedergeschlagenheit.
Wenn das seelische Wesen stark ist, macht es sich im mentalen oder vitalen Wesen fühlbar, es drängt sie, zwingt sie, sich zu ändern. Wenn es aber schwach ist, nutzen das die anderen (mentalen oder vitalen) Teile aus und ziehen aus der seelischen Traurigkeit ihren eigenen Vorteil.
In einigen Fällen kommt das seelische Wesen an die Oberfläche und verwirrt das mentale oder vitale Wesen und bringt alles in Unordnung. Ist das Mental oder das vitale Wesen aber stärker als das seelische, dann übt es [das seelische Wesen] nur einen gelegentlichen Einfluss aus und zieht sich allmählich zurück. Sein Ruf verhallt in der Wildnis; und das mentale oder vitale Wesen dreht seine eigenen Runden weiter.
Und letztlich lässt sich das seelische Wesen durch äußeren Anschein nicht täuschen. Es lässt sich von der Falschheit nicht verleiten. Es lässt sich durch die Falschheit weder deprimieren noch übertreibt es die Wahrheit. Zum Beispiel, wenn jedermann ringsumher sagt: „Es gibt keinen Gott“, dann weigert sich die Seele, es zu glauben. Sie sagt: „Ich weiß es, und ich weiß es deshalb, weil ich es fühle.“
Und da sie die Sache im Hintergrund kennt, wird sie durch Erscheinungen nicht getäuscht. Sie fühlt sofort die Kraft.
Und außerdem beseitigt das seelische Wesen, wenn es erwacht ist, alle Schlacken aus dem emotionalen Wesen und befreit es von Sentimentalität oder dem niederen Spiel der Emotionalität.
Ihm ist aber nicht die Trockenheit des Mentals oder die Übertriebenheit der vitalen Gefühle eigen. Es gibt jedem Gefühl die richtige Note.

(Die Anzeichen für ein Hervortreten der Seele:) Eine innerste Liebe, bhakti, Überantwortung, [Bereitschaft] alles zu geben, eine Innenschau, die das spirituell Richtige oder Falsche immer klar erkennt und automatisch das letztere zurückweist – eine Bewegung, durch die alles in dir voll der Mutter geweiht und gewidmet wird.

Das ist ein Teil der seelischen Erfahrung – der andere ist ein völliges Sich-Selbst-Geben, ein Fehlen von Forderung, ein Vorherrschen des seelischen Wesens, wodurch alles Falsche, Unrichtige, Egoistische, alles, was der Göttlichen Wahrheit, dem Göttlichen Willen, der Göttlichen Reinheit und dem Göttlichen Licht widerspricht, aufgezeigt wird, dahinschwindet, sich in der [menschlichen] Natur nicht behaupten kann. Hand in Hand damit geht das Wachsen der seelischen Eigenschaften, wie Dankbarkeit, Gehorsam, Selbstlosigkeit, Treue gegenüber dem wahren Erkennen, dem wahren Impuls usw., die von der Mutter kommen oder zur Mutter führen. Wenn diese Seite wächst, kann sich auch das andere, die [Göttliche] Gegenwart, die Liebe, die Freude, die Schönheit, entfalten und dauernd vorhanden sein.

Die Wandlung, die bewirkt, dass das Bewusstsein dem Licht zugewandt bleibt, die die richtige Einstellung spontan, natürlich und bleibend und auch die Zurückweisung spontan werden lässt, das ist die seelische Wandlung. Das heißt, der Mensch lebt gewöhnlich in seinem Vital, dessen Instrument der Körper und dessen Ratgeber und Minister das Mental ist (ausgenommen jene wenigen Menschen, die vorwiegend für die geistigen Dinge leben, aber selbst diese sind in ihren gewöhnlichen Regungen dem Vital unterworfen). Die spirituelle Wandlung beginnt, wenn die Seele anfängt, auf einem vertiefteren Leben zu bestehen, und sie ist vollendet, wenn das seelische Wesen die Grundlage oder der Lenker des Bewusstseins wird und Mental, Vital und Körper von ihm geleitet werden und ihm gehorchen. Wenn das einmal in vollem Umfang geschehen ist, können Zweifel, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit natürlich nicht mehr aufkommen, obwohl es immer noch Schwierigkeiten geben kann oder gibt. Selbst wenn sie [die Wandlung] nicht voll, sondern nur grundlegend durchgeführt wird, treten diese Dinge nicht mehr auf oder sind rasch vorüberziehende Wolken an der Oberfläche – denn auf dem Grund befindet sich ein Felsen des Rückhalts und der Sicherheit, der, selbst wenn er teilweise verhüllt ist, nicht völlig verschwinden kann.
Meistens jedoch ist das ständige Wiederauftreten von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung oder von Zweifel und Aufruhr einer mentalen oder vitalen Gestaltung zuzuschreiben, die das vitale Mental ergreift und beim geringsten provozierenden Anlass – oder auch ohne Anlass – sich im immer gleichen Kreise drehen lässt. Es ist wie eine Krankheit, in die der Körper aus Gewohnheit oder aus Glauben an die Krankheit einwilligt, obwohl er darunter leidet; und wenn sie einmal begonnen hat, nimmt die Krankheit ihren gewohnten Verlauf, es sei denn, sie wird durch eine starke entgegenwirkende Kraft plötzlich beendet. Sobald aber der Körper seine Einwilligung zurückziehen kann, hört die Krankheit sofort oder rasch auf – das war das Geheimnis des Coué-Systems. Auf die gleiche Weise können auch diese wiederholten Anfälle von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung bald zum Stillstand gebracht werden, wenn das vitale Mental seine Zustimmung zurückzieht und sich weigert, von den gewohnten Suggestionen und gewohnten Regungen beherrscht zu werden. Hat es aber einmal die Gewohnheit der Zustimmung angenommen, dann ist es für dieses Mental nicht einfach – auch wenn es eine durchaus passive, duldende und zögernde Zustimmung ist –, diese Gewohnheit aufzugeben und aus dem Teufelskreis herauszutreten. Es ist nur dann einfach, wenn sich das Mental weigert, weiterhin den Eingebungen Glauben zu schenken oder die Ideen oder Gefühle, die den Kreislauf in Bewegung setzen, zu akzeptieren.

Wenn einmal der Zustand eingetreten ist, in welchem den durchziehenden Gedanken kein Glauben mehr geschenkt wird, sie nicht mehr angenommen werden oder ihnen erlaubt wird, das Verhalten zu beherrschen, ist es ein Zeichen dafür, dass das vitale Mental nicht länger regiert – denn es ist eine Eigenart des vitalen Mentals, die Erkenntnis des wahren Mentals immer zu trüben und es [dann] zur Tat zu treiben. Weder das vitale Mental noch das physische Mental sind Dinge, von denen man sich zu befreien hätte, sie müssen aber beruhigt, geläutert, kontrolliert und umgewandelt werden. Das wird dann in vollem Umfang geschehen, wenn das denkende Mental gänzlich bewusst wird und die Seele hervortritt und sowohl das denkende Mental als auch das vitale und physische Wesen lenkt und beherrscht. Dein denkendes Mental wird mehr und mehr bewusst; das geht aus dem hervor, was du schreibst, denn die darin ausgedrückten Wahrnehmungen sind durchaus klarsichtig und genau und weisen ein zunehmend richtiges Verstehen auf. Außerdem ist das, was dich bewusst macht, der wachsende Druck der Seele im Hintergrund, die hervortreten will. Denn was, wie du fühltest, aus dem Hintergrund hervorzukommen versuchte, war die Seele selbst. Die Wahrnehmung von Blumen und Duft, von Kühle und Frieden ist immer ein sicheres Zeichen dafür, dass die Seele aktiv wird. Sie hat sich in letzter Zeit in dir entwickelt und war lediglich durch den Ansturm des vitalen Mentals verdeckt, das seinen Einfluss oder Platz nicht verlieren wollte. Nachdem nun das vitale Mental ruhig ist, ist es wiederum die Seele, die darauf drängt hervorzutreten und ihren Einfluss auszuüben.
Die später aufkommenden Gedanken über die Fehler in deiner Verhaltensweise gegenüber anderen, die Reue sowie die Einsicht, weshalb du keine vernünftigen Beziehungen mit anderen herstellen konntest, waren das Ergebnis dieses seelischen Hervortretens. Denn wenn die Seele hervortritt oder wenn sie Mental oder Vital stark beeinflusst, beginnt man, seine eigene Natur und Handlungsweise sowie Dinge und andere [Menschen] klar und richtig zu sehen und die richtigen Gefühle zu haben. Es geschah auch unter diesem Druck der Seele, dass, während das Mental zu den rechten Gedanken und Wahrnehmungen kam, das Vital über das Geschehene Reue empfand und um Vergebung bitten wollte. Während aber diese Bereitschaft, um Verzeihung zu bitten, an sich eine richtige Empfindung war, wäre es nicht ganz die weiseste oder beste Handlungsweise gewesen, es wirklich auszuführen. Daher sagte dir die Seele sofort selbst, was zu tun das Wahre sei, nämlich stattdessen von der Mutter Vergebung zu erbitten. Nachdem das Notwendige in Mental und Vital geschehen war, klärte die Seele das ganze Bewusstsein und brachte die ihr eigene Ruhe; den ihr eigenen Frieden zurück. Ich erkläre dir das alles, damit du zu verstehen beginnst, wie diese Dinge innerlich wirken und was mit der Seele, ihrer Tätigkeit und ihrem Einfluss gemeint ist.
Die Vision, die du von der anderen, der leuchtenden, friedvollen und schönen Welt hattest, war eine Art symbolisches Bild des wahren physischen Bewusstseins und der Welt, in welcher es lebt – des physischen Bewusstseins, wenn es unmittelbar unter der Kontrolle der Seele steht, und der Charakter der Welt, welche es für sich schaffen will.

Ich vermute, dass es dein seelisches Wesen ist, das in den Vordergrund trat, oder aber es ist das wahre vitale Wesen in dir, das hervortreten konnte, weil du die seelische Haltung eingenommen hattest. Wenn das seelische Wesen hervortritt, findet ein automatisches Erkennen des Wahren und Unwahren statt, des Göttlichen und Ungöttlichen, des spirituell Rechten und Unrechten der Dinge, und die unwahren vitalen und mentalen Bewegungen und Angriffe werden sofort aufgedeckt und lassen nach, ohne etwas ausrichten zu können; allmählich füllen sich sowohl das Vital und Physische als auch das Mental mit dem Licht, der Wahrheit, dem sicheren Gefühl und der Reinheit der Seele, und derartig heftige Anfälle, wie du sie hast, sind nicht mehr möglich. Tritt [hingegen] das wahre vitale Wesen hervor, dann ist es etwas Weites, Starkes und Stilles, ein standhafter, machtvoller Streiter für das Göttliche und die Wahrheit, der alle Feinde abwehrt, wahre Stärke und Kraft [in das Wesen] bringt und das Vital dem größeren Bewusstsein über uns öffnet. Man muss abwarten, welches der beiden es ist, das du innerlich fühlst.

Es ist das seelische Wesen in dir, das hervorgetreten ist; und wenn das seelische Wesen hervortritt, ist alles Glücklichkeit und die richtige Haltung und Betrachtungsweise der Dinge stellen sich ein. Es ist natürlich in gewissem Sinn das gleiche Ich, das verschiedene Teile seiner selbst hervortreten lässt. Wenn aber diese verschiedenen Teile alle unter der Kontrolle der Seele stehen und durch sie der Aufnahme des höheren Bewusstseins zugewandt werden, dann beginnt die Harmonisierung aller Teile und ihre progressive Umformung in die Natur des höheren Bewusstseins, wodurch sie an Frieden, Licht, Kraft, Liebe, Wissen und Ananda wachsen – das ist es, was wir die Umwandlung nennen.

Das Wirken des seelischen Wesens, nicht das [seelische] Wesen selbst, wird mit den mentalen, vitalen und physischen Unzulänglichkeiten vermengt, da es diese benutzen muss, um das wenige auszudrücken, was von dem wahren seelischen Gefühl durch den Schleier dringt. Durch das Streben des Herzens nach dem Göttlichen wird das seelische Wesen frei von diesen Unzulänglichkeiten.

Wenn dein Gefühl das der [Göttlichen] Gegenwart ist, dann lebst du im Bewusstsein des seelischen Zentrums. Mentales Denken ist gut, weil es dorthin führt, es ist aber als solches nicht jenes Leben im seelischen Zentrum.

Es ist gut. Es bedeutet, dass die Seele wieder hervorgetreten ist. Wenn sich die Seele im Vordergrund befindet, wird die Sadhana selbstverständlich und einfach, und es ist nur eine Frage der Zeit und natürlichen Entwicklung. Wenn das Mental oder das Vital oder das physische Bewusstsein überwiegt, ist die Sadhana eine tapasya und ein Kampf.

Was du fühlst, ist das wahre seelische Sich-Öffnen, und du solltest immer danach streben und andere Dinge zurückweisen, bis es zur normalen Grundlage deines Bewusstseins wird. Ist das einmal vorhanden, kannst du damit von oben eine Stärke herabrufen, die das Vital kraftvoll machen und die Schwäche beseitigen wird. Deine Sadhana ist noch zu mental und daher schwierig und langsam; durch das seelische Sich-Öffnen ist ein befriedigenderer und schnellerer Fortschritt möglich.

Du beschreibst das Tun des gewöhnlichen Daseins, nicht das des Yoga. Yoga ist ein Suchen (nicht ein mentales Forschen) und nicht ein Experimentieren mit Gegensätzen und Widersprüchen. Es ist das Mental, welches das tut und welches analysiert. Die Seele forscht nicht, noch analysiert oder experimentiert sie – sie sucht, fühlt, erfährt.
Das einzige Körnchen Wahrheit in deiner Behauptung ist, dass der Yoga sehr oft aus einer Folge von Auf und Ab besteht, bis du eine gewisse Höhe erreicht hast. Der Grund hierfür ist jedoch ein ganz anderer, und es hat nichts mit den Launen der Seele zu tun. Im Gegenteil, wenn das seelische Wesen hervortritt und Meister wird, beginnt eine im wesentlichen ruhige Tätigkeit, und obwohl es noch Schwierigkeiten und Wellenbewegungen gibt, sind diese nicht länger von jähem oder dramatischem Charakter.

Die Seele an sich enthält die größtmögliche Stärke, doch bleibt das meiste davon hinter dem Schleier und nur das, was in der [menschlichen] Natur in Erscheinung tritt, ist von Bedeutung. In einigen Menschen ist das seelische Element stark, in anderen schwach; in manchen Menschen ist das Mental der stärkste Teil und hat die Oberhand, in anderen ist es das Vital, das lenkt oder antreibt. Durch die Sadhana aber kann das seelische Wesen mehr und mehr hervortreten, bis es dominiert und das Übrige lenkt. Wenn es bereits die Führung übernommen hätte, wären die Kämpfe und Schwierigkeiten des Mentals und Vitals keinesfalls ernsthaft; denn jeder Mensch würde im Licht der Seele die Wahrheit erkennen und fühlen und ihr immer mehr folgen.
Deine Erfahrung der Weite mit vielen sich öffnenden Wegen war ein Bild des höheren Bewusstseins, in dem alle Bewegungen des Wesens offen, wahr und glücklich sind – die Unwissenheit und Unfähigkeit der niederen Natur hören auf. Das ist es, was das Licht von oben bringt.

Wenn die Seele als hauptsächliche Macht handelt, dann durch ein sicheres Gefühl und einen inneren seelischen Sinn, die die Falschheit zurückweisen. Die mentalen Bereiche über dem Mental [höheres Mental, erleuchtetes Mental usw.] hingegen wirken nicht auf diese Weise – dort sind es Unterscheidung und Wille, die handeln, und ihre Tätigkeit ist umfassender, doch sozusagen weniger sicher und weniger automatisch.

Wenn du am Scheitelpunkt des Kopfes konzentriert bist, bedeutet es, dass sich das mentale Wesen dort mit dem höheren Bewusstsein verbindet und nicht viel Widerstand oder gar keiner vorhanden ist. Der andere Ort weist auf die Verbindung des seelischen Wesens mit dem höheren Bewusstsein hin, daher auch das größere Schweigen, weil sich die Seele tiefer im Inneren befindet als das mentale Wesen; aber hier findet auch der Versuch statt, über die Seele das Übrige niedrigere Bewusstsein mit dem höheren zu verbinden – und es ist dort, wo ein Widerstand vorhanden ist. Die mentale Verbindung beeinflusst weder das Vital noch das Physische, daher sind sie vorläufig ruhig oder können ruhig bleiben – die seelische Verbindung hingegen setzt sie unter Druck, worauf die erste Reaktion das Gefühl der Ermüdung ist und die letzte ein Aufruhr sein kann. Doch die seelische Verbindung, wenn sie wirksam ist, ist für die Wandlung des gesamten Wesens ungleich machtvoller.

Die Seele ist der Betrachter, der Erhalter, der Erfahrende – Meister hingegen ist sie nur theoretisch; in Wirklichkeit ist sie so lange nicht Meister, anisa, wie sie der Unwissenheit zustimmt. Denn das ist eine allgemeine Zustimmung, die miteinbezieht, dass die Prakriti mit dem Purusha umher tanzt und mit ihm ganz und gar das tut, was sie will. Wenn er die Oberhand zurückgewinnen, die Theorie zur Praxis machen will, bedarf er einer großen Menge von tapasya.
Die Seele ist immer verhüllt gewesen, hat dem Spiel des Mentals, des Physischen und Vitals zugestimmt und über sie alles auf die unwissende mentale, vitale und physische Weise erfahren. Es kann also nicht sein, dass diese [Mental, Vital, das Physische] sich sofort ändern müssen, wenn sich die Seele lediglich die Mühe nimmt, zu flüstern oder zu sagen: „Lass es Licht werden“. Sie haben eine ungeheuer negierende Macht und können sich weigern, und tun es unverhohlen. Das Mental widersetzt sich mit eigensinniger Beharrlichkeit im Argumentieren und einem immerwährenden Durcheinander von Ideen, das Vital mit ungestümer Böswilligkeit, die durch die entwaffnenden Begründungen des Mentals, das auf seiner Seite steht, unterstützt werden, das Physische widersetzt sich mit hartnäckiger Trägheit und einem unbedingten Festhalten an alter Gewohnheit, und nach ihnen kommt die allgemeine Natur ins Spiel und sagt: „Was, so leicht willst du mich loswerden? Nicht dass ich wüsste“, und sie bedrängt dich und wirft die alte Natur wieder und wieder, so lange sie kann, auf dich zurück. Und dennoch behauptest du, es sei die Seele, die diesen ganzen „Spaß“ will und lachend und tanzend umhergeht, um mehr davon zu bekommen.

Es gibt immer einen Teil des Vitals, des Mentals, des Körpers, der durch die Seele beeinflusst wird oder werden kann; sie können der seelisch-mentale, der seelisch-vitale, der seelisch-physische Teil genannt werden. Entsprechend der Persönlichkeit oder dem Grad der Entwicklung jedes Menschen kann dieser Teil klein oder groß sein, schwach oder stark, verdeckt und untätig oder hervortretend und in Tätigkeit. Ist er tätig, dann werden die seelischen Motive oder Ziele durch die Bewegungen des Mentals, Vitals oder des Physischen akzeptiert, sie nehmen am Wesen der Seele teil oder folgen ihren Zielen, jedoch mit einer Modifikation in der Art, wie sie für das Mental, Vital oder Physische typisch ist. Das seelische Vital sucht das Göttliche, doch ist in seinem Selbst-Geben Forderung, Begehren und vitale Spannung enthalten. Die Seele hat das nicht, denn der Seele ist stattdessen reines Selbst-Geben, Streben und die Intensität des seelischen Feuers eigen. Das seelische Vital ist Schmerz und Leiden unterworfen, was es in der Seele nicht gibt.
Der Atman ist nicht das gleiche wie die Seele – Atman ist das Selbst, das eins in allen ist, still, weit, immer im Frieden, immer frei. Das seelische Wesen ist die Seele im Inneren, die das Leben erfährt und sich entwickelt mit einem sich entfaltenden Mental, Leben und Körper. Die Seele leidet nicht wie das Vital oder der Körper, sie kennt weder Schmerz noch Qual noch Verzweiflung; sie kennt aber den seelischen Kummer, der sich von diesen Dingen unterscheidet. Es ist eine Art ruhiger, süßer Traurigkeit des Sehnens, die sie empfindet, wenn sich die Dinge gegen das Göttliche richten, wenn Finsternis und Hindernisse zu schwer sind, wenn Mental, Vital und das Physische anderen Dingen nachlaufen, wenn die Verderbtheit, Falschheit und Dunkelheit zu stark für das Licht zu sein scheinen. Es ist nicht Verzweiflung – aber sie fühlt, dass diese Dinge nicht sein sollten, und das seelische Sehnen, dass sie sich ändern, wird so stark, dass es als etwas wie Traurigkeit empfunden wird.
Was das anbelangt, dass sich die Seele nicht im Vordergrund befindet, wäre zu sagen, dass nicht alles auf einmal zuwege gebracht werden kann – die anderen Teile des Wesens müssen für die Wandlung erst vorbereitet, und der Schleier dazwischen [zwischen der Seele und den anderen Wesensteilen] muss dünner und dünner werden. Aus diesem Grund finden Erfahrungen statt, die sowohl auf das innere Mental, Vital und Physische als auch auf die äußere Natur einwirken.
Deine Vision stellte den Weg zum Ziel dar. Shiva auf dem Weg bedeutet die Macht, die das Licht ausströmt, die aber auch den Sadhak prüft, ob er für den weiteren Fortschritt reif ist. Wenn er ihn [die Prüfung] bestehen lässt, findet ein Ansturm von neuen und höheren Erfahrungen statt, der Marsch und das Fortschreiten der göttlichen Kräfte, der Götter und ihrer Mächte, die Umwandlung der Natur in ein höheres Bewusstsein. Es waren diese Mächte, die du in deiner Vision vorüberziehen sahst.

Die Teilung des Wesens, die du erwähnst, ist ein notwendiges Stadium in der yogischen Entwicklung und Erfahrung. Man fühlt, dass ein doppeltes Wesen vorhanden ist, das innere, seelische, welches das wahre ist, und das andere, das äußere menschliche Wesen, das als Werkzeug für das äußere Leben dient. Im inneren, seelischen Wesen zu leben, in Einung mit dem Göttlichen, während man äußere Arbeit verrichtet, wie du es empfindest, ist die erste Phase im Karmayoga. Diese Erfahrungen sind in Ordnung; sie sind unerlässlich und normal in diesem Stadium.
Wenn du keine Brücke zwischen den beiden [dem seelischen und dem äußeren Wesen] fühlst, dann deshalb, weil du dir dessen, was die beiden verbindet, nicht bewusst bist. Es gibt ein inneres Mental, ein inneres Vital, ein inneres Physisches, welche die Seele mit dem äußeren Wesen verbinden. Doch brauchst du dir darüber gegenwärtig keine Sorgen zu machen.
Wichtig ist, das zu bewahren, was du hast, und es wachsen zu lassen und immer im seelischen Wesen, deinem wahren Wesen, zu leben. Die Seele wird zur rechten Zeit erwachen und die ganze übrige Natur dem Göttlichen zuwenden, so dass sich sogar das äußere Wesen in Kontakt mit dem Göttlichen fühlt und vom Göttlichen in allem, was es ist und fühlt und tut, bewegt wird.

Es war bestimmt eine Erfahrung von großem Wert, eine seelische Erfahrung par excellence. „Ein Gefühl von samtiger Sanftheit im Inneren – eine unsagbare innere Plastizität“ – das ist eine seelische Erfahrung und kann nichts anderes sein. Sie bedeutet eine Veränderung in der Bewusstseins-Substanz, besonders im vital-emotionellen Teil; und wenn eine derartige Veränderung verlängert oder bis zu ihrem Andauern wiederholt wird, bedeutete das einen großen Fortschritt in dem, was ich die seelische Umwandlung des Wesens nenne. Genau diese Veränderungen in der inneren Substanz sind es, die die Umwandlung möglich machen. Eine weitere Veränderung machte den Beginn des Wissens möglich – denn mit Wissen meinen wir im Yoga nicht Gedanken oder Ideen über spirituelle Dinge, sondern ein seelisches Verstehen von innen und eine spirituelle Erleuchtung von oben. Daher war das erste Ergebnis dieses Gefühl, „dass es keine Schande sei, es nicht zu verstehen, dass vielmehr das wahre Verstehen erst nach der Erkenntnis der eigenen völligen Unfähigkeit kommen würde“. Das war in sich bereits ein Beginn des Verstehens – ein seelisches Verstehen, etwas, das innerlich gefühlt wird, das ein Licht ausstrahlt oder eine spirituelle Wahrheit entfaltet, die bloßes Denken nicht vermittelt hätte, eine Wahrheit, die wirkungsvoll die Erleuchtung und Erquickung bringt, die du brauchst – denn was das seelische Wesen mit sich bringt, ist immer Licht und Glück, ein inneres Verstehen, eine innere Linderung und Erquickung.
Ein anderer sehr vielversprechender Aspekt dieser Erfahrung ist, dass sie als unmittelbare Erwiderung auf eine Anrufung des Göttlichen kam. Du hast um die Einsicht und den Ausweg gebeten, und sogleich zeigte Krishna dir beides – die Lösung war die Veränderung des inneren Bewusstseins, jene Plastizität, die Wissen ermöglicht, aber auch das Erkennen, wie der Zustand von Mental und Vital zu sein hätte, damit das wahre Wissen oder die Macht des Wissens kommen kann. Denn das innere Wissen kommt von innen oder oben (entweder vom Göttlichen im Herzen oder vom Selbst über uns), und damit es kommt, müssen der Stolz des Mentals und Vitals auf die oberflächlichen mentalen Ideen und das Beharren auf ihnen verschwinden. Man muss wissen, dass man unwissend ist, bevor man anfangen kann zu wissen. Das zeigt, dass ich nicht unrecht habe, wenn ich auf das seelische Sich-Öffnen als dem einzigen Ausweg dränge. Denn in dem Maße wie sich die Seele öffnet, werden solche Erwiderungen und noch vieles andere mehr etwas Selbstverständliches, und auch die sie ermöglichende innere Wandlung kann voranschreiten.

Gemeint war (mit innerer Plastizität) vermutlich die seelische Plastizität, durch welche die Hingabe möglich wird, zusammen mit einem freien Offen-sein gegenüber dem Göttlichen Wirken von oben. Innere Plastizität ist das Gegenteil von Starrheit, die darauf besteht, die eigenen Ideen und Gefühle und gewohnten Wege des Bewusstseins aufrechtzuerhalten, welche im Gegensatz zu den höheren Dingen von oben oder der Seele im Inneren stehen.

Wenn es etwas im Herzen war, muss es die Seele im Hintergrund gewesen sein, die oft so empfunden wird, als ob sie sich irgendwo tief unten befände oder aus der Tiefe aufsteigen würde. Wenn man sich ihr zuwendet, ist es häufig so, als würde man in einen tiefen Brunnen tauchen.
Die Erschütterung muss durch die seelische Kraft erfolgt sein, die versuchte, das mentale und vitale Lid zu öffnen, das die Seele bedeckt.

Es ist offensichtlich die Seele – sie wird oft als ein tiefer Brunnen oder Schlund gesehen, in den man hinein taucht; aber hier ist es zweifelsohne das seelische Eindringen in alle niederen Ebenen und auch das Aufsteigen zu den höheren Ebenen über uns.

Das seelische Wesen ist im Herz-Zentrum in der Mitte der Brust (nicht im physischen Herzen, denn alle Zentren liegen an der Mittellinie des Körpers), es ist jedoch tief dahinter verborgen. Wenn man sich vom Vital zur Seele wendet, ist es, als würde man tief, tief hinuntergehen, bis man diese innere Stätte der Seele erreicht hat. Die Oberfläche des Herz-Zentrums ist der Ort des emotionalen Wesens; von dort wendet man sich der Tiefe zu, um die Seele zu finden. Je tiefer man geht, desto intensiver wird die seelische Glückseligkeit, die du beschreibst.
Ich hoffe, der Schmerz ist verschwunden. Wenn diese Dinge kommen, rufe immer die Mutter und lass ihre Kraft auf dich wirken.

Die Seele befindet sich tief im Inneren des Herzens – also tief innen, nicht an der Oberfläche, wo die gewöhnlichen Empfindungen sind. Sie kann jedoch sowohl hervortreten und die Oberfläche einnehmen als auch im Inneren sein – dann sind die Empfindungen nicht mehr vitale Dinge, sondern werden zu seelischen Empfindungen und Gefühlen. Auch kann die Seele, die auf diese Weise im Vordergrund steht, ihren Einfluss überallhin ausdehnen, zum Beispiel auf das Mental, um seine Ideen umzuwandeln, oder auf den Körper, um seine Gewohnheiten und Reaktionen umzuwandeln.
Die Person, die du über dir sahst, war vermutlich eine Erscheinungsform von mir. In der Vision ist es möglich, dass uns der Sadhak nicht nur in unserer physischen Gestalt sieht, sondern auch in anderen Formen, die wir auf verschiedenen Seins-Ebenen annehmen.
Die Erfahrung ist eine jener Traumerfahrungen, die man auf der vitalen Ebene hat – denn dort sind gute und schlechte, angenehme und unangenehme Dinge eng beisammen.
Einen Fehler in der eigenen Natur erkennen – so wie du es tatest –, ist tatsächlich nicht gleichbedeutend mit seiner völligen und sofortigen Ausmerzung, es ist aber ein großer Schritt darauf zu. Er wird aufgrund der Macht der Gewohnheit in der [menschlichen] Natur nicht auf einmal ausgemerzt; sich seiner jedoch bewusst zu sein und den Willen zu seiner Beseitigung zu haben, trägt dazu bei, seine Kraft zu schwächen und das Wirken der Mutter zu unterstützen.

Deine Vision gehörte der mentalen Ebene an und war symbolisch. Sie war nicht so sehr ein Symbol deiner eigenen Lage als der üblichen Schwierigkeiten, denen man auf dem Weg nach innen, in das seelische Zentrum, begegnet, um dort zu leben. Der maidan [ein großes, offenes Feld] voller Licht war das innerste seelische Zentrum; der dunkle Raum dazwischen stellt den Schleier der Unwissenheit dar, der durch die Kluft zwischen dieser innersten Seele und der äußeren Natur geschaffen wird. Das sich immerfort drehende chakra, das die Annäherung von einer Seite [der mentalen Seite] verhindert, ist die Tätigkeit des gewöhnlichen Mentals; wenn das Mental ruhig wird, ist es leichter. Die Schlange ist die vitale Energie, welche die Seele verdeckt und die Annäherung von einer anderen Seite (der vitalen) verhindert. Auch hier gilt, dass die Annäherung leichter ist, wenn das Vital ruhig wird.
Die Schläge auf die Stirn waren vielleicht das Wirken einer Kraft, um das Zentrum dort zu öffnen – denn dort, zwischen den Augen, ist das Zentrum des inneren Mentals, Willens und der inneren Schau. Alle diese Zentren sind dem gewöhnlichen Bewusstsein verschlossen oder nur sehr wenig an der Oberfläche geöffnet. Wenn sich das innere Mental-Zentrum öffnet, kann der Friede usw. von oben leicht in das Mental eintreten, später dann in das Vital, und beide, Mental und Vital, werden ruhig werden.
Die Schwierigkeit der Zweiteilung des Mentals erfährt jeder, sobald sich die Neigung zeigt, nach innen zu gehen. In dieser Sadhana wird sie durch eine Art von Harmonie behoben, die sich einstellt, wodurch man, auch wenn man seine Arbeit verrichtet und die notwendigen äußeren Tätigkeiten beibehält, dennoch im Inneren, in der Fülle des inneren Lebens und der inneren Erfahrung leben kann.
Verlass dich immer auf die Mutter! Diese Dinge sind die ersten Anfänge yogischer Erfahrung, und die Schwierigkeiten des Mentals und Vitals (welches nicht deine alten Schwierigkeiten sind, sondern einfach die normalen Schwierigkeiten der Anpassung und Harmonisierung der verschiedenen Wesensteile) werden sich von selbst beheben.

Es ist sehr gut – alles, was du schreibst, deutet klar auf das seelische Hervortreten hin, das ich in meinem gestrigen Brief erwähnte. Gleichzeitig mit dem tiefen Eintauchen in die Seele tritt der seelische Einfluss in Mental und Herz hervor. Die Tiefe des Eintauchens ist der Grund, warum du in deiner Tätigkeit so langsam geworden bist – das Bewusstsein befindet sich zu sehr im Inneren, um auf äußere Dinge rasch einwirken zu können. Das ist ein Stadium, das man während der inneren Wandlung durchläuft. Gleichzeitig nehmen die Ideen des Mentals, die Wahrnehmungen und die mentale und vitale Einstellung gegenüber Dingen, Ereignissen und Menschen einen mehr und mehr seelischen Charakter an. Liebe zum Göttlichen und Hingabe sind die zentralen Gefühle der seelischen Natur, und das wächst in dir gegenüber der Mutter und durchdringt dein Wesen. Eine seelische Liebe zu allen zeigt sich ebenfalls; diese Liebe ist etwas Innerliches und verlangt nicht, sich äußerlich auszudrücken wie die vitale Liebe, die die Menschen meistens haben. Die seelische und spirituelle Haltung hängt auch nicht von Gut und Böse in den Wesen ab, sondern ist selbst-bestehend; sie werden als Seelen betrachtet, die das Göttliche in sich tragen, wie tief es auch verborgen sein mag, und sind Kinder der Mutter.

Lass die Süße und das glückliche Gefühl sich mehren, denn sie sind das stärkste Kennzeichen der Seele, [die Bestätigung] dass das seelische Wesen erwacht und in Kontakt mit uns ist. Lass dich nicht durch Fehler im Denken oder Sprechen oder Handeln stören – löse dich von ihnen als von etwas Oberflächlichem, mit dem sich die [Göttliche] Macht und das Licht auseinandersetzen werden, um es zu beseitigen. Halte dich an die eine zentrale Sache – an deine Seele und die höheren Wirklichkeiten, die sie bringt.

Es ist die Seele, das seelische Wesen in dir, hinter dem Herzen, das erwacht ist und das Mental auf das Göttliche konzentrieren will. Es liegt in der Natur des Mentals, sich anderen Dingen zuzuwenden, wenn es das aber jetzt tut, kehrt Unbehagen im Herzen ein, die seelische Sorge, weil das Herz sofort fühlt, dass dies falsch ist, und auch der Kopf wegen des Widerstandes gegenüber der wirkenden Göttlichen Kraft schmerzt. Das ist oft der Fall in einem frühen Stadium der Sadhana, nachdem das Bewusstsein sich der Sadhana geöffnet hat.

Es gibt einen seelischen Kummer, der meist dann entsteht, wenn die Seele fühlt, wie stark der Widerstand in der Welt ist und wie sehr die Kräfte in ihr gegen die Mutter wüten.

Vielleicht hat sich das Vital des seelischen Kummers bemächtigt und ihm einen ungestümeren und verworreneren Ausdruck verliehen – im seelischen Kummer liegt im Allgemeinen nichts Beunruhigendes.

Seelische Traurigkeit wirkt läuternd und nicht niederdrückend.

Das von der Seele ausgelöste Unbehagen ist nicht Depression, es ist von der Art einer Zurückweisung der falschen Bewegung.
Wenn durch das Unbehagen Depression oder vitale Unzufriedenheit ausgelöst wird, hat es mit der Seele nichts zu tun.

Das Unbehagen ist lediglich ein Hinweis für dich, in Zukunft wachsamer zu sein.

Mental und Vital hatten seit eh und je die Oberhand, sie entwickelten sich selbständig und sind daran gewöhnt, selbständig zu handeln. Wie konntest du erwarten, dass ein seelischer Einfluss, der sich bemerkbar macht, gleich das erste Mal stärker ist als sie. Nicht die Seele fühlt Unbehagen, sie löst das Unbehagen in dir aus, wenn du das Falsche tust.

Eintausend Leben lang hast du die Seele im Hintergrund gehalten und dem Vital nachgegeben. Das ist der Grund, weshalb die Seele nicht stark ist.

Das Weinen, das dich überkommt, stammt vom seelischen Wesen – es sind die Tränen des seelischen Sehnens und Strebens. In einem bestimmten Stadium überkommt es viele auf diese Weise, und es ist ein sehr gutes Zeichen. Auch die anderen Gefühle und Neigungen haben den gleichen Ursprung. Sie zeigen, dass die Seele einen starken Einfluss ausübt und sich gleichsam auf das Hervortreten vorbereitet. Akzeptiere die Bewegung und lass sie sich vollenden.

Es ist durchaus richtig, dass das Weinen Kräfte eindringen lässt, die besser draußen bleiben sollten – denn Weinen ist ein Aufheben der inneren Kontrolle und Ausdruck der vitalen Reaktion und des vitalen Egos. Nur das seelische Weinen öffnet diesen Kräften nicht die Tür – denn dieses Weinen ist ohne Kummer, es sind die Tränen der bhakti, der spirituellen Emotion oder des Ananda.
Deine Erfahrung war sehr schön – das innere Wesen erkennt durch solche Erfahrungen das, was im Wachzustand als Grundlage des spirituellen Bewusstseins und spirituellen Lebens geschaffen werden muss.

Diese Unfähigkeit der Beherrschung und der Übereifer sind offensichtlich eine Bewegung der vitalen Natur. Das Vital kann an einer Bewegung teilhaben, darf sie aber nicht beherrschen – sie muss der Seele untergeordnet sein.

Dies sind Bewegungen des Vitals unter seelischem Einfluss. Wenn darunter eine feste seelische Basis vorhanden ist, wird es als eine zugrundeliegende Ruhe, ein zugrundeliegendes Vertrauen oder als eine unbeirrte Haltung der Hingabe empfunden.

Das Sehnen des Herzens ist in Ordnung, es sollte aber nicht den Frieden stören.

Ich halte es für besser, das Sehnen des Herzens einstweilen einzustellen. Es ist durchaus möglich, dass das Vital es sich zunutze macht, um Unzufriedenheit über den Fortschritt in der Sadhana zu schaffen. Seelisches Sehnen bringt nicht die Reaktion der Ungeduld, der Unzufriedenheit oder Unruhe.

Die Forderungen waren bereits vorhanden – mit der seelischen Fühlungnahme verbindet sich eine Intensivierung der Liebe, doch das niedere Vital vermengt die Liebe mit allen Arten von Forderungen.

Das seelische Feuer ist das Feuer des Strebens, der Läuterung und tapasya und stammt vom seelischen Wesen. Es ist nicht das seelische Wesen selbst, sondern eine Macht des seelischen Wesens. Das seelische Wesen ist ein Purusha, nicht eine Flamme – das seelische Feuer ist nicht das Wesen, sondern etwas, das ihm eigentümlich ist.

Es ist das Feuer des Agni, das du fühlst. Agni ist gleichzeitig ein Feuer des Strebens, ein Feuer der Läuterung, ein Feuer der tapasya, ein Feuer der Umwandlung.

