Kapitel 1

Brahman – Das Absolute

Worte Sri Aurobindos

Unter dem Absoluten meinen wir etwas, das größer ist als wir selbst, größer als der Kosmos, in dem wir leben, die höchste Wirklichkeit des transzendenten Wesens, das wir Gott nennen, etwas, ohne das alles, was wir sehen oder was wir bewusst als seiend erfahren, nicht hätte gewesen sein können und keinen Augenblick im Dasein bleiben könnte. Indisches Denken nennt es Brahman. Europäisches Denken nennt es das Absolute

Worte Sri Aurobindos

Das Absolute ist das unaussprechliche X, das alles, was wir Sein oder Nicht-Sein nennen können, überragt, ihm zugrunde liegt, ihm immanent und wesenhaft ist.

Worte Sri Aurobindos

Das Absolute manifestiert sich in zwei Begriffen, im Sein und im Werden. Das Sein ist die fundamentale Wirklichkeit. Das Werden ist eine wirksame Wirklichkeit: Es ist dynamisch an Macht und Resultat, eine schöpferische Energie, eine Ausarbeitung des Seins, eine beharrliche, jedoch veränderliche Form, Prozess und Ergebnis seiner unveränderlichen, formlosen Wesenheit.

…das Sein ist vom Werden nicht gesondert, vielmehr ist es in diesem gegenwärtig, konstituiert es, und es ist ebenso in seinem winzigsten Atom wie in seiner grenzenlosen Ausbreitung und Ausdehnung enthalten. Das Werdende kann sich selbst nur dann völlig erkennen, wenn es sich als ein Seiendes begreift. Im Werden gelangt die Seele zur Erkenntnis des Selbstes und zur Unsterblichkeit, wenn sie den Höchsten und Absoluten erkennt und die Natur des Unendlichen und Ewigen besitzt.

Worte Sri Aurobindos

Der Absolute, der Vollkommene, der Einzige

Hat aus dem Schweigen seine stumme Kraft gerufen,

Wo sie in der eintönigen und formlosen Ruhe lag,

Behütend vor der Zeit durch ihren bewegungslosen Schlaf

Die unsägliche Machtfülle seiner Einsamkeit.

Der Absolute, der Vollkommene, der Einzige

Ist mit seinem Schweigen in den Raum getreten:

Er hat diese unzähligen Personen aus einem Selbst gestaltet;

Er hat Millionen Figuren aus seiner Macht geschaffen;

Er lebt in allen, der allein in seiner Weite lebt;

Raum ist er selbst und Zeit ist einzig er.

Der Absolute, der Vollkommene, der Unantastbare,

Einer, der in uns unser geheimes Selbst ist,

Hat unsere Maske der Unvollkommenheit angelegt,

Hat sich dieses Mietshaus aus Fleisch zu eigen gemacht,

Hat sein Bild ins menschliche Maß gegossen,

Damit wir uns zu seinem göttlichen Maß erheben können;

Dann wird in ein Gebilde von Göttlichkeit

Der Schöpfer uns umgießen und auferlegen

Der sterblichen Gussform einen Plan der Gottheit,

Erhebend unser endliches Mental zu seiner Unendlichkeit,

Den Augenblick berührend mit der Ewigkeit.1

1 Hier wird von den drei Erscheinungsweisen des Absoluten (Brahman) gesprochen: zuerst als das Transzendente, dann als das Universale und schließlich als das Individuelle. In den nächsten beiden Kapiteln werden wir etwas über den universalen und den individuellen Aspekt Brahmans erfahren, um zu verstehen, was die Seele ist.