Kapitel 1

Angst

Worte Sri Aurobindos

Es stimmt, das, wovor du dich fürchtest, tritt aller Voraussicht nach ein, bis du fähig bist, ihm entgegenzutreten und das Zurückschrecken zu überwinden.

Worte Sri Aurobindos

Es ist ein Fehler zu glauben, dass du durch Furcht oder Unglücklichsein vorwärtskommen kannst. Furcht ist immer ein Gefühl, das zurückzuweisen ist, denn genau das, wovor du dich fürchtest, wird aller Wahrscheinlichkeit nach eintreten: Furcht übt eine Anziehungskraft auf den Gegenstand der Furcht aus. Unglücklichsein schwächt die Stärke und öffnet dich noch mehr den Ursachen des Unglücklichseins.

Worte Sri Aurobindos

[Wege zur Beseitigung der Furcht:] Indem man Stärke und Ruhe in das niedere Vital bringt (die Region unterhalb des Nabels). Auch