Agni als Feuer des Strebens voll konzentrierter Ruhe und Hingabe ist bestimmt das erste, was im Herzen entfacht werden sollte.

Es ist die Kraft der Mutter, die im Agni wirkt.

Es ist richtig, dass das stete Feuer des Strebens entzündet werden muss; dieses Feuer aber ist das seelische Feuer und wird entfacht oder brennt oder wird größer in dem Maß wie die Seele innerlich wächst – und für das Wachsen der Seele ist Ruhe notwendig. Aus diesem Grund haben wir dahingehend gewirkt, dass die Seele in dir wächst und dass auch die Ruhe zunimmt, und aus diesem Grund wollen wir, dass du auf das Wirken der Mutter in voller Geduld und vollem Vertrauen wartest. Sich immer der Mutter zu erinnern, immer mit dem gleichmäßigen, unentwegten Feuer im Inneren, bedeutet für sich genommen einen beachtlichen Fortschritt in der Sadhana und muss durch verschiedene Hilfsmittel – wie die Erfahrungen, die du jetzt hattest – vorbereitet werden. Bewahre daher ein unerschütterliches Vertrauen, und alles, was geschehen muss, wird geschehen.

Das zentrale Feuer ist im seelischen Wesen, es kann aber in allen Teilen des Wesens entfacht werden.

Besonders im physischen Bewusstsein ist es schwierig, das Feuer am Brennen zu erhalten – dem Physischen fällt es leicht, einer steten Routine zu folgen, aber nicht so leicht, ein stetes lebendiges Bestreben aufrechtzuerhalten. Immerhin kann es nach einer gewissen Zeit hierfür vorbereitet werden. Alle Hilfe wird dir zuteil werden.

Es ist egoistisch, wenn das Ego glaubt, das seelische Feuer zu sein. Wenn sich das Bewusstsein mit dem seelischen Feuer identifiziert fühlt und erkennt, dass das Feuer alle Unreinheiten ausbrennen kann, dann ist es eine wahre Erfahrung.

Es ist wahr, dass, wenn das Bewusstsein ruhig bleibt, die Seele sich mehr und mehr aus dem tiefen Inneren heraus offenbart und ein klares Empfinden dafür entsteht, was wahr und spirituell richtig und was falsch oder unwahr ist, und damit auch die Fähigkeit, das abzuwerfen, was feindselig, falsch oder unwahr ist.
Die Erfahrung des Feuers ist durchaus richtig – es ist das große Feuer der Läuterung und Konzentration (d.h. ein „Ansammeln“ des Bewusstseins und seine fortwährende Hinwendung zum Göttlichen), jenes seelische Feuer, das alle durchschreiten müssen, um für immer und ganz zur Mutter zu gelangen.

Das Gefühl der Wärme im Herzen entsteht manchmal dadurch, dass das Feuer des Agni naht, manchmal durch das Feuer der Liebe oder des Ananda, manchmal ganz einfach durch einen Kontakt mit der [Göttlichen] Kraft.

Die Furcht vor dem Feuer ist unangebracht, denn was du brennen siehst, ist das Feuer des läuternden Agni, das keinen Schaden anrichtet; es beseitigt lediglich das, was nicht vorhanden sein sollte. Das ist der Grund, warum sich daraufhin eine Leichtheit oder Leere einstellte. Du brauchst nur ruhig zu sein und das Feuer seine Arbeit verrichten zu lassen. Die Hitze, die man während dieser Zeit fühlt, ist nicht die Hitze des Fiebers oder irgendeine andere krankhafte Hitze. Später wird alles, wie du selbst fühltest, kühl und licht.

All das ist einfach das Brennen des Agni in den verschiedenen Wesensteilen. Es ist die Vorbereitung für die Umwandlung. Das Hervortreten der Seele hingegen ist etwas anderes, und seine Merkmale sind von psychologischer Art.

Es ist vermutlich eine mentale Assoziation, die Agni mit der Seele in Zusammenhang bringt. Natürlich hat das individuelle Feuer des Agni seinen Ausgangspunkt in der Seele, doch zeigt das bloße Brennen des Feuers noch nicht das Hervortreten der Seele an.
Wenn das Feuer im Herzen brennt, ist es das Feuer in der Seele. Das seelische Feuer ist individuell und meist ein Feuer des Strebens oder der persönlichen tapasya. Dieses Feuer ist universal und kam von oben.

Das seelische Feuer kann im Vital brennen. Es hängt ganz davon ab, ob es das Feuer der allgemeinen Kraft ist, die von oben kommt, oder das Feuer des Strebens und der tapasya deiner Seele.

Alle diese Dinge sind sich nun häufig wiederholende Kennzeichen für den ablaufenden Prozess. Die Hitze wird durch das seelische Feuer ausgelöst, das die Hindernisse hinweg brennt, und das Ergebnis ist Kühle und vollständige Ruhe. Die Neigung zu schlafen ist in Wirklichkeit eine Neigung, sich nach innen, in die Tiefen des inneren Bewusstseins zu wenden, hervorgerufen durch den Druck, der die Wandlung bewirken soll.
Was du als Weite des Lichtes wahrgenommen hast, war die Weite des wahren Bewusstseins, das von den engen Grenzen des menschlichen Mentals, des menschlichen Vitals, des menschlichen Körper-Bewusstseins befreit war. Es ist wahr, dass das Mental, verglichen mit der Weite des wahren Bewusstseins, das keine Grenzen kennt, begrenzt ist – nicht nur das deinige, sondern jedes menschliche Mental, selbst das am weitesten entwickelte. Genau diese Weite ist es, die durch die Sadhana erreicht und durch diese Vorgänge vorbereitet wird. Der Blumenregen bedeutet eine Fülle von seelischen Eigenschaften und Bewegungen, und die weiße Blume des mentalen Sieges zeigt den Schritt an, der darauf hinführt – zum Sieg des Mentals des inneren Lichtes über die äußere Unwissenheit.

Die Hitze im Körper wird ganz einfach durch das innerlich stattfindende Wirken ausgelöst; es ist das, was die Hitze des tapas genannt wird – sie enthält nichts Schädliches wie [zum Beispiel] die Hitze des Fiebers. Der gute Duft, den du riechst, ist ein feiner oder seelischer Duft, genauso wie die Vision des Lotos ein feiner oder seelischer Anblick ist.
Das seelische Wesen wird innerlich oft in Gestalt eines Kindes gesehen – das ist es vielleicht, was du in dir fühlst; es verlangt nach voller Wahrhaftigkeit – Wahrhaftigkeit aber wird hier im Sinne eines Sich-Öffnens ausschließlich gegenüber den göttlichen Einflüssen und Impulsen gebraucht. Es bedeutet nicht, dass du einen Fehler begangen hast, sondern nur, dass die Seele in dir deine völlige Unterordnung unter ihre alleinige Herrschaft will, so dass alles in dir einzig für das Göttliche da ist. Das Gefühl der Sorge ist vermutlich eine Reaktion deines Vitals auf diesen Anspruch – es glaubt, dass es auf Abwege geraten ist; doch ist ein derartiges Gefühl der Sorge unangebracht. Das Vital kann in Ruhe darauf warten, dass durch das seelische Wirken alles Nötige zur rechten Zeit geschieht.

Das Feuer, das du sahst, war wiederum das seelische Feuer der Läuterung und tapasya, und die Blumengirlande war die Darbringung, die für die Mutter vorbereitet wurde – das seelische und göttliche Bewusstsein (Perle und Diamant) im Sadhak. Der schöne Ort war vermutlich auch ein Symbol der Seele, und der Lotos deutet auf das Sich-Öffnen des seelischen Bewusstseins hin.
Der zwölfblättrige Lotos und die Sonne mit den zwölf Strahlen zeigen das gleiche an, das vollständige Wahrheits-Bewusstsein der Göttlichen Mutter. Sie [die Sonne] war im Begriff aufzugehen, war aber erst halb aufgegangen. Die rote Farbe war das Zeichen der Macht.

Das Feuer, das du sahst, war das Feuer des seelischen Wesens, das Feuer des Strebens und der tapasya, das unter der Erde brannte, das heißt im Unterbewussten. Es öffnet die Erde, [das heißt] das physische Bewusstsein dem Göttlichen Licht. Mondlicht kann spirituelles Bewusstsein und das Zimmer dein eigenes persönliches Wesen oder individuelles physisches Bewusstsein symbolisieren. Mit diesen Hinweisen wird es ein Leichtes für dich sein, den tieferen Sinn der Erfahrung zu verstehen.

Agni ist das seelische Feuer und nicht die Göttliche Gegenwart. Wenn die Seele aktiv und offen ist, kann die Gegenwart gefühlt werden – hierfür braucht sich die Seele nicht im Vordergrund zu befinden. Aber auch wenn sie im Vordergrund ist, braucht die Göttliche Gegenwart im Herzen noch nicht gefühlt zu werden, es mag dort lediglich Streben, bhakti und Selbst-Geben herrschen. Es gibt kein starres Gesetz für diese Dinge – in verschiedenen Naturen findet eine unterschiedliche Entwicklung statt.

Wenn es im Herzen ist, kann es das seelische Feuer sein – möglicherweise ist es nicht die Freude, durch die das Feuer entfacht wurde, sondern die Entscheidung, zu der du gelangt warst, an das Wirken der Mutter zu glauben, ob es das Mental versteht oder nicht. Eine derartige Haltung fördert das Sich-Öffnen der Seele und würde deshalb sofort die seelische Freude und das Entfachen des Agni im seelischen Zentrum herbeiführen.

Das physische Mental in allen Menschen hat die Schwierigkeit, Gewohnheiten aufzugeben; es kennt nichts Schwierigeres. Bei dem Feuer, das du fühlst, muss es sich um Agni handeln, wie wir es nennen – das Feuer der Läuterung, welches auf das physische Mental zu seiner Veränderung einwirkt.
Die Brücke, die du sahst, war das Symbol des Übergangs vom gewöhnlichen zum spirituellen Bewusstsein; die weite Ebene war ein Symbol des großen Friedens und Schweigens, die mit dem spirituellen Bewusstsein eintreten, wenn man im Göttlichen ruht.
Die von dir empfundenen Wohlgerüche waren echte, aber nicht von der physischen Welt. Dieser Körper aus Fleisch und Blut ist nicht unser ganzes Selbst; es gibt, den Augen unsichtbar, auch einen feinstofflichen Körper, dessen man gewahr wird, wenn sich das innere Bewusstsein öffnet. Die Wohlgerüche kamen von dort tief innen, Wohlgerüche der Reinheit, der Liebe und Hingabe (Rose) usw. Dort im tiefen Inneren wohnt das seelische Wesen, und dorthin versuchst du zu gehen, wenn der Impuls oder Druck zur Nach-innen-Wende kommt; es war dies der Grund, weshalb du dich mehr und mehr friedvoll fühltest, weil du tiefer und tiefer in die Seele eintratest, von der diese Wohlgerüche kamen.

Sudha ist Nektar oder amrta, die Nahrung oder der Trank der Götter. Das Wort wird im Yoga für etwas gebraucht, das vom Brahmarandhra über den Gaumen fließt, wenn eine starke Konzentration stattfindet. Dies aber [was du meinst] ist etwas Psychologisches, es muss daher die seelische Süße gewesen sein, die in das [Körper-] System fließt.

2. Abschnitt
All das ist durchaus in Ordnung. Die Ausübung dieses Yoga hat zwei Seiten – auf der einen Seite ein Anstieg des Bewusstseins zu den höheren Ebenen, auf der anderen ein Herabkommen der Macht der höheren Ebenen in das Erd-Bewusstsein, um die Macht der Finsternis und Unwissenheit auszutreiben und die [menschliche] Natur umzuwandeln.

Das ganze Bewusstsein des Menschen, der das in der lebenden Materie verkörperte Mental ist, muss aufsteigen, um dem höheren Bewusstsein zu begegnen; das höhere Bewusstsein aber muss in das Mental, das Leben, die Materie herabkommen. Auf diese Weise werden die Schranken beseitigt, und das höhere Bewusstsein kann die ganze niedere Natur ergreifen und durch die Macht des Supramentals umwandeln.
Die Erde ist ein stoffliches Evolutionsfeld. Mental und Leben, Supramental, Sachchidananda sind im Prinzip hier im Erd-Bewusstsein involviert; als erstes aber wurde nur die Materie aufgebaut, dann kam das Leben von der Lebens-Ebene herab und gab dem Lebens-Prinzip in der Materie Form, Ordnung und Aktivität – es brachte Pflanze und Tier hervor; dann kam das Mental von der Mental-Ebene herab, was zur Erschaffung des Menschen führte. Jetzt ist das Supramental im Begriff herabzukommen, um eine supramentale Rasse zu erschaffen.

Die Sadhana gründet sich auf der Tatsache, dass eine Herabkunft von Kräften von den höheren Ebenen und ein Aufsteigen des niedrigeren Bewusstseins zu den höheren Ebenen die Umwandlung der niederen Natur ermöglichen – natürlich dauert es lange Zeit, und die vollkommene Umwandlung kann nur durch die supramentale Herabkunft kommen.

Es gibt keine feste Regel in solchen Dingen. Bei vielen kommt die Herabkunft zuerst und dann das Aufsteigen [des Bewusstseins], bei anderen ist es umgekehrt; bei manchen finden die beiden Vorgänge gleichzeitig statt. Wenn man das Bewusstsein über sich festigen kann, umso besser! Ich habe dir erklärt, warum es nicht geschah.

Ich meine nicht ein bloßes Aufsteigen [des Bewusstseins] nach oben. Dem Aufsteigen nach oben muss die Herabkunft des höheren Bewusstseins in die verschiedenen Teile des Wesens folgen. Das wandelt die äußere Natur, wobei die seelische Entwicklung förderlich wirkt und gleichzeitig selbst gefördert wird.

Ja. Aufzusteigen ist leichter als etwas herabzubringen. Das höhere Bewusstsein verstrickt sich sowohl im Physischen als auch im Mental und Vital und wird dort behindert.

Für das physische Bewusstsein ist die Herabkunft das Wichtigste. Ein Teil des Feinstofflichen kann immer aufsteigen, – das äußere physische Bewusstsein kann es aber nur dann, wenn die Kraft von oben herabkommt und es erfüllt. Es erfolgt dann so etwas wie eine Zusammenschließung, die zustande kommt, wenn das höhere und das physische Bewusstsein ein ungeteiltes Bewusstsein geworden sind und ein Aufsteigen von Kräften von unten und eine Herabkunft [von Kräften] von oben stattfindet, die sich gleichzeitig und gegenseitig durchdringen.

Die Aufwärtsbewegung und das Schweigen sind für die Offenbarung der Wahrheit unerlässlich.

Das Aufsteigen oder die Aufwärtsbewegung findet dann statt, wenn vom [menschlichen] Wesen ein ausreichendes Streben ausgeht, das heißt von seinen verschiedenen Ebenen, den mentalen, vitalen und physischen. Jede steigt der Reihe nach über das Mental hinaus zu dem Ort auf, wo sie dem Supramental begegnet und dann den Ursprung all ihrer Bewegungen von oben empfangen kann. Das Höhere kommt herab, wenn du eine aufnahmefähige Ruhe in den verschiedenen Ebenen deines Wesens für seinen Empfang vorbereitet hast. Auf jeden Fall – sei es in einem aufwärts gerichteten Streben, um sich zum Höheren zu erheben, oder indem man passiv und offen bleibt, um das Höhere zu empfangen – ist eine völlige Ruhe in den einzelnen Wesensteilen die wahre Voraussetzung.
Wenn du in einem ruhigen Streben oder Willen nicht die erforderliche Kraft findest, aber eine genügend große Bemühung dir hilft, dich zu erheben, kannst du sie als zeitweiliges Hilfsmittel einsetzen, bis ein natürliches Offen-sein vorhanden ist, in der ein schweigender Ruf oder ein einfacher, müheloser Wille ausreicht, um das Wirken der Höheren Shakti auszulösen.

In der Sadhana hat während einer bestimmten Zeit alles im adhara die Neigung, sich zu erheben und mit seinem Ursprung oben zu verbinden.

Der adhara ist das [Gefäß], worin das Bewusstsein gegenwärtig enthalten ist – Mental, Leben, Körper.

Auf einer höheren Ebene zu leben und von dort die Tätigkeit im Physischen als etwas Getrenntes zu sehen, ist ein entscheidendes Stadium in der Bewegung auf die Umwandlung hin.

Es ist das Ziel der Sadhana, dass sich das Bewusstsein aus dem Körper erhebe und darüber festige – sich überallhin in Weite ausbreitend, vom Körper nicht begrenzt. Auf diese Weise befreit, öffnet man sich allem, was über diesem Standpunkt ist, über dem gewöhnlichen Mental, empfängt dort alles, was von den Höhen herabkommt, und beobachtet von dort alles, was unten ist. So kann man in voller Freiheit alles betrachten und überwachen, was sich darunter befindet, und ein Empfänger oder Kanal für das sein, was herabkommt und in den Körper drängt, den es vorbereitet, das Instrument einer höheren Manifestation zu werden – umgeformt in ein höheres Bewusstsein und eine höhere Natur.

Was in dir geschieht, ist der Versuch des Bewusstseins, sich in dieser Befreiung zu festigen. Dort auf jenem höheren Standpunkt findet man die Freiheit des Selbstes, das weite Schweigen und die reglose Stille – diese Stille aber muss auch in den Körper herabgebracht werden, in alle niedrigeren Ebenen, und sich dort festigen als etwas im Hintergrund Befindliches, das alle Bewegungen enthält.

Etwas in dir hat das höhere Bewusstsein wahrgenommen und ist nach dort aufgestiegen – über den Kopf, wo das gewöhnliche Bewusstsein und die höheren Ebenen einander begegnen. Das muss weiterentwickelt werden, bis sich der ganze Ursprung des Bewusstseins dort befindet und alles Übrige von dort gelenkt wird – und gleichzeitig eine Befreiung der Seele, damit sie im Mental, Vital und in den physischen Teilen das Wirken von oben unterstützen kann.
Es ist der Atman, das spirituelle Wesen über dem Mental – man erfährt ihn zuerst als Schweigen und Ruhe (die man später als unendlich und ewig erkennt), unberührt durch die Bewegungen des Mentals, Lebens und Körpers. Das höhere Bewusstsein lebt immer in Fühlungnahme mit dem Selbst – das niedrigere ist davon durch die Tätigkeiten der Unwissenheit getrennt.

Wenn sich dein Bewusstsein über den Kopf erhebt, bedeutet dies, dass es sich vom gewöhnlichen Mental in das Zentrum darüber verlagert, welches das höhere Bewusstsein empfängt, oder aber zu den aufsteigenden Ebenen des höheren Bewusstseins selbst. Das erste Ergebnis ist das Schweigen und der Friede des Selbstes, die Grundlage des höheren Bewusstseins; sie können später in die niedrigeren Ebenen herabkommen, in den eigentlichen Körper. Auch Licht kann herabkommen und Kraft. Der Nabel und die Zentren darunter sind vitale und physische Zentren; etwas von der höheren Kraft muss nach dort herabgekommen sein.

Und wie soll sich die äußere Natur in die höhere Prakriti erheben, bevor du das Selbst verwirklicht hast? Die höhere Natur ist die des höheren Bewusstseins, dessen wichtigste Grundlage der Friede und die Weite und die Verwirklichung des Selbstes ist, des Einen, das alles ist.

Es gibt zwei Bewegungen – die eine ist ein Aufsteigen des niedrigeren Bewusstseins, um dem höheren zu begegnen, die andere ist eine Herabkunft des höheren Bewusstseins in das niedrigere. Deine erste Erfahrung war ein Emporschießen des niedrigeren Bewusstseins aus allen [Wesens-] Teilen, das deshalb so stark war, um das Lid des inneren Mentals zu sprengen – das war das Bersten des Schädels –, und um die Vereinigung der beiden Bewusstseinsarten oben zu ermöglichen. Das Ergebnis war eine Herabkunft Das erste, was vom höheren Bewusstsein herabkommt, ist gewöhnlich sein tiefer und vollkommener Friede; das zweite ist das Licht, hier das weiße Licht der Mutter. Wenn das höhere Bewusstsein herabkommt oder intensiv gefühlt wird, erfolgt meist ein Sich-Öffnen des begrenzten persönlichen Wesens für das kosmische Bewusstsein – man fühlt ein weites und unendliches Sein, allein bestehend, die Identifizierung mit dem Körper, ja sogar das Körpergefühl geht verloren, und das begrenzte persönliche Bewusstsein löst sich auf im kosmischen Dasein. All das hast du zuerst auf die unpersönliche Weise erfahren; nachdem aber das seelische Feuer brannte, fühltest du die Persönliche Weite, das kosmische Bewusstsein der Göttlichen Mutter und empfingst ihren Segen.

Das ist sehr gut so. Die Ideen und Gefühle, die aus dem Inneren aufsteigen, waren die der neugeborenen seelischen Natur.
Deine Empfindung vom Nachmittag, dass das Denken aufhört, sowie das Gefühl, dass sich etwas in deinem Inneren über den Kopf hinaus erhebt, gehört zur Bewegung der Sadhana. Es gibt ein höheres Bewusstsein über dir, nicht im Körper, sondern über dem Kopf, das wir das höhere, spirituelle oder göttliche Bewusstsein oder das Bewusstsein der Mutter nennen. Wenn sich das Wesen öffnet, beginnt alles in dir, das Mental (Kopf), das emotionale Wesen (Herz), das Vital, sogar ein Teil des physischen Bewusstseins, aufzusteigen, um sich mit diesem größeren, höheren Bewusstsein zu verbinden. Wenn man mit geschlossenen Augen dasitzt und meditiert, hat man das Gefühl des Aufsteigens, wie du es beschreibst. Es wird das Aufsteigen des niederen Bewusstseins genannt. Später beginnen die Dinge von oben herabzukommen, Friede, Freude, Licht, Stärke, Wissen usw., und eine große Veränderung in der [menschlichen] Natur nimmt ihren Anfang. Es ist das, was wir die Herabkunft des höheren Bewusstseins (dem der Mutter) nennen.
Das Unbehagen, das du empfandest, entstand aufgrund des ungewohnten Charakters der Bewegung. Es ist ohne Bedeutung und verschwindet schnell.

Die von dir beschriebenen Erfahrungen stehen miteinander in Zusammenhang und sind sehr leicht zu erklären. Die erste zeigt, dass ein Teil deines Mentals offen war, wodurch du, unterstützt von einem öffnen in der Seele, in der Lage warst, in die Regionen darüber aufzusteigen – die Bereiche des befreiten spirituellen Mentals mit dem unendlichen Pfad des Spirits, der zur höchsten Verwirklichung führt. Aber die übrige Natur war nicht dazu bereit. Dich angestrengt darum zu bemühen, die Erfahrung wiederzuerlangen, war in diesem Augenblick nicht die richtige Sache; du hättest nach Läuterung und Vorbereitung der Natur streben sollen, dem andauernden seelischen Sich-Öffnen und dass das höhere spirituelle Sich-Öffnen über dir wachse bis die vollkommene Befreiung des Wesens möglich wäre. Die Gewalt des Wirkens der Kräfte wurde durch den Widerstand ausgelöst, das Durchtrennen der Knoten im Kopf und in verschiedenen Teilen der Natur durch ihr [der Kräfte] Wirken auf die Befreiung hin. Die „Elektrizität“, die die Wirbelsäule durchlief, war der Durchgang der [Göttlichen] Kraft, die sich ihren Weg hinab durch die Zentren bahnte. Offensichtlich ist es die dunkle, widerstrebende Kraft des Vitals, der Begierden-Natur, die sich erhebt und alles bis hinauf zum Herzen umwölkt. Auf der anderen Seite ist das Herabströmen und die Befreiung, die es auslöst, ein Zeichen dafür, dass das Sich-Öffnen darüber noch besteht; denn das Schweigen und die Ruhe der [menschlichen] Natur sind eine Berührung von oben und für die Läuterung und Befreiung äußerst notwendig. Was fehlt, ist das volle Sich-Öffnen des seelischen Wesens hinter dem Herzen – denn hierdurch könnte das Herz von der dunklen Kraft befreit und eine Läuterung der übrigen Natur durch ein ruhiges und stetiges Wirken eher ermöglicht werden als durch ein ungestümes, das von chaotischer Tätigkeit und chaotischem Kampf begleitet wird. Wenn ein Sich-Öffnen im spirituellen Mental stattfindet ohne eine ausreichende seelische Wandlung, stellen sich dieses ungestüme Wirken der Kraft und dieser Widerstand ein; wenn sich die Seele öffnet, wirkt sie auf die ganze Natur ein, auf Mental, Vital und das Physische, lenkt sie von innen, damit sie sich umwandeln und für das volle spirituelle Sich-Öffnen und spirituelle Bewusstsein bereit werden. Hingabe und eine immer vollständigere innere Weihung sind der beste Weg, um die Seele zu öffnen.

Das ist gut – das Erwachen des seelischen Bewusstseins und seine Kontrolle über das übrige [Bewusstsein] ist eines der unerlässlichsten Elemente der Sadhana.
Es ist das, was wir das höhere oder spirituelle Bewusstsein nennen – es enthält oder stützt all die höheren Ebenen, die höheren Welten. Wenn du beginnst, es immer über dir zu fühlen, bedeutet das einen großen Schritt vorwärts in der Sadhana; dann kann sich das Bewusstsein nach dort erheben und alles, was im Mental, Vital und Körper stattfindet, von dort aus sehen, unterscheiden und kontrollieren. Es ist, wie du siehst, der Treffpunkt der aufsteigenden und herabkommenden Kräfte.

Was du über dir siehst, ist natürlich das wahre oder höhere Bewusstsein, das Bewusstsein der Mutter, in welchem man die ganze Welt als eins sieht, ein weites, unbehindertes Bewusstsein voller Freiheit, Frieden und Licht – es ist das, was wir als höheres oder göttliches Bewusstsein bezeichnen. Selbst wenn es kommt und geht, zeigt seine Auswirkung auf das Herz, dass durch die Seele dennoch eine Verbindung damit hergestellt wurde – denn die Seele ist hinter dem Herzen. Dorthin, über den Kopf, muss das Bewusstsein aufsteigen und dort muss es bleiben; dann kommt es auch in den Kopf und das Herz und das niedere Vital und Physische herab und bringt dorthin seine Weite, sein Licht, seinen Frieden, seine Freiheit.

Deine Empfindung war durchaus keine Einbildung, sondern die übliche Erfahrung, die man hat, wenn sich das Bewusstsein aus dem Körper erhebt und sich über dem Kopf festigt. Dann ist man nicht länger durch das physische Bewusstsein oder das Körpergefühl gebunden – der Körper wird lediglich zu einem Instrument, einem kleinen Teil des Bewusstseins, der vervollkommnet werden muss. Man tritt in ein größeres, freies, spirituelles Bewusstsein ein, das an die Stelle des gegenwärtigen gebundenen und begrenzten physischen Bewusstseins tritt. Wenn dieses Sich-Erheben aus dem Körper bis zu seinem Andauern wiederholt werden kann, wird das ein wichtiger Markstein in deinem Fortschreiten sein. Es ist die Beschränkung im physischen Bewusstsein, die dich (und jeden anderen) kleinlich, selbstsüchtig und elend macht. Bislang ist das höhere Bewusstsein mit seinem Frieden usw. nur mit großer Schwierigkeit und unter Ausfechtung des vitalen und physischen Widerstandes in dich herabgekommen. Wenn diese Befreiung nach oben in das höhere Bewusstsein aufrechterhalten werden kann, wird es diese Schwierigkeit nicht länger geben. Viel wird noch zu tun übrigbleiben, aber die Grundlage ist geschaffen worden.

Das Bewusstsein ist meist im Körper eingeschlossen, zentralisiert in den Gehirn-, Herz- und Nabel-Zentren (mental, emotional, nervlich); wenn du fühlst, wie es ganz oder teilweise aufsteigt und sich über dem Kopf festigt, dann ist das die Befreiung des eingekerkerten Bewusstseins von der Fessel des Körpers. Es ist das Mental in dir, das nach dort aufsteigt und mit etwas Höherem als dem gewöhnlichen Mental in Berührung kommt und von dort den höheren mentalen Willen zur Umwandlung auf das Übrige [die übrigen Wesensteile] richtet. Das Zittern und die Hitze rühren von einem Widerstand her, einer fehlenden Gewöhnung des Körpers und Vitals an diesen Anspruch und diese Befreiung. Wenn sich das mentale Bewusstsein auf diese Weise dauernd oder nach Wunsch über einem festigen kann, wird diese erste Befreiung vollendet sein (siddha). Von dort kann sich das mentale Wesen frei den höheren Ebenen oder dem kosmischen Dasein und seinen Kräften öffnen und kann auch mit größerer Freiheit und Macht auf die niedere Natur einwirken.

Manchmal fühlt man ein Ansteigen [des Bewusstseins] über den Kopf hinaus. Ich glaube, dass es das bei ihm war, das heißt, dass das Mental sich in die höheren mentalen Ebenen erhob (wenn es nicht ganz einfach ein Verlassen des Körpers ist). Um bewusstseinsmäßig über dem Mental zu sein, muss man erst das Selbst über dem Mental verwirklichen und dort leben.

Das Befreit-sein von Sorgen, die Leichte von Mental und Körper sind sehr gute Ergebnisse. Sie sind meist nicht sofort von Dauer – es genügt, wenn sie häufig oder allgemein vorhanden sind.
Das Gefühl, dass Brust und Kopf sich erheben, gehört dem feinstofflichen Körper an – es bedeutet, dass das Mental- und das Herz-Bewusstsein (das denkende Mental und das Emotional) aufsteigen, um der Ebene des spirituellen Bewusstseins über dem Kopf zu begegnen.
Der Ton ist ein Zeichen, dass sich das Bewusstsein öffnet und die innere Kraft wirkt. Solche feinen Töne werden sehr häufig von Menschen wahrgenommen, die den Yoga ausüben.

Wenn das Bewusstsein über einem zentriert ist, kann man sagen, dass es dort seinen Standort hat. Das heißt nicht, dass in den niederen Teilen des Wesens kein Bewusstsein mehr übriggeblieben sei.

Man kann Einflüsse von oben empfangen, solange aber das Mental nicht voll ist von höherer Ruhe, Frieden, Stille, kann man keinen direkten Kontakt haben. Diese Einflüsse werden vermindert, mentalisiert, vitalisiert und sind nicht die Mächte der höheren Ebenen in ihrem ursprünglichen Charakter. Ebenso wenig genügt es, über die verborgenen Kräfte aller Bewusstseinsebenen die Kontrolle zu erlangen – was vielleicht das ist, was er unter Okkultismus versteht.

Die höheren Ebenen sind nicht Ebenen, auf denen man auf natürliche Weise bewusst ist, und er ist nicht einmal für ihren direkten Einfluss offen – lediglich für einen indirekten Einfluss von jenen Ebenen, die dem menschlichen Mental am nächsten sind. Er kann sie nur in einem tiefen inneren Zustand oder einer Trance erreichen und je höher er aufsteigt, desto weniger einfach ist es für ihn, sich ihrer, selbst in der Trance, bewusst zu werden. Wenn du dir deines inneren Wesens nicht bewusst bist, ist es umso schwieriger, in der Trance bewusst zu sein.

Eine indirekte Verbindung mit dem Göttlichen besteht, wenn man im gewöhnlichen Bewusstsein lebt, ohne sich darüber erheben zu können, und wenn man Einflüsse von oben empfängt, ohne zu wissen, woher sie kommen, oder ihren Ursprung zu fühlen.

Erkennst du das höhere Wesen in deinem [Bewusstseins-] Aufstieg als weit und unendlich? Fühlst du, wenn du dort bist, wie es sich in der Unendlichkeit ausbreitet? Fühlst du das ganze Universum in dir und dich selbst eins mit dem Selbst aller Wesen? Fühlst du, wie die eine kosmische Kraft überall wirkt? Fühlst du, dass dein Mental eins ist mit dem kosmischen Mental? Dein Leben eins mit dem kosmischen Leben? Deine Substanz eins mit der kosmischen Substanz? Ein gesondertes Ego eine Unwirklichkeit? Dass der Körper nicht länger eine Beschränkung ist? Was nützt es, bloß zu sagen, dass das höhere Wesen weit und unendlich ist? Finden diese Verwirklichungen statt, wenn du dich im höheren Wesen befindest, und wenn nicht, warum nicht? Das innere Wesen öffnet sich ohne weiteres diesen Verwirklichungen, das äußere dagegen nicht? Solange du dir deines inneren Wesens nicht bewusst wirst, vermittelt das bloße Aufsteigen [des Bewusstseins] lediglich Höhe oder ein undeutliches Gefühl von anderen Ebenen, nicht aber diese konkreten Verwirklichungen.

Ich meinte, dass es (das innere Bewusstsein) dort gefestigt sei, selbst wenn es verdeckt ist. Wenn es einmal dort ist, wird die Herabkunft der Kraft usw. anhaltender oder zumindest häufiger. Mit den Schwierigkeiten der äußeren Natur muss man sich noch auseinandersetzen, aber mit diesem inneren Bewusstsein als Grundlage kann es sicherer und wirksamer geschehen.
Es gibt zwei verschiedene Dinge. Eines davon ist, dass das Bewusstsein tatsächlich den Körper verlässt – das aber bringt tiefen Schlaf oder eine Trance mit sich. Das andere ist, dass sich das Bewusstsein aus dem Körper erhebt und seinen Standort einnimmt – darüber und ausgebreitet in der Weite. Das kann ein Wachzustand des Yogi sein – er fühlt sich nicht im Körper, aber er fühlt den Körper in seinem weiten, freien Selbst, er ist von der Begrenzung im Körperbewusstsein befreit.

Deinem Bericht nach haben scheinbar zwei verschiedene Erfahrungen gleichzeitig stattgefunden.
1. Das Bewusstsein hat den Körper verlassen. Ein Teil des Bewusstseins – mental, vital oder feinstofflich oder alles zusammen – erhebt sich aus dem Körper und lässt ihn in einem stark verinnerlichten Zustand zurück – im Schlaf oder in der Trance; es kann für sich allein auf anderen Ebenen oder innerhalb und außerhalb des Zimmers auf der Erdebene umherwandern. Dann kann der Körper gesehen werden, wie er unten oder im Zimmer liegt – so deutlich, wie man ein gesondertes Objekt mit physischen Augen sieht. Bei einem solchen Verlassen des Körpers kann Furcht aufkommen, so wie bei dir, wodurch das Bewusstsein ruckartig in den Körper zurückkehrt.
2. Ein Aufsteigen des Bewusstseins zu einem Ort, der sich nicht mehr im Körper befindet, sondern darüber. Das Bewusstsein kann auf diese Weise aufsteigen, sich höher und höher erheben und dabei wahrnehmen, dass es Regionen betritt, die über dem gewöhnlichen Mental liegen; im Allgemeinen kommt es zunächst nicht sehr weit, erwirbt aber die Fähigkeit, sich in Wiederholungen dieser Erfahrung immer höher zu erheben. Am Ende der Erfahrung kehrt es in den Körper zurück. Es kommt aber auch zu einem endgültigen Aufsteigen, bei dem das Bewusstsein seinen Standort dauernd oben einnimmt. Es ist nicht länger im Körper oder wird durch ihn beschränkt; es fühlt sich nicht nur als über ihm befindlich, sondern in den Raum ausgedehnt – der Körper ist unterhalb seines hohen Standorts und ist in sein erweitertes Bewusstsein eingehüllt. Manchmal wird die Ausdehnung tatsächlich nur oben auf der höheren Ebene gefühlt, und die einhüllende Ausdehnung darunter kommt erst als spätere Erfahrung. Sie muss aber von endgültiger Art sein; es ist nicht nur eine Erfahrung, sondern eine Verwirklichung, eine dauerhafte Wandlung. Das bringt eine Befreiung von der Identifizierung mit dem Körper mit sich, der lediglich zu einem Begleitumstand in der Weite des Wesens wird, sein instrumentaler Teil; oder er wird als etwas sehr Geringes oder gar als etwas Nicht-Vorhandenes empfunden, und kein anderes Gefühl scheint zu bestehen als ein weites, praktisch unendliches Bewusstsein, das man selbst ist – oder wenn nicht gleich unendlich, dann doch das, was man jetzt ein grenzenloses Endliches nennt.
Dieses neue Bewusstsein ist offen für alles Wissen von oben, aber es denkt nicht mit dem Gehirn, wie das gewöhnliche Mental es tut – es hat andere und größere Mittel der Wahrnehmung als das Denken. Ein systematisches Sich-Öffnen der Zentren ist nicht notwendig – tatsächlich sind die Zentren [bereits] offen, sonst wäre dieser Aufstieg nicht möglich. In diesem Yoga öffnen sie sich automatisch – was wir unter „Sich-Öffnen“ verstehen ist nicht dies, sondern eine Fähigkeit des Bewusstseins, auf den verschiedenen Ebenen das Höhere Bewusstsein bei seiner Herabkunft zu empfangen. Durch den Aufstieg kann man tatsächlich Wissen von oben herabbringen. Die größere Bewegung jedoch ist, es [das Höhere Bewusstsein] von oben zu empfangen und in das niedere Mental und die anderen Ebenen einfließen zu lassen. Ich möchte hinzufügen, dass sich auf all diesen Ebenen, in Mental, Herz und darunter, eine Befreiung von der physischen Begrenzung einstellt, eine Weite, die eine Identifizierung mit dem Körper nicht länger zulässt.
In dieser Erfahrung gibt es im Allgemeinen nicht die Furcht, die du empfandest, außer im Körperbewusstsein, das gleichsam durch die Ungewohntheit der Bewegung erschreckt wird und fürchtet, im Stich gelassen oder abgeworfen zu werden. Das aber kommt selten vor und wiederholt sich meist nicht. Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich gleichzeitig um ein Verlassen des Körpers handelte. Du sprichst von deiner Fähigkeit, nach Belieben den Körper verlassen und wieder in ihn zurückkehren zu können; aber diese Fähigkeit ist nur für das Phänomen der Exteriorisierung kennzeichnend – beim Aufstieg des Bewusstseins werden Aufsteigen und Herabkommen zu einfachen und gewöhnlichen Vorgängen, und in der endgültigen Verwirklichung eines höheren: Standortes oben gibt es tatsächlich kein Zurückkommen mehr, außer mit einem Teil des Bewusstseins, der herabkommen kann, um im Körper oder auf den niederen Ebenen zu wirken, während das Wesen, das immerfort oben verankert ist, alles lenkt, was erfahren und getan wird.

Es gibt verschiedene Stadien der Erfahrung, bei denen man den Ausdruck „aus dem Körper herausgehoben“ anwenden könnte. Bei einem von ihnen erhebt man sich aus den Zentren des Körpers zu einem Bewusstseins-Zentrum, das sich über dem physischen Kopf ausdehnt, und nimmt dort seinen Standort ein, wo man vom Gefühl des Körpers und seiner schweren Herrschaft befreit ist – was sicher von einem allgemeinen Gefühl des Leichterwerdens begleitet wird. Man kann dann mit dem höheren Bewusstsein und seiner Macht und seinem Wirken in direktem Kontakt sein. Ob es das ist, was geschah, geht aus der Beschreibung nicht klar hervor. Nochmals, es gibt Erscheinungsformen des Atmens, welche die Stadien der Befreiung oder des Aufsteigens begleiten. Aber hier bedeutet Atem vielleicht ganz allgemein das Lebensprinzip.

Es ist eine sehr allgemeine Erfahrung. Sie bedeutet, dass du einen Augenblick lang nicht mehr in deinem Körper warst, sondern irgendwie entweder oberhalb beziehungsweise außerhalb des Körperbewusstseins. Das geschieht manchmal, wenn das vitale Wesen über den Kopf aufsteigt oder, was seltener ist, indem es sich aus der physischen Verhaftung in seine eigene Hülle (die Teil des feinstofflichen Körpers ist) projiziert. Es kann aber auch durch eine plötzliche, wenn auch nur vorübergehende Befreiung von der Identifizierung mit dem Körperbewusstsein kommen – und diese Befreiung kann sich wiederholen und immer länger anhalten oder überhaupt andauern. Der Körper wird als etwas Gesondertes empfunden oder als ein geringfügiger Begleitumstand im Bewusstsein oder als etwas, das man mit sich herumträgt usw. usw. – die jeweilige Erfahrung ist verschieden. Viele Sadhaks hier hatten sie. Wenn man daran gewohnt ist, kommt sie einem nicht mehr seltsam vor.

Es sind die feinstofflichen Teile des Physischen, die aufsteigen. Auch das äußere Bewusstsein kann sich erheben, dann aber findet eine vollkommene Trance statt. In dieser Sadhana hingegen nützt einem die vollkommene Trance nicht viel.

Wenn alles nach oben aufsteigen würde, gäbe es kein Dasein im Körper. Ein gewisses Bewusstsein ist immer vorhanden und damit etwas vom Selbst, das den Körper stützt.

Nein, der Körper selbst kann nicht aufsteigen – wie sollte er? Der Körper hat die Aufgabe, das Bewusstsein mit der physischen Welt zu verbinden.

Wenn einmal das Wesen oder seine verschiedenen Teile zu den höheren Ebenen aufzusteigen beginnen, ist jeder Teil des Wesens dazu in der Lage, ob er sich im Vordergrund befindet oder nicht. Von der Vorstellung, dass man nicht zurückkommen könne, muss man sich befreien. Man kann die Erfahrung des nirvana am höchsten Punkt des Mentals haben oder irgendwo auf jenen Ebenen, die gegenwärtig für das Mental über-bewusst sind; das Mental, das durch den Aufstieg in das Selbst spiritualisiert ist, hat das Gefühl der laya, der Auflösung seiner selbst, seiner Gedanken, Bewegungen, samskaras, in ein über-bewusstes Schweigen, eine über-bewusste Unendlichkeit, die zu erkennen es unfähig ist – das Nicht-Erkennbare. Dies aber würde nur dann eine Art nirvana mit sich bringen oder dazu führen, wenn man sich nirvana zum Ziel gesetzt hat, wenn man mit dem Mental verhaftet ist und seine Auflösung in das Unendliche als die eigene Auflösung akzeptiert, oder wenn man nicht die Fähigkeit hat, die Erfahrung auf einer höheren als der mentalen Ebene neu zu gestalten. Andernfalls wird das, was über-bewusst war, bewusst, man beginnt, sich die, Dynamik der höheren Ebenen anzueignen oder aber ihr Instrument zu sein, und die Bewegung, die stattfindet, ist nicht die der Befreiung in das nirvana, sondern die der Befreiung und Umwandlung. Man kann immer zurückkehren, wie hoch man auch aufsteigt, es sei denn, man will es nicht.

Dies sind die üblichen, normalen Erfahrungen der Sadhana, wenn ein Sich-Öffnen von oben stattfindet – der Kontakt mit dem Frieden des Brahman, des Selbstes oder Göttlichen und der Kontakt mit der höheren Macht, der Macht der Mutter. Er erkennt sie nicht, was ganz natürlich ist; seine Empfindung aber ist sehr richtig und seine Beschreibung ganz genau. „Wie schön, ruhig und still alles erscheint, wie Wasser, in dem sich nicht die kleinste Welle regt. Es ist aber nicht das Nichtsein. Ich fühle in der Meditation eine [Göttliche] Gegenwart, die von Leben durchdrungen ist, doch vollkommen schweigend und ruhig“ – es kann kaum eine bessere Beschreibung dieser Erfahrung geben, der Erfahrung des Göttlichen Friedens und Schweigens oder des Göttlichen selbst in seinem eigenen, essentiellen Frieden und Schweigen. Auch was er über die Kraft empfindet, ist durchaus richtig, „etwas von oberhalb der manifestierten Schöpfung (Mental-Materie), eine Kraft im Hintergrund, die sich deutlich von dem unterscheidet, was die Emotionen, wie Ärger und Lust, aufsteigen lässt, die allmählich alle geläutert und umgewandelt werden“, in anderen Worten, die Göttliche oder Spirituelle Kraft, die sich von der kosmisch-vitalen [Kraft] unterscheidet, welche das gewöhnliche, verkörperte Bewusstsein stützt; auch das ist durchaus klar. Ich vermute dass es zunächst nur ein Kontakt ist, aber ein sehr echter und lebendiger Kontakt, wenn er ein so lebendiges und echtes Gefühl entstehen lässt. Es sieht so aus, als hätte er einen sehr guten Start.

Die in deinem Brief beschriebene Erfahrung ist ein flüchtiger Einblick in die Verwirklichung des Selbstes, das vom Körper unabhängig ist. Wenn sie sich festigt, so bedeutet das die Befreiung (mukti). Nicht nur der Körper, sondern auch das Vital und Mental werden als bloße Instrumente empfunden, das eigene Selbst dagegen als ruhig, selbst-bestehend und frei, weit oder unendlich. Für das seelische Wesen ist es dann möglich, in dieser Freiheit die volle Umwandlung der Natur auszulösen. All deine früheren Erfahrungen waren eine Vorbereitung hierfür, doch mischte sich das physische Bewusstsein ein. Nun, da du einen flüchtigen Eindruck von dem vom Körper getrennten Selbst hattest, kann diese physische Schwierigkeit bald überwunden werden.

In der ersten Verwirklichung des Schweigens im höheren Bewusstsein gibt es keine Zeit – es gibt nur ein Gefühl des reinen Daseins, Bewusstseins, Friedens oder eines starken, eigenschaftslosen Ananda. Alles andere ist eine unbedeutendere Bewegung an der Oberfläche dieses zeitlosen Selbst-Bestehens. Dieses und das Gefühl der Befreiung, das damit verbunden ist, sind auf die Ruhe des Mentals zurückzuführen. Auf einer höheren Ebene bleiben dieser Friede und diese Befreiung erhalten, können aber mit einer größeren und freien dynamischen Bewegung vereint werden.

Im Selbst oder reinen Dasein gibt es weder Zeit noch Raum – außer spirituellen Raum oder Weite.

Ja, im Schweigen des Selbstes gibt es keine Zeit – es ist akala.

Deine Erfahrung, dass etwas wie ein Pfeil den Kopf verließ, weist vermutlich darauf hin, dass etwas das mentale Bewusstsein verlässt und sich auf ein bestimmtes Ziel oder einen Gegenstand zubewegt. Manchmal ist es ein Teil des Mental-Bewusstseins selbst, das sich auf diese Weise entweder aufwärts zu einer höheren Ebene oder irgendwohin in der Welt um uns bewegt – und später zurückkehrt. Manchmal ist es eine Gedanken-Kraft oder eine Willens-Kraft. Es gehen immer Kräfte von uns aus, sogar ohne unser Wissen, und häufig haben sie dort [wo sie hingehen] eine Auswirkung. Wenn wir an eine Person oder einen Ort denken und an Dinge, die sich dort ereignen, kann auf diese Weise zu jener Person oder jenen Ort etwas ausgehen. Wenn wir einen Willen haben oder einen starken mentalen Wunsch, dass sich etwas Bestimmtes ereignen soll, kann eine Willenskraft heraustreten und versuchen, das geschehen zu lassen. Es können aber auch Kräfte vom inneren Mental ausgehen ohne jede bewusste Veranlassung an der Oberfläche. Bei der Vision des Yogi kann es sich um ein bestimmtes Wesen der höheren Ebenen gehandelt haben oder um eine Erscheinungsform Sivas. Die Lotosse zeigen ein voll entwickeltes Bewusstsein an den jeweiligen Stellen an.
Dein Wunsch hinsichtlich des Selbstgebens, frei von Forderung, wird sich mit Sicherheit erfüllen, wenn das volle Sich-Öffnen der Seele eingetreten ist.
Die Haltung, die du schließlich gegenüber den Ereignissen des heutigen Tages eingenommen hast, ist in Ordnung – es ist immer die richtige Einstellung, sich um die eigene Vollkommenheit zu bemühen und sich durch keinen Fehler in anderen stören zu lassen, vielmehr mit einem schweigenden Willen zu reagieren, der ihrer Vervollkommnung dient.

Die Erfahrung der großen Ausbreitung von goldenem Licht auf einem Berggipfel fand deshalb statt, weil ich sie aufgefordert hatte, nach den höheren Erfahrungen des Bewusstseins über uns zu streben. Das symbolische Bild des Berges mit dem Licht auf seinem Gipfel erscheint den meisten Sadhaks, die überhaupt die Fähigkeit der inneren Schau besitzen. Der Berg bedeutet das Bewusstseins, das von der Erde (dem Physischen) durch die aufeinanderfolgenden Höhen (Vital, Mental, Über-Mental) zum spirituellen Himmel aufsteigt. Das goldene Licht ist immer das Licht der höheren Wahrheit (Supramental, Obermental oder, ein wenig tiefer, die reine Intuition) und zeigt sich als eine große, leuchtende Ausdehnung auf den Gipfeln des Wesens. X, indem er sich auf das Licht konzentrierte, trat in Kontakt mit den höheren Bereichen, und das hat immer diese Auswirkungen: Friede, Freude, Stärke, ein Bewusstsein, das sich sicher in der Macht des Göttlichen weiß. Natürlich hat die Seele diesen Kontakt in ihr bewirkt, aber an sich ist es eher eine Erfahrung des höheren spirituellen Bewusstseins über dem Mental als eine seelische Erfahrung.
Die Art der Meditation ist von dem Wesensteil abhängig, in welchem man zu der betreffenden Zeit zentriert ist. Im Körper (eher im feinstofflichen Körper als im Physischen, doch verbunden mit den entsprechenden Teilen im grob-physischen Körper) gibt es Zentren, die mit jeder Ebene des Wesens korrespondieren. Es gibt ein Zentrum am Scheitelpunkt des Kopfes und darüber, das des Über-Mentals oder höheren Bewusstseins; ein Zentrum in der Stirn zwischen den Augenbrauen, welches das des denkenden Mentals, des mentalen Willens, der mentalen Schau ist; ein Zentrum im Hals, welches das des sich ausdrückenden oder nach außen gewandten Mentals ist: dies sind die mentalen Zentren. Darunter liegt das Vital – das Herz (Emotional), der Nabel (das dynamische Lebens-Zentrum), ein weiteres unterhalb des Nabels im Unterleib, welches das niedere oder sinnliche Vital-Zentrum ist. Zuletzt, am Grunde der Wirbelsäule, folgt das muladhara oder physische Zentrum. Hinter dem Herzen ist das seelische Zentrum. Wenn man sich im Kopf konzentriert, wie es viele tun, sucht man eine mental-spirituelle Meditation, im Herzen ist es eine seelische Meditation; dies sind die üblichen Orte der Konzentration. Was sich aber zuerst erhebt oder zuerst öffnet, braucht nicht das Mental oder die Seele zu sein, es kann ebenso das Emotional oder Vital sein; das hängt von der betreffenden Natur ab – denn was immer sich am leichtesten in ihr öffnet, öffnet sich voraussichtlich zuerst. Wenn es das Vital ist, entsteht in der Meditation die Neigung, das Bewusstsein auf die Vital-Ebene mit ihren Erfahrungen zu projizieren. Doch von dort können wir zur Seele gelangen, indem wir uns mehr und mehr nach innen wenden, uns nicht von den vitalen Erfahrungen absorbieren lassen, vielmehr uns davon loslösen und sie mit Distanz betrachten, so als wäre man tief im Inneren und würde Dinge außerhalb von einem betrachten. Auf ähnliche Weise kann man mentale Erfahrungen erlangen, indem man sich auf das Denken konzentriert und dadurch eine entsprechende Erfahrung herbeiführt, zum Beispiel auf den Gedanken, dass alles Brahman sei; oder man kann sich auch vom Denken zurückziehen und seine eigenen Gedanken als etwas Äußeres beobachten, bis man in das Schweigen und die reine spirituelle Erfahrung eintritt.

Das Leuchten über dem Kopf, wie es in diesem Yoga im Allgemeinen gesehen wird, ist das Licht der Göttlichen Wahrheit. Der Göttliche Friede, die Kraft, das Licht, das Wissen, der Ananda in ihrer Vollkommenheit befinden sich über dem Kopf. Sie beginnen in den Körper herabzukommen, wenn das persönliche Bewusstsein hinreichend vorbereitet ist. Die Vorbereitung ist meist voller Schwankungen, so wie diese, man muss aber geduldig ausharren, sich mehr und mehr öffnen, bis es [das Bewusstsein] bereit ist.

Wenn man immer im höheren Bewusstsein bleiben kann, umso besser. Warum aber bleibt man nicht immer dort? Weil das niedrigere [Bewusstsein] noch immer ein Teil der Natur ist und dich zu sich herunterzieht. Wenn hingegen das niedere umgewandelt ist, verschmilzt es mit dem höheren, und es gibt nichts Niederes mehr, das herabziehen könnte.
Umwandlung bedeutet, dass das höhere Bewusstsein oder die höhere Natur in das Mental, Vital und den Körper herabgebracht wird und den Platz des niedrigeren [Bewusstseins] einnimmt. Es gibt ein höheres Bewusstsein des wahren Selbstes, welches spirituell ist, es ist aber über uns; wenn man in dieses aufsteigt, ist man frei, solange man dort verweilt; wenn man aber in das Mental, Vital oder den Körper herabkommt oder sie gebraucht, und wenn man irgendeine Verbindung mit dem Leben aufrechterhält, ist folgendes zu tun: Man kommt entweder herab und handelt vom gewöhnlichen Bewusstsein aus, oder man verweilt im Selbst, gebraucht aber Mental, Leben und Körper – in diesem Fall muss man den Unvollkommenheiten dieser Instrumente entgegentreten und sie verbessern – dies kann nur durch die Umwandlung geschehen.
Du sagst, dass du ein wenig nach oben in das höhere Bewusstsein aufsteigst, aber wohin steigst du auf? Über das Vital in das ruhige Mental oder über das Mental als solches in etwas immer Ruhiges und Reines und Freies?

Nein. In meiner Frage war kein Sarkasmus enthalten. Du hattest geschrieben, dass man von der Schwierigkeit befreit sei, wenn man sich ein wenig über das gewöhnliche Bewusstsein erhebt, und dass man es so empfinden würde. Ich hatte dich dahingehend verstanden, dass dies deine eigene Erfahrung sei. Daher stellte ich die Frage – weil die Erfahrung des ruhigen Mentals durch das Unbehagen des Vitals oder die Trägheit des physischen Wesens leicht unterbrochen werden kann. Die Erfahrung der tieferen Freiheit und Ruhe des Selbstes bleibt bestehen, kann aber durch das niedere Bewusstsein verdeckt werden.

Man kann im höheren Bewusstsein weilen und sich dennoch mit der Wandlung der niederen Natur assoziieren. Kein Zweifel, es ist die Kraft der Mutter, die das Notwendige tun wird, aber die Zustimmung des Sadhaks, die Verbindung seines Willens mit ihrem Wirken oder zumindest seine Betrachter-Haltung ist ebenso notwendig.

Du hattest die Neigung, aufzusteigen und es dem höheren Bewusstsein zu überlassen, sich mit der niedrigeren Natur ohne irgendeine persönliche Bemühung deinerseits auseinanderzusetzen. Das hätte unter zwei Voraussetzungen geklappt: 1. wenn der Friede und die Kraft herabgekommen wären und alles bis hinunter zum Physischen eingenommen hätten, 2. wenn es dir gelungen wäre, das innere Wesen von der äußeren Natur freizuhalten. Das Physische konnte den Frieden nicht absorbieren, statt dessen erhob sich die Trägheit; die Kraft konnte nicht herabkommen; die Suggestionen der äußeren Natur erwiesen sich als zu stark für dich und zwischen ihren Suggestionen und der Trägheit wurde die Sadhana unterbrochen.

Ich habe nicht gesagt, dass du einen Fehler begangen hättest. Ich habe einfach das geschildert, was sich ereignet hat, und die Ursachen aufgezeigt. Wenn es dir möglich gewesen wäre, [mit dem Bewusstsein] oben zu bleiben und die Kraft herabkommen und handeln zu lassen, solange du von der äußeren Natur losgelöst warst, wäre es in Ordnung gewesen. Du warst deshalb fähig aufzusteigen, weil der Friede herabkam. Du warst aber nicht fähig, oben zu bleiben, weil der Friede vom Physischen nicht ausreichend Besitz ergreifen konnte und die Kraft nicht in ausreichendem Maße herabkam. In der Zwischenzeit erhob sich die Trägheit; du wurdest durch die vitalen Suggestionen in der äußeren Natur und durch plötzliche Trägheit mehr und mehr beunruhigt; aus diesem Grund warst du unfähig, distanziert zu bleiben und immer mehr die Kraft herabkommen zu lassen oder immer stärker herabzurufen. Daher das Absinken in das physische Bewusstsein.

Dass du fähig gewesen bist, das Bewusstsein oben zu halten, ist schon ein gewisser Fortschritt. Was das Sich-Öffnen anbelangt, so ist dazu zu sagen, dass sein Kommen und scheinbares Gehen eine ganz normale Erfahrung ist – es bedarf eines verschiedentlichen Sich-Öffnens, bevor die Sache durch ein dauerndes Gleichgewicht zwischen dem Bewusstsein oben und einer sich verstärkenden Herabkunft in den Kopf und darunter gefestigt ist. Es ist der Sog von unten, dem nicht nachgegeben werden sollte – denn es ist, obzwar die meisten ihm nachgeben, ein falscher, verworrener Weg. Man muss oben einen festen Standort eingenommen haben, bevor man ohne Sturz herabkommen kann. Nicht dass der mögliche Sturz ein Wiederaufsteigen ausschließen würde – das ist nicht der Fall –, doch ist es kein Grund dafür, es geschehen zu lassen.

Selbst wenn das anhaltende Offen-sein nicht gleich kommt, brauchst du nur zu warten, es muss zwangsläufig kommen. Es ist sicher bedauerlich, dass die Rastlosigkeit des Vitals so sehr gegen die Leere des Bewusstseins stößt; denn wenn du es aushalten könntest, würde diese Leere, die jetzt neutral und daher für das Vital nicht interessant ist, positiv werden und der machtvolle Empfänger des Strömens von oben sein. Die Schwierigkeit ist, dass das Vital immer daran gewöhnt war, entweder etwas zu tun oder geschehen zu lassen und, wenn es nichts tut oder wenn nichts geschieht (oder es oberflächlich so scheint), langweilt es sich und beginnt Unsinn zu fühlen, zu reden oder zu tun. Dennoch, trotz dieses Hindernisses kann die Herabkunft stattfinden – sie braucht nicht auf das Supramental zu warten.

Ich möchte behaupten, dass das Sich-Öffnen nach oben, der Aufstieg in das Licht und die nachfolgende Herabkunft in das gewöhnliche Bewusstsein und normale menschliche Leben als erste entscheidende Erfahrung in der Ausübung des Yoga etwas sehr Allgemeines ist und durchaus auch ohne Yoga-Praxis in all jenen stattfinden kann, die für die spirituelle Wandlung ausersehen sind – besonders wenn irgendwo eine Unzufriedenheit mit dem gewöhnlichen Leben und ein Trachten nach etwas mehr, nach Größerem oder Besserem besteht. Es geschieht häufig in der Weise, wie sie es beschreibt, auch die Beendigung der Erfahrung und die Herabkunft Dieser ersten Erfahrung kann eine sehr lange Zeitspanne folgen, während welcher sie sich nicht wiederholt oder keine weitere Erfahrung stattfindet. Bei einer fortwährenden Ausübung des Yoga braucht die Pause nicht so lang zu sein; aber selbst dann ist sie oft lang genug. Die Herabkunft ist unumgänglich, weil sich nicht das ganze Wesen erhoben hat, sondern nur ein Teil im Inneren, während die ganze übrige Natur unvorbereitet, vom gewöhnlichen Leben gefangen genommen oder damit verhaftet ist und von Bewegungen geleitet wird, die nicht mit dem Licht in Einklang stehen. Dennoch, das Etwas im Inneren ist etwas Zentrales im Wesen, und daher ist die Erfahrung gewissermaßen eindeutig und entscheidend. Denn sie kommt als ein deutliches Zeichen der spirituellen Bestimmung und als ein Hinweis darauf, was im Leben noch erreicht werden muss. Wenn sie einmal stattgefunden hat, muss sich etwas ereignen, das den Weg öffnen, das rechte Wissen und die rechte Haltung bestimmen wird, die dich befähigen, auf dem Weg voranzukommen und die einen helfenden Einfluss bringen. Nachher kann die Arbeit der Beseitigung der Hemmnisse beginnen, welche die Rückkehr zum Licht und das Aufsteigen des ganzen Wesens verhindern, sowie – was gleichermaßen wichtig ist – die Herabkunft des Lichtes in das ganze Wesen kann ihren Anfang nehmen und der Vollendung entgegengehen. Es kann lange dauern oder schnell gehen, was sowohl vom inneren Antrieb als auch von den äußeren Umständen abhängt; inneres Streben und Bemühen aber haben mehr Gewicht als äußere Umstände – diese können sich dem inneren Erfordernis anpassen, wenn es sehr stark ist. Die Zeit ist gekommen für sie und auch das nötige Streben und Wissen und der Einfluss, die ihr helfen können.

Die Kraft, die du fühltest, muss zweifellos ein Sich-Erheben der kundalini gewesen sein, die aufstieg, um sich mit der [Göttlichen] Kraft über uns zu verbinden und die erforderliche Energie zur Linderung der Depression herabzubringen, und dann abermals aufstieg, um die Verbindung zwischen dem Oben und den niederen Zentren zu erzwingen. Die scheinbare Ausdehnung des Kopfes wird durch die Verbindung des Mentals mit dem Bewusstsein des Selbstes oder Göttlichen über uns verursacht. Jenes Bewusstsein ist weit und unbegrenzt, und wenn man sich in es erhebt, durchbricht auch das individuelle Bewusstsein seine Grenzen und fühlt sich weit und unbegrenzt. In solchen Zeiten hat man häufig die Empfindung, als hätte man keinen Kopf und Körper, sondern alles wäre ein weites Selbst mit seinem Bewusstsein, oder aber Kopf oder Körper wäre nur eine Begleiterscheinung in ihm [im Selbst]. Der Körper oder das physische Mental ist bei diesen Erfahrungen manchmal erschreckt oder beunruhigt, weil sie ihm abnorm erscheinen; es besteht aber keine Ursache zur Beunruhigung – dies sind übliche Erfahrungen im Yoga.

Die Wirbelsäule ist der Hauptkanal für die Herabkunft und den Aufstieg der Kraft, durch welchen sie das niedrigere mit dem höheren Bewusstsein verbindet.

Die Wahrnehmung in der Wirbelsäule und an ihren beiden Seiten ist ein Zeichen für das Erwachen der kundalini-Macht. Sie wird als ein herabkommender und aufsteigender Strom empfunden. Für diese Ströme gibt es zwei hauptsächliche Nervenkanäle entlang den beiden Seiten des Zentralkanals in der Wirbelsäule. Der herabkommende Strom ist die Energie von oben, welche die schlafende Macht im untersten Nervenzentrum am Grunde der Wirbelsäule berührt; der aufsteigende Strom ist das Freiwerden der Energie, die von der erwachten kundalini nach oben geht. Diese Bewegung öffnet im Maße ihres Fortschreitens die sechs Zentren des feinstofflichen Nervensystems, und durch dieses Sich-Öffnen entrinnt man den Begrenzungen des Oberflächen-Bewusstseins, das an den grob-stofflichen Körper gebunden ist, und weite Bereiche von Erfahrungen, die dem unterschwelligen Selbst, [dem unterschwelligen] Mental, Vital und Feinstofflichen angehören, tun sich dem Sadhak auf. Wenn die kundalini bei ihrem Aufsteigen durch den Scheitelpunkt des Kopfes dem höheren Bewusstsein begegnet, öffnen sich die höheren, über-bewussten Bereiche über dem normalen Mental. Indem man durch diese [Bereiche] in unserem Bewusstsein aufsteigt und die Herabkunft ihrer Energien empfängt, wird es schließlich möglich, das Supramental zu erreichen. Das ist die Methode des Tantra. In unserem Yoga ist es nicht notwendig, der systematischen Methode zu folgen. Es findet entsprechend dem Erfordernis spontan durch die Kraft des Strebens statt. Sobald ein Sich-Öffnen erfolgt, kommt die Göttliche Macht herab, leitet die erforderliche Arbeit, tut, was nötig ist, und alles zu seiner Zeit – damit zeichnet sich die Geburt des yogischen Bewusstseins im Sadhak ab.

Sri Aurobindo kann es nicht übernehmen dich als dein Guru anzuleiten, und zwar deshalb, weil er nur jene als Jünger annimmt, die seinem speziellen Yoga-Weg folgen; deine Erfahrungen liegen auf einer anderen Linie. In seinem Yoga kann sowohl in der Wirbelsäule als auch in anderen Nervenkanälen oder verschiedenen Teilen des Körpers ein gelegentlicher Strom auftreten, jedoch kein Erwachen der kundalini in dieser charakteristischen und machtvollen Weise. Hier [in diesem Yoga] gibt es nur ein ruhiges Aufsteigen des Bewusstseins von den niederen Zentren, um sich mit dem spirituellen Bewusstsein oben zu verbinden, sowie ein Herabkommen der Göttlichen Kraft von oben, die ihre besondere Arbeit in Mental und Körper verrichtet – die Art und Weise und die [einzelnen] Stadien sind in jedem Sadhak anders. Vollkommenes Vertrauen in die Göttliche Mutter sowie Wachsamkeit, um alle falschen Suggestionen und Einflüsse zurückweisen zu können, sind das Hauptgesetz dieses Yoga. Da dein Sich-Öffnen einst so machtvoll auf der bekannteren tantrischen Linie stattfand, sogar ohne die Einmischung deines eigenen Willens, ist es kaum wahrscheinlich, dass es nun ohne weiteres zu einer anderen [Yoga-] Richtung überwechseln kann – jede derartige Bemühung könnte eine ernsthafte Störung auslösen. Wenn Sri Aurobindo von einem kompetenten Guru sprach, dann meinte er einen, der dieses öffnen der Zentren selbst praktiziert hat und auf dieser Linie des Yoga ein siddha geworden ist. Es müsste möglich sein, einen solchen zu finden – wenn man das Verlangen nach dem Guru hat, kommt der Guru früher oder später. In der Zwischenzeit ist es unerlässlich, die Furcht abzulegen und Vertrauen in das Göttliche Wirken zu haben; es sollte aber keine Anstrengung gemacht werden, durch konzentrierte Meditation den Schritt zu beschleunigen, wenn du nicht eine Führung hast, der du vertrauen kannst – entweder eine klare Führung von innen oder jemand, der dich von außen lenkt. Die Inspiration über den ida nadi und das darauffolgende Wirken der Shakti zeigen an, dass in einem kritischen Augenblick ein höheres Eingreifen stattfand, und der Ruf nach ihm, wann immer nötig, voraussichtlich erfolgreich sein wird.
An den Erfahrungen, über die du in deinem ersten Brief genau berichtet hast, ist absolut nichts Beunruhigendes; alles war durchaus normal – die üblichen Erfahrungen des Yogi zu solch einem kritischen Zeitpunkt, die durchaus gut und machtvoll waren und außer durch die Gnade des Göttlichen nicht stattfinden können. Vermutlich kam das Sich-Öffnen nach einer langsamen, unsichtbaren Vorbereitung als Ergebnis der Meditation über den Lotos am Scheitelpunkt des Kopfes zustande; denn das ist immer eine Aufforderung an die kundalini, zu erwachen oder an das niedere Bewusstsein, aufzusteigen, um dem höheren zu begegnen. Die störenden Faktoren kamen mit dem Gefühl des Unbehagens im Herzen, das durch einen Widerstand im physischen Wesen verursacht wurde (ein sehr häufig vorkommendes Gefühl, das durch das Wirken der Kraft selbst überwunden werden kann), und mit der Furcht, die sich später in den Zentren der vitalen Natur, Herz, Nabel usw. einstellte. Das aber gehörte nicht zur Erfahrung; es war eine Unterbrechung durch eine falsche Reaktion des niederen oder äußeren Bewusstseins. Wenn du dich nicht hättest beunruhigen lassen, hätte vermutlich nichts den Prozess ungünstig beeinflusst. Man darf sich durch ungewöhnliche Zustände, Bewegungen oder Erfahrungen nicht beunruhigen lassen; der Yogi muss furchtlos sein, abhi; es ist absurd, Furcht zu haben, weil man seinen jeweiligen Zustand kontrollieren kann. Das ist eine sehr wünschenswerte und willkommen zu heißende Fähigkeit im Yoga.
Die Krisen, von denen du im zweiten Brief berichtet hast, hätte es ohne diese Reaktion schwerlich gegeben; jedenfalls aber fand ein höheres Eingreifen statt, wodurch die Störung beseitigt wurde. Immerhin zeigen diese Reaktionen sowie die Tatsache, dass die Störung überhaupt auftrat, dass im äußeren Bewusstsein etwas nicht ganz vorbereitet ist; es ist besser zu warten und nach einer Führung zu suchen, damit nicht unkundige Schritte oder Reaktionen wiederum eine ernsthafte Gefahr oder Störung mit sich bringen. Das ist alles, was Sri Aurobindo klärend und beratend dazu sagen kann. Er greift im Allgemeinen bei niemandem ein, der nicht zu seinen Jüngern gehört; weil aber dein Fall ungewöhnlich und dein Ruf [nach Hilfe] groß war, hat er, so gut er es vermochte, deine Erfahrung erhellt.

Yoga bedeutet Einung mit dem Göttlichen – eine Einung entweder transzendental (über dem Universum) oder kosmisch (universal) oder individuell oder – wie in unserem Yoga – eine dreifache Einung. Yoga bedeutet auch, in ein Bewusstsein einzutreten, in dem man nicht länger durch das kleine Ego, durch das persönliche Mental, das persönliche Vital und den Körper begrenzt ist, sondern sich in Einung mit dem höchsten Selbst befindet oder mit dem universalen (kosmischen) Bewusstsein oder mit einem tieferen Bewusstsein im Inneren, in welchem man seine Seele wahrnimmt, sein inneres Wesen und die reale Wahrheit des Daseins. Im yogischen Bewusstsein nimmt man nicht nur Dinge wahr, sondern auch Kräfte, und nicht nur Kräfte, sondern auch das bewusste Wesen hinter den Kräften. Man nimmt all dies nicht nur in sich selbst wahr, sondern auch im Universum.
Es gibt eine Kraft, die das Wachsen des neuen Bewusstseins begleitet und zugleich mit ihm wächst und dazu beiträgt, dass es sich formt und vervollkommnet. Diese Kraft ist die Yoga-Shakti. Sie ist hier in allen Zentren (cakras) unseres inneren Wesens, zusammengerollt und schlafend, und ist im untersten das, was im Tantra die kundalini-Shakti genannt wird. Sie ist aber auch über uns, über unserem Kopf, als die Göttliche Kraft – dort aber nicht zusammengerollt, involviert und schlafend, sondern wach, wissend, machtvoll, ausgebreitet und weit; sie wartet darauf, sich zu offenbaren, und dieser Kraft haben wir uns zu öffnen – der Macht der Mutter. Im Mental offenbart sie sich als göttliche Mental-Kraft oder universale Mental-Kraft, und sie vermag alles zu tun, wozu das persönliche Mental nicht fähig ist; sie ist dann die yogische Mental-Kraft. Wenn sie sich auf die gleiche Weise im Vital oder Physischen offenbart und dort wirkt, tritt sie als yogische Lebenskraft oder yogische Körperkraft in Erscheinung. Sie kann in all diesen Formen erwachen, nach außen und oben ausbrechen und sich von unten her in die Weite ausdehnen; oder sie kann herabkommen und hier eine gezielte Macht für etwas [Bestimmtes] werden; sie kann in den Körper nieder strömen, dort wirken und ihre Herrschaft errichten; sie kann sich von oben her in die Weite ausdehnen, das Niederste in uns mit dem Höchsten über uns verknüpfen und das Einzelwesen in eine Kosmische Universalität oder in die Absolutheit und Transzendenz befreien.

Es gibt eine Yoga-Shakti, die zusammengerollt oder schlafend im inneren Körper liegt, die nicht tätig ist. Wenn man den Yoga ausübt, entfaltet sich diese Kraft und steigt auf, um dem Göttlichen Bewusstsein und der Göttlichen Kraft, die über uns warten, zu begegnen. Wenn dies geschieht, wenn die erwachte Yoga-Shakti sich erhebt, wird es oft so empfunden, als würde eine Schlange sich aufrollen und aufrichten und immer weiter nach oben aufsteigen. Wenn sie dem Göttlichen Bewusstsein über uns begegnet, kann die Kraft des Göttlichen Bewusstseins leichter in den Körper herabkommen, und man kann fühlen, wie sie dort wirkt, um die [menschliche] Natur zu wandeln.
Das Gefühl, dass dein Körper und deine Augen nach oben gezogen werden, gehört zur gleichen Bewegung. Es ist das innere Bewusstsein im Körper das sich aufwärts bewegt und das innere, feinstoffliche Auge im Körper, das nach oben blickt, und beide versuchen, dem göttlichen Bewusstsein und der göttlichen Schau über uns zu begegnen.

Die Energie in der kundalini ist die der Mutter.

Ich verstehe deine Schwierigkeit nicht. Dass es eine göttliche Kraft in der Materie gibt, die schläft oder durch die Unbewusstheit verhüllt ist, und dass die höhere Kraft herabkommen muss, um sie mit dem Licht und der Wahrheit zu erwecken, ist eine wohlbekannte Tatsache; sie gehört zur eigentlichen Grundlage dieses Yoga.

Ich befürchte, dass die Anwendung von wissenschaftlichen Analogien auf spirituelle oder yogische Dinge eher zu Verwirrung als zu irgend etwas anderem führt – so wie es auch Verwirrung schafft, wenn sie der Philosophie aufgedrängt werden. Die kundalini schläft zusammengerollt im muladhara, versunken in Unbewusstheit und das Spiel der Unwissenheit unterstützend. Natürlich kann es, wenn sie sich von dort erhebt, zu einer Störung oder einem Aufbrechen des Unwissensheits-Zustandes kommen, was aber eher eine heilsame Umwälzung wäre, die für das Ziel des Yoga förderlich ist. Die bewusst werdende kundalini steigt empor, um Brahman im tausendblättrigen Lotos zu begegnen. Ihr bloßes Empor-stoßen zur Einung mit dem höheren Bewusstsein würde kaum zu einer radikalen Veränderung führen. Natürlich braucht sie die Verbindung mit dem physischen Zentrum nicht völlig aufzugeben, doch ist sie dort nicht länger zusammengerollt: wenn das der Fall wäre, würde die große okkulte Kraft, die dort wohnt, nicht befreit werden. Ihre übliche Darstellung ist, soviel ich weiß, die einer aufgerichteten Schlange, deren Schwanz das niederste Zentrum und deren Kopf das höchste im brahmarandhra berührt. Auf diese Weise eint sie, während alle Zentren geöffnet und in Tätigkeit sind, die beiden Wesenspole, den oberen und den unteren, den Spirit mit der Materie.

Dieses Sich-Erheben über den Kopf ist sehr gut. Es verhilft dazu, das Lid zwischen den höheren und niedrigeren Ebenen im Bewusstsein zu zerreißen, und bereitet die Weite vor.

Was zu tun ist, hängt davon ab, wo die Blockierung liegt. Es sind zwei Bewegungen notwendig: die eine ist der Aufstieg durch den wachsenden Frieden, das stärker werdende Schweigen zu ihrem Ursprung über dem Mental, was angezeigt wird durch die Tendenz des Bewusstseins, sich aus dem Körper zum Scheitelpunkt des Kopfes und darüber zu erheben, wo es ein Leichtes ist, das Selbst in all seiner Stille, Befreiung und Weite zu erkennen und sich den anderen Mächten des Höheren Bewusstseins zu öffnen. Die andere [Bewegung] ist die Herabkunft des Friedens, des Schweigens, der spirituellen Freiheit und Weite sowie der sich entwickelnden Mächte des höheren Bewusstseins in das niedrigere bis hinab zum rein Physischen und selbst dem Unterbewussten. Diese beiden Bewegungen können blockiert werden – eine Blockierung oben durch das Mental und die niedere Natur, für die die Bewegung ungewohnt ist (tatsächlich ist es das und nicht Unfähigkeit), und eine Blockierung unten, die dem physischen Bewusstsein und seiner natürlichen Schwerfälligkeit sich zu verändern zuzuschreiben ist. Diese Blockierungen hat jeder, doch können sie durch beharrlichen Willen, durch Streben oder abhyasa überwunden werden.

Weite ist ein Zeichen der Bewusstseinsausdehnung über die gewöhnlichen Grenzen hinaus – die Weiße der Weite bedeutet, dass es das reine Bewusstsein ist, das man fühlt, wenn es sich nicht um das weiße Licht oder das leuchtende Licht handelt, welches das Bewusstsein der Mutter dort oder seinen Einfluss anzeigt. Die feine Barriere, die du fühltest, muss die gleiche Sache gewesen sein, die deinen Aufstieg vom Herzen aus verhindert und darüber hinaus dein Eintreten in die obenliegenden Regionen. Dort befindet sich immer eine Art Lid, und nur wenn es geöffnet wird oder verschwindet, kann man sich frei nach oben erheben. Man kann eine „noch nie gesehene Weite“ wahrnehmen, ist aber dort noch kein Selbst, solange das nicht geschehen ist.

Weite ist notwendig für das Wirken des höheren Bewusstseins – wenn das Wesen in sich selbst eingeschlossen ist, können intensive Erfahrungen und ein Sich-Öffnen gegenüber Kontakten von oben stattfinden, es kann aber nicht die volle, solide Grundlage für die Umwandlung geschaffen werden.

Die Leere und die Weite im Gehirn sind ein sehr gutes Zeichen. Sie sind eine Voraussetzung für das horizontale Sich-Öffnen in das kosmische Bewusstsein und aufwärts in das Selbst und das höhere spirituelle Mental über dem Kopf.

Die Leichte, das Gefühl, dass der Kopf verschwindet und alles offen ist, ist ein Zeichen der Weite des mentalen Bewusstseins, das nicht länger durch das Gehirn und sein Körper-Gefühl begrenzt ist – nicht länger eingekerkert, sondern weit und frei.

Dies wird zuerst nur in der Meditation gefühlt oder bei geschlossenen Augen; in einem späteren Stadium jedoch wird es gefestigt, und man empfindet sich immer als weites Bewusstsein, das durch kein Körper-Gefühl beschränkt ist. Von dieser Weite deines Wesens spürtest du etwas in der zweiten Erfahrung, als der Fuß der Mutter dein physisches Mental (Kopf) niederdrückte, bis es sich beugte und Platz machte für die Empfindung eines unendlichen Selbstes. Dieses weite Bewusstsein, das nicht vom Körper abhängt oder durch ihn begrenzt wird, nennt man im Yoga den atman oder das Selbst. Du hast im Augenblick lediglich erste Eindrücke davon, später aber wird es zu etwas ganz Normalen, und du fühlst, dass du immer dieser atman warst, unendlich und unsterblich.
Ich glaube nicht, dass die Schlaflosigkeit durch mangelnde Arbeit verursacht wird; denn selbst jene schlafen gut, die überhaupt nicht arbeiten. Es hat einen anderen Grund, muss aber überwunden werden.
Das fortwährende Sich-Erinnern der Mutter ist eine schwierige Sache und nur wenige können es, doch wird es zur gegebenen Zeit kommen. Inzwischen arbeitet ihre Kraft in dir und bereitet dein Bewusstsein hierfür vor.

Dem Selbst begegnet man zuerst auf der Ebene des höheren Mentals, doch ist es nicht auf einen Ort beschränkt; es wird meist als etwas gefühlt, das in die Weite ausgebreitet ist, doch kann man auch ein zentralisierendes Bewusstsein im sahasrara oder darüber fühlen.

Das Selbst beherrscht die Vielfalt seiner Schöpfung durch seine Einheit auf allen Ebenen vom Höheren Mental aufwärts, auf welchen die Verwirklichung des Einen die natürliche Grundlage des Bewusstseins ist. Doch in dem Maß wie man aufsteigt, verändert sich das Blickfeld, verändert sich die Macht des Bewusstseins, wird das Licht immer intensiver und mächtiger. Obwohl die statische Verwirklichung der Unendlichkeit und Ewigkeit sowie des Zeitlosen Einen die gleiche bleibt, wird das Wirken des Einen immer umfassender geschaut, begleitet von einer immer stärkeren Unterstützung durch die Kraft und einem immer vollständigeren Erfassen dessen, was erkannt und getan werden muss. Alle möglichen Formen und Gestaltungen von Dingen werden immer deutlicher sichtbar, werden auf den richtigen Platz gerückt und sind verwertbar. Außerdem wird das, was im Höheren Mental Verstandeswissen ist, zur Erleuchtung im Erleuchteten Mental und zur unmittelbaren inneren Schau in der Intuition. Die Intuition aber erfasst blitzartig und kombiniert durch ein ständiges Spiel von Licht – durch Offenbarungen, Inspirationen, Intuitionen, raschem Unterscheiden. Das Obermental sieht ruhig, stetig, in großen Mengen und weiten Ausmaßen von Raum und Zeit, global; und genauso erschafft und handelt es – es ist die Welt der großen Götter, der göttlichen Schöpfer. Nur dass jeder von ihnen auf seine eigene Weise erschafft, wobei er alles sieht, aber alles von seinem eigenen Standpunkt aus. Die absolute supramentale Harmonie und Gewissheit herrscht dort nicht. Dies sind grob formuliert einige der Unterschiede [zwischen den Ebenen über dem Mental]. Ich spreche natürlich von diesen Ebenen als solchen – wenn sie im menschlichen Bewusstsein arbeiten, sind sie notwendigerweise in ihrem Wirken stark vermindert, da sie von der menschlichen Instrumentierung, von Mental, Vital und dem Physischen, abhängig sind. Erst wenn diese zur Ruhe gelangt sind, erhalten sie eine vollere Kraft und enthüllen besser ihren Charakter.

Die Wissens-Substanz ist auf allen Ebenen über dem Kopf die gleiche, und nur der Substanz und Form des Wissens verleiht das höhere Mental Gedanke und Wort; im erleuchteten Mental beginnt ein Licht, eine Energie, ein Ananda des Wissens von besonderer Art zu herrschen, die in dem Maß wachsen, wie man auf der Stufenleiter emporsteigt – oder auch wie das Wissen von einer immer höheren Quelle kommt. Dieses Licht usw. [diese Energie, dieser Ananda des Wissens] ist im erleuchteten Mental noch ziemlich abgeschwächt und zerstreut; auf den höheren Ebenen wird es immer intensiver, klarer umrissen, dynamischer und wirksamer, und zwar so sehr, dass es den Charakter und die Macht des Wissens ständig wandeln kann.

Die Unwissenheit kann von oberhalb des Kopfes wirken, aber nicht als Teil der höheren Ebenen – sie kommt von außerhalb. Die höheren Ebenen direkt über dem Kopf sind jedoch nicht die absolute Wahrheit; die erhältst du allein im Supramental.

Die Ebenen und der Körper sind nicht das gleiche. Über dem Kopf werden alle Ebenen vom Obermental bis hinab zum höheren Mental gesehen, es ist aber nur eine Wechselbeziehung im Bewusstsein und kein tatsächlicher Ort im Raum.

1In dem Maß, wie der Gedanke auf der Stufenleiter emporsteigt, hört er auf, intellektuell zu sein, er wird erleuchtet, dann intuitiv, dann obermental und verschwindet schließlich, das letzte Jenseitige suchend. Das Gedicht drückt jedoch keinerlei philosophische Gedanken aus; es ist einfach die Wahrnehmung einer bestimmten Bewegung – das ist alles.
„Blasses Blau“ ist die Farbe der höheren Ebenen des Mentals bis hinauf zur Intuition. Darüber beginnt sie mit dem supramentalen Licht golden zu werden.

Das Denken vermittelt nicht das Wissen, sondern ist der Mittler zwischen dem Unbewussten und dem über-bewussten. Es zwingt die Welt, die aus dem Unbewussten geboren wurde, ein Wissen zu erreichen, das sich von dem instinktiv vitalen oder bloß auf Erfahrung beruhenden unterscheidet – Wissen, das als solches das Denken überschreitet; es ruft nach jenem über-bewussten Wissen und bereitet hier [auf Erden] das Bewusstsein vor, es zu empfangen. Es [das Denken] erhebt sich in die höheren Bereiche und wird sogar, wenn es in den supramentalen und Ananda-Ebenen verschwindet, in etwas umgewandelt, das deren Mächte in das schweigende Selbst herabbringen wird, welches nach seinem Stillstand zurückblieb.
Gold-Rot ist die Farbe des Supramentals im Physischen – das Gedicht beschreibt das Denken in dem Stadium, in dem es die Umwandlung erfährt und im Begriff ist, in das Unendliche über uns aufzusteigen und sich darin aufzulösen. „Die Rune des Flammenwortes“ ist das Wort der höheren Inspiration, Intuition und Offenbarung, welche die höchste Erreichung des Denkens darstellt.

Mit dem intuitiven Selbst meinte ich das intuitive Wesen, jenen Teil, der zur intuitiven Ebene gehört oder damit in Verbindung steht. Die Intuition ist eine der höheren Ebenen des Bewusstseins zwischen dem menschlichen denkenden Mental und der supramentalen Ebene.

Das intuitive Mental wird vom Supramental nicht unmittelbar berührt. Über ihm befindet sich das Obermental, in dem es eine höhere und größere Intuition gibt, und darüber sind die supramentalen Bereiche.

Man kann, glaube ich, nicht sagen, dass es im intuitiven Mental gesonderte Sphären für Reinheit, Stärke und Schönheit gibt. Dies sind getrennte Mächte des Göttlichen, nicht getrennte Sphären. Sie können aber natürlich vom Mental auf diese Weise für einen bestimmten Zweck eingeordnet werden.

Offenbarung ist ein Teil des intuitiven Bewusstseins.

Es gibt eine Unterscheidung, die nicht intellektuell ist – eine direkte Wahrnehmung.

Man kann, selbst solange das Ego noch besteht, Mitteilungen von der Intuition-Ebene empfangen – aber in der Weite der Intuition zu leben, ist mit der Begrenzung des Egos nicht möglich.

Um in der Intuition zu leben, ist es zunächst erforderlich, sich dem kosmischen Bewusstsein gegenüber zu öffnen und zuerst im höheren und erleuchteten Mental zu leben und alles von dort aus zu sehen. Ständig die Intuition von oben zu empfangen, ist nicht notwendig – es genügt, den Einen überall zu fühlen und mit Dingen und Menschen mehr durch das innere Mental und Gefühl in Kontakt zu kommen als durch das äußere Mental und die äußeren Gefühle – denn diese berühren nur die Oberfläche der Dinge und sind nicht intuitiv.

Das kosmische Bewusstsein hat viele Ebenen – das kosmische Physische, das kosmische Vital, das kosmische Mental, und über den höheren Ebenen des kosmischen Mentals ist die Intuition und darüber das Obermental und wiederum darüber das Supramental, wo die Transzendenz beginnt. Um auf der Intuition-Ebene zu leben (nicht nur Intuitionen zu empfangen), muss man im kosmischen Bewusstsein leben, denn dort gehen gleichsam das Kosmische und Individuelle ineinander über und die mentale Trennung zwischen ihnen ist bereits aufgehoben – aus diesem Grund kann niemand dorthin gelangen, der noch im trennenden Ego lebt.
Eine reflektierte statische Verwirklichung von Sachchidananda ist auf jeder der kosmischen Ebenen möglich, aber voll darin einzutreten, die gänzliche Einung mit dem Höchsten Göttlichen, dynamisch oder statisch, kommt erst mit der Transzendenz.

Das individuelle Selbst hat keinen speziellen Bezug zur Intuition; die Intuition ist die höchste Macht, die das verkörperte Einzelwesen erreichen kann, ohne sich zu universalisieren – wenn es sich universalisiert, dann ist es ihm möglich, den Kontakt mit dem Obermental herzustellen. Wenn mit dem individuellen Selbst der Jivatman gemeint ist, kann es auf jeder Ebene des Bewusstseins geschehen.

Nicht die Seele, sondern das Mental wird emporgehoben und gewandelt und seine Tätigkeit gesteigert durch die Intuitivierung des Bewusstseins. Die Seele ist essentiell immer gleich und passt ihre Tätigkeit jeder Veränderung des Bewusstseins an, ohne einer Umwandlung zu bedürfen.

Ja, es gibt Wesen auf der Ebene der Intuition. Die Intuition ist in direktem Kontakt mit der höheren Wahrheit, aber nicht in einem integralen Kontakt. Sie empfängt die Wahrheit blitzartig und verwandelt diese Blitze der Wahrheits-Wahrnehmung in Intuitionen – intuitive Ideen. Die Ideen der wahren Intuition sind, so weit sie reichen, immer richtig; wenn aber die Intuition mit der gewöhnlichen Mental-Substanz verwässert wird, vermischt sich ihre Wahrheit mit dem Irren.

Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang ich das schrieb. Aber die Intuitivierung reicht nicht aus, um einen Sturz zu verhindern; wenn sie vollständig ist (und sie ist nicht vollständig, solange nur das Mental und nicht auch das Vital und Physische intuitiv sind), kann sie bewirken, dass du alle Vorgänge in dir und um dich herum verstehst und ihrer bewusst wirst, sie macht dich aber nicht unbedingt zum absoluten Meister der Reaktionen. Hierfür ist Wissen nicht genug – ein bestimmter Wissens-Wille (Wissen und Wille miteinander verschmolzen) oder eine Bewusstseins-Macht ist erforderlich.

Das Obermental empfängt die Göttliche Wahrheit und teilt sie in vielfältige Formen und einem mannigfaltigen Spiel von Kräften auf und erschafft aus dieser Aufteilung verschiedene Welten.
In der Intuition ist die Natur des Wissens Wahrheit; sie ist nicht global oder umfassend, sondern eine im Hintergrund befindliche Wahrheit, die aus vielen Ecken und Enden und blitzartig hervortritt und sie [die Intuition] mit ihren direkten Wahrnehmungen versorgt.

Er scheint ausdrücken zu wollen, dass sich jenseits des Obermentals eine Ebene des „höheren erleuchteten Verstandes“ befindet. Das ist unmöglich. Jenseits des Obermentals ist das Supramental – das Obermental ist die höchste der Ebenen unterhalb des Supramentals, und er hat noch keinen Kontakt mit dem Supramental Was er hier Obermental nennt, kann nicht das wahre Obermental sein. Seine Erfahrungen sind jene des Mentals, das sich den höheren mentalen Ebenen öffnet und etwas von ihnen und ihren Mächten in das Mental, das Leben und den Körper herabzubringen versucht.
Seine Einteilung in vier Welten ist ein Versuch des Mentals, etwas zu deuten, was er erfahren, aber nicht richtig verstanden hat. Wenn Mahasarasvati ihn in diesem Augenblick bremste, muss es deshalb gewesen sein, weil sein Mental etwas falsch konstruierte und es nutzlos war, das weiterzuführen.
In diesem Stadium seines Yoga hat er zu beobachten, was vor sich geht, darf aber irgendwelchen derartigen Einteilungen oder mentalen Aufgliederungen keine entscheidende oder endgültige Bedeutung beimessen. Manchmal erfährt das Mental die Dinge in diesem Stadium auf die richtige Weise, manchmal konstruiert es etwas Falsches, das, wenn ein höheres Wissen kommt, verworfen oder richtiggestellt werden muss.

Das Bewusstsein, das du supramental nennst, befindet sich zweifelsohne über dem menschlichen Mental, sollte aber nicht supramental genannt werden, sondern einfach das höhere Bewusstsein. In diesem höheren Bewusstsein gibt es viele Abstufungen, deren Gipfel oder Ursprung das Supramental ist. Es ist nicht möglich, den Gipfel oder Ursprung gleich auf einmal zu erreichen; vor allem muss erst das niedrigere Bewusstsein geläutert und bereitgemacht werden. Das ist die Bedeutung des Lichtes, das du sahst, dessen inneren Körper oder deren innere Substanz zu dicht und machtvoll ist, um gegenwärtig durchdrungen zu werden.

Sicher, die Obermental-Herabkunft ist für jene notwendig, welche die supramentale Wandlung wollen. Wenn sich das Obermental nicht auftut, kann kein unmittelbares supramentales Sich-Öffnen des Bewusstseins stattfinden. Solange man im Mental bleibt, selbst im erleuchteten Mental oder der Intuition, kann man indirekte Botschaften oder einen Einfluss des Supramentals empfangen, man kann aber nicht die direkte supramentale Kontrolle des Bewusstseins oder die supramentale Wandlung erlangen.

Die Menschen sprechen recht leichtfertig über das Obermental und Supramental, so als ob es ganz einfach wäre, in sie einzutreten, und sie halten fälschlicherweise untergeordnete Bewegungen für die des Obermentals oder Supramentals; sie verwirren hierdurch die Wahrheit und verzögern den Fortschritt in der Sadhana.

Es ist nicht sehr klar, was mit diesem Wissens-Willen gemeint ist. Es ist in der Regel eine Beschreibung des Supramentals, wo es keine Trennung zwischen Wissen und Willen gibt, da sie gegenseitig aufeinander einwirken oder vielmehr miteinander im Einssein verknüpft und daher unfehlbar sind. Du sagst, es hätte im Mental, Vital und Körper Gestalt angenommen; wenn dem so wäre, würde dies die endgültige und gefestigte Umwandlung bedeuten; es kann daher nicht das Supramental sein. Es muss eine Wahrheits-Ebene des Obermentals sein.

Wissen und Willen müssen natürlich eins sein, bevor sie vollendet handeln können.

Es ist die Erfahrung der transzendenten Ebenen in ihrer Beziehung zu den höheren Bewusstseinsebenen (Obermental usw.), auf denen sie sich widerspiegeln; genauso wie man eine Erfahrung von Sachchidananda haben kann und diese Ebenen sich im Mental oder Vital oder physischen Bewusstsein widerspiegeln, so ist es auch hier – die Erscheinungsform ist aber auf jeder Ebene eine andere.

Obermental-Erfahrung findet statt, wenn man sich zur Obermental-Ebene erhebt und die Dinge so sieht, wie sie auf dieser Ebene sind oder wie sie dem Bewusstsein erscheinen, das die anderen Ebenen aus der Sicht des Obermentals betrachtet. Wenn man sich auf der mentalen, vitalen oder physischen Ebene befindet, kommt der Obermental-Einfluss herab und modifiziert das mentale, vitale oder physische Wirken in größerem Ausmaß entsprechend den Möglichkeiten oder der Sache, die in dem betreffenden Augenblick getan werden muss. Er ist dann dort nicht die einzige Macht, wie es auf seiner eigenen Ebene der Fall ist, sondern wirkt unter den mentalen, vitalen oder physischen Bedingungen. Seine Macht ist eher subjektiv als objektiv – es ist ihm ein Leichtes, unsere Ansicht, Erfahrung und unser Wissen über ein Objekt zu verändern, aber es fällt ihm nicht so leicht, das Objekt selbst, seine Natur oder Umstände oder den äußeren Zustand der Dinge auf dieser [mentalen, vitalen oder physischen] Ebene zu wandeln.

Es gibt keine Obermental-Gefahren – wenn eine Gefahr besteht, dann lediglich weil das niedere Bewusstsein die Hinweise des Obermentals oder höheren Bewusstseins missbraucht. Es gibt auch keine Obermental-Falschheiten. Das Obermental ist Teil [der Welt] der Unwissenheit in dem Sinn, dass es das Höchste Wissen darstellt, das im Stadium der Unwissenheit erlangt werden kann, dass aber das Wissen noch immer geteilt ist und daher nur ein Wissen der Teile und Aspekte der Wahrheit sein kann, nicht aber das integrale Wissen. Als solches kann es vom Mental missbraucht und in Falschheit gewendet werden.

Die Obermental-Erfahrung befreit nicht unbedingt von den niederen vitalen und physischen Bewegungen – es verändert sie lediglich bis zu einem gewissen Ausmaß und bereitet sie für eine höhere Wahrheit vor.

Es ist ganz natürlich. In diesen Erfahrungen nimmst du das Bewusstsein der anderen Ebenen wahr. Daher hattest du die Erfahrung, eine Form des Göttlichen Bewusstseins, das heißt der Mutter zu sein, und solange die Erfahrung anhält, fühlst du ihre Macht – wenn die Erfahrung beendet ist, trittst du wieder in deinen normalen Zustand ein, die Macht zieht sich zurück. Diese Erfahrungen gehören zu dem Bewusstsein mit dem Obermental-Wissen und bereiten es für die Umwandlung vor.

Ganz einfach, es ist die Anziehungskraft des Göttlichen Bewusstseins, die sich in einer konkreten Erfahrung darstellt. Es ist dieses Konkrete der Erfahrungen, was dich verwirrt. Jede Erfahrung dort neigt dazu, konkret zu sein, es gibt keine „abstrakten“ Wahrheiten wie im Mental – sogar der Gedanke ist im Obermental eine konkrete Kraft und fühlbare Substanz.

Ja, es ist einer der Aspekte der Wahrheit – denn im Obermental gibt es viele Aspekte der Wahrheit, getrennt oder miteinander verbunden oder übereinander angeordnet.

Warum nicht? Beides ist wahr auf verschiedenen Ebenen des Obermentals oder in verschiedenen kosmischen Gestaltungen, die vom Obermental stammen. Es gibt alle Aspekte im Obermental, selbst jene, die der Intellekt als sich widersprechend ansieht; im Obermental widersprechen sie einander nicht, sondern ergänzen sich.

Es ist allein das Supramental, das absolut frei vom Irren ist. Das Obermental bietet die Wahrheit in allen möglichen Anordnungen dar, die, alle zusammengenommen, in etwa die ganze Wahrheit darstellen – diese aber werden wiederum in dir im Erdbewusstsein reflektiert oder durch die Herabkunft von höheren Ebenen in dein Erdbewusstsein übertragen; während dieses Vorgangs aber können im Erdbewusstsein Fehler in der Deutung, im Verstehen, in der Anwendung und Anordnung aufkommen.

Absolute Gewissheit über alle Dinge kann allein durch das Supramental kommen. In der Zwischenzeit muss man mit dem Wissen auskommen, das man von den anderen Ebenen erhält.

3. Abschnitt
Die Herabkunft ist die der Mächte des höheren Bewusstseins, das sich über dem Kopf befindet. Sie erfolgt meist von Zentrum zu Zentrum, bis sie das ganze Wesen ergriffen hat. Zu Beginn jedoch ist das Wirken sehr unterschiedlich. Erst wenn der Friede von oben nicht nur herabgekommen ist, sondern sich auch im ganzen System gefestigt hat, findet ein immerwährendes Wirken statt. Die Herabkunft erfolgt, um das Bewusstsein umzuwandeln, die Umwandlung aber erfordert Zeit. Es geschieht nicht alles in einem Augenblick.

Was ich sagte war, dass der entscheidendste Weg für das Eintreten des Friedens und Schweigens in einer Herabkunft von oben besteht. Tatsächlich kommen sie stets so, auch wenn es nicht immer nach außen hin so erscheint – nicht immer nach außen hin deshalb, weil sich der Sadhak nicht immer des Vorgangs bewusst ist; er fühlt zwar, wie sich der Friede in ihm festigt oder zumindest offenbart, aber er ist sich nicht bewusst, wie und woher er kam. Dennoch ist es wahr, dass alles, was zum höheren Bewusstsein gehört, von oben kommt – nicht nur der spirituelle Friede und das Schweigen, sondern auch das Licht, die Macht, das Wissen, das höhere Sehen und Denken sowie der Ananda kommen von oben. Sie können in gewissem Umfang auch von innen kommen, aber dann nur deshalb, weil das seelische Wesen unmittelbar für sie offen ist und sie zuerst dorthin gelangen, um sich dann später im übrigen Wesen zu offenbaren – von der Seele her oder durch ihr Hervortreten. Eine Enthüllung von innen her oder eine Herabkunft von oben – dies sind die beiden höchsten Wege der Yoga-siddhi. Es kann den Anschein haben, dass eine Bemühung von Seiten des äußeren Oberflächen-Mentals oder der Oberflächen-Gefühle, eine tapasya irgendwelcher Art, einige dieser Dinge aufbaut, die Ergebnisse aber sind meist ungewiss und unvollständig, verglichen mit dem Ergebnis der beiden fundamentalen Wege. Das ist der Grund, warum wir in diesem Yoga stets auf einem „Sich-Öffnen“ als unerlässlich für den Erfolg der Sadhana bestehen – einem nach innen gerichteten Sich-Öffnen des inneren Mentals, Vitals und Physischen gegenüber unserem innersten Teil, der Seele, und einem nach oben gerichteten Sich-Öffnen gegenüber dem, was sich oberhalb des Mentals befindet.
Der eigentliche Grund hierfür ist, dass dieses kleine Mental, Vital und der Körper, die wir für unser Selbst halten, nur eine Oberflächen-Bewegung und ganz und gar nicht unser [eigentliches] „Selbst“ ist. Sie ist das äußere Stück einer Persönlichkeit, das für das Spiel der Unwissenheit in einem kurzen Leben hervorgebracht wurde. Es ist mit einem unwissenden Mental ausgerüstet, das auf der Suche nach Bruchstücken der Wahrheit umher tastet, einem unwissenden Vital, das auf der Suche nach Bruchstücken des Vergnügens umher jagt, einem dunklen und meist unterbewussten Physischen, das die Einwirkung von Dingen empfängt und ein sich daraus ergebendes Leiden oder Vergnügen eher hinnimmt als meistert. All das wird akzeptiert, bis das Mental dessen überdrüssig wird und nach der wirklichen Wahrheit seiner selbst und der Dinge Ausschau zu halten beginnt, bis das Vital sich angeekelt fühlt und zu fragen beginnt, ob es nicht so etwas wie wirkliche Seligkeit gibt, und das Physische müde wird und nach der Befreiung von sich selbst und seinen Schmerzen und Freuden verlangt. Dann kann das kleine, unwissende bisschen Persönlichkeit zu seinem wahren Selbst zurückkehren und damit zu jenen größeren Dingen – oder aber zur Auslöschung seiner selbst, nirvana.
Das wirkliche Selbst ist nicht irgendwo an der Oberfläche, sondern tief in uns und über uns. Innen ist die Seele, die ein inneres Mental stützt, ein inneres Vital, ein inneres Physisches, in denen die Fähigkeit zu universaler Weite liegt und damit zu dem, wonach jetzt verlangt wird – einem direkten Kontakt mit der Wahrheit des Selbstes und der Dinge, dem Kosten einer universalen Seligkeit, der Befreiung von der eingekerkerten Kleinheit und den Leiden des groben physischen Körpers. Selbst in Europa gibt man neuerdings sehr häufig das Vorhandensein von Etwas hinter der Oberfläche zu, sein Wesen jedoch wird verkannt und es wird „unterbewusst“ oder „unterschwellig“ genannt, während es in Wirklichkeit auf seine eigene Weise durchaus bewusst und nicht unterschwellig ist, sondern nur hinter dem Schleier. Es ist, gemäß unserer Psychologie, mit der kleinen äußeren Persönlichkeit durch bestimmte Bewusstseins-Zentren verbunden, deren wir uns durch den Yoga bewusst werden. Von unserem inneren Wesen dringt nur wenig durch diese Zentren in das äußere Leben, dieses Wenige aber ist unser bester Teil – wir verdanken ihm unsere Kunst, Dichtung und Philosophie, unsere Ideale, religiösen Bestrebungen und unsere Bemühungen um Wissen und Vollendung. Die Zentren sind jedoch zum größten Teil verschlossen oder im Schlaf, und es ist eines der Ziele des Yoga, sie zu öffnen, zu erwecken und zu aktivieren. In dem Maß, wie sie sich öffnen, werden auch die Mächte und Möglichkeiten des inneren Wesens in uns erweckt; zunächst erwachen wir zu einem größeren und dann zu einem kosmischen Bewusstsein; wir sind nicht länger mehr kleine, gesonderte Persönlichkeiten mit begrenztem Leben, sondern Zentren eines universalen Wirkens und in direktem Kontakt mit kosmischen Kräften. Darüber hinaus können wir, statt unfreiwillige Spielzeuge der letzteren zu sein – so wie es die Oberflächen-Person ist –, bis zu einem gewissen Grad bewusst und Meister des Spiels der Natur werden; wie weit dies möglich ist, hängt ab von der Entwicklung des inneren Wesens und seinem Sich-Öffnen nach oben hin zu den höheren spirituellen Ebenen. Gleichzeitig wird durch dieses Sich-Öffnen des Herz-Zentrums das seelische Wesen befreit, was dahingehend weiterwirkt, dass wir uns des Göttlichen in uns und der höheren Wahrheit über uns bewusst werden.
Denn das höchste spirituelle Selbst ist nicht hinter unserer Persönlichkeit und unserem körperlichen Dasein, sondern darüber und überschreitet sie vollständig. Das höchste der inneren Zentren ist im Kopf, während das tiefste das Herz ist; jenes Zentrum aber, das sich unmittelbar dem Selbst öffnet, befindet sich über dem Kopf, gänzlich außerhalb des physischen Körpers, im sogenannten feinstofflichen Körper, suksma saria. Dieses Selbst hat zwei Aspekte, und die Ergebnisse seiner Verwirklichung entsprechen diesen beiden Aspekten. Der eine [Aspekt] ist statisch, ein Zustand von weitem Frieden, von Freiheit und Schweigen: das schweigende Selbst wird von keiner Tätigkeit oder Erfahrung bewegt; es stützt sie unvoreingenommen, scheint sie aber durchaus nicht ins Leben zu rufen, vielmehr zurückzustehen, losgelöst oder unbeteiligt, udasina. Der andere Aspekt ist dynamisch und dieser wird als das kosmische Selbst oder der kosmische Spirit erfahren, der die ganze kosmische Tätigkeit nicht nur stützt, sondern hervorbringt und in sich enthält – nicht nur jenen Teil, der unser physisches Selbst betrifft, sondern auch alles, was jenseits davon ist –, diese Welt und alle anderen Welten, sowohl die über-physischen als auch die physischen Bereiche des Universums. Darüber hinaus empfinden wir das Selbst als eins in allen; wir fühlen es aber auch über allem, transzendent und alle individuelle Geburt oder kosmische Existenz überschreitend. In das universale Selbst zu gelangen – eins in allen – bedeutet vom Ego befreit zu sein; das Ego wird entweder zu einer kleinen, zweckbedingten Begleiterscheinung im Bewusstsein oder verschwindet sogar insgesamt aus unserem Bewusstsein. Das ist die Auslöschung oder das nirvana des Egos. In das transzendente Selbst über allem einzutreten, befähigt uns, sogar das kosmische Bewusstsein und Wirken ganz zu überschreiten – es kann der Weg zu jener vollständigen Befreiung vom weltlichen Dasein sein, die auch „das Auslöschen“ genannt wird, laya, moksa, nirvana.
Es sei jedoch bemerkt, dass das Sich-Öffnen nach oben nicht notwendigerweise allein zu Frieden, Schweigen und dem nirvana führt. Der Sadhak nimmt nicht nur einen großen, unter Umständen unendlichen Frieden, ein Schweigen, eine Weite über sich wahr, gleichsam über dem Kopf, und sich in den ganzen physischen und über-physischen Raum ausdehnend, sondern er kann auch andere Dinge wahrnehmen – eine weite Kraft, in der alle Macht, ein weites Licht, in dem alles Wissen enthalten ist, einen weiten Ananda, in dem alle Seligkeit und alles Entzücken ist. Zunächst erscheinen sie als etwas Essentielles, Undefinierbares, Absolutes, Einfaches, kevala; nirvana scheint in jedem dieser Dinge möglich zu sein. Wir können aber auch zu der Erkenntnis gelangen, dass diese Kraft alle Kräfte enthält, dieses Licht alles Licht, dieser Ananda jede nur erdenkliche Freude und Seligkeit. Und all das kann in uns herabkommen. Jedes [dieser Dinge] kann einzeln und alle können zusammen herabkommen, nicht nur der Friede allein; es ist freilich am ungefährlichsten, zuerst eine absolute Ruhe, einen absoluten Frieden herabzubringen, denn das macht die Herabkunft des Übrigen sicherer; im anderen Fall könnte es der äußeren [menschlichen] Natur Schwierigkeiten bereiten, soviel Kraft, Licht, Wissen oder Ananda aufzunehmen oder zu ertragen. Alle diese Dinge zusammen machen das aus, was wir das höhere spirituelle oder Göttliche Bewusstsein nennen. Das seelische Sich-Öffnen im Herzen setzt uns vor allem in Verbindung mit dem individuellen Göttlichen, dem Göttlichen in seiner inneren Beziehung zu uns; es ist im besonderen die Quelle der Liebe und bhakti. Das Sich-Öffnen nach oben setzt uns in direkte Verbindung mit dem ganzen Göttlichen und kann in uns das Göttliche Bewusstsein und eine neue Geburt oder die Geburten des Spirits hervorrufen.
Sobald der Friede gefestigt ist, kann diese höhere oder Göttliche Kraft von oben herabkommen und in uns wirken. Sie kommt im Allgemeinen zuerst in den Kopf herab und befreit die inneren Mental-Zentren, dann in das Herz-Zentrum, wo sie das seelische und emotionale Wesen befreit, dann in das Nabel-Zentrum und die anderen Vital-Zentren, wo sie das innere Vital befreit, dann in das muladhara und darunter, wo sie das innere physische Wesen befreit. Sie wirkt gleichzeitig sowohl auf die Vollendung als auch auf die Befreiung hin; sie erfasst die ganze [menschliche] Natur, Stück um Stück, und wirkt darauf ein, zurückweisend, was zurückgewiesen werden muss, verfeinernd, was verfeinert werden muss, erschaffend, was erschaffen werden muss. Sie integriert, harmonisiert und errichtet einen neuen Rhythmus in der Natur. Sie vermag auch eine höhere und immer höhere Kraft, einen immer höheren Bereich der höheren Natur herabzubringen, bis es möglich ist – wenn dies das Ziel der Sadhana ist –, die supramentale Kraft und das supramentale Dasein herabzubringen. All dies wird durch die Arbeit des seelischen Wesens im Herz-Zentrum vorbereitet, gefördert und unterstützt; je mehr dieses offen, im Vordergrund befindlich und tätig ist, umso schneller, sicherer und leichter kann das Wirken der Kraft sein. Je mehr die Liebe und bhakti und Hingabe im Herzen wachsen, umso rascher und vollkommener findet die Entwicklung der Sadhana statt. Denn die Herabkunft und Umwandlung beziehen gleichzeitig einen wachsenden Kontakt und eine wachsende Einung mit dem Göttlichen mit ein.
Das ist der grundlegende Sinn der Sadhana. Es liegt auf der Hand, die beiden wichtigsten Dinge hier [in diesem Yoga] sind das Sich-Öffnen des Herz-Zentrums und das Sich-Öffnen der Mental-Zentren gegenüber allem, was hinter und über ihnen ist. Denn das Herz öffnet sich dem seelischen Wesen und die Mental-Zentren öffnen sich dem höheren Bewusstsein, und die Verbindung zwischen dem seelischen Wesen und dem höheren Bewusstsein ist das hauptsächlichste Instrument der siddhi. Das erstere Sich-Öffnen wird durch eine Konzentration im Herzen bewirkt, einen Ruf an das Göttliche, sich in uns zu offenbaren und über die Seele die ganze Natur zu erfassen und zu lenken. Streben, Gebet, bhakti, Liebe und Hingabe sind die wichtigsten Stützen dieses Teils der Sadhana – begleitet von einer Zurückweisung all dessen, was unserem Streben im Wege steht. Das zweite Sich-Öffnen wird durch Konzentration des Bewusstseins im Kopf (später über dem Kopf) bewirkt und durch ein Streben und einen Ruf, einen nicht nachlassenden Willen, die Herabkunft des göttlichen Friedens, der Macht, des Lichtes, des Wissens und Ananda in das Wesen zu erzielen – zuerst den Frieden oder den Frieden und die Kraft zusammen. Tatsächlich empfangen einige zuerst das Licht oder zuerst den Ananda oder ein plötzliches Herabströmen von Wissen. Bei anderen findet zuerst ein Sich-Öffnen statt, das ihnen ein weites, unendliches Schweigen enthüllt, eine Kraft, ein Licht oder eine Seligkeit über ihnen, und sie steigen später in all das auf, oder diese Dinge beginnen in die niedere Natur herabzukommen. Andere erfahren entweder die Herabkunft, zuerst in den Kopf, dann hinab auf die Herz-Ebene, dann zum Nabel und darunter und durch den ganzen Körper, oder aber – ohne jede Empfindung einer Herabkunft – ein unerklärliches Auftreten von Frieden, Licht, Weite oder Macht, oder auch ein horizontales Ausdehnen in das kosmische Bewusstsein hinein oder einen Ausbruch von Wissen in einem plötzlich weit gewordenen Mental. Was immer auch kommt, ist willkommen zu heißen, denn es gibt keine absolut gültige Regel für alle – wenn aber nicht zuerst der Friede eingetreten ist, muss man sich davor hüten, in Jubel auszubrechen oder das Gleichgewicht zu verlieren. Die wichtigste Bewegung jedoch vollzieht sich, wenn die Göttliche Kraft oder Shakti, die Macht der Mutter herabkommt und vom Wesen Besitz ergreift, denn dann beginnt die [systematische] Gestaltung des Bewusstseins und die umfassendere Gründung des Yoga.
Die Auswirkung der Konzentration ist meist keine unmittelbare, obwohl manche ein rasches und plötzliches Aufblühen erfahren; die meisten jedoch müssen eine mehr oder weniger lange Zeit der Anpassung oder Vorbereitung in Kauf nehmen, besonders wenn die Natur noch nicht hinreichend durch Streben und tapasya vorbereitet wurde. Die Ergebnisse kann man bisweilen dadurch beschleunigen, dass man mit der Konzentration einen der Vorgänge der alten Yoga-Systeme verbindet. Es gibt die Advaita-Methode, den Weg des Wissens: man weist die Identifizierung mit dem Mental, Vital und Körper zurück, indem man fortwährend zu sich sagt: „Ich bin nicht das Mental“, „Ich bin nicht das Vital“, „Ich bin nicht der Körper“, und diese Dinge als etwas von seinem wirklichen Selbst Getrenntes betrachtet – und nach einer gewissen Zeit empfindet man alle mentalen, vitalen und physischen Vorgänge, ja das eigentliche Bewusstsein des Mentals, Vitals und Körpers als etwas Äußeres, eine äußere Tätigkeit, während innen und abgelöst davon das Gefühl eines getrennten, für sich bestehenden Wesens wächst, das sich der Verwirklichung des kosmischen und transzendenten Spirits öffnet. Es gibt auch die Sankhya-Methode – eine sehr machtvolle Methode –, die Trennung des Purusha von der Prakriti. Man zwingt dem Mental die Haltung des Betrachters auf – jede Tätigkeit des Mentals, Vitals und Physischen wird zu einem äußeren Spiel, das nicht mein [wahres] Ich ist oder zu mir gehört, sondern der Natur angehört und einem äußeren Ich aufgezwungen wurde. Ich bin der Betrachter Purusha; ich bin still, losgelöst, durch keines dieser Dinge gebunden. Daraus reift im [menschlichen] Wesen eine Teilung heran; der Sadhak spürt in sich das Wachsen eines ruhigen, schweigenden, gesonderten Bewusstseins, das sich vom Oberflächenspiel des Mentals und Vitals und der physischen Natur völlig getrennt fühlt. Es ist dann meist sehr rasch möglich, den Frieden des höheren Bewusstseins, das Wirken der höheren Kraft und die volle Entwicklung des Yoga herabzubringen. Häufig aber kommt zuerst die Kraft selbst als Erwiderung auf die Konzentration und des Rufes herab und dann, wenn es notwendig ist, bringt sie diese Dinge zustande und bedient sich jedes Mittels oder Vorgangs, gleich welcher Art, der förderlich oder unerlässlich ist.
Noch etwas. Bei diesem Vorgang der Herabkunft und dem Wirken von oben ist es äußerst wichtig, sich nicht völlig auf sich selbst, sondern auch auf die Führung durch den Guru zu verlassen und alles, was sich ereignet, seinem Urteil, seiner Entscheidung und seinem Beschluss anheimzustellen. Denn es geschieht häufig, dass die Kräfte der niederen Natur durch die Herabkunft belebt und erregt werden und sich mit ihr vermischen und sie zu ihrem Vorteil benützen wollen. Oft geschieht es aber auch, dass eine bestimmte Macht oder Mächte, die ihrem Wesen nach ungöttlich sind, sich als der Höchste Gott oder die Göttliche Mutter darstellen und den Dienst und die Hingabe des [menschlichen] Wesens fordern. Wenn diese Dinge akzeptiert werden, ergeben sich daraus höchst verheerende Folgen. Wenn der Sadhak hingegen allein dem Göttlichen Wirken zustimmt und sich dieser Führung unterwirft oder überantwortet, kann alles glatt vonstatten gehen. Diese Zustimmung und eine Zurückweisung aller egoistischen Kräfte oder jener Kräfte, die das Ego ansprechen, sind ein Schutz während der ganzen Sadhana. Die Wege der Natur jedoch sind voller Fallen, die Verkleidungen des Egos unzählbar und die Trugbilder der Mächte der Dunkelheit, Rakshasi Maya, außerordentlich geschickt; der Verstand ist ein unzulänglicher Führer und wird oft zum Verräter; vitales Begehren steckt immer in uns und verleitet uns, jedem verlockenden Ruf zu folgen. Das ist der Grund, weshalb wir in diesem Yoga so sehr auf dem bestehen, was wir samarpana nennen – in Englisch ziemlich unzulänglich mit dem Wort „Hingabe“ ausgedrückt. Wenn sich das Herz-Zentrum voll geöffnet und die Seele die ständige Kontrolle übernommen hat, erübrigt sich jede Frage, alles ist sicher. Die Seele aber kann in jedem Augenblick durch eine Aufwallung von unten verhüllt werden. Nur wenige sind diesen Gefahren nicht ausgesetzt, und es sind meist jene, denen die Hingabe leicht fällt. Die Führung durch jemanden, der durch Identität das Göttliche selbst ist oder es vertritt, ist in diesem schwierigen Unternehmen zwingend und unerlässlich.
Was ich dargelegt habe, mag dir vielleicht helfen, eine klare Vorstellung von dem zu bekommen, was ich mit dem zentralen Vorgang des Yoga meinte. Ich habe dir etwas ausführlich geschrieben, konnte aber natürlich nur grundlegende Dinge berühren. Begleiterscheinungen und Einzelheiten werden sich zeigen, sobald man die Methode ausarbeitet, oder besser, sobald sie sich selbst ausarbeitet – denn Letzteres geschieht meist, wenn die Sadhana einen wirkungsvollen Anfang genommen hat.

Die Herabkunft des Friedens, die Herabkunft der Kraft oder Macht, die Herabkunft des Lichtes, die Herabkunft des Ananda – das sind die vier Dinge, welche die [menschliche] Natur umwandeln.

[Die Göttliche] Gegenwart, Friede, Kraft, Licht, Ananda – dies sind fünf Dinge, die meist herabkommen.

So wie Friede, Licht, Macht und alles Übrige, so kommt auch die Weite herab.

Licht, Friede, Macht, Ananda bilden das spirituelle Bewusstsein; wenn sie nicht zu den hauptsächlichen Erfahrungen gezählt werden, was dann?

Nicht die Ebene kommt in Wirklichkeit herab, sondern ihre Macht und Wahrheit kommen in das Stoffliche herunter – der Schleier zwischen dem Stofflichen und dieser Ebene hört dann auf zu bestehen.

Ich sagte nicht, dass die Herabkunft des Ananda vital und mental sei, sondern dass sich der Ananda im Mental und Vital offenbaren würde – was etwas ganz anderes ist; denn der eine Ananda (die wahre Sache) kann sich in jedem Teil des Wesens offenbaren.

Das höhere Bewusstsein kommt auch in die Atmosphäre herab, um jedoch wirksam zu sein, muss das Einzelwesen dafür empfänglich und ansprechbar sein. Es kommt auch unabhängig von der Atmosphäre in das Einzelwesen herab.

Das Bewusstsein, von dem diese Erfahrungen stammen, ist immer vorhanden und übt einen Druck aus, dass sie angenommen werden. Der Grund, warum sie nicht von selbst kommen oder bleiben, ist die Aktivität des Mentals und Vitals, die ständig umherschweifen, dies denkend und jenes wollend, und die versuchen, gipfelstürmerische Glanzleistungen auf allen Hügeln der niederen Natur zu vollbringen, anstatt ein einfaches, starkes Streben und Sich-Öffnen gegenüber dem höheren Bewusstsein zu nähren, damit es komme und seine Arbeit tue. Der rasa [Freude, Gefallen] am Dichten, Malen oder an der physischen Arbeit ist nicht die anzustrebende Sache. Was den Yoga interessant macht, ist der rasa am Göttlichen und göttlichen Bewusstsein; das bedeutet, rasa am Frieden, Schweigen und inneren Licht, an der inneren Seligkeit, dem wachsenden inneren Wissen, der sich mehrenden inneren Macht, der Göttlichen Liebe und all der unendlichen Bereiche der Erfahrung, die sich mit dem Sich-Öffnen des inneren Bewusstseins auftun. Der wahre rasa am Dichten, Malen oder irgendeiner anderen Tätigkeit wird wahrhaftig erst dann entdeckt, wenn diese Tätigkeiten Teil des Wirkens der Göttlichen Kraft in dir geworden sind und du sie als solches empfindest und darin die Freude jenes Wirkens fühlst.

Dein Zustand, in dem das innere Wesen und sein Schweigen vom Oberflächen-Bewusstsein und seinem kleinen, rastlosen Wirken getrennt war, stellt die erste Befreiung dar, die Befreiung des Purusha von der Prakriti, und ist eine fundamentale Erfahrung. An jenem Tag, an dem du sie bewahren kannst, weißt du, dass das yogische Bewusstsein in dir gegründet wurde. Dieses Mal hat sie an Intensität zugenommen, jedoch muss sie auch an Dauer wachsen.
Diese Dinge „fallen nicht herab“ – was du gefühlt hast, war bereits die ganze Zeit über in dir, ohne dass du es gemerkt hast, weil du völlig im Oberflächen-Bewusstsein lebtest und die Oberfläche nur aus Gedränge und Klamauk besteht. In allen Menschen aber ist dieser schweigende Purusha, die Grundlage des wahren mentalen Wesens, des wahren vitalen Wesens, des wahren physischen Wesens. All dies kam zustande durch dein Gebet und Dein Streben, und wollte dir zeigen, welche Richtung du einzuschlagen hast, um den wahren rasa an den Dingen zu erfahren; denn nur in der Befreiung kann man den echten rasa erlangen. Nach dieser Befreiung werden sich weitere einstellen, unter denen sich die Befreiung und der Ananda sowohl in der Tätigkeit als auch im statischen Schweigen befindet.

Worin bestünde die Notwendigkeit einer Sadhana, wenn die Beschaffenheit der gewöhnlichen menschlichen Natur kein Hindernis für die Herabkunft wäre? Was sollte das gesamte höhere Bewusstsein daran hindern herabzukommen und dich binnen einer Sekunde in einen Übermenschen umzuwandeln? Sadhana ist deshalb notwendig, weil die Dinge der niederen Natur einen hartnäckigen Widerstand leisten.

Unter „der allgemeine Zustand“ in meinem Satz ist nicht der Oberflächenzustand zu verstehen, so wie er dir bekannt ist. Er enthält vielmehr viele Dinge, die dir unbekannt sind. Was von oben kommt, kann jederzeit kommen, ob das Mental klar oder das Vital verwirrt ist, ob man meditiert oder umhergeht, ob man arbeitet oder nichts tut. Am häufigsten kommt es, wenn man sich in einem klaren, konzentrierten Zustand befindet, es braucht aber nicht so zu sein – es gibt keine absolut gültige Regel. Zudem braucht das Herabziehen [der Kraft] oder der Ruf [danach] keine konkrete Wirkung zu haben, während sie durchaus eintreten kann, wenn man tatsächlich nicht mehr zieht oder ruft. All diese mentalen Gründe für sein Kommen oder Gehen sind zu starr – manchmal treffen sie zu, sehr oft auch nicht. Man muss Glauben, Vertrauen und Streben haben, aber man kann die Kraft nicht darauf festlegen, wann, wie und warum sie wirken wird.

Das höhere Bewusstsein braucht nicht genau entsprechend dem Streben einzutreten, Streben hingegen ist nicht ohne Wirkung. Es hält das Bewusstsein geöffnet, verhindert einen trägen Zustand des Sich-Ergehens in alles, was kommt, und übt eine Art Sog auf die Quellen des höheren Bewusstseins aus.

Wann immer eine Herabkunft des höheren Bewusstseins in den adhar stattfindet, wird 1. ein Teil davon im frontalen Bewusstsein gespeichert und verbleibt dort; 2. ein Teil zieht sich in den Hintergrund zurück, wo er als Stütze für den aktiven Teil des Wesens bleibt; 3. ein Teil fließt hinaus in die universale Natur; 4. ein Teil wird vom Unbewussten absorbiert und ist für das individuelle Bewusstsein und seine Tätigkeit verloren.

Die Kraft kommt aus zwei Gründen herab:
1. um die menschliche Natur umzuwandeln,
2. um die Arbeit mit Hilfe des Instrumentes weiterzuführen. Zuerst ist man sich irgendeines Wirkens nicht bewusst, später wird man sich der wirkenden Kraft zwar bewusst, aber nicht auf welche Weise sie wirkt. Schließlich wird man sich ihrer völlig und im einzelnen bewusst.

Man fühlt die Kraft nur dann, wenn man in bewusstem Kontakt mit ihr ist.

All das ist ein differenziertes Wirken der Kraft auf den adhar, mit dem einen Ziel, ihn von oben, von unten und auch horizontal zu öffnen. Das Wirken von oben öffnet ihn für die Herabkunft der Kräfte von oberhalb des Mentals und für das Aufsteigen des Bewusstseins über das Lid des gewöhnlichen menschlichen Mentals hinaus. Das horizontale Wirken öffnet ihn für das kosmische Bewusstsein auf all seinen Ebenen. Das Wirken von unten verhilft dazu, das Über-bewusste mit dem Unterbewussten zu verbinden. Schließlich wird das Bewusstsein, anstatt an den Körper gebunden zu sein, unendlich – es erhebt sich unendlich nach oben, taucht unendlich tief hinunter und weitet sich unendlich nach allen Seiten aus. Außerdem öffnen sich alle Zentren dem Licht und der Macht und dem Ananda, die von oben kommen müssen. Gegenwärtig scheinen nur die Mental-Zentren die Herabkunft der Kraft voll zu empfangen, während die oberen Vital-Zentren mit einem geringeren Einwirken auf die übrigen Teile des Körpers vorbereitet werden. Gänzlich offen zu sein, ist eine Frage der Zeit und der Ausdauer auf dem Weg.

Es ist die universale Erfahrung der Sadhaks, dass Kraft, Bewusstsein oder Ananda von dieser Art zuerst von oben oder aus dem Umkreis kommt und auf den Kopf presst oder ihn umgibt, dann durchbohrt sie [die Kraft] gleichsam den Schädel und erfüllt zuerst das Gehirn und die Stirn, dann den ganzen Kopf, und weiter herabkommend ergreift sie jedes Zentrum, bis das ganze System damit angefüllt und reichlich versehen ist. Natürlich finden vorzeitige Einbrüche statt oder können stattfinden und ergreifen für eine gewisse Zeit den ganzen Körper oder den Teil des [Körper-] Systems, der für den Einfluss am weitesten offen ist und ihm den geringsten Widerstand leistet.

Die Herabkunft in den Körper beginnt normalerweise mit dem Kopf, und geht dann weiter in den Nacken und die Brust. Für viele gibt es hier aufgrund eines bestimmten vitalen Widerstandes einen großen Stillstand, bevor sie [in den Bereich] unterhalb des Nabels gelangt. Wenn sie dieses Hindernis überwunden hat, dauert es meistens nicht lange, bis sie weiter nach unten kommt. Hinsichtlich der Länge der Zeit aber gibt es keine Regel. In manchen strömt sie [die Herabkunft] wie eine Flut herab, in anderen wächst sie methodisch und bedachtsam an. Ich glaube nicht, dass die Herabkunft des Friedens auf Gefährten zu warten pflegt – viel eher will sie zuerst ganz allein sein und dann ihre Freunde mit der Botschaft herabrufen: Kommt, ich habe die Stätte für euch ganz vorbereitet.

Die Herabkunft des höheren Bewusstseins, die du meinst, wird in der Herz-Gegend gefühlt und nicht nur im Herz-Zentrum, ebenso wird sie auch im Kopf gefühlt. Die Berührung des Kopfes ist nur ein erster Druck. Später entsteht das Gefühl einer Sammlung von Frieden, Kraft, Licht, Ananda oder Bewusstsein, die unmittelbar in den Kopf und dann zur Brust und durch den Körper zum Nabel herabkommt. Bei einigen dauert es Wochen oder Monate, bei anderen geht es rasch.

Wenn die Dinge in dieser Reihenfolge kommen, öffnet sich zuerst der Kopf und dann das Herz – schließlich folgen alle Zentren. Wenn du mit Frieden, Wissen und mukti allein glücklich bist, öffnet sich das Herz-Zentrum vielleicht nur dafür. Wenn du aber die Liebe willst, werden die herabkommende Macht und das Licht auch hierfür wirken.

Möglicherweise war dieser Versuch, das Nabel- und das niedrigere Zentrum zu öffnen mit zu großer Eile unternommen worden. In diesem Yoga findet eine nach unten gerichtete Bewegung statt – erst die beiden Kopf-Zentren, dann das Herz, dann der Nabel und dann die beiden anderen Zentren. Erst wenn die höhere Erfahrung mit ihrem höheren Bewusstsein, Wissen und Willen in den drei oberen Zentren voll gefestigt ist, ist es leichter, die drei niedrigeren ohne viel Störung zu öffnen.

Ja, es war die gleiche Erfahrung. Du hast dich unter dem Druck der Kraft nach innen gewandt – was zwar häufig, aber nicht immer das erste Ergebnis ist – und tratest für einige Sekunden in den samadhi-Zustand ein, wie man es im gewöhnlichen Sprachgebrauch ausdrückt. Die Kraft versucht in ihrem Herabkommen den Körper zu öffnen und die Zentren zu durchlaufen. Sie tritt (im Allgemeinen) durch den Scheitelpunkt des Kopfes (brahmarandhra) ein und durchläuft das innere Mental-Zentrum, das in der Mitte der Stirn zwischen den Augenbrauen liegt. Aus diesem Grund presst sie zuerst auf den Kopf. Das öffnen der Augen bringt einen zurück zum gewöhnlichen Bewusstsein der äußeren Welt, was zur Folge hat, dass die Intensität [der Kraft] beim öffnen der Augen nachlässt.

Die Erfahrung, die du hattest, war ganz einfach die Herabkunft der Göttlichen Kraft in den Körper. Durch deine Haltung und dein Streben hattest du danach verlangt, dass sie in dir wirke, daher kam sie. Solch eine Herabkunft bringt natürlich einen tief verinnerlichten Zustand und ein Schweigen des Mentals mit sich und kann noch viel mehr bringen – Frieden, das Gefühl der Befreiung, Glücklichkeit, Ananda. Sie wird sehr häufig, wie auch in dieser Erfahrung, von einem Licht oder Leuchten begleitet. Du hattest deshalb das Gefühl, als würde sie den oberen Teil des Körpers bis hinab zum Kardial-Zentrum umhüllen, weil es diese Zentren sind, die Kopf- und Herz-Zentren, die zuerst von all dem, was von oben herabkommt, erfasst und in Besitz genommen werden, was immer es auch sei, Bewusstsein, Kraft, Licht oder Ananda. Meist findet zuerst ein Druck von oben auf den Kopf statt, dann fühlt man etwas in den oberen Teil des Kopfes eintreten und dann wird der ganze Kopf davon ergriffen, wie du es jetzt mit dem „fourmillement“ während der Konzentration empfindest. Wenn einmal der Kopf mit den mentalen Zentren offen und ergriffen ist, kommt die Kraft rasch zu den Herz-Zentren herab, außer es besteht in den höheren vitalen Teilen ein Hindernis oder ein Widerstand. Von dort sendet sie ihren Strom in den ganzen Körper und beginnt, die vitalen und physischen Zentren zu erfassen – vom Nabel bis zum muladhara. Das Eintreten dieser Erfahrung, das Besitzergreifen des Körpers durch die Kraft über uns, bedeutet in der Sadhana einen großen Schritt vorwärts.
Die Furcht vor einer Ohnmacht wurde durch den samskara im Mental ausgelöst; sie muss abgelegt werden. Die Kraft kann durchaus in das volle Wachbewusstsein herabkommen; wenn sie eine Art samadhi mit sich bringt, ist es meist ein bewusster innerer Zustand – das Bewusstsein, das von äußeren Dingen abgewandt, aber innerlich im Vollbesitz der Macht ist. Selbst wenn eine Trance eintreten würde, wäre es eine Trance und keine Ohnmacht.

Die bedeutenderen der von dir aufgezählten Erfahrungen sind die folgenden:
1. Das Gefühl der Stille und die beträchtliche Abwesenheit von störenden Gedanken. Das bedeutet, dass die Ruhe im Mental zunimmt, was für eine voll wirksame Meditation notwendig ist.
2. Der Druck auf den Kopf und die Bewegungen in ihm. Der Druck wird durch die Kraft des höheren Bewusstseins oberhalb des Mentals verursacht; sie übt diesen Druck auf das Mental aus (die Mental-Zentren sind im Kopf und Hals) und dringt dort ein. Wenn sie dort einmal eintritt, bereitet sie das Mental darauf vor, sich ihr noch voller zu öffnen, und die Bewegungen innerhalb des Kopfes werden durch dieses Wirken ausgelöst. Wenn einmal die Kopf-Zentren und Bereiche offen sind, empfindet man sie wie einen frei herabkommenden Strom oder auf andere Weise. Ganz ähnlich öffnet sie später die unteren Zentren im Körper. Die physische Bewegung des Kopfes muss ihre Ursache darin haben, dass der Körper nicht an den Druck und das Eindringen der Kraft gewöhnt ist. Wenn er fähig ist, zu empfangen und zu assimilieren, finden diese Bewegungen nicht mehr statt.
3. Dass sich die Auswirkung der Meditation im Herzen bis zum Kopf hin ausdehnt, und dort eine Bewegung schafft, ist normal – die erzeugte Yoga-Kraft wird sich, in welchem Zentrum auch immer die Konzentration stattfindet, zu den anderen [Zentren] hin ausbreiten und dort Konzentration oder ein Wirken auslösen.
4. Das plötzliche Aufhören des Denkens und aller Bewegungen ist sehr wichtig, da es die sich abzeichnende Fähigkeit zum inneren Schweigen bedeutet. Es hält zu Beginn seiner Manifestation nur eine kurze Weile an, später aber nehmen sein Einfluss und seine Dauer zu.
Die [eingeschlagene] Richtung der Sadhana ist in Ordnung, du brauchst nur so fortzufahren.
Wir können nichts Bestimmtes über die äußeren Angelegenheiten sagen. Ich vermute, dass du unter diesen Umständen über die Dinge nachdenken musst, doch ist die Sadhana von vorrangiger Wichtigkeit.
Hatha-Yoga Übungen sind in dieser Sadhana nicht mit einbezogen. Wenn du sie aus nur gesundheitlichen Gründen aufnimmst, muss es als etwas von der Sadhana Getrenntes geschehen – auf deinen eigenen Wunsch.

Völliges Schweigen sowie die Untätigkeit des Mentals können sich nicht als erstes einstellen – was möglich ist, ist eine Ruhe des Mentals, das heißt, eine Beendigung der Inanspruchnahme durch die rastlose, vermischte Aktivität schlecht zusammenhängender oder unzusammenhängender Gedanken und eine Konzentration auf das Ziel der Sadhana. Die Vorstellung, die dir die Mutter empfahl, war ein Hilfsmittel für eine solche Konzentration. Eine mentale Vorstellung der Allgegenwart, wie du sie erfahren hast, ist hierfür ebenso eine gute Hilfe, besonders wenn sie starken Glauben und Vertrauen mit sich bringt. Das Gefühl, dass die Kraft der Mutter um den Kopf vibriert, ist mehr als eine mentale Idee, sogar mehr als eine mentale Verwirklichung – es ist eine Erfahrung. Diese Vibration ist tatsächlich die wirkende Kraft der Mutter, die zuerst über dem Kopf oder um ihn herum gefühlt wird, später dann innerhalb des Kopfes. Der Druck bedeutet, dass sie darauf hinarbeitet, das Mental und seine Zentren zu öffnen, damit sie eintreten kann. Die Mental-Zentren befinden sich im Kopf, eines an seinem Scheitelpunkt und darüber, ein anderes zwischen den Augen, ein drittes im Hals. Aus diesem Grund fühlst du die Vibration um den Kopf, manchmal bis zum Nacken, aber nicht darunter. Meist ist es so, denn erst nachdem sie das Mental umhüllt hat und in es eingetreten ist, geht sie hinab zu den emotionalen und vitalen Teilen (Herz, Nabel usw.) – obwohl es manchmal mehr ein Umhüllen ist, ehe sie in den Körper eintritt. Um das Licht im Herzen zu sehen, muss man sich tief nach innen wenden, man kann aber Licht auch anderswo sehen, ohne sich tief dorthin zu wenden. Licht wird zuerst oft zwischen den Augenbrauen oder davor beziehungsweise auf dieser Ebene gesehen, denn dort ist das Zentrum der inneren Schau, und hierfür genügt es bereits, wenn es sich ein wenig öffnet – auf gleiche Weise wird Licht auch oft außerhalb gesehen, rund um den Kopf oder darüber.

Dem Druck von oben auf die Stirn folgt sehr häufig der Druck von innen auf das Stirnzentrum – ein Teil der Kraft ist genügend eingedrungen, um diesen weiteren Druck auszuüben. Im Rücken muss ein unmittelbarer Druck auf den seelischen Bereich erfolgen (wenn es in oder nahe der Mitte des Rückens ist), mit dem Ziel, das Wirken im Herzen vorzubereiten. Wenn die Zentren beginnen sich zu öffnen, kehren innere Erfahrungen häufig wieder – wie zum Beispiel das Sehen von Licht oder Bildern durch die feine Schau im Stirn-Zentrum oder seelische Erfahrungen und Wahrnehmungen im Herzen; allmählich erkennt man sein inneres Wesen als etwas vom äußeren Getrenntes, und das, was man ein yogisches Bewusstsein nennt, mit all seinen tieferen Bewegungen, entwickelt sich an Stelle des gewöhnlichen, oberflächlichen mentalen und vitalen Bewegungen.

Es ist gut, dass du den inneren Frieden und die Bewegung im Herzen fühltest. Es zeigt, dass die Kraft nicht nur von oben, sondern auch in dir wirkt, was einen weiteren Fortschritt verspricht. Das volle Sich-Öffnen wird sich zur rechten Zeit einstellen – das Wichtigste ist, dass du auf dem richtigen Weg bist und schneller vorankommst als du glaubst.

Es ist das, was wir als den Druck der Kraft bezeichnen (der Kraft des höheren spirituellen oder göttlichen Bewusstseins, der Kraft der Mutter); sie kommt in verschiedenen Formen, in Schwingungen, Strömen, Wellen, einem weiten Fließen, einem Schauer wie Regen usw. Sie durchläuft jedes der Zentren der Reihe nach, den Scheitelpunkt des Kopfes, das Stirnzentrum, den Hals, das Herz, die Nabelzentren bis hinab zum muladhara und breitet sich auch im ganzen Körper aus. Die rotierende Bewegung ist die Bewegung der Kraft, die im Wesen wirkt und etwas formt.

Was immer von oben kommt, kann in solchen Wellen kommen – ob es Licht, Kraft, Frieden oder Ananda ist. In deinem Fall war es die Kraft, die wellenartig auf das Mental einwirkte. Es stimmt auch, dass es, wenn sie nicht in Strömen oder als Regen oder als eine ruhige Flut kommt, die wirkende Kraft der Mahakali2 ist. Das Wichtigste dabei ist, keine Furcht zu haben.

Der Strom, den du auf den Kopf herabkommen fühlst und der in dich eindringt, ist tatsächlich ein Strom der Kraft der Mutter; sie wird oft so empfunden; sie fließt in Strömen in den Körper und wirkt dort, um das Bewusstsein zu befreien und zu verändern. In dem Maß, wie das Bewusstsein sich verändert und entwickelt, wirst du selbst die Bedeutung und das Wirken dieser Dinge verstehen.

Vibrationen stammen entweder von einer [Göttlichen] Kraft oder einer [Göttlichen] Gegenwart.

Druck, Pochen, elektrische Schwingungen sind alles Zeichen des Wirkens der Kraft. Die Stellen zeigen den jeweiligen Wirkungsbereich an – am Scheitel des Kopfes ist der höchste Punkt des denkenden Mentals, wo es mit dem höheren Bewusstsein in Verbindung tritt; der Nacken oder Hals ist der Sitz des physischen, objektivierenden oder sich ausdrückenden Mentals; das Ohr ist der Verbindungspunkt zum inneren Mental-Zentrum, durch den Gedanken usw. aus der allgemeinen Natur in das persönliche Wesen eintreten. An der angegebenen Stelle des Brustbeins liegt das seelische und emotionale Zentrum mit seinem höchsten Punkt an der Wirbelsäule dahinter.

Der Strom, der dem elektrischen Strom gleicht, ist das Fließen der Kraft durch die Wirbelsäule. Im tantrischen System wird die Wirbelsäule als der natürliche Verbindungskanal der Kraft betrachtet, da es die Wirbelsäule ist, an der alle sechs Zentren liegen.

Ein elektrischer Schock zeigt immer den Durchgang von dynamischer Kraft an.

Ich freue mich zu hören, dass diese Erfahrungen kommen – sie zeigen einen sich rasch entwickelnden Fortschritt an. Die Herabkunft wie von tröpfelndem Regen ist eine sehr charakteristische und wohlbekannte Weise des Herabkommens des höheren Bewusstseins; es bringt den Frieden, aber auch alle anderen Möglichkeiten des höheren Bewusstseins und, wie du richtig empfunden hast, die Keime für die Umwandlung des physischen Bewusstseins – die Keime der Mächte und Eigenschaften der höheren Natur.

Ich bin sehr froh, dass die Erfahrung, auf die wir für dich hingearbeitet haben, dir mit solcher Kraft zuteil wurde und sich noch steigert. Es ist die konkrete Herabkunft des höheren Bewusstseins, das, wenn es sich einmal gefestigt hat, immer einen entscheidenden Wendepunkt in der Sadhana kennzeichnet. Auch wenn es sich nicht sogleich in voller Stabilität festigt, kann – da es einmal mit soviel Kraft kam – nicht der geringste Zweifel bestehen, dass es immer stärker kommen wird, bis es seine Arbeit getan hat und dein ständiges Bewusstsein geworden ist. Der Schauer und das Rieseln, die Gewalt über dem Kopf und im Herzen, die Umhüllung, das Flammen des Agni im Inneren, das Gefühl der Festigkeit und Solidität, der Friede, die Sicherheit, die Weihung, das Gefühl, dass die Mutter dein Halt ist, sind alles Zeichen der Herabkunft, die am Ende alles durchdringt, etwas Solides und Dauerhaftes wird und das ganze Bewusstsein und den ganzen Körper erfasst.

Ein Ton wird manchmal bei einer ganz besonderen Herabkunft des Bewusstseins oder der Kraft von oben wahrgenommen.

Deine Erfahrung …. war ein Sich-Öffnen gegenüber der Kraft von oben, die, wenn sie plötzlich kommt, häufig von solch einem lauten Ton und dem Gefühl begleitet wird, dass sich der Kopf öffnet – es ist der feinstoffliche Körper, in dem dieses Sich-Öffnen des Kopfes stattfindet, obwohl es eine physische Empfindung zu sein scheint. Die herabgekommene Kraft stieg empor, überwacht von der Mutter in ihren Erscheinungsformen von Mahalakshmi und Mahasarasvati, und bewirkte die Bewegung des Aufsteigens und Herabkommens (hier in der Wirbelsäule, die der Hauptkanal der yogischen, die Zentren durchlaufenden Kraft ist), was dazu beiträgt, das höhere mit dem niedrigeren Bewusstsein zu verbinden. Als Ergebnis davon entstand das Gefühl, mit mir in deinem Körper identisch zu sein. Der Husten lässt vermuten, dass gegenüber der Konzentration ein gewisser Widerstand im physischen Mental besteht. Das beste ist, die Konzentration nicht zu forcieren, sondern ruhig zu bleiben, [die Mutter] zu rufen und den Dingen zu überlassen, sich durch die Kraft der Mutter selbst auszuarbeiten.

Das ist ein gewisser Widerstand im Mental, der unter dem Druck der Kraft zusammenbricht, was jedes Mal ein Aufblitzen und eine Bewegung der Kraft zur Folge hat.

Wenn es das Gefühl einer perforierten Umhüllung ist, dann ist es eine Empfindung, die man oft hat, wenn sich die Kraft durch irgendeinen Widerstand hindurch einen Weg bahnt. Hier muss es in einem bestimmten Teil des physischen Mentals gewesen sein.
Bewahre volles Vertrauen in die Mutter, dann ist der Sieg, auch wenn er sich verzögert, sicher.

Wenn ein Druck der Kraft auf den adhar stattfindet, um auf ihn einzuwirken oder in ihn einzutreten, wird oft im Inneren des Kopfes diese Schwere gefühlt, besonders wenn die Kraft im Kopf tätig ist. Die Schwere verschwindet, wenn das System die Kraft annimmt und assimiliert und sie frei durch den Körper fließt – so lange wird in dem einen oder anderen Zentrum, in dem die Kraft wirkt, häufig der Druck oder eine gewisse Schwere gefühlt.

Eine Schwere, die Stärke verleiht, ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Anzeichen einer Herabkunft Häufig wird sie von Empfindungen wie Brennen oder Stechen im Kopf begleitet. Es ist meist das Zeichen einer Kraft von oben, die versucht sich ihren Weg zu bahnen oder in der physischen Substanz zu wirken, um sie für das Empfangen [der Kraft] vorzubereiten.

Die Kontrolle über die Gedanken sowie die Fähigkeit, im Kopf das Bild von Sri Aurobindo und der Mutter zu sehen, sind ein sehr guter Anfang. Die Hitze im Kopf ist nicht Fieber, sondern rührt von dem Wirken der Kraft in den mentalen Zentren her, die darauf hinarbeitet, den mentalen Widerstand zu überwinden, der immer im menschlichen Mental herrscht; Schwere kommt manchmal als ein Ergebnis des Druckes der Kraft und verschwindet meist von selbst wieder, wenn das Mental die Kraft frei empfängt.
Die Empfindung, dass der Kopf anschwillt, ist eine sehr übliche Erfahrung, die Ausdehnung des Kopfes im feinstofflichen Körper zu fühlen.

Die von dir beschriebenen Gefühle am Scheitelpunkt des Kopfes und oberen Teil der Stirn hat man oft, wenn das höhere Bewusstsein oder die höhere Kraft versucht sich einen freien Durchgang durch das Mental zu bahnen. Wahrscheinlich ist es das, was geschieht. Was das Unbehagen oder die Schwäche dort [im oberen Teil des Kopfes] anbelangt, wenn du laut sprichst, so ist das dann ebenfalls üblich. Der Grund hierfür ist, dass die Konzentrierung der für die innere Arbeit notwendigen Energie unterbrochen ist, die Energien herausgeschleudert werden und sich die [Wesens-] Teile durch zwei unvereinbare Bewegungen erschöpfen. Wenn innerlich eine Arbeit geschieht, ist es besser, in der Rede sehr ruhig zu bleiben und mit Worten so sparsam wie möglich umzugehen. In anderen Zeiten ist es nicht so wichtig.

Es gibt Sinneswahrnehmungen, die durch die Herabkunft ausgelöst werden und die überhaupt nicht störend oder gefährlich sind; andere sind von physischer Natur. Um sie jedoch unterscheiden zu können, muss eine Beschreibung vorliegen.

Was du gesehen hast, war tatsächlich eine Sonne – die Sonne des blauen Lichtes, die das Licht eines höheren Mentals als das gewöhnliche menschliche Mental ist. Die Sonne ist das Symbol des Lichtes und der Wahrheit. Dieses höhere, spirituelle Mental versucht in dir zu erwachen; anfangs gibt es jedoch immer einen Widerstand, weil das Bewusstsein nicht daran gewöhnt ist, zu empfangen, und so hat man die Empfindung eines Druckes, die sich manchmal in ein Gefühl von Kopfschmerzen steigert, oder man meint, dass der Kopf zerspringen will. Es handelt sich lediglich um eine Wahrnehmung im Physischen, hervorgerufen durch das innere Mental (dieser Teil des Kopfes ist der Sitz des inneren Mentals), das sich bei der Berührung von oben zu öffnen versucht.
Dein Traum war nicht das Anzeichen eines weltlichen Verlangens in dir, sondern nur ein Test- oder Albtraum, wie du ihn schon zuvor hattest. Dass du im Traum nicht reagiertest zeigt, dass in dir keine Neigung für diese Dinge besteht, im Gegensatz zu vielen anderen. Das Ganze war lediglich eine Gestaltung oder Beeinflussung von äußeren Kräften auf der Vital-Ebene mit dem Zweck festzustellen, wie dein Bewusstsein, wenn überhaupt, reagieren würde.

Das Wirken der Kraft wird nicht immer von einem Druck begleitet. Wenn sie des Druckes nicht bedarf, wirkt sie ruhig.

Der Druck braucht nicht unbedingt wahrgenommen zu werden. Man fühlt die Kraft, wenn etwas im Wesen geschieht oder die Kraft durch den Körper fließt oder sich im Körper offenbart – aber nicht, wenn das Geoffenbarte aus Frieden und Schweigen besteht.

Man kann empfangen, ohne sich dessen bewusst zu sein – ohne genau zu wissen, was gegeben wird.

Das ruhige Fließen der Kraft ist notwendig, um die niederen Teile zu durchdringen. Die großen Herabkünfte öffnen den Weg, sie bringen eine ständige Auffrischung und zuletzt die kulminierende Kraft – aber das ruhige Fließen ist ebenso notwendig.

Manche haben dieses Schwanken des Körpers, wenn der Friede oder die Kraft auf ihn herabzukommen beginnt, da ihm dies die Aufnahme [der Kraft] erleichtert. Wenn der Körper daran gewöhnt ist, die Herabkunft zu assimilieren, hört das Schwanken meist auf.
Während der Meditation tritt der volle Friede deshalb ein, weil die Konzentration der Mutter während dieser Zeit die Macht des höheren Bewusstseins herabbringt und man sie aufnehmen kann, wenn man es vermag. Wenn er [der Friede] einmal zu kommen beginnt, nimmt seine Stärke meist gleichzeitig mit der Aufnahmebereitschaft des Sadhaks zu, bis er zu jeder Zeit und unter allen Voraussetzungen kommen und immer länger bleiben kann und schließlich gefestigt ist. Der Sadhak seinerseits muss sein Bewusstsein so ruhig und still wie möglich halten, um ihn zu empfangen. Der Friede, die Macht, das Licht, der Ananda des höheren spirituellen Bewusstseins befinden sich verhüllt über allen [menschlichen Wesen]– die Ruhe des Mentals und eine Art von weiter, konzentrierter Passivität gegenüber dem herabkommenden Einfluss sind die besten Voraussetzungen für die Herabkunft.

Das Schwanken des Körpers tritt manchmal auf, wenn die Kraft herabkommt. Man braucht es nur vorübergehen zu lassen, während der Körper immer ruhiger und anpassungsfähiger wird.

Wenn der Druck zu groß ist, besteht der Ausweg darin, das Bewusstsein zu weiten. Mit dem Frieden und der Stille sollte eine Weite eintreten, in der man jede Menge Kraft empfangen kann ohne irgendwelche Reaktionen, sei es die Schwere oder der Zwang, nach innen gewandt zu bleiben, oder die Schwierigkeit mit den Augen.

Wahrscheinlich hatte sich mehr Kraft angesammelt, als das physische Wesen aufnehmen konnte. Wenn das der Fall ist, dann ist der richtige Ausweg der, sich zu weiten (man kann dies mit ein wenig Übung erreichen). Wenn sich das Bewusstsein in einem Zustand der Weite befindet, kann es ohne Schwierigkeit jede Menge von Kraft aufnehmen.

Zwischen zwei Bewegungen gibt es immer Pausen der Vorbereitung und Assimilierung.

Sich eine Zeit lang ruhig zu verhalten, nachdem die Kraft herabgekommen ist, ist der beste Weg, sie zu assimilieren.

Es kann auch ein leeres Schweigen, ein leerer Frieden sein, die mit sich selbst zufrieden sind. Empfangsbereitschaft ist eine für sich bestehende Macht. Natürlich, jede Ruhe des Mentals schafft gute Voraussetzungen dafür, dass die Empfangsbereitschaft wirksam ist.

Hinsichtlich deiner eigenen Sadhana und der von anderen … Ich halte es für notwendig, zwei oder drei Beobachtungen zu erwähnen. Erstens, ich hatte eine Zeit lang den Eindruck, dass du mit zu viel konstanter Aktivität und konstantem Nachdruck versuchst, einen raschen Fortschritt zu erzielen und eine große Menge von Erfahrungen zu haben. Als solches ist das in Ordnung, doch müssen gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Vor allem sollte es genügend Zeitspannen der Ruhe und des Schweigens, selbst der Entspannung geben, in denen eine ruhige Assimilierung möglich ist. Die Assimilierung ist sehr wichtig, und die dafür erforderlichen Perioden sollten nicht ungeduldig als Stillstand im Yoga betrachtet werden. Man sollte darauf achten, Stille, ruhige Stärke und inneres Schweigen zur grundlegenden Voraussetzung jeder Tätigkeit zu machen. Übermäßige Anstrengung sollte vermieden werden; jede Art von Ermüdung, Beunruhigung oder übertriebene Empfindlichkeit der nervlichen und physischen Teile, deren Symptome du in deinem Brief erwähnst, sollten ausgeglichen und beseitigt werden, da sie oft Zeichen einer Überanstrengung, zu großer Aktivität oder Beschleunigung im Yoga sind. Man darf auch nicht vergessen, dass Erfahrungen lediglich als Hinweise und Möglichkeiten ihren Wert haben und die Hauptsache immer das stete harmonische und zunehmend geordnete Sich-Öffnen ist sowie die Wandlung der verschiedenen Teile des Bewusstseins und des Wesens.

In der Sadhana kann physische Ermüdung wie diese verschiedene Ursachen haben:
1. Sie kann davon kommen, dass man mehr empfängt, als das Physische zu assimilieren bereit ist. Das Heilmittel besteht dann in ruhiger Untätigkeit, wobei man bewusst reglos ist und die Kräfte für keinen anderen Zweck als die Wiederherstellung der Stärke und Energie empfängt.
2. Sie kann durch eine Passivität verursacht werden, welche die Form der Trägheit annimmt – Trägheit senkt das Bewusstsein auf die gewöhnliche physische Ebene herab, welche zu Ermüdung und tamas neigt. Hier besteht das Heilmittel darin, das wahre Bewusstsein zurückzuerlangen und dann in ihm und nicht in der Trägheit auszuruhen.
3. Sie kann durch eine reine Überanstrengung des Körpers ausgelöst werden, indem man ihn nicht genug schlafen oder ruhen lässt. Der Körper ist die Stütze des Yoga, doch ist seine Energie nicht unerschöpflich, und man muss haushälterisch damit umgehen; sie kann zwar aufrechterhalten werden, indem man der universalen vitalen Kraft Energie entzieht, doch hat auch diese Erneuerung ihre Grenzen. Selbst in dem heftigen Verlangen nach Fortschritt ist ein gewisses Maßhalten angebracht – Mäßigung, nicht Gleichgültigkeit oder Trägheit.

Ja, das gewöhnliche physische Bewusstsein ist nicht fähig, den Kontakt aufrechtzuerhalten, und ermüdet – es kann auch nicht viel auf einmal assimilieren. Aber es ist nicht immer das Göttliche, das den Druck aufhebt; das niedere Bewusstsein selbst löst ihn auf oder gibt ihn auf.

Ja, das Körpersystem muss sich ausruhen, um assimilieren zu können und seine Aufnahmefähigkeit zu erneuern.

Während man assimiliert, empfängt man nicht.

Solche Perioden während des Tages zu haben, ist durchaus üblich. Das Bewusstsein braucht Zeit, um sich auszuruhen und zu assimilieren, es kann nicht immerfort den gleich hohen Grad an Intensität haben. Während der Assimilation ist stille Gelassenheit der richtige Zustand.

Passivität darf nicht zu Untätigkeit führen, andernfalls würde es die Trägheit des Wesens fördern. Nur innere Passivität gegenüber all dem, was von oben kommt, ist erforderlich – träge Passivität ist die falsche Art von Passivität.

Man kann auch im Schlaf assimilieren. Sich auf diese Weise wach zu halten, ist nicht gut, weil es letzten Endes die Nerven anstrengt und das Körpersystem auf erregte Weise falsch empfängt oder aber zu müde wird, um etwas zu empfangen.

Nach diesen Assimilationsperioden, wenn man sie recht zu nehmen weiß, gibt es an einem bestimmten Punkt immer einen Gewinn oder Fortschritt – wie dumpf und beschwerlich sie auch sein mögen.

Diese Art von Schwindelgefühl, Schwäche und Störung sollte nicht auftreten. Wenn sie sich einstellen, ist es ein Zeichen dafür, dass mehr Kraft herabgezogen wird, als der Körper assimilieren kann. In solchen Zeiten solltest du ausruhen, bis diese Störung vorüber ist und sich ein echtes Gleichgewicht einstellt.

Was ich sagen wollte war, dass du die Kraft nicht herabzuziehen brauchst, sondern ihr Eintreten durch dein volles Streben und deine volle Zustimmung unterstützen solltest.

Diese Dinge (ein brennendes Gefühl im Körper u.ä.) können auftreten, wenn man mehr Kraft oder Licht herabholt, als ein bestimmter [Wesens-] Teil zu empfangen bereit ist, und sich dieser Teil widersetzt oder wenn im Körper ein Ringen zwischen herabkommenden und feindlichen Kräften stattfindet.

Ein Unbehagen dieser Art hat seine Ursache immer in einem Widerstand irgendwo – etwas, das verschlossen bleibt und sich nicht öffnet, wenn es von der Kraft berührt wird. Es wird vermutlich nicht so sehr durch dich selbst als durch sonstige, gegensätzliche Einflüsse ausgelöst, die auf dich einwirken.

Das Gefühl des Widerstands kann das Ergebnis der angestrengten Bemühung um eine Reaktion sein. Wenn das freie Fließen [der Kraft] stattfindet, gibt es weder Bemühung noch Widerstand.

Kopfschmerzen, „die durch einen Druck von Oben hervorgerufen werden“, wie du es formulierst, sind weder dem Druck zuzuschreiben noch werden sie durch ihn ausgelöst, sie werden vielmehr durch einen Widerstand ausgelöst.

Der Widerstand wird nicht durch den Druck ausgelöst. Die richtige Betrachtungsweise ist: „wenn es keinen Widerstand gäbe, würde auch kein Kopfschmerz auftreten“ – nicht umgekehrt. Solange du glaubst, dass es der Druck ist, der Widerstand schafft, wird die Vorstellung als solche den Widerstand auslösen. Xs Fall ist weder ein Beispiel von Kopfschmerz, der einem Widerstand zuzuschreiben ist, noch von Kopfschmerz, der durch einen Druck hervorgerufen wird – er hat ganz gewöhnliche physische und psychologische Ursachen.

Nein, Menschen krank zu machen, um sie zu bessern oder zu vervollkommnen, ist nicht die Methode der Mutter. Manchmal aber entstehen Dinge wie Kopfschmerzen, weil das Gehirn sich entweder überanstrengt hat oder nicht empfangen will oder Schwierigkeiten bereitet. Die yogischen Kopfschmerzen aber sind von besonderer Art, und wenn das Gehirn einmal herausgefunden hat, wie es empfangen oder reagieren soll, stellen sie sich überhaupt nicht mehr ein.

Die erste Voraussetzung für einen Fortschritt in der Sadhana besteht darin, sich nicht zu fürchten, Vertrauen zu haben und sich während einer Erfahrung ruhig zu verhalten. Was geschah war einfach, dass die Kraft herabkam und versuchte, das Mental zu beruhigen und den Körper still zu halten, um wirken zu können. Dies wäre geschehen, wenn du dich nicht gefürchtet hättest. Deine schreckliche Angst aber schuf den Widerstand von Mental und Körper und ließ in ihnen den Eindruck entstehen, gequält zu werden oder in Gefahr zu sein. Das Gefühl des unnachgiebigen Körpers und einer großen Kraft, die wie eine Hand auf ihm liegt, ist bei dieser Art von Erfahrung durchaus üblich und erschreckt den Sadhak nicht, sondern bringt große Freude und Befreiung. In Zukunft musst du versuchen, ruhig zu sein, und darfst weder Furcht noch die Vorstellung einer Gefahr haben. Natürlich, als du glaubtest, sie nicht ertragen zu können, zog sich die Kraft zurück, weil du nicht bereit bist, zu empfangen.

Die Perioden der Assimilation halten tatsächlich so lange an, bis alles im wesentlichen getan ist, was getan werden muss. Allerdings haben sie in den späteren Stadien der Sadhana einen anderen Charakter. Wenn sie in einem frühen Stadium ganz und gar aufhören (und du bist noch in einem sehr frühen Stadium), so deshalb, weil all das, wozu die [menschliche] Natur fähig war, geschehen ist – das aber würde bedeuten, dass sie zu nicht viel fähig war.

Was ich geschrieben habe, ist völlig klar. Die Perioden der Assimilation setzen sich fort, bis im wesentlichen alles geschehen ist, was geschehen musste. Wenn sie frühzeitig aufhören, bedeutet es, dass alles getan wurde, was getan werden konnte und nichts Weiteres mehr möglich ist – die späteren und fortgeschritteneren Stadien der Sadhana sind nicht möglich; wenn sie es wären, würden die Perioden der Assimilation andauern und nicht aufhören, bevor nicht alles entwickelt ist. Der einzige Grund für ein solch vorzeitiges Ende der Sadhana wäre, dass der Sadhak nicht fähig ist weiterzugehen.

Die einzige Veränderung in den späteren Perioden der Assimilation ist, dass gewisse Dinge gefestigt bleiben, während sich die Assimilation anderen zuwendet, die im [Körper-] Gefüge noch nicht gefestigt sind; man fühlt zum Beispiel einen fortwährenden Frieden im inneren Wesen, aber die Störungen an der Oberfläche gehen weiter, bis auch die Oberfläche den Frieden assimiliert hat. Oder vielleicht ist der Friede immer und überall gefestigt, aber das Wissen kommt und geht oder die Stärke kommt und geht. Oder all dies ist vorhanden, aber der Ananda kommt und geht usw. usw..

Wenn der Friede einmal beständig geworden ist, bedarf es dafür keiner weiteren Assimilation, was bedeutet, dass das ganze System zur Genüge vorbereitet ist zu empfangen und immerfort zu absorbieren. Für andere Dinge mögen noch Zeiten der Assimilation notwendig sein, doch braucht hierdurch der innere Zustand nicht unterbrochen zu werden. Wenn zum Beispiel die Kraft oder der Ananda oder das Wissen von oben herabzukommen beginnt, könnte es Unterbrechungen geben und würde es wahrscheinlich auch, da das Körpersystem noch nicht fähig ist, das fortwährende Fließen zu absorbieren, doch würde der Friede im inneren Wesen erhalten bleiben. Oder es könnte sogar so etwas wie Perioden des Kampfes an der Oberfläche geben, wobei das innere Wesen jedoch still und unberührt bleiben und ruhig beobachten würde und, wenn das Wissen im Inneren gefestigt ist, das Wirken verstehen könnte. Hierfür jedoch muss das ganze Wesen, das vitale, physische und stoffliche offen geworden und für den Frieden empfänglich sein. Der Friede würde sich dann vielleicht weiterhin vertiefen und immer umfassender werden, doch wären Zeitspannen der Unterbrechung und Assimilierung nicht mehr notwendig.

Ja. Dieses Gefühl, fähig zu sein, einen Stein mit einer Hand auseinanderzubrechen oder auch die ganze Welt mit der [zuteilgewordenen Göttlichen] Kraft zertrümmern zu können, entsteht besonders dann, wenn Mental und Vital die Kraft nicht assimiliert haben. Es ist das Gefühl von etwas Außergewöhnlichem und Allmächtigem, wobei die Vorstellung des Zertrümmerns oder Zermalmens durch rajas im Vital suggeriert wird. Später, nachdem es ruhig assimiliert ist, verschwindet dieses Gefühl, und es bleibt nur die Empfindung einer ruhigen Stärke und reglosen Festigkeit.

Ja, wenn die Dinge herabzukommen beginnen, müssen sie auf eine feste Grundlage stoßen. Daher ist es notwendig, als erste Herabkunft den Frieden zu empfangen und dass er so stark und fest wie möglich werde. Ihn aufnehmen zu können, ist jedoch in jedem Fall das erste Erfordernis – dann kann mehr kommen und sich festigen. Wenn einmal diese beiden Dinge, Frieden und Stärke, verankert sind, kann man alles sonstige in jeder Menge ertragen, Ananda, Wissen oder was immer es auch sei.

Der Friede, die Reinheit und die Ruhe des Selbstes müssen gefestigt sein – im anderen Fall können jene Kräfte, die durch die aktive Herabkunft erweckt werden, von niederen Mächten fortgerissen werden, wodurch Verwirrung entsteht. Das ist vielen so ergangen.

Es ist nicht so sehr die Frage eines besonderen Handelns oder Fühlens als eine Art von erregter Vibration, mit der das vitale oder physische Bewusstsein der vitalen Störung begegnet – das beweisen Ton und Ausdrucksweise, wenn du unter dem Stress des vitalen Einflusses schreibst – er pflegte sich aber auch einzustellen, wenn du die Erfahrungen von erregter Vibration und überschäumender Freude hattest, was leicht in eine rajasische Bewegung ausarten kann oder durch die entgegengesetzte Bewegung des Leidens und der Beunruhigung ersetzt wird. Ruhig, ruhig und immer ruhiger! Eine ruhige Stärke und Freude werden in Mental, den Nerven und dem Körper als Grundlage für die siddhi gebraucht – besonders deshalb, weil die Kraft, das Licht und der Ananda, die herabkommen, äußerst intensiv sind und es einer großen Stille im Körper bedarf, um sie zu ertragen und zu stützen.

Indem man den Frieden des höheren Wesens den niederen [Wesens-] Teilen bis hinab zum Physischen auferlegt, wird es möglich, 1. jene Trennung zu errichten, die das innere Wesen davor bewahrt, durch oberflächliche Störung und Widerstand angefochten zu werden, und 2. der Kraft und anderen Mächten des höheren Wesens das Herabkommen zu erleichtern.

Wenn man das erreicht hat, dass der Friede von oben herabkommen kann, ist das ein beachtlicher Fortschritt.

Es ist gut – die Stärke ist das nächste, was nach dem Frieden herabkommen muss, um sich mit ihm zu verbinden. Zuletzt werden die beiden eins.

Friede und Bewegung auf der Grundlage des Friedens – der erste Aspekt des Einen – festigen sich zuerst. Seligkeit und Licht festigen sich nicht so leicht oder so früh [in der menschlichen Natur]– sie müssen wachsen.

Es ist genau das, was man das anfängliche Schweigen nennen könnte – das Schweigen allein und keine Emotion oder andere innere Tätigkeit mehr. Wenn es sich vertieft, kann man das nirvana der Buddhisten fühlen oder das atmabodha der Vedantins. Beides, Kraft und Seligkeit, oder jedes einzeln kann in das Schweigen herabkommen und es mit tapas oder stillem Ananda erfüllen.

Es gibt zwei Arten von Zuständen, der eine ist der des Ananda, der andere der einer großen Stille, eines großen Gleichmuts, worin es keine Freude und keinen Schmerz gibt. Wenn man den letzteren erlangt hat, wird später ein größerer beständigerer Ananda möglich.

Ananda kommt später – selbst wenn er anfangs kommt, ist er meist nicht beständig. Die Weite kommt deshalb nicht, weil das Bewusstsein vom Körpergefühl noch nicht frei ist. Wahrscheinlich wird es in die Weite befreit werden, wenn das, was über dem Kopf gefühlt wird, herabkommt.

Wer sagte dir, dass jedes Mal, wenn Schweigen oder echtes Schweigen eintritt, das Wissen herabkommen würde? Schweigen ist ein geeignetes Gefäß für alles, was von oben kommt, aber daraus folgt nicht, dass alles automatisch herabkommen muss, sobald Schweigen herrscht.

Es gibt keine Regel, aber der üblichste Verlauf ist, dass ein Friede, eine Kraft, ein Licht, die über dem Mental sind, herabkommen, und als Ergebnis ihres Wirkens sich das kosmische Bewusstsein auftut und in ihm immer höhere Ebenen über dem Mental. Viele Menschen erlangen zuerst ein Sich-Öffnen in das kosmische Bewusstsein, doch bringt dies ohne die Grundlage des höheren Friedens und Lichtes nur eine Unmenge verworrener Erfahrungen.

Wenn der Friede kommt, ist die Erfahrung des reinen und freien Selbstes leichter zu erlangen.

Es muss die Herabkunft des höheren Schweigens gewesen sein, das Schweigen des Selbstes oder atmans. In diesem Schweigen nimmt man wahr, das Mental aber ist nicht aktiv – Dinge werden gefühlt, doch ohne jede erwidernde Verbindung oder Schwingung. Das schweigende Selbst existiert als eine getrennte Wirklichkeit, die an die Tätigkeit der [menschlichen] Natur weder gebunden noch in sie verwickelt ist – fern, losgelöst und selbst-bestehend. Auch wenn Gedanken dieses Schweigen durchkreuzen, stören sie es nicht; ebenso ist das Selbst vom denkenden Mental getrennt. In diesem Zustand ist das Gefühl „Ich denke“ ein Überbleibsel des alten Bewusstseins; im vollen Schweigen hat man vielmehr die Empfindung „das Denken findet in mir statt“– die Identifizierung mit den Gedanken und der Wahrnehmung der Objekte hört auf.

Deine Erfahrung ist die des wahren Selbstes, unberührt von Schmerz und Freude, von Begehren, Angst und Sorge; weit und still und voller Friede betrachtet es die Erregungen des äußeren Wesens wie das Spiel von Kindern. Es ist tatsächlich das göttliche Element in dir. Je länger du in ihm verharren kannst, desto stabiler wird die Grundlage der Sadhana sein. In diesem Selbst werden alle höheren Erfahrungen kommen, das Einssein mit dem Göttlichen, das Licht, das Wissen, die Stärke, der Ananda, das Spiel der höheren Kräfte der Mutter. Nicht immer ist es von Anfang an gefestigt, wenngleich es bei einigen Menschen durchaus so sein kann; aber die Erfahrungen kommen immer häufiger und halten länger an, bis es [das Selbst] von der gewöhnlichen Natur nicht länger verhüllt wird.

Zwischen dem Selbst und dem Spirit gibt es keinen Unterschied. Das Psychische ist die Seele, die sich in der Evolution entwickelt – der Spirit hingegen ist das Selbst, das von der Evolution nicht berührt wird, er steht darüber – er wird durch die Tätigkeit des Mentals, Vitals und des Körpers lediglich verhüllt oder verborgen gehalten. Die Beseitigung dieser Hülle bedeutet die Befreiung des Spirits – sie findet dann statt, wenn ein volles und weites spirituelles Schweigen eingetreten ist.

Wenn man das Selbst wahrnimmt, still, schweigend, weit, universal, wird es nicht länger durch die Unwissenheit verhüllt; wenn man sich mit dem Selbst identifiziert – und nicht mit dem Mental, Leben und Körper und ihren Bewegungen oder ihrem kleinen Ego –, dann ist das die Befreiung des Selbstes.

Deine Erfahrung des kosmischen Selbstes, welches das kosmische Bewusstsein stützt – noch nicht deutlich, doch ein erster Eindruck –, ist die des atmans. Wenn das Bewusstsein aus diesem Zustand herabkommt, bringt es etwas davon in das vitale und physische Bewusstsein mit, und das Ergebnis ist, dass sich entweder diese Teile oder zumindest das Vital öffnet und mit dem Herabgebrachten in Berührung kommt. Das träge tamasikata oder das Unbehagen in den Beinen rührt davon her, dass das Physische nicht fähig ist, aufzunehmen oder zu assimilieren. Es wird aufhören, wenn dieser Teil sich öffnet, empfängt und zu assimilieren fähig ist.
Dort [in den alten Yoga-Systemen] war es das gelegentliche Herabkommen der Kraft mit dem Zweck, eine Verbindung herzustellen – hier nimmt die Herabkunft eine andere Form an mit dem Ziel, die grundlegenden Erfahrungen der Verwirklichung zu festigen.

Das, was in dich herabzukommen versucht, ist das Schweigen und der Friede des Selbstes – wenn es in seiner Vollständigkeit kommt, gibt es keine Ego-Wahrnehmung mehr, die in der Weite des Schweigens und Friedens des Selbstes untergegangen ist. Aber diese Verwirklichung findet zunächst nur im statischen Zustand des Selbstes statt – in den dynamischen Bewegungen mag das Ego noch aufgrund vergangener Gewohnheiten vorhanden sein, doch jedes Mal wenn man die Ego-Bewegung überwindet, hat man tiefer und voller das Gefühl, dass das Ego nachlässt. Vielleicht hat dich etwas berührt, das zu kommen versucht.

Ja, das Gefühl der individuellen Existenz kann völlig aufhören, wenn alles Friede und Weite ist. Man fühlt, dass man selbst der Friede, die Weite ist, doch nicht im individuellen Sinn – denn es ist der atman aller anderen auch. Später kann eine andere Art der Ich-Erfahrung kommen, doch ist es ein universalisiertes Ich, das alle anderen einschließt und mit allen anderen geeint und als solches im Göttlichen enthalten ist. Das ist es, was die Yogis manchmal das „große“ aham nennen, im Gegensatz zum kleinen. Ich habe es als die wahre Person bezeichnet.

Wenn das Wirken tatsächlich das des höheren Bewusstseins ist oder wenn es vorherrscht, verblasst das Ego – es gibt aber auch oft die Weite eines Sich-Öffnens an das universale mentale, vitale und physische Dasein, und wenn der Sadhak darauf mehr anspricht als auf das höhere Bewusstsein, wird er nicht frei. Manchmal vergrößert sich sogar das Ego. Aber wenn die Seele erwacht ist, besteht diese Gefahr nicht; man findet an Stelle des Egos sein wahres Wesen.

Der Friede, der von oben herabkommt, kann, wenn er sich im ganzen Wesen festigt, dem niederen Wirken Einhalt gebieten. Das aber ist nicht genug, wenn man auch die dynamische Seite des Wesens auf der Linie des Yoga entwickeln will.

Das bedeutet, dass die Macht noch auf das physische Bewusstsein (das mechanische Mental und das Unterbewusste) einwirkt, um dorthin die Stille zu bringen. Manchmal tritt die Stille ein, jedoch nicht vollständig, manchmal behauptet sich das mechanische Mental. Dieses Pendeln drückt sich in einer entsprechenden Bewegung aus. Selbst wenn ein plötzlicher oder schneller umwandelnder Schock oder ein Herabschießen [der Kraft] stattfindet, muss es danach verarbeitet werden – das jedenfalls war immer meine Erfahrung. Die meisten jedoch durchlaufen zuerst diesen langsam vorbereitenden Prozess.

Wenn die höheren Bewusstseinsteile intensiv aktiv sind, ist die Möglichkeit, dass das mechanische Mental tätig ist, sehr stark vermindert. Es mag in Augenblicken der Entspannung oder Ermüdung die Oberhand gewinnen, doch ist es meist dann nur auf untergeordnete Weise tätig, was man nicht bemerkt.

Deine Beschreibung des festen, kühlen Blocks aus Frieden, der auf den Körper presst und ihn reglos macht, gibt die Gewissheit, dass es das ist, was wir in diesem Yoga die Herabkunft des höheren Bewusstseins nennen. Eine tiefe, intensive oder massive Substanz aus Frieden und Stille ist sehr häufig die erste seiner Mächte, die herabkommen, und viele erfahren es auf diese Weise. Zunächst kommt und bleibt es nur während der Meditation oder, ohne dass man das Gefühl von physischer Trägheit oder Reglosigkeit hat, eine kleine Weile länger und verliert sich danach; doch bei einem normalen Verlauf der Sadhana kommt es immer mehr, bleibt länger und wird schließlich als andauernder tiefer Friede, als innere Stille und Befreiung zum normalen Charakter des Bewusstseins, ja eigentlich zur Grundlage eines neuen Bewusstseins, still und befreit.
Ganz bestimmt ist deine Vorstellung von der Seele eine mentale Konstruktion, die man vermeiden sollte. Der Seele wohnt tatsächlich die Eigenschaft des Friedens inne, aber das ist nicht ihr wesentlicher Charakterzug, wie es der des Selbstes oder atmans ist. Die Seele ist das göttliche Element im Einzelwesen, und ihre charakteristische Macht ist, alles dem Göttlichen zuzuwenden, das Feuer der Läuterung zu bringen, das Streben, die Weihung, das wahre Licht der Unterscheidung, das Fühlen, den Willen – ein Wirken, das nach und nach die ganze [menschliche] Natur umwandelt. Ruhe, Frieden und Schweigen im Herzen und damit im vitalen Teil des Wesens sind notwendig, um die Seele zu erreichen, in sie einzutauchen, denn die Störungen der vitalen Natur, Begehren, eine ego- oder weltbezogene Emotion bilden den hauptsächlichen Teil jenes Schirmes, der die Seele vor der [äußeren] Natur verbirgt. Wenn du das Eintauchen vollziehst, ist es daher besser, frei von mentalen Konstruktionen zu sein und nur das Gefühl des Strebens, der Weihung, des Selbst-Gebens an das Göttliche zu haben.

Es ist das Schweigen und die Stille des höheren Bewusstseins, die den Druck nach unten in den Körper verursachen. Wenn sie zum ersten Mal voll herabkommen, entsteht das Gefühl, eine „reglose Statue“ zu sein. Nachher werden Stille oder Schweigen frei und normal.

Den Frieden ganz konkret im Gehirn zu fühlen, bedeutet vermutlich, dass er stofflich, solide und physisch berührbar geworden ist oder im Begriff war zu werden – „der Friede in den Zellen“. Alles ist eine „Substanz“– selbst Friede, Bewusstsein, Ananda – nur die Kategorien der Substanz sind verschieden.

Sicher kann der Friede auch in das äußere Bewusstsein kommen – er soll es sogar tun. Dem Körper ist es durchaus möglich, den Frieden und die Stille zu ertragen; schwieriger ist es für ihn, das volle Spiel der Kraft zu ertragen; wenn aber der Friede einmal im Körper gefestigt ist, gibt es keine derartige Schwierigkeit mehr.

Der Friede kann in das Physische herabgebracht werden – in seine eigentlichen Zellen. Die aktive Umwandlung des Physischen ist es, die in ihrer Ganzheit nicht ohne supramentale Herabkunft geschehen kann.

Wenn der Körper an den Frieden gewöhnt ist, kann der Friede selbst dynamisch werden.

Eine Empfindung von Kühle zeigt meist eine Berührung oder Herabkunft des Friedens an. Das menschliche Vital empfindet ihn als regelrechte Kälte, denn es befindet sich immer in einem Fieber der Rastlosigkeit.

Die Kühle ist eine sehr allgemeine Erfahrung, der kühle Geruch aber ist ungewöhnlich. Manchmal stellen die Menschen einen Wohlgeruch fest, aber nicht in diesem Zusammenhang – vielleicht beobachten sie es auch nicht so genau.

Wenn die Kühle in Dumpfheit übergegangen ist, ist es durchaus möglich, dass es sich nur um etwas Physisches handelte. Doch fand vielleicht tatsächlich ein Einströmen statt, und erst später erfolgte eine Reaktion durch die niedere Trägheit, die charakteristische Erwiderung der physischen Natur auf Frieden und Ruhe. Wenn die Trägheit aufkommt, können mit ihr ganz mechanisch die alten Bewegungen emporkommen, die bereitzustellen das Unterbewusste immer gerüstet ist. In gewissem Sinn sind diese Trägheit und der Friede das lichte und dunkle Gegenstück zueinander, tamas und sama – die höhere Natur, die ihre Erholung im Frieden findet, die niedrigere, die sie in einer Entspannung der Energie und einer Rückkehr zum Unterbewussten, tamas, sucht.

Schweigen braucht keine Mattigkeit zu verursachen; im Schweigen liegt alle nur denkbare Stärke. Es ist aber möglich, dass in deinem Hang zum Schweigen eine Neigung besteht, die Energie aus dem Körper-Bewusstsein zurückzuziehen. Das würde physische Trägheit mit sich bringen.

„Der Körper empfand Müdigkeit“ – das ist es, was ich mit der Gewohnheit des tamas meine. Der Körper kann die ständige Erfahrung nicht ertragen, er empfindet sie als eine Anstrengung. Das ist bei den meisten Sadhaks der Fall. Bei dir aber scheint das Hemmnis, wenn es auftritt, große Intensität zu entwickeln. Ich habe dir bereits mitgeteilt, wie du dich davon befreien kannst, was aber nicht an einem Tag geschehen kann, weil es sich um eine feste Gewohnheit der Natur handelt und es eine gewisse Zeit dauert, sich von einer festen Gewohnheit zu befreien. Wenn du dich aber durch ihr Kommen nicht stören lässt und dich fest und stetig damit auseinandersetzt, kann es schneller gehen.

Solange der mentale Wille in die Trägheit einwilligt, ihr gegenüber gleichsam passiv wird, bleibt man in einem passiven Zustand, und es wirkt kein Impuls dagegen, bis er von selbst verschwindet. Solange der mentale Wille oder selbst der vitale Wille oder ein dynamischer Teil der Natur davon [von der Trägheit] unberührt bleibt und reagieren kann, besteht eine Bemühung, die Trägheit abzuwerfen, was die Zwischenzeit abkürzen kann.

Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Herabkunft des Friedens und einer Depression. Trägheit kann aufkommen, wenn das physische Wesen den Druck zur Ruhe fühlt, ihn jedoch in reine Inaktivität wendet – was aber genaugenommen nicht eine Herabkunft genannt werden kann – zumindest keine vollständige, da das Physische nicht daran teilnimmt.

Beschwerden dieser Art (Nachlassen des Gedächtnisses) sind im Verlauf der Sadhana sehr häufig. Ich vermute, dass das übliche Funktionieren des Gedächtnisses zeitweilig durch das mentale Schweigen oder den physischen tamas aufgehoben wird.

Durch die Wandlung des Bewusstseins kann ein bewussteres und vollkommeneres Funktionieren des Gedächtnisses den alten Mechanismus ersetzen.

Wenn das innere Wesen sein Abgelöst-sein einmal gründlich gefestigt hat, können selbst Ozeane von Trägheit es nicht daran hindern, sie zu bewahren. Dieses Abgelöst-sein gründlich zu festigen, ist das erste, was geschehen muss, um eine sichere Grundlage im Yoga zu haben. Wenn der Friede in den inneren Teilen gründlich gefestigt ist, wird auch das Abgelöst-sein sicher und dauerhaft.

Wenn das innere Wesen sicher ist, gibt es kein Ringen mehr, kein Überwältigt-werden durch Trägheit oder Depression oder andere grundlegende Schwierigkeiten. Das Übrige kann fortschreitend und ruhig getan werden, einschließlich des Herabkommens der Kraft. Das äußere Wesen wird zu einer reinen Maschine oder Instrumentierung, die in Ordnung gebracht werden muss. Es ist nicht so einfach, im inneren Wesen völlig mukta zu sein.

Tamas muss in sama verwandelt werden, in den Frieden und die Ruhe der höheren Prakriti, und dann mit tapas und jyoti (dem wahren spirituellen Licht) erfüllt werden. Das aber kann im Physischen nur dann vollständig geschehen, wenn das Physische schließlich durch die supramentale Macht umgewandelt ist.

Du kannst rajas und tamas nicht austreiben, du kannst sie lediglich wandeln und sattva überwiegen lassen. Tamas und rajas verschwinden nur dann, wenn das höhere Bewusstsein nicht nur herabkommt, sondern auch alles bis hinab zu den Zellen des Körpers kontrolliert. Sie verwandeln sich dann in die göttliche Ruhe, den göttlichen Frieden und die göttliche Energie oder tapas – schließlich verwandelt sich auch sattva in das göttliche Licht. Was das anbelangt, ruhig zu bleiben, wenn tamas vorherrscht, so ist dazu zu sagen, dass es auch eine tamasische Ruhe gibt.

Die drei gunas werden geläutert und vergeistigt und in ihre göttlichen Entsprechungen gewandelt: sattva wird jyoti, das wahre spirituelle Licht; rajas wird tapas, die echte göttliche Kraft; tamas wird sama, die göttliche Ruhe und Rast, der göttliche Friede.

Was du sagst, ist richtig. Alle unerwünschten Dinge sind eine Fehldeutung in der [Welt der] Unwissenheit von etwas, das auf einer höheren Ebene wünschenswert ist oder sein könnte. Trägheit, tamas, ist die Fehldeutung des göttlichen sama, von Ruhe, Stille und Frieden; Schmerz ist die Fehldeutung des Ananda, Lust die der Liebe usw. Erst wenn man sich von den niederen Entstellungen befreit hat, können die höheren Dinge in ihrer Wahrheit herrschen.

Jeder Fehler der [menschlichen] Natur in der [Welt der] Unwissenheit ist eine Entstellung von etwas in der höheren Natur – eine Deformierung, die sogar auf eine Perversion hinausläuft. Die symbolische Wahrnehmung hiervon hattest du in deiner Erfahrung.

Man nimmt an, dass die Schöpfung aktiv ist, wenn sich die drei Eigenschaften (sattva, rajas, tamas) nicht im Gleichgewichtszustand befinden, wenn Ungleichheit und eine Bewegung der Veränderung herrschen – im anderen Fall wird alles zur bewegungslosen ursprünglichen Prakriti. Ich habe Zweifel, ob es wirklich so ist.

Die Erfahrungen, von denen du berichtest, kennzeichnen einen großen Fortschritt – der Übergang von der Wahrnehmung der aufsteigenden Kraft zur Wahrnehmung der herabkommenden Shakti. Denn die spiralförmigen Windungen des Lichtes, die du sahst und deren Auswirkungen du fühltest – das Eintauchen in Schweigen und Frieden, den Frieden des Atmans oder Brahman-Bewusstseins –, sind meist eine erste Auswirkung, sichtbare Formen der dynamischen Herabkunft der Göttlichen Kraft von oben; ebenso der Übergang von der Verwirklichung des statischen Brahmans mit der Empfindung, dass das Welten-Dasein unwirklich ist, zur Verwirklichung des Zustandes des dynamischen Einen. Das ist ein beachtlicher Schritt im integralen Yoga.

Das Brahman-Bewusstsein wird manchmal als ein statisches Bewusstsein beschrieben, es hat aber zwei Aspekte, statisch und dynamisch, und wenn beide vereint sind, wird es integral. Das ist das größere Bewusstsein, wovon ich in dem von dir angeführten Satz spreche, größer als das, welches allein das Brahman-Schweigen und die Brahman-Reglosigkeit wahrnimmt, oder als das, welches allein die kosmische Existenz und Tätigkeit wahrnimmt.

Mit Kraft meine ich nicht mentale oder vitale Energie, sondern die Göttliche Kraft von oben – wie der Friede und die Weite von oben kommen, so auch diese Kraft (Shakti). Nichts, nicht einmal Denken oder Meditieren kann ohne ein Wirken der Kraft geschehen. Die Kraft, von der ich spreche, ist eine Kraft, die Erleuchtung, Umwandlung, Läuterung bewirkt, all das, was im Yoga getan werden muss, um die feindlichen Kräfte und falschen Bewegungen auszuschalten – es ist natürlich auch eine Kraft für die äußere Arbeit, gleichgültig, ob sie bedeutend oder gering erscheint, wenn sie eine Sache des göttlichen Willens ist. Ich meine keine persönliche egoistische oder rajasische Kraft.

Macht bedeutet Stärke und Kraft, die Shakti, die dich befähigt, allem was geschehen kann, entgegenzutreten, es zu überwinden und ihm standzuhalten, auch das auszuführen, was der Göttliche Wille dir aufgibt. Das kann viele Dinge mit einschließen, wie Macht über Menschen, Ereignisse, Umstände, Mittel und Wege usw. Aber all dies ist nicht von mentaler oder vitaler Art, sondern ein Wirken durch die Einheit des Bewusstseins mit dem Göttlichen und allen Dingen und Wesen. Es ist nicht individuelle Stärke, die auf bestimmten persönlichen Fähigkeiten beruht, sondern die Göttliche Macht, die das Einzelwesen als Instrument benutzt. Zwischen ihr und okkulten siddhis besteht kein besonderer Zusammenhang.

Was ist mit eigener Kraft gemeint? Alle Kraft ist kosmisch, und das Einzelwesen ist lediglich ein Instrument – eine gewisse Menge Kraft kann in ihm gespeichert sein, doch wird es hierdurch nicht seine eigene. Es gibt bestimmte Möglichkeiten in der Erfahrungsweise. Als erste die, dass ein Glaube vorhanden ist oder manchmal eine mentale Verwirklichung, und das ist als solches genug, um für die Kraft der Mutter offen zu sein, damit sie, wenn man sie braucht oder ruft, verfügbar ist. Auch wenn man die Kraft nicht kommen fühlt, sind dennoch die Auswirkungen vorhanden und erkennbar. Eine andere Möglichkeit ist, dass man sich wie ein Instrument fühlt und die Energie wahrnimmt, die sich dieses Instrumentes bedient. Eine dritte ist der Kontakt mit der Macht über uns und ihre Herabkunft (spontan oder bei einem Ruf) in den Körper – das ist der konkretere Weg, weil man physisch die Kraft in sich wirken fühlt. Und endlich gibt es einen Bewusstseinszustand des engen, inneren Kontaktes mit der Mutter, der eine ähnliche Auswirkung hat.

Kraft ist die essentielle Shakti; Energie ist der wirkende Impuls der Kraft, ihre aktive Dynamik; Macht ist die Fähigkeit, die der Kraft entstammt; Stärke ist gefestigte Energie, die im adhar gespeichert wird.

Eine passive Kraft hat keine Bedeutung – Kraft ist immer dynamisch. Nur kann eine Kraft auf der Grundlage von ruhiger Passivität wirken, so wie in der stofflichen Welt die Kraft auf einer Grundlage von Trägheit wirkt.

Hinter jeder Tätigkeit steht eine Kraft, die auf eine Weise wirkt, die jener Tätigkeit angemessen ist. Sie nimmt all diese vielen Formen an, um wirken zu können, ist aber die eine Kraft.

Ich habe niemals die verschiedenen Formen der Kraft klassifiziert; es können Hunderte oder Tausende sein. Kraft gebraucht jeweils die Form, die der Arbeit entspricht, die sie zu verrichten hat.

Wissen kommt von oben, wie Licht und Frieden und alles Übrige auch.
In dem Maß, wie Bewusstsein sich fortschreitend entwickelt, kommt es von einer immer höheren Ebene. Zuerst ist es das höhere erleuchtete Mental, das vorherrscht, dann das intuitive, dann das Obermental, zuletzt das Supramental; das ganze Bewusstsein aber muss genügend umgewandelt sein, bevor das supramentale Wissen kommen kann.

Es gibt spezielle Kräfte des Lichtes, und es gibt ihr Spiel, das den Erfordernissen entspricht, doch kann man im Licht als solchem genauso leben, wie man im Frieden oder Ananda leben kann.
So wie Frieden und Ananda durch das ganze System fließen können und sich schließlich stabilisieren, so dass sie im Körper und der Körper und das ganze Wesen in ihnen sind – man könnte beinahe sagen, dass sie es sind, dass sie der Frieden und Ananda sind –, so ist es auch mit dem Licht. Es kann in den Körper strömen, jede Zelle zum Leuchten bringen, sich festigen und ihn von allen Seiten mit einer einzigen Flut von Licht umgeben.

Das Licht dringt in den Körper weder in Form von Kugeln noch in Form von Blitzen ein, sondern wie ein Strömen oder ein Meer von Licht, umgibt ihn und erleuchtet den ganzen Bereich des Bewusstseins. Licht und Glanz können auch als lebhaftes Gefühl erfahren werden, ohne dass man sie sieht. Im Allgemeinen wird es als ein kräftiges weißes oder diamantenes oder goldenes Licht gesehen oder gefühlt, oder als etwas was dem Sonnenlicht gleicht, oder bei manchen als ein blaues oder bläulich-weißes Licht.

Licht oder Lichtstrahlen sind immer das Licht des höheren Bewusstseins, das im Wesen wirkt, um das Bewusstsein zu erleuchten oder zu läutern oder zu erwecken oder der Wahrheit anzupassen.

Es hängt von der Farbe des Lichtes ab. In jedem Fall ist es das Licht der Kraft von oben. Alle Lichter sind Anzeichen einer Kraft oder Macht. Die Aufgabe der Lichter sowie der Kräfte, die sie verkörpern, ist es, in ihrem Herabkommen auf die niedere Natur einzuwirken und sie zu wandeln.

Eine Definition ist weder notwendig noch möglich. Licht ist Licht, genau wie das Licht, das du siehst, nur ist es feinstofflich – es läutert das Bewusstsein, wirkt wie eine Kraft und macht die Erkenntnis möglich.

Das Göttliche Licht hat keine Funktion – es ist einfach das Licht des Göttlichen Bewusstseins. Seine Auswirkung besteht darin, dass es erleuchtet, die Dunkelheit und Unklarheit beseitigt und die menschliche Natur für das wahre Bewusstsein, Wissen usw. bereit macht.

Licht ist die Macht, die alles erhellt, worauf es fällt – das Ergebnis kann eine Vision sein, Erinnerung, Wissen, rechter Wille, rechter Impuls usw.

1. Wenn sich das Lid über dem Schädel öffnet, bedeutet es, dass sich das mentale Wesen dem Göttlichen Licht geöffnet hat; die Flammen zeigen ein mit Licht erfülltes Streben an, das aufsteigt, um den mentalen Teil mit dem zu verbinden, was über dem Mental ist.
2. Das Göttliche Licht über uns hat verschiedene Farben. Weiß ist die göttliche Macht der Reinheit, Blau das Licht des spirituellen Bewusstseins, Gold die Tönung des supramentalen Wissens oder des Wissens von den dazwischenliegenden Ebenen.
3. OM (goldfarben), das in den Himmel steigt, bedeutet das supramentalisierte kosmische Bewusstsein, das sich zum transzendenten Bewusstsein erhebt.
Unter (1) und (2) wird etwas angezeigt, das gegenwärtig geschieht, oder eine Möglichkeit, die sich zu verwirklichen sucht. (3) symbolisiert den Vorgang des Yoga, der, wenn diese Möglichkeit verwirklicht ist, aufgenommen und bis zu seinem natürlichen Ziel verfolgt wird.

Das Feuer ist das göttliche Feuer des Strebens und der inneren tapasya. Wenn das Feuer immer wieder mit wachsender Kraft und in wachsendem Umfang in die Dunkelheit der menschlichen Unwissenheit herabkommt, scheint es zunächst in der Finsternis verschlungen und aufgezehrt zu werden; doch in dem Maß seines Herabkommens wird die Finsternis in Licht, die Unwissenheit und Unbewusstheit des menschlichen Mentals in spirituelles Bewusstsein gewandelt.

Es ist gut so. Die Macht über dem Kopf ist natürlich die Macht der Mutter – es ist die Macht des Höheren Bewusstseins, die ihren Weg für die Herabkunft vorbereitet. Dieses Höhere Bewusstsein, das die Empfindung einer weiten, grenzenlosen Existenz in sich birgt, von Licht, Macht, Frieden, Ananda usw., besteht immer über dem Kopf, und wenn etwas von der spirituellen Kraft herabkommt, um auf die Natur einzuwirken, kommt es von dort. Aber solange das Wesen nicht bereit ist, kann von einer vollen Herabkunft des Friedens, der Seligkeit usw. keine Rede sein. Sehr häufig besteht die erste Vorbereitung darin, auf die mentale, vitale und physische Natur auf eine Weise einzuwirken, dass die Seele, das seelische Wesen Gelegenheit erhält, sich zu offenbaren und die übrige Natur zu beeinflussen; zu diesem Zweck müssen alle wesentlichen Dunkelheiten im Mental und Vital bekämpft und hinausgeworfen und auch das Physische auf eine stoffliche Weise vorbereitet werden, damit die Herabkunft möglich werde. Das ist es, was so lange in dir vor sich ging. Es muss verstärkt und vollständiger werden, aber das Getane war ausreichend, um die Herabkunft des höheren Bewusstseins vorzubereiten. Zwei Dinge sind es, die stattfinden: ein Aufsteigen des Bewusstseins zu den höheren Ebenen in und über dem Kopf und eine Herabkunft des über uns befindlichen höheren Bewusstseins in das Mental, Vital und den Körper. Auf welche Weise es geschieht oder in welchen Stadien oder wie lange es dauert, ist bei jedem Menschen anders. Doch unterscheidet sich dieses neue Bewusstsein weitgehend vom gewöhnlichen, und während es kommt, geschehen viele Dinge, die dem Mental nicht widerfahren würden und ihm seltsam erscheinen mögen – zum Beispiel die Auflösung des Egos, das Sich-Öffnen in ein größeres Selbst, einen größeren Spirit, nicht begrenzt durch den Körper, für den der Körper nur ein kleines Instrument darstellt und nichts weiter. Man muss daher jede Furcht vor etwas Neuem von sich weisen und voll Ruhe und Vertrauen jeden Bereich neuer Erfahrung akzeptieren, sich auf die Göttliche Kraft der Mutter verlassen, die während der ganzen Wandlung hilft und stützt und schützt.

Ein Wort zu deiner Sadhana. Mir scheint, dass der Schlüssel deiner künftigen Entwicklung in der Erfahrung liegt, die dir, wie du sagst, einige Tage lang in K. zuteil wurde. „Ein Zustand voll Wissen, stiller Heiterkeit, Stärke, weitem Bewusstsein – alle Probleme automatisch gelöst –, ein fortwährender Strom von Macht, der durch das Stirnzentrum in den Körper eintritt, äußerst kraftvoll, eine ungestörte samata, ruhige Überzeugung, durchdringende Schau und klares Wissen.“ Das war das Bewusstsein des wahren Purusha in dir, der sich seines eigenen supramentalen Wesens bewusst ist, und das muss dein normales Bewusstsein und die Grundlage der Supramentalen Entwicklung werden. Zu diesem Zweck muss das Mental still und stark gemacht, das emotionale und vitale Wesen geläutert und das physische Bewusstsein auf eine Weise geöffnet werden, dass der Körper das Bewusstsein und die Macht aufnehmen und bewahren kann. Ich stelle fest, dass, während du die Erfahrung hattest, sie auch durch den Körper ausgedrückt wurde. Das ist ein Zeichen, dass die Fähigkeit in deinem physischen Wesen bereits vorhanden ist. Die Stille und Stärke werden von oben herabkommen – was du zu tun hast, ist, dich zu öffnen und sie aufzunehmen und gleichzeitig alle Bewegungen der niederen Natur zurückzuweisen, die sie daran hindern zu verweilen, da sie von Begierden und Gewohnheiten beherrscht werden, die mit dem wahren Wesen, der wahren Macht, dem wahren Wissen nicht übereinstimmen. Natürlich wird sich die höchste Macht selbst dir enthüllen und alle Hindernisse aus deiner Natur entfernen. Doch die Bedingung hierfür ist, dass sich nicht nur dein mentales, sondern auch dein vitales und physisches Wesen ihr öffnen und hingeben und die Hingabe an andere Mächte und Kräfte verweigern. Wie du selbst zu jener Zeit erfahren hast, wird dieses größere Bewusstsein von sich aus die Entwicklung des höheren Willens und Wissens herbeiführen. Seelische Erfahrungen der richtigen Art sind natürlich eine große Hilfe; in deinem Fall aber kann es sein, dass eine reiche Entwicklung der Seele erst später stattfinden wird oder in dem Maß, wie dieses Bewusstsein mit dem stillen Wissen, Willen und samata von den verschiedenen Teilen des Wesens Besitz ergreift.

Alles, was du in deinem Brief anführst, ist sehr ermutigend – es zeigt, dass die Kraft in dir und auf die richtige Weise wirkt. Zwei Dinge sind notwendig – die volle Verbindung deines Mentals und Vitals mit deinem seelischen Wesen und das Sich-Öffnen des Bewusstseins gegenüber dem Bewusstsein der Mutter über dir. Beides hat seinen Anfang genommen. Die Stimme, die sprach, war die deiner Seele, deines seelischen Wesens, und der Impuls, tief nach innen zu gehen, war der Anstoß, in die Tiefen der Seele einzutauchen. Auch das Bewusstsein, das den Ärger und die alten Bewegungen zurückwies und verwarf, war das der Seele.
Der von dir gefühlte Druck auf den Kopf, ist immer dann zu spüren, wenn der Druck des Höheren Bewusstseins über dir vorhanden ist, das Bewusstsein der Mutter, das in dich eintritt; die Kühle usw. werden auch oft während dieser Zeit gefühlt. Das erste Ergebnis war die Loslösung von persönlichen Kontakten, die Freiheit, Leichtheit, das Sich-Öffnen des Herzens, die Furchtlosigkeit und auch das Gefühl der Gegenwart der Mutter. Diese Dinge sind Zeichen des wahren Bewusstseins und Teil der spirituellen Natur. Zuerst kommen sie als Erfahrungen, später werden sie häufiger, dauern länger an und festigen sich in der Natur.

Deine Erfahrungen scheinen in Ordnung zu sein. Die erste ist die des höheren (yogischen oder spirituellen) Bewusstseins, das in den Körper von oberhalb des Kopfes herabkommt. Es wird häufig wie ein Strom empfunden, der durch den Kopf in den ganzen Körper fließt, und das erste, was es bringt, ist eine Herabkunft des Friedens. Eine der Folgen dieser Herabkunft ist, dass man ein inneres Wesen in sich fühlt, das von der äußeren Tätigkeit losgelöst ist und sie vom Hintergrund her stützt, ohne daran beteiligt zu sein – das ist die zweite Erfahrung. Die dritte [Erfahrung] hinsichtlich des Schlafes kommt, wenn man Vertrauen in die Mutter hat und wie in ihrem Schoß unter ihrem Schutz einschläft, umgeben von ihrer Gegenwart. Was den Traum anbelangt, so bedeuten die Beine das physische Bewusstsein, das noch unter einem doppelten Sog steht, einem aufwärts zum höheren Bewusstsein gerichteten, damit sich das physische Bewusstsein mit dem spirituellen einen kann, und dem anderen, nach abwärts zum niederen Bewusstsein gerichteten. Der mir zugewandte Blick bedeutet, dass das Wesen sich für die Aufwärtsbewegung entschlossen hat.

Die Weite ist die des höheren Bewusstseins, Gold ist die Farbe des Wahrheits-Lichtes, und die Kuh ist das Symbol des Lichtes des höheren Bewusstseins, das im Herabkommen alles in das Wahrheits-Licht wandelt.
Der Zustand der von keinem Geschehen beeinträchtigten Weite und Ruhe ist das natürliche Ergebnis der Herabkunft, die du in dieser Form erkanntest. Die unvoreingenommene Haltung gegenüber Arbeit oder Nicht-Arbeit ist ebenfalls ein Ergebnis dieser Herabkunft Meist ist es das Vital, das zur Arbeit drängt, und ohne diesen vitalen Impuls kann man nicht viel ausrichten. Wenn das höhere Bewusstsein in das Mental und Vital herabkommt, wird dieser Impuls ruhig, die Fähigkeit zu arbeiten aber bleibt erhalten – später, wenn sich das neue Bewusstsein gefestigt hat, wird die Arbeit wieder aufgenommen und mit einer anderen Kraft fortgesetzt, die den vitalen Impuls ersetzt und viel größer ist.

Der gute Zustand des Offenseins, zusammen mit der herabkommenden Kraft und das fortwährende Sich-Erinnern [der Mutter] – oder welch andere Form auch immer der Zustand annimmt – zeichnen das Entstehen des wahren Bewusstseins ab; es hält anfangs immer nur kurze Zeit an, weil das normale Bewusstsein nicht daran, sondern an etwas anderes gewöhnt ist. Doch nehmen seine Macht und Dauer ständig zu, bis es sich selbst erhalten kann, auch wenn das äußere Bewusstsein mit anderen Dingen beschäftigt ist. Zunächst bleibt es im Hintergrund als etwas, das hervortritt, sobald die äußere Inanspruchnahme beendet ist; später bleibt es [zwar auch] im Hintergrund, aber als etwas, das man genau wahrnehmen kann, und in einem noch späteren Stadium ist es immer gegenwärtig, so dass es dann zwei Arten von Bewusstsein gibt, das innere Bewusstsein, das immer mit der Mutter verbunden und voll ihres Wirkens oder ihrer Gegenwart oder voll von beidem ist, sowie das mit äußeren Dingen beschäftigte Oberflächen-Bewusstsein. Zuletzt beginnt sogar das Oberflächen-Bewusstsein, die direkte Verbindung [mit der Mutter] in der Tätigkeit selbst zu empfinden. Du brauchst dir über Zeiten, in denen sich der wahre Zustand nicht einstellt, keine Sorgen zu machen. Sie sind kein Zeichen dafür, dass du untauglich bist; es ist lediglich eine Zeitspanne, in der das hochkommt, was noch nicht umgewandelt ist, damit darauf eingewirkt und es zur Wandlung vorbereitet werden kann. Wenn das innere Bewusstsein gut gefestigt ist, finden diese Perioden nur noch im Oberflächen-Bewusstsein statt und sind nicht mehr so störend wie zuvor.
PS. Wahrscheinlich liegt die von dir empfundene Schwierigkeit im objektivierenden Mental, dessen Zentrum im Hals ist. Wenn dort kein Widerstand besteht, kommt die Kraft bis zur Herz-Ebene und weiter nach unten herab.

Das Wirken des höheren Bewusstseins beginnt meist nicht mit der Umwandlung der äußeren Natur – es wirkt auf das innere Wesen ein, bereitet es vor und wendet sich dann nach außen. Vorher hat jede Wandlung der äußeren Natur durch die Seele zu geschehen.

So ungefähr ist es. Das heißt, dass es immer Intensitätsschwankungen der wirkenden [Göttlichen] Kraft gibt. Sie kommt mit großer Macht und löst etwas zu Geschehendes aus. Dann ist sie entweder verborgen oder zieht sich ein wenig zurück oder wird zwar gefühlt, aber – wie du sagst – wie hinter einem Schirm, während etwas emporkommt, das für die Erleuchtung vorbereitet werden muss, worauf sie dann wieder in den Vordergrund tritt und dort tut, was getan werden muss. Früher hingegen, wenn der Schleier herabfiel, war alles vergessen und du hattest die Empfindung, als würde es nur Finsternis und Verwirrung geben, während, wie du jetzt richtig fühlst, die Unterstützung, die Hilfe, selbst das tiefere Bewusstsein immer vorhanden waren. Das geht den meisten Sadhaks in den frühen Stadien [der Sadhana] so. Es ist ein großer Fortschritt, eine entscheidende Verbesserung, wenn du fühlst, dass die Kraft vorhanden ist, auch wenn sie hinter dem Schirm wirkt und ebenso die Hilfe und Unterstützung, das stärker erleuchtete Bewusstsein. Das ist das zweite Stadium in der Sadhana. Im dritten, in dem es keinen Schirm mehr gibt, werden die Kraft und alles Übrige immer gefühlt, ob sie aktiv wirken oder während eines Übergangsstadiums zum Stillstand kommen.

Ja, die Kraft ist ganz konkret. Meist kommt sie zu Beginn zeitweilig von selbst herab – oder man ruft sie angesichts einer Schwierigkeit. Doch schließlich ist sie immer da und stützt und bestimmt die ganze Tätigkeit des Wesens.

Die Macht und der Friede, die herabkommen, stammen von einem über deinem Kopf befindlichen höheren Bewusstsein, von einem größeren Selbst, dessen sich dein Mental, das menschliche Mental im Allgemeinen, nicht bewusst ist. Es sind die Macht und der Friede des Göttlichen. Wenn sie dich von außerhalb des Körpers umgeben (daher empfindest du sie als äußerlich), ist es wie ein Schutz und eine Hülle. Sie kommen aber auch in den Körper herab, in den Kopf (Mental), in das Herz und den Nabel (Vital) und erfassen den ganzen Körper, arbeiten in dir und tun das zur Wandlung des Bewusstseins Erforderliche. Wenn du sie dort nicht fühlst, wenn du sie nur als äußerlich empfindest, so deshalb, weil du sehr stark im äußeren, physischen Bewusstsein lebst – tatsächlich aber wirken sie in deinem inneren Wesen. Wenn du das innere Bewusstsein entdeckst, fühlst du sie [die Macht und den Frieden] wieder im Inneren, und sie erwecken dein eigenes wahres Bewusstsein, das Seelische in dir – und nur die Seele gibt Glauben und Hingabe. Es ist jedoch ein großer Fortschritt, wenn du sogar in deinem äußeren physischen Bewusstsein empfindest, wie dich der Frieden einhüllt.

Warum sollte es Einbildung sein? Wenn eine Berührung durch das höhere Bewusstsein stattfindet, schafft sie, solange sie anhält, eine essentielle Reinheit, an der alle Teile des Wesens teilhaben können. Und selbst wenn das äußere Wesen nicht aktiv daran teilhat, kann es zur Ruhe gelangen, so dass das gesamte innere Wesen durch nichts daran gehindert wird, die Wahrheit einer bestimmten Erfahrung zu verwirklichen. Der Zustand hält nicht an, weil es nur ein vorbereitender Kontakt und nicht die volle oder bleibende Herabkunft ist; solange er aber anhält, ist er real. Das Sex-Gefühl ist natürlich etwas im äußeren Wesen, die Perversion oder falsche Darstellung in der Natur – es ist das hauptsächliche Hindernis dafür, dass die Erfahrung sich wiederholt und schließlich etwas Normales wird. Es ist meist so, dass sich, nachdem eine Erfahrung stattgefunden hat, solch ein Widersacher zur Geltung zu bringen versucht.

Du verhältst dich dem Sex-Gefühl gegenüber auf die richtige Weise. Es gibt zwei Gründe dafür, dass es sich erhob, während du den Namen [der Mutter] wiederholtest. Der eine ist der, dass du mit der Anwendung des Namens der Mutter die Macht der Mutter rufst, und das erste Ergebnis besteht häufig darin, dass sich, um dem Druck zu widerstehen, die Schwierigkeit wie eine Schlange erhebt, deren Kopf berührt wurde; oder – von einem anderen Standpunkt aus betrachtet – sie erhebt sich, damit man sich mit ihr auseinandersetzt. Und zweitens, wenn das, was herabgebracht werden muss, der Ananda ist – der Ananda der Kraft, des Lichtes usw., besonders aber der Liebe –, dann erhebt sich die vital-physische Leidenschaft, um diesen Ananda zu kosten, sich mit ihm zu verbinden und ihn zu ergreifen in der Hoffnung, ihn in eine Art von sublimiertem vitalen Vergnügen zu wandeln. Wie allgemein bekannt, widerfährt das oft den Vaishnavas, wenn sie den samkirta ausüben. Für deinen Fall trifft wahrscheinlich der erste Grund zu, weil der Ananda der Liebe oder irgendein anderer noch nicht eingetreten ist, weshalb auch jene Erklärung unwahrscheinlich ist. Was die Kraft anbelangt, die in den Kopf herabkommt, so hat sie zwei Seiten – die eine ist der Friede, und wenn er vorherrscht, entsteht die Empfindung der Kühle; wenn stattdessen eine starke dynamische Tätigkeit stattfindet, kann das Gefühl von Hitze entstehen – Agni-Kraft. Die meisten Menschen fühlen diese beiden Dinge, sie sind keine Einbildung.

Du sprichst von einem Kampf (yuddha), der beginnt, wenn die Kraft herabkommt; solch eine Auswirkung aber ist nicht unumgänglich – der Fortschritt braucht nicht notwendigerweise über einen Kampf erzielt zu werden. Letzterer wird vielmehr ausgefochten, bevor die Kraft im Wesen wirkt, solange man noch danach trachtet, sich ihr zu öffnen, oder wenn sie noch von oben ihren Druck ausübt oder nur einen Teil und nicht die ganze Natur erfasst hat. Wenn die Kraft am Werk ist, erheben sich notwendigerweise die Unvollkommenheiten und Schwächen der Natur, um umgewandelt zu werden, doch braucht man mit ihnen nicht zu ringen; man kann sie ruhig als zu wandelnde Instrumentation der Oberfläche betrachten. Man sollte sie nicht mit „Gleichgültigkeit“ behandeln, denn das könnte Trägheit mit sich bringen, einen Mangel an Willen oder Impuls oder an dem Bedürfnis, sich zu ändern; man sollte sie vielmehr mit Loslösung betrachten. Loslösung bedeutet, dass man sich von ihnen distanziert, sich wegen ihres Vorhandenseins weder mit ihnen identifiziert noch durch sie erregen oder beunruhigen lässt, sie vielmehr als etwas betrachtet, das dem eigenen wahren Bewusstsein und wahren Selbst fremd ist, sie zurückweist, und in diese Bewegungen die Kraft der Mutter hereinruft, damit sie sie beseitige und das wahre Bewusstsein und seine Bewegungen nach dort bringe. Es muss der feste Wille zur Zurückweisung bestehen, der Impuls, sich von ihnen [den Unvollkommenheiten und Schwächen] zu befreien, doch ohne Ringen oder Kampf.
Als du die Kraft, die Konzentration und den Frieden fühltest, bedeutete es zweifellos, dass das wahre Bewusstsein im Kommen war; das konnte aber nicht die nächtliche Ruhelosigkeit hervorrufen. Wenn sie die Folge der eintretenden Kraft wäre, würde das bedeuten, dass die Ruhelosigkeit zunimmt, je mehr Kraft herabkommt. Das aber wäre absurd und ist nicht der Fall. Was geschah, war ganz einfach, dass mit dem Kommen der Kraft ein innerer oder spiritueller Friede sich einzustellen begann; als Widerstand dagegen erhob sich in den Nerven die alte Ruhelosigkeit, die geschlummert hatte, und versuchte, sich zu behaupten, wie es all diese gewohnheitsmäßigen Dinge der [menschlichen] Natur tun. In dem Maß wie das vitale Wesen und Nervenwesen auch vom Frieden ergriffen werden, verringern sich diese Dinge auf natürliche Weise und werden schließlich ausgemerzt. Man braucht sich nur ruhig und distanziert zu verhalten und den Frieden durch die wirkende Kraft auch nach dort bringen zu lassen. Verständige uns, wenn die Schwierigkeit anhält, damit wir uns darum kümmern können.

Die von ihm beschriebene Haltung, wenn sie auf die richtige Weise bewahrt wird, ist in Ordnung. Zunächst brachte sie ihm den Beginn einer wahren Erfahrung: das Licht (weiß und golden) und die Kraft, die vom sahasradala herabströmt und das [Körper-] System erfüllt; als sie jedoch mit den vitalen Teilen in Berührung kam, muss sie die prana-Energien in den Vital-Zentren erweckt haben (im Nabel und unterhalb); und da diese nicht geläutert waren, erhoben sich alle Unreinheiten (Ärger, Sex, Furcht, Zweifel usw.), und das Mental wurde durch das Emporschießen der ungeläuterten vitalen Kräfte umwölkt. Er sagt, dass all das jetzt abklingt, dass das Mental ruhig wird und im Vital die Impulse zwar auftreten, aber nicht anhalten. Aber nicht nur das Mental, sondern auch das Vital muss still werden; diese Impulse müssen durch Zurückweisung und Läuterung ihre Kraft der Wiederkehr verlieren. Völlige Reinheit und völliger Frieden müssen im gesamten adhar errichtet werden; nur dann wird er eine sichere und verlässliche Grundlage für weiteren Fortschritt haben.
Der Grund, warum die Kraft wieder aus ihm herausfließt, muss darin liegen, dass er sich erlaubt in träger Weise, zu passiv und allen Dingen gegenüber offen zu sein. Man sollte sich nur der Göttlichen Kraft gegenüber passiv verhalten, sonst aber darauf achten, sich nicht allen möglichen Kräften auszuliefern. Wenn er passiv wird, wenn er versucht, Gott in einer anderen Person zu sehen, wird er sich aller Wahrscheinlichkeit nach jeder Kraft preisgeben, die durch jene Person wirkt, wobei seine eigenen Kräfte zu dieser anderen Person allmählich abfließen können. Es wäre besser für ihn, es nicht auf diese Weise zu versuchen; rate ihm nach dem Frieden und der Stärke von oben zu streben, nach gänzlicher Reinheit, und sich nur dieser Kraft zu öffnen. Erfahrungen wie die, dass das Göttliche überall ist (nicht nur in dieser oder jener Person), werden dann von selbst kommen.
Unser Ziel ist die supramentale Verwirklichung, und wir haben das zu tun, was unter den Bedingungen des jeweiligen Stadiums hierfür nötig ist oder dazu beitragen kann. Gegenwärtig besteht das Erfordernis darin, das physische Bewusstsein vorzubereiten; hierfür ist es notwendig, dass im Physischen und in den niederen vitalen Teilen völliger Gleichmut und Friede und eine völlige Weihung herrschen, frei von persönlichem Fordern oder Begehren. Andere Dinge können auf ihre Zeit warten. Das gegenwärtige Erfordernis ist nicht, darauf zu beharren, der Mutter physisch nahe zu sein – was eines dieser anderen Dinge ist –, sondern das Sich-Öffnen des physischen Bewusstseins und die immerwährende Gegenwart und Führung [der Mutter] dort.

Das Sich-Öffnen des vitalen Mentals (oder irgendeines Teils) bedeutet nicht, dass das vitale Mental nun völlig offen oder gänzlich bekehrt ist, so dass dort nie wieder Finsternis, Unwissenheit, Irrtum, Widerstand oder irgend etwas anderes als das wahre Bewusstsein herrschen würden. Es bedeutet lediglich, dass das höhere Bewusstsein jetzt in der Lage ist, nach dort herabzukommen, zu wirken und etwas von sich in jenem Teil zu festigen. Jede Ebene, eine nach der anderen, bis hinab zum Physischen muss sich anfangs auf diese Weise öffnen. Solange dieses anfängliche Sich-Öffnen nicht in allen Teilen erreicht ist, kann es nirgendwo eine vollständige und endgültige Herabkunft des höheren Bewusstseins geben. Wenn das Nervenwesen und andere physische Teile nicht offen sind, kann selbst das denkende Mental nicht endgültig offen sein, denn es kann vom Widerstand; von der Finsternis usw. von unten beeinflusst werden. Mit dem Sich-Öffnen ist das vitale Mental nicht sofort so restlos offen, dass es bereits göttlich wäre und weder Stolz noch andere falsche Regungen mehr kennen würde.
Was das Nervenwesen anbelangt, so ist es Teil des physischen Bewusstseins, unterhalb des physischen Mentals und nicht darüber – die Nerven sind ein Teil des Körpers.

Das Auftreten von Störungen ist nicht das Ergebnis irgendeines Druckes von oben. Wenn nichts von oben käme, gäbe es keinen Frieden und keine Klarheit, und die Störungen würden dennoch weiterhin stattfinden und häufiger kommen.
Die Begierden gehörten einst zum vitalen Physischen; wenn aber im [menschlichen] Wesen der Friede in ausreichender Stärke vorhanden ist, verschwinden sie, und das vitale Physische wird frei und steht unter dem Einfluss der Ruhe. Die Kräfte der Störung sind nicht länger ein Teil der Person; sie warten aber, obwohl sie sich zurückgezogen haben in der [die Person umgebenden] Atmosphäre und sobald sich die Gelegenheit ergibt, versuchen sie zurückzukehren und vom äußeren Wesen wieder Besitz zu ergreifen oder, wenn das nicht mehr möglich ist, den inneren Frieden zu verhüllen. Das physische Vital ist daran gewöhnt gewesen, eine Zeitlang bereitwillig auf sie zu reagieren, daher können sie es jetzt, auch ohne dass es bereit dazu wäre, auf ihre Vibrationen reagieren lassen. Friede und Klarheit müssen eine solche Stärke erlangen, dass sie erhalten bleiben, selbst wenn diese Kräfte zurückkehren – dann wird der innere Friede, auch wenn das äußere Wesen oberflächlich beeinträchtigt wird, ungestört im Wesen weilen. Das ist eine wohlbekannte Phase des Fortschritts. Später kann eine Kraft herabgebracht werden, die machtvoll genug ist, auch das äußere Wesen mit einem so starken Frieden und einer so vollen Klarheit zu erfüllen, dass Störungen dort nicht länger auftreten können. Man kann sie manchmal noch in der Atmosphäre fühlen, wird aber nicht mehr von ihnen berührt.

Die Wiederzulassung der Kräfte der Störung durch das Vital-Physische geschieht nicht immer deshalb, weil das Vital-Physische es will, sondern auch, weil entgegen seinem Willen gewisse Einwirkungen oder Einflüsse die alten Vibrationen wiederbeleben, wobei die Gewohnheit des Erwiderns im Vital-Physischen so stark ist, dass es ungeachtet seiner selbst [seiner neuen Einsicht] darauf anspricht und eine Zeitlang unfähig ist, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Das geschieht in allen Teilen des Wesens, trifft aber besonders auf die physischen Teile zu – auf das physische Mental, das den gewohnten Gedanken nachgibt, auf das physische Vital, das den gewohnten Begierden und Impulsen nachgibt, auf den Körper, der den gewohnten Sinneswahrnehmungen, Krankheiten usw. usw. nachgibt. Oft schreiben mir die Sadhaks: „Aber ich will diese Dinge nicht, selbst mein Körper und Vital fühlen sich unbehaglich und wünschen sie hinweg; warum also kommen sie dennoch?“ Es ist die seit langem eingewurzelte Gewohnheit des Erwiderns, die zu stark ist für den noch zu ruhigen und passiven Willen (wenn es überhaupt Wille genannt werden kann) der Zurückweisung im angegriffenen Teil. Das trifft besonders für die physischen Teile zu, weil ihre eigentliche Natur aus einer passiven Ruhe besteht, aus der Gewohnheit, von Kräften angetrieben zu werden – es sei denn, sie werden von oben überwacht oder veranlasst, an den Ideen und dem Willen der höheren [Wesens-] Teile teilzunehmen.

Es muss das Vital-Physische sein, das in Tätigkeit ist. Es ist der Druck der Kraft, der den Widerstand sich tiefer und tiefer nach unten zurückziehen und offenbaren lässt, damit der Druck auch dorthin zu seiner Ausmerzung gebracht werde.

Der Druck des höheren Bewusstseins (Ebenen von blauem Licht jenseits des gewöhnlichen Mentals) ist herabgekommen und wirkt auf die Widerstände bis hinab zum Körper und darunter ein. Gleichzeitig wird die Last der unterbewussten Natur zu ihrer Befreiung emporgehoben – das ist der Sinn dieser Erfahrungen.

Das ist ein guter Fortschritt. Was den widerstrebenden Teil anbelangt, so besteht während einer langen Zeit irgendein Widerstand seitens einer Schicht des Physischen – eine Schicht öffnet sich, eine andere darunter bleibt dunkel. Wenn aber der Druck von oben anhält, erschöpft sich schließlich der Widerstand.
Die Stille während der Meditation, von der du sprichst, ist ein sehr gutes Zeichen. Sie kommt im Allgemeinen auf diese durchdringende Weise, wenn eine ausreichende Läuterung stattgefunden hat, die sie möglich macht. Auf der anderen Seite ist diese Stille selbst die sich abzeichnende Grundlage des höheren spirituellen Bewusstseins.
Vermutlich hast du recht hinsichtlich der Wandlung, die in vielen stattfindet. Sie schreitet voran, obwohl sie noch mit den Überbleibseln und der Wiederkehr der alten Natur durchsetzt ist.

Im ersten Zustand empfängst du durch das Mental, das auf sich selbst angewiesen ist, um die [Göttliche] Gegenwart aufzunehmen und an Licht und Macht von oben zu wachsen. Der Körper oder das äußere Bewusstsein nimmt vermutlich an seinen nach außen gewandten Teilen nicht teil, es gibt keine auslösende Energie für irgendeine andere Arbeit als die, an die das äußere Bewusstsein gewöhnt ist.
Im zweiten Zustand empfängt das Vital unmittelbar, und es findet sofort eine Umwandlung in kinetische Energie statt; denn das unmittelbare Empfangen durch das Vital oder auch die aktive Teilnahme des Vitals am Licht, an der Macht, dem Ananda ist es, das die Objektivierung und Durchführung und alle Arten von Arbeit und Tätigkeit möglich und leicht macht.

Was du schreibst, ist durchaus richtig. Der Körper ist meist nicht mit dem höheren Bewusstsein verbunden, er empfängt nur soviel wie möglich vom Mental. Er wird für die direkte Verbindung vorbereitet durch den Aufstieg des inneren oder feinen Körpers zu jener Ebene und die Herabkunft des höheren Lichtes von dort.

Die höhere Kraft kann unmittelbar in das physische Bewusstsein kommen in dem Sinn, dass das Übrige passiv bleibt, sie muss aber, um das Stoffliche zu erreichen, durch das Feinstoffliche hindurch.

Alle Erfahrungen, die die Zentren durchdringen, werden im Körper aufgezeichnet und scheinen dann Erfahrungen des Körpers zu sein; man hat jedoch zu unterscheiden zwischen der Widerspiegelung der Erfahrungen dort und den Erfahrungen, die zum physischen Körper-Bewusstsein selbst gehören. Es ist eine Frage des Bewusstseins und der freien Unterscheidung. Es gibt kein absolutes Gesetz für die Zeit.

Ich sprach lediglich von der Tatsache, dass das, was man im physischen Körper aufgezeichnet fühlt, in Wirklichkeit nur im feinstofflichen Körper stattfinden mag. Ob das in einem bestimmten Fall zutrifft oder aber eine direkte Erfahrung im physischen Körper ist, muss in jedem einzelnen Fall herausgefunden werden. Man muss für sich selbst erkennen, was es ist.

Warum „bloße“ Aufzeichnung? Wenn du glaubst, dass Erfahrungen im feinstofflichen Körper schwache, unbestimmte Dinge sind, irrst du dich – sie können durchaus so intensiv und plötzlich, so fühlbar und massiv sein wie jene des Körpers.

Jede Widerspiegelung oder jedes Ausströmen vom feinstofflichen Körper in das Physische würde ebenso als fühlbar empfunden werden.

Alle Erfahrungen können in die kleinsten Bestandteile des Wesens gebracht werden.

Es ist die Annäherung des höheren Bewusstseins an das Unterbewusste über die Seele und das Vital als den verbindenden Gliedern. Ohne das Vital könnte das Wirken nicht vollständig sein, ohne die Seele wäre es nicht möglich.

Das sind einige der Auswirkungen der Herabkunft des höheren in das ganz physische Bewusstsein. Es bringt Licht, Bewusstsein, Kraft, Ananda in die Zellen und in alle physischen Regungen. Der Körper wird bewusst und wachsam und führt die richtigen Bewegungen aus, er gehorcht dem höheren Willen oder aber tut es automatisch durch die Kraft des Bewusstseins, das in ihn eingetreten ist. Es wird dann leichter möglich, die Funktionen des Körpers zu kontrollieren und etwas Falsches richtigzustellen, sich mit Krankheit und Schmerz usw. auseinanderzusetzen. Die Tätigkeiten des Körpers und selbst die Geschehnisse, die von außerhalb auf ihn zukommen, werden besser beherrscht, zum Beispiel verringern sich Unfälle und kleine Missgeschicke. Der Körper wird ein wirksameres Instrument für die Arbeit. Es wird möglich, Müdigkeit auf ein Minimum zu reduzieren. Friede, Glück, Stärke und Leichtheit erfüllen das ganze physische System. Dies sind die sichtbaren und normalen Ergebnisse, die in dem Maß zunehmen, wie das Bewusstsein wächst; aber noch viele andere sind möglich, auch die Einung mit dem Erdbewusstsein, die immerwährende Empfindung des Göttlichen im Physischen usw. …
Natürlich ist es nicht leicht, das Physische auf diese Weise bewusst zu machen, denn es ist der Bereich des Unbewussten, der Finsternis und Trägheit – doch kann durch eine teilweise und hinlänglich wirksame Einführung des höheren Bewusstseins eine Grundlage geschaffen und das übrige Gelände in dem Maß erobert werden, wie die Auswirkung seiner Kraft [der Kraft des Bewusstseins] auf den Körper zunimmt.

Die Erfahrungen, die du kürzlich hattest, sind von beträchtlicher Bedeutung: Der dreifache Zustand des Wesens, die Empfindung des Göttlichen überall, die Erfahrung des Göttlichen Kindes im Universum. Die Bedeutung der beiden letzteren liegt auf der Hand. Der dreifache Zustand zeigt den eigentlichen Verlauf der Verwirklichung der Sadhana in den drei Teilen des Wesens an. Das Mental muss in das eine unendliche Bewusstsein des schweigenden Selbstes eintreten, das dann das ganze Wesen umhüllen wird; das Herz muss durch Anbetung, Liebe und Hingabe im dynamischen Göttlichen leben und seine Wohnstätte sein; das Vital und Physische (unterhalb des Nabels) müssen die Instrumente des Göttlichen Willens sein, reine, hingegebene Instrumente, die nichts anderes als diesen Willen ausdrücken.

Das blaue Licht, das unterhalb der Ebene des muladhara erscheint, bedeutet, dass es in das physische Bewusstsein (physisch-mental, physisch-vital, stofflich) eingetreten ist. Die beiden hauptsächlichen Hindernisse hier sind das mechanische Mental mit seinen Erinnerungen und Begierden der Vergangenheit sowie die alleräußerlichsten Sex-Regungen; sie müssen überwunden werden (besonders das mechanische Mental, denn die Bewältigung des Übrigen ist einfach, wenn es durch das eigentliche Vital nicht mehr unterstützt wird), damit das Licht das ganze physische Bewusstsein erfüllen kann. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es sich so stark erhob, als das Licht in diese Teile kam.

Dynamik ist überall, weil die Kraft (Shakti) überall ist. Die vollkommene Dynamik ist im Supramental; keine andere kann unfehlbar sein.
Auf welche Weise der Körper die höhere Dynamik empfängt, hängt vom Zustand des Körpers oder vielmehr vom physischen und äußersten stofflichen Bewusstsein ab. In dem einen Zustand ist er tamasisch, träge, nicht geöffnet und kann die Kraft weder ertragen noch empfangen noch enthalten; in einem anderen Zustand überwiegt rajas und versucht, sich der Dynamik zu bemächtigen, doch es vergeudet und verschüttet und verliert sie; in einem wiederum anderen Zustand herrschen Empfangsbereitschaft, Einklang, Ausgeglichenheit, und das Ergebnis ist eine harmonische Tätigkeit ohne Anstrengung oder Bemühung.

Eine dynamische Herabkunft bringt tapas [das essentielle Prinzip der Energie] und nicht sama [die göttliche Ruhe]. Es ist die immer stärker werdende Herabkunft des Friedens, die sama bringt – die dynamische Herabkunft trägt dazu bei, indem sie das Element der rajasischen Störung zerstreut und rajas in tapas wandelt.

Die Trägheit selbst ist kein dynamisches Prinzip. Die Natur der Trägheit ist apravrtti – die Tätigkeit des mechanischen Mentals ist pravrtti [der Impuls zu Tätigkeit und Werken], doch eine tamasische, dunkle pravrtti.

Durch die Herabkunft verändert die Trägheit ihren Charakter. Sie hört auf, ein Widerstand des Physischen zu sein und wird lediglich zu einem physischen Zustand, der in die wahre, grundlegende Reglosigkeit und Ruhe gewandelt werden muss.

4. Abschnitt
Er gebraucht das Wort Supramental zu leichthin; was er als Supramental beschreibt, ist ein sehr erleuchtetes Bewusstsein; es kann von einem modifizierten supramentalen Licht berührt worden sein, aber nicht von der vollen Macht des Supramentals; und in keinem Fall ist es das Supramental. Er spricht von einem supramentalen Teil, der unempfänglich ist – das ist unmöglich, das Supramental kann nicht unempfänglich sein. Das Supramental ist das Wahrheits-Bewusstsein selbst; es ist bereits im Besitz der Wahrheit und braucht sie nicht erst zu empfangen. Das Wort vijnana wird manchmal gebraucht für den höheren, erleuchteten Verstand, der in Verbindung mit der Wahrheit steht – und das muss der Teil in ihm sein, den er fühlte – aber das ist nicht das Supramental Man kann in das Supramental erst am eigentlichen Ende der Sadhana eintreten, wenn alle Schwierigkeiten verschwunden sind und es auf dem Weg der Verwirklichung kein Hindernis mehr gibt.

Du hattest ganz recht mit dem, was du über das Supramental geschrieben hast – die Menschen hier gebrauchen das „große Wort“ tatsächlich viel zu frei, also ob es etwas wäre, das in jedermanns Reichweite liegen würde. Das erste, das geschehen muss, ist die seelische Wandlung, und solange sie nicht genügend fortgeschritten ist, ist das Supramental etwas in Weiter Ferne, woran die Menschen überhaupt nicht zu denken brauchen. Du hast bestimmt Fortschritte gemacht, doch ist die Wandlung der äußeren Natur immer eine langsame Bewegung – das also braucht dich nicht zu beunruhigen.

Jeder sollte begreifen, dass das wahre, unmittelbare Supramental nicht zu Beginn der Sadhana kommt, sondern viel später. Als erstes findet das Sich-Öffnen und die Erleuchtung des mentalen, vitalen und physischen Wesens statt; als zweites die Intuitivierung des Mentals durch den Willen usw. und die Entwicklung des verborgenen Seelen-Bewusstseins, das fortschreitend das Oberflächen-Bewusstsein ersetzt; als drittes die Supramentalisierung des gewandelten mentalen, vitalen und physischen Wesens und schließlich die Herabkunft des wahren Supramentals und das Aufsteigen zur supramentalen Ebene.
Das ist die natürliche Reihenfolge im Yoga. Diese Entwicklungsstufen können sich überschneiden und ineinander übergehen, es mag viele Abweichungen geben, die letzten beiden aber kommen erst in einem vorgerückten Stadium des Fortschritts. Natürlich wird dieser Yoga durchwegs vom supramentalen Göttlichen gelenkt, zunächst aber über viele Zwischenbereiche; und von nichts, das in den frühen Stadien [der Sadhana] kommt, kann leichthin gesagt werden, dass es das unmittelbare oder volle Supramental sei. Das irrtümlicherweise anzunehmen, kann durchaus ein Hindernis für den Fortschritt sein.

Die Seele, wenn sie genügend entwickelt ist, kann stark genug sein, die vorbereitende Läuterung durchzuführen.
Nur das Supramental vermag das stoffliche Wesen umzuwandeln, das physische Mental und das physische Vital aber können durch das Wirken der Seele und des Obermentals sehr verändert werden. Die völlige Wandlung findet erst dann statt, wenn das Supramental seinen Einfluss ausübt. Gegenwärtig aber ist die Seele die Kraft, auf die man sich zur vorbereitenden Läuterung der niederen Natur verlassen kann.

Man muss über das Obermental und Supramental Bescheid wissen, aber nicht den Ehrgeiz haben, sie zu erreichen – es [das Supramental] sollte als der natürliche Abschluss der Sadhana betrachtet werden, der von selbst kommen wird. Die Konzentration sollte ausschließlich auf den unmittelbar bevorstehenden Schritt gerichtet sein – was immer zu dem jeweiligen Zeitpunkt es auch sei. Empfange also das Wirken der Macht und lass sie Schritt für Schritt alles ausarbeiten.

Das Wirken, das stattgefunden hat, war nicht supramental; die Tatsache, dass du dir eines Zentrums im Gehirn bewusst warst, zeigt, dass es über das Mental stattfand. Die wirkende Kraft war die Göttliche Macht, die so auf jeder Ebene wirken kann, auf der supramentalen, mentalen, vitalen oder physischen oder auf allen Ebenen zugleich. Das supramentale Wirken kann erst nach einer langen, zielstrebigen Yoga-Disziplin erreicht werden; es kann keine anfängliche Erfahrung sein.
Umso besser, dass keine mentale Erwartung bestanden hat; wenn eine Erwartung bestanden hätte, wäre das Mental tätig geworden, es hätte eingegriffen und entweder die Erfahrung entstellt oder verhindert, dass sie rein und vollkommen ist.

Was du über deine Sadhana sagst, ist vermutlich die richtige Deutung deiner Erfahrungen. Die zwei Dinge, von denen du sprichst, sind tatsächlich zwei Seiten der gleichen Bewegung. Das Sich-Öffnen und Klären der niederen Bereiche kann nur in dem Maß wirksam geschehen, wie dieses relative oder mentalisierte Supramental das Bewusstsein ergreift und sich dem höheren oder vermittelnden Supramental von oben öffnet und es herabbringt; und dies kann sich seinerseits im [menschlichen] Wesen nur in dem Maß festigen wie sich das Seelisch-Vitale und Physische öffnet, läutert und wandelt. Diese Zwischenbewegung muss sich fortsetzen, bis ein gewisses Gleichgewicht zwischen den beiden Bewegungen geschaffen ist, das die höhere befähigen wird, immerfort vom Wesen Besitz zu ergreifen und es mehr und mehr dem wahren supramentalen Wirken zu öffnen. Die Tätigkeit, die du aufnehmen musstest, war vermutlich notwendig, denn es ist der dynamische Teil deines Wesens, in dem die Mängel der niederen Natur den größten Einfluss haben und am meisten vorherrschen.

Die Frage, die sich erhoben hat und ständig erheben wird, ist auf eine Ungeduld im Vital zurückzuführen, jedes Stadium einer starken Erfahrung als das endgültige anzusehen und sogar für das Obermental, das Supramental oder die volle siddhi zu halten. Weder das Supramental noch das Obermental sind so leicht zu erreichen, nicht einmal, wenn man allein vom Wissen oder der inneren Erfahrung ausgeht. Deine Erfahrungen gehören zum spiritualisierten und befreiten Mental. In diesem Stadium kann es Hinweise von den höheren Mental-Ebenen geben, doch handelt es sich nur um vereinzelte Erfahrungen und nicht um eine volle Wandlung des Bewusstseins. Das Supramental gehört nicht dem Mental oder einer höheren Mental-Ebene an – es ist etwas völlig anderes. Kein Sadhak kann das Supramental durch seine eigenen Bemühungen erreichen, und der Versuch, es durch persönliche tapasya zu tun, war die Quelle vieler Fehlschläge. Man muss ruhig Schritt für Schritt gehen, bis das Wesen bereit ist, und selbst dann ist es nur die Gnade, welche die echte supramentale Wandlung bringen kann.

Das Tor des Supramentals kann nicht auf diese Weise aufgestoßen werden. Der adhar muss stetig vorbereitet, verändert und für die supramentale Herabkunft bereit gemacht werden. Es gibt verschiedene Mächte zwischen dem gewöhnlichen Mental und dem Supramental und diese müssen geöffnet und durch das Bewusstsein absorbiert werden – nur dann ist die supramentale Wandlung möglich.

Die Aussage „vom Supramental Macht zu empfangen, solange wir nicht bewusst sind“ klingt sonderbar. Man kann, auch wenn man nicht bewusst ist, eine höhere Kraft empfangen, denn die Göttliche Shakti wirkt oft hinter dem Schleier, andernfalls wäre sie überhaupt nicht fähig in dem unwissenden und unbewussten Zustand des menschlichen Wesens zu wirken. Doch ist die Natur der Kraft oder Tätigkeit abgeschwächt, um sich dem Zustand des Sadhaks anzupassen. Bevor man irgend etwas von der direkten supramentalen Macht empfangen kann, muss man ein sehr volles Bewusstsein entwickeln, und um selbst in abgeschwächter Form über das Obermental oder einen anderen Zwischenbereich etwas empfangen zu können, muss man bewusstseinsmäßig sehr fortgeschritten sein.

Es ist sehr unklug, wenn irgendjemand verfrüht behauptet, das Supramental erlangt oder auch nur einen Vorgeschmack davon bekommen zu haben. Eine derartige Behauptung wird meist von einem Ausbruch von Super-Egoismus begleitet, von einer völlig falschen Vorstellung oder einem schweren Fall, einem falschen Zustand und einer falschen Bewegung. Eine gewisse spirituelle Demut, eine ernsthafte, unanmaßende Selbst-Betrachtung sowie eine ruhige Erkenntnis der Unvollkommenheiten der gegenwärtigen eigenen Natur und, statt Eigendünkel und Geltungsbedürfnis, das Gefühl der Notwendigkeit, das gegenwärtige eigene Selbst zu überschreiten – nicht aus egoistischem Ehrgeiz, sondern aus Verlangen nach dem Göttlichen –, wären, wie mir scheint, für diese zerbrechliche, erdhafte, menschliche Struktur weit bessere Voraussetzungen, der supramentalen Wandlung entgegen zuschreiten.

Man muss bereits intuitiv bewusst geworden sein, um etwas über das Obermental und Supramental zu wissen. „Zeichen“ zu geben ist nutzlos, denn das Mental würde nur Fehler machen, wenn es versucht, mit Hilfe von Zeichen zu urteilen – man muss innerlich bewusst werden und auf direkte Weise zu Wissen gelangen.

Wer sagte dir, dass das Supramental in das physische Bewusstsein herabkommen würde, ohne dabei das Mental und Vital zu berühren?
Soviel steht fest – kein Teil der [menschlichen] Natur ist bis jetzt supramentalisiert worden; das ist erst möglich, wenn das ganze Wesen unter supramentalem Einfluss steht. Zuerst kommt der supramentale Einfluss – die supramentale Umwandlung kann erst nachher folgen.

Eine Berührung oder Beeinflussung durch das Supramental ist nicht das gleiche wie die Supramentalisierung. Die Annahme, dass das Physische vor dem Mental und Vital supramentalisiert werden könnte, ist völlig abwegig. Was ich gesagt habe war, dass das Mental und Vital nicht supramentalisiert werden könnten, solange das Physische bleibt wie es ist – unberührt von der supramentalen Herabkunft.

Nein, das habe ich keinesfalls gesagt. Es ist für das Supramental ganz unmöglich, den Körper zu erfassen, bevor die volle supramentale Wandlung im Mental und Vital stattgefunden hat. X und andere scheinen immer eine Art von unerklärlichem Wunder zu erwarten – sie verstehen nicht, dass das, was stattfinden muss, eine konzentrierte Evolution ist – rasch, aber dennoch dem Gesetz der Schöpfung folgend, so wie sie ablaufen muss. Ein übernatürliches Ereignis kann das Wunder eines Augenblicks sein. Von Dauer kann nur eine Wandlung gemäß dem Göttlichen Gesetz sein.

Das Supramental kann nicht in das Mental und Vital herabgebracht werden, ohne auch in das Physische herabzukommen; es ist zwar möglich, dass man seinen Einfluss fühlt oder etwas davon empfängt – es jedoch herabzubringen, bedeutet viel mehr als das.
Das Supramental ist ein leuchtendes Ganzes – es ist nicht ein Gemisch aus Licht und Unwissenheit. Wenn das physische Mental nicht supramentalisiert wird, wird im Mental eine Beimischung aus Unwissenheit bestehen; dann aber herrscht dort nicht das Supramental, sondern etwas anderes – genauso ist es mit dem Vital. All das, was sich gesondert im Mental manifestieren kann, ist ein teilweise supramentalisiertes Obermental.
Wenn sich das Supramental im Mental und Vital behaupten kann, muss es sich auch im Physischen behaupten können. Wenn es sich nicht im Physischen behaupten kann, kann es sich auch nicht im Vital und Mental behaupten; es ist dann etwas anderes und nicht das Supramental.

Das ist kaum möglich. Das Körperbewusstsein ist vorhanden und kann nicht übergangen werden; man kann also weder die höheren [Wesens-] Teile völlig umwandeln und sich mit dem Körper zu einem späteren Zeitpunkt befassen, noch jedes Stadium in all seinen Teilen vollenden, bevor man sich dem nächsten zuwendet. Ich habe diese Methode erprobt, hatte aber niemals Erfolg damit. Beim Obermentalisieren ist zum Beispiel eine vorwiegende Obermentalisierung von Mental und Vital der erste Schritt, doch behält das Körperbewusstsein all die niederen, nicht obermentalisierten Bewegungen bei, und solange diese nicht auf das Obermental-Niveau gebracht werden können, wird es keine obermentale Vollkommenheit geben, weil das Körperbewusstsein immer Fehler und Begrenzungen einfließen lassen wird. Um das Obermental zu vervollkommnen, muss man die supramentale Kraft rufen, und erst wenn das Obermental teilweise supramentalisiert ist, beginnt der Körper, allmählich obermental zu sein. Ich sehe keinen Weg, diese Entwicklung zu umgehen, obwohl es gerade das ist, was die Sache so langwierig macht.

Wenn eine höhere Kraft auf eine niedrigere Ebene herabkommt, wird sie durch die minderwertigere Substanz, die geringere Macht und die nicht mehr so reinen Bewegungen jener Ebene abgeschwächt und verändert. Wenn daher die obermentale Macht durch das erleuchtete Mental wirkt, offenbart sich nur ein Teil ihrer Wahrheit und Freiheit und wird wirksam – nur soviel wie durch dieses weniger aufnahmebereite Bewusstsein hindurch kann. Und selbst das, was hindurch gelangt, ist nicht mehr so echt ist mit einem anderen Stoff vermischt, weniger obermental und wird leichter in etwas modifiziert, das zum Teil Wahrheit und zum Teil Irrtum ist. Wenn diese verminderte, indirekte Kraft noch weiter in das Mental und Vital herabkommt, enthält sie immer noch einen Teil der schöpferischen Obermental-Wahrheit, ist aber mit entstellenden mentalen und vitalen Gestaltungen sehr durchsetzt, wodurch sie nur zur Hälfte wirksam und manchmal unwirksam ist.

Solange das Physische nicht bereit ist, können andere Ebenen vom Supramental nicht in Besitz genommen, sondern nur beeinflusst werden.

Wie ist es möglich, Mental und Vital zu vervollkommnen, solange das Physische nicht vorbereitet ist? Es gibt so etwas wie das mentale und vitale Physische, und solange diese nicht bereit sind, kann man von Mental und Vital nicht behaupten, völlig vorbereitet zu sein.

5. Abschnitt
Ohne Supramentalisierung kann es keine Unsterblichkeit des Körpers geben; die Möglichkeit hierfür liegt in der yogischen Kraft, und Yogis können 200 oder 300 Jahre oder noch länger leben, doch kann ohne das Supramental keine echte Grundlage dafür [für die Unsterblichkeit] geschaffen werden.
Sogar die Wissenschaftler nehmen an, dass der Tod eines Tages durch physische Mittel überwunden werden kann, und ihre Argumente sind durchaus stichhaltig. Es gibt keinen Grund dafür, warum die supramentale Kraft dazu nicht fähig sein sollte. Formen sind auf Erden nicht von Dauer (im Gegensatz zu anderen Ebenen), denn diese Formen sind zu starr, um zu wachsen und den Fortschritt des Spirits auszudrücken. Wenn sie dafür plastisch genug werden, gibt es keinen Grund, warum sie nicht andauern sollten.

Nun, weißt du nicht, dass Menschen im hohen Alter manchmal neue oder eine dritte Garnitur Zähne bekommen? Und wenn Affendrüsen Funktionen und Kräfte erneuern und das Haar auf einem kahlen Kopf wachsen lassen können – wie Voronoff es an Beispielen bewiesen hat – nun dann? Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Wissenschaft erst am Beginn dieser Experimente steht. Wenn sich diese Möglichkeiten der Wissenschaft auftun, warum sollte man dann, wenn sie durch andere (yogische) Mittel herbeigeführt werden, ihre völlige Unmöglichkeit erklären?

Es gibt den Tod, weil das Wesen im Körper noch nicht genügend entwickelt ist, um im gleichen Körper ohne die Notwendigkeit einer Veränderung weiterzuwachsen; auch ist der Körper selbst nicht bewusst genug. Wenn das Mental, Vital und Physische bewusster und plastischer wären, wäre der Tod nicht notwendig.

Der physische Tod bedeutet die Auflösung der physischen Form – aber nicht jede Form hört mit dem Tod auf zu bestehen.

Immunität gegenüber dem Tod – das heißt, den Körper nur zu verlassen, weil es der eigene Wille ist –, sowie Immunität gegenüber der Krankheit sind Dinge, die nur durch eine vollständige Wandlung des Bewusstseins erlangt werden können, die jeder Mensch in sich selbst entwickeln muss – es gibt keine automatische Immunität, ohne dies erreicht zu haben.

Der Tod hat kein gesondertes Dasein als solches, er ergibt sich lediglich aus dem Prinzip des Verfalls im Körper, und dieses Prinzip besteht bereits – es gehört zur physischen Natur. Andererseits aber ist er nicht unumgänglich; wenn man das erforderliche Bewusstsein und die erforderliche Kraft hätte, wären Verfall und Tod vermeidbar. Dieses Bewusstsein und diese Kraft in die Gesamtheit der stofflichen Natur einzubringen, ist aber das Schwierigste von allem – jedenfalls auf solche Weise in die Natur einzubringen, dass das Prinzip des Verfalls ausgeschaltet wird. Es besteht bereits im Unterbewusstsein und in der Materie, in welche du versuchst die Intuition und das Obermental herabzubringen. Es wollte in das subjektive Zentrum gelangen, um die höhere Macht sowohl im Mental als auch im Körper zu bekämpfen.

3Ich vermag keinen Doppelsinn zu erkennen. „En fait“ und „attachee“ vermittelt nicht den Sinn einer Unvermeidlichkeit. „En fait“ bedeutet einfach, dass tatsächlich, so wie die Dinge gegenwärtig liegen, alles Leben (auf Erden) mit dem Tod endet. Es vermittelt aber keinesfalls die Vorstellung, dass es niemals anders sein könne oder dass dies das unveränderliche Gesetz allen Daseins sei. Er [der Tod] ist gegenwärtig eine Tatsache, die auf bestimmte Ursachen zurückzuführen ist, welche festliegen und gewissen mentalen und physischen Umständen zuzuschreiben sind; wenn diese verändert werden, ist der Tod nicht länger unvermeidlich. Offensichtlich kann die Veränderung nur dann kommen, „wenn“ bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind – jeder Fortschritt und jede Veränderung durch die Evolution hängt von einem „wenn“ ab, dem entsprochen wird. Wenn das Tier-Mental nicht dazu gedrängt worden wäre, Sprache und Verstand zu entwickeln, wäre der mentale Mensch niemals ins Dasein getreten, aber diesem „wenn“, einem gewaltigen und ungeheuren „wenn“, wurde entsprochen. Von den verschiedenen „Wenns“ also hängt die Voraussetzung für weiteren Fortschritt ab.

Die Wandlung des Bewusstseins ist das Erforderliche, und ohne sie kann es keine physische siddhi geben. Die Vollkommenheit der supramentalen Wandlung aber ist nicht möglich, wenn der Körper bleibt wie er ist, ein Sklave von Tod, Krankheit, Verfall, Schmerz, Unbewusstheit und all dem anderen, was aus der Unwissenheit hervorgeht. Wenn diese weiterhin bestehen bleiben sollen, ist die Herabkunft des Supramentals wohl kaum notwendig – für eine Wandlung des Bewusstseins, welche die mental-spirituelle Vereinigung mit dem Göttlichen brächte, würde das Obermental, selbst das höhere Mental ausreichen. Die supramentale Herabkunft aber ist für ein dynamisches Wirken der Wahrheit im Mental, Vital und im Körper notwendig. Das würde als letztes Ergebnis die Beendigung der Unbewusstheit des Körpers mit sich bringen, der nicht mehr länger von Verfall und Krankheit abhängig wäre. Es würde bedeuten, dass er nicht mehr dem gewöhnlichen Prozess, der den Tod zur Folge hat, unterworfen wäre. Wenn der Körper gewechselt werden müsste, würde es aus freiem Willen desjenigen geschehen, dem er angehört. Das (und nicht der Zwang, 3000 Jahre leben zu müssen, denn das wäre wiederum eine Bindung) wäre das Wesen der physischen Unsterblichkeit. Wenn man jedoch den Wunsch hätte, 1000 Jahre oder länger leben zu wollen, wäre dies nicht ausgeschlossen, vorausgesetzt man hätte die vollständige siddhi erlangt.

Das ist der Einwand des Mayavadins4, für den alle Schöpfung nutzlos und unwirklich, weil vergänglich ist – selbst das Leben der Götter hat keinen Sinn, da es sich in der Zeit und nicht im Zeitlosen abspielt. Wenn aber die Schöpfung irgendeinen Sinn hat, ist es sinnvoll, eher eine vollendete als eine nicht vollendete Schöpfung zu haben. „Willentlich verlassen werden muss …“ ist ein Widerspruch in sich. Man behält den Körper mit einem erleuchteten Willen solange man will und verlässt oder verändert ihn entsprechend dem gleichen Willen. Das ist etwas ganz anderes als ein Körper, der fortwährend durch Begehren, Leiden und Tod, ausgelöst durch Verfall und Krankheit, bedrängt wird. Unter der Voraussetzung natürlich, dass die göttliche Schöpfung oder irgendeine Schöpfung der Mühe wert ist.

Zum zweiten Einwand5 wäre zu sagen, dass Wandlung und Fortschritt vom supramentalen Leben nicht ausgeschlossen sind. Ich sehe nicht ein, warum die Wandlung der Zellen, wenn sie sich im supramentalisierten Körper fortsetzen sollte, den Wert der Umwandlung mindern würde, wenn es eine Wandlung in etwas Gleichwertiges oder Bewussteres und Leuchtenderes wäre.

Das Bewusstsein mit dem Göttlichen zu verschmelzen, die ganze Natur durch das seelische Wesen überwachen und verändern zu lassen und sie immer dem Göttlichen zuzuwenden, bis das ganze Wesen im Göttlichen leben kann, das ist die Umwandlung, die wir suchen. Weiterhin gibt es die Supramentalisierung, die aber die Umwandlung lediglich zu ihren höchsten und weitesten Möglichkeiten führt, nicht aber ihre eigentliche Natur ändert.
Unsterblichkeit ist eines der möglichen Ergebnisse der Supramentalisierung, nicht aber ein unumgängliches Ergebnis, und sie bedeutet nicht eine ewige und unbegrenzte Verlängerung des Lebens, so wie es gegenwärtig ist. Viele sind der Meinung, dass sie das bleiben würden, was sie [gegenwärtig] sind, mit all ihren menschlichen Begierden, und der einzige Unterschied darin bestünde, diese endlos zu befriedigen; eine solche Unsterblichkeit zu besitzen, wäre aber nichts wert, und die Menschen wären ihrer sehr schnell überdrüssig. Im Göttlichen zu leben und das Göttliche Bewusstsein zu haben, ist Unsterblichkeit an sich; den Körper vergöttlichen zu können und aus ihm ein brauchbares Instrument für göttliches Wirken und ein göttliches Leben zu machen, wäre lediglich ihr Ausdruck im Stofflichen.

Was die Bewältigung des Todes anbelangt, so ist sie nur eine der Folgeerscheinungen der Supramentalisierung, und ich wüsste nicht, dass ich meinen Ansichten über die supramentale Herabkunft abgeschworen hätte. Ich habe aber niemals gesagt oder angenommen, dass durch die supramentale Herabkunft jedermann automatisch unsterblich würde. Das Supramental vermag lediglich die besten Voraussetzungen für denjenigen zu schaffen, der sich ihm öffnet, damit er dann oder später das supramentale Bewusstsein mit all seinen Konsequenzen erlangen kann. Die Notwendigkeit der Sadhana würde jedoch weiter bestehen. Andernfalls wäre die logische Folgerung, dass die ganze Erde – Menschen, Hunde und Würmer – eines Tages mit der Feststellung erwachte, supramentalisiert zu sein. Ein Ashram oder ein Yoga wäre dann nicht notwendig.
Warum vital? Die supramentale Wandlung des Bewusstseins ist vital, – die Bewältigung des Todes ist etwas Untergeordnetes und, wie ich immer gesagt habe, ihr letztes physisches Ergebnis und nicht etwa das erste und wichtigste von allen – etwas Hinzugefügtes, das das Ganze vollendet, aber nicht die eine notwendige und wesentliche Sache. Ihr den ersten Platz einzuräumen heißt, alle spirituellen Werte umzukehren – es würde bedeuten, dass der Suchende nicht von einem hohen spirituellen Ziel bewegt wurde, sondern von einem vitalen Anklammern an das Leben oder einem selbstsüchtigen und furchtsamen Suchen nach Sicherheit für den Körper – eine derartige Haltung könnte die supramentale Wandlung nicht herbeiführen.
Sicher, alles hängt von meinem Erfolg ab … Aber hast du nicht bedacht, dass es das Ende des Todes auf dem Planeten bedeuten würde und keine Sadhana mehr für irgendjemand nötig wäre?

Was du zum Thema gesagt hast, war ganz in Ordnung. Es gibt drei Stadien der Sadhana: die seelische Wandlung, der Übergang zu den höheren Ebenen des Bewusstseins mit einer Herabkunft ihrer bewussten Kräfte und die supramentale Wandlung. Und selbst im letzteren ist die Bewältigung des Todes ein späteres und nicht ein anfängliches Stadium. Für jedes dieser Stadien benötigt man viel Zeit und ein hohes und langes Bestreben.

Es ist völlig müßig, über die Umwandlung des Körpers nachzudenken, solange andere, viel einfachere Dinge noch nicht getan sind – obwohl natürlich keines ganz einfach ist. Das Innere muss sich wandeln, bevor das ganz Äußere folgen kann. Worin also besteht der Nutzen einer derartigen Konzentration – vorausgesetzt dass man nicht glaubt, alles Übrige sei vollkommen, was eine höchst verwunderliche Annahme wäre. Zuerst muss der Körper für die Kraft offen gemacht werden, damit er gestärkt ist gegenüber Krankheit und Ermüdung – wenn sie auftreten, muss die Fähigkeit gegeben sein, ihnen entgegenzuwirken und sie abzuschütteln und fortwährend die Kraft in den Körper fließen zu lassen. Wenn das geschehen ist, kann die übrige körperliche Wandlung auf den rechten Augenblick warten.

Es ist durchaus richtig, dass die Hingabe und die sich daraus ergebende Umwandlung des ganzen Wesens das Ziel des Yoga ist – der Körper ist davon nicht ausgeschlossen, doch ist zur gleichen Zeit dieser Teil des Bemühens der schwierigste und fragwürdigste –, das Übrige, obwohl auch nicht einfach, ist verhältnismäßig leichter zu erreichen. Man muss mit einer inneren Kontrolle über den Körper durch das Bewusstsein anfangen, einer Fähigkeit, ihn mehr und mehr dem Willen oder der Kraft, die ihm übertragen wurden, gehorchen zu lassen. Letzten Endes wird in dem Maß wie eine immer höhere Kraft herabkommt und die Plastizität des Körpers zunimmt, die Umwandlung möglich.

Was die Unsterblichkeit anbelangt, so kann sie nicht erreicht werden, solange ein Verhaftet-sein mit dem Körper besteht – denn sie kann nur erlangt werden indem man in seinem eigenen unsterblichen Teil lebt, der nicht mit dem Körper identifiziert ist, und sein Bewusstsein und seine Kraft in die Zellen herabbringt. Ich spreche natürlich von yogischen Mitteln. Die Wissenschaftler sind neuerdings der Ansicht, dass es zumindest theoretisch möglich sei, physikalische Mittel zu entdecken, durch die der Tod überwunden werden kann, das aber würde nur eine Verlängerung des gegenwärtigen Bewusstseins im gegenwärtigen Körper bedeuten. Solange keine Wandlung des Bewusstseins und keine Wandlung der Funktionen stattgefunden hat, wäre es nur ein sehr kleiner Gewinn.

Es hängt vom Bewusstsein ab. Gegenwärtig ist es so, dass die Menschen des Lebens nicht überdrüssig werden; sie sterben, weil sie müssen, nicht weil sie es wollen; nur eine Minderheit ist des Lebens müde, und in vielen Fällen nur wegen der Beschwerden des hohen Alters, fortwährender Krankheit und Missgeschick. Angenommen, ein Bewusstsein käme in den Körper herab, das von diesen Beschwerden befreit wäre –, würden dann die Menschen ebenso des Lebens überdrüssig werden, allein schon wegen seiner Dauer, oder hätten sie sowohl innerlich als auch äußerlich eine Quelle unaufhörlichen Interesses, die sie weiterleben ließe? – Das ist die Frage. Natürlich würde physische Unsterblichkeit nicht bedeuten, dass man an den Körper gefesselt und weder Krankheit noch Tod preis gegeben ist, sondern den Körper nach Wunsch behalten oder verlassen kann. Ich weiß nicht, ob Ashvatthaman6 immer noch lebt, weil er nicht sterben kann oder nicht sterben will, und ob dies für ihn ein Verhängnis oder ein Privileg ist. Es gibt übrigens Tiere, die jahrhundertelang leben, doch stellt sich ihnen diese Frage nicht, weil sie keinen philosophischen Intellekt besitzen; vermutlich betrachten sie es als Selbstverständlichkeit.

Deine Feststellung zum Problem „des Lebens müde sein“, ist richtig. Die Familie von Edison war sehr langlebig, seinem Großvater erschien das Leben nach einem Jahrhundert zu lang, und er starb daher aus freiem Willen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sehr vital sind und des Lebens nicht müde werden, wie der Türke, der – soviel ich weiß – kürzlich im Alter von 150 Jahren starb, aber noch gern weitergelebt hätte.

Im Grunde trifft es für die Mehrzahl der Menschen zu, dass die Freude am Leben, am Dasein als solchen, die Mühsal des Lebens überwiegt; andernfalls würden die meisten Menschen sterben wollen, während in Wirklichkeit jedermann zu leben wünscht – und wenn du ihnen einen einfachen Weg für ein endgültiges Erlöschen vorschlagen würdest, lehnten sie ohne Dank ab. Das ist es, was X sagt, und es ist nicht zu bestreiten. Es ist ebenso richtig, dass die Ursache dafür der Ananda des Daseins ist, der hinter allem steht und sich in der instinktiven Daseinsfreude spiegelt. Natürlich ist diese instinktive, essentielle Freude nicht der Ananda als solcher. Sie ist lediglich sein mattes und verschwommenes Spiegelbild in einem niedrigeren Lebensbewusstsein – aber ausreichend für ihren Zweck. Irgendwo habe ich das selbst gesagt, und ich vermag nichts Absurdes oder Übertriebenes in der Äußerung zu erkennen.

Tatsächlich fühlen sich manche Menschen vom Körper wegen seiner Unreinheit angeekelt, doch glaube ich, dass es sehr wenige sind.
Patanjalis Behauptung7 legt nahe, dass das Mental alles sei; wenn ich mir also einbilde, dass der Körper eine unreine Angelegenheit ist, würden alle meine Gefühle mit dieser Idee übereinstimmen. Das ist aber nicht richtig. Es gibt andere [Wesens-] Teile, die sich um die Idee oder das Wissen im Mental nicht kümmern und sich nicht davon beeinflussen lassen, sondern von ihren eigenen Instinkten und Begierden gelenkt werden. Nur jene, in denen bereits die Neigung zu vairagya besteht, können aus Patanjalis Behauptung Nutzen ziehen, um ihr bereits vorhandenes vairagya zu stützen. Der Mediziner zum Beispiel hält sein Wissen über die Zusammensetzung des Körpers für eine wissenschaftliche Tatsache, er bewahrt sie getrennt in der wissenschaftlichen Abteilung seines Mentals auf und sie beeinträchtigt nicht im geringsten seine anderen Ideen, Gefühle und Tätigkeiten.

Supramentale Vollkommenheit bedeutet, dass der Körper bewusst wird, mit Bewusstsein erfüllt ist und, da es das Wahrheits-Bewusstsein ist, all seine Tätigkeiten, Funktionen usw. durch die Macht dieses Bewusstseins in ihm harmonisch, leuchtend, recht und wahr werden – ohne Unwissenheit oder Unordnung.
Die Methode des Hathayogi besteht darin, eine ungeheure vitale Kraft in den Körper zu bringen und ihn hierdurch und durch gewisse andere Methoden kräftig und bei guter Gesundheit zu erhalten – als ein fähiges Instrument.

Im Veda ist die Rede von einem leuchtenden Körper, den die Wesen der höheren Ebenen besitzen. Von bestimmten Yoga-Schulen im Osten und Westen wird angenommen, dass in der endgültigen Umwandlung auf Erden der Mensch einen Körper mit diesen Eigenschaften entwickelt haben wird. Er wurde vom ersten spirituellen Lehrer der Mutter als „corps glorieux“ – „leuchtender Körper“ – bezeichnet.

Ich habe die Bibel gelesen – während einer bestimmten Zeit sogar sehr eingehend… Beim Nachdenken darüber hatte ich immer die Empfindung einer Ungenauigkeit in der Gedankensubstanz, trotz der Lebendigkeit des Ausdrucks, und das macht es sehr schwer, sich dieser Dinge sicher zu sein. Zum Beispiel die Stelle über den Körper – obwohl der hl. Paulus bemerkenswerte mystische Erfahrungen und bestimmt viel tiefes spirituelles Wissen hatte (meiner Meinung nach eher tief als weit), könnte ich nicht darauf schwören, dass er sich auf den supramentalisierten Körper bezieht (physical body); vielleicht auf den supramentalen Körper oder irgend einen anderen leuchtenden Körper in dessen eigenem Raum und eigener Substanz, in den er sich manchmal gleichsam eingehüllt fand und der – wie er feststellte – seinen „Körper des Todes“ auslöschte, als welchen er die stoffliche Hülle ansah. Diese Stelle, wie manche andere auch, kann auf verschiedene Weise gedeutet werden und könnte sich auf eine ganz über-physische Erfahrung beziehen. Die Vorstellung einer Umwandlung des Körpers erscheint in verschiedenen Überlieferungen; ich war mir aber niemals ganz sicher, ob es die Wandlung in dieser ureigentlichen Materie bedeutete. Ein Yogi aus unserer Gegend lehrte dies vor einiger Zeit, hoffte aber, wenn die Wandlung vollendet sei, sich in Licht aufzulösen. Die Vaishnavas sprechen von einem göttlichen Körper, der den gegenwärtigen ersetzen wird, wenn die vollständige siddhi erreicht ist. Doch abermals, ist dies ein göttlich physischer oder ein über-physischer Körper? Gleichzeitig kann nichts gegen die Vermutung eingewendet werden, dass alle diese Ideen, Intuitionen und Erfahrungen, auch wenn sie nicht präzis beschrieben sind, auf die physische Umwandlung hinweisen.

Es war die Vorstellung vieler, die über das Problem nachdachten, dass der Körper der künftigen Rasse ein leuchtender Körper sein wird (corps glorieux), was radioaktiv bedeuten könnte. Es muss aber ebenso erwogen werden, dass erstens ein supramentaler Körper notwendigerweise so beschaffen sein muss, dass das Bewusstsein sogar die körperlichen Aktionen und Reaktionen bis hin zum Allerstofflichsten bestimmt und diese daher nicht völlig von den uns jetzt bekannten stofflichen Voraussetzungen oder Gesetzen abhängig sind; und dass zweitens der subtile Vorgang viel machtvoller sein wird als der grobe, so dass ein subtiles Wirken Agnis das zu bewirken vermag, was jetzt eine physische Veränderung erfordern würde, zum Beispiel eine höhere Temperatur.

Wenn das Bewusstsein im gegenwärtigen Körper nicht die physische Aktion und Reaktion bestimmen kann, wenn es eine andere Grundlage braucht, so bedeutet das, dass diese andere Grundlage durch andere Mittel geschaffen werden muss. Durch welche Mittel? Physische? Die alten Yogis versuchten es mit Hilfe von physischer tapasya; andere, indem sie das Elixier des Lebens suchten, usw. In diesem Yoga muss das Wirken der höheren Kraft und des höheren Bewusstseins, welches das subtile Wirken Agnis mit einschließt, den Körper vorbereiten und ihn für die [Göttliche] Bewusstseins-Kraft empfänglich machen, damit er nicht in seinen gegenwärtigen Gewohnheiten (Gesetze genannt) verharrt. Eine andere Grundlage hingegen kann nur durch das supramentale Wirken selbst geschaffen werden. Was sonst als das Supramental könnte seine eigene Grundlage bestimmen?

Es war nicht meine Absicht, Ausflüchte zu machen, nur weiß ich bis jetzt selbst noch nicht, welcher Art die chemische Zusammensetzung des gewandelten Körpers sein wird, weshalb ich keine diesbezüglichen Fragen beantworten kann. Deshalb sagte ich, dass es einer Erforschung bedürfe.
Ich habe lediglich meine Vorstellung, die ich aber immer hatte, hierzu dargelegt, wonach das Supramental seine eigene physische Grundlage schaffen wird. Wenn du meinst, dass sich das Supramental im gegenwärtigen Körper mit seinen gegenwärtigen Prozessen nicht voll entwickeln kann, so ist das richtig. Die Prozesse müssen offensichtlich verändert werden. Inwieweit die Konstitution des Körpers selbst geändert wird und in welcher Richtung, ist eine andere Frage. Er kann, wie ich sagte und du auch vermutest, radioaktiv werden. Theon, der Lehrer der Mutter in Okkultismus, bezeichnete ihn als leuchtend, le corps glorieux. Aber all das ist kein Grund für das Supramental, im gegenwärtigen Körper nicht auf eine Umwandlung hinzuwirken. Das ist es, worauf ich momentan mein Augenmerk richte.
Natürlich ist eine gewisse vorbereitende Umwandlung notwendig, genauso wie die seelische und spirituelle Umwandlung der supramentalen vorangeht. Dies aber ist eine Wandlung des physischen Bewusstseins bis hinab zum unterdrückten Bewusstsein der Zellen, damit sie auf die höheren Kräfte ansprechen und sie zulassen können; in gewissem Umfang bedeutet das eine Wandlung oder zumindest eine größere Plastizität der [Körper-] Prozesse. Die Essensregeln usw. sind, indem sie die Hindernisse verringern, als Hilfe hierfür gedacht. Inwieweit sie auf eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Körpers Einfluss haben, vermag ich nicht zu sagen. Es scheint mir aber, dass alle nur möglichen vorbereitenden Veränderungen allein durch das Wirken der supramentalen Kraft gefestigt und vollendet werden können.

1 Dieser und der folgende Brief wurden im Hinblick auf „Thought the Paraclete“ [Der Gedanke als Paraklet], einem Gedicht von Sri Aurobindo, geschrieben. Cent. Edition Vol. V. S. 582.
2 Die Kraft der Mahakali ist ein spezieller Aspekt der Kraft der Mutter.
3 Diese Bemerkung bezieht sich auf die Aussage der Mutter: „En fait, la mort a ete attachee a toute vie sur terre“. [„Tatsächlich ist der Tod mit allem Leben auf Erden verbunden worden.“]
4 Worin besteht die Notwendigkeit einer Umwandlung des Physischen letzten Endes, wenn willentlich (wenn man das Bewusstsein der Unsterblichkeit erreicht) oder nicht willentlich (im anderen Fall) der Körper aufgegeben werden muss?
5 Die Materie, besonders die Körper-Zellen, verändern sich von Sekunde zu Sekunde – welchen Wert also hat die Umwandlung für den Körper?
6 Ashvatthaman soll nahe dem Fluss Narbada 36000 Jahre lang gelebt haben.
7 Saucat svanga-jugupsa „Aus der Reinlichkeit entsteht der Abscheu vor dem eigenen Körper“– Yogasutras of Patanjali, CH II, 40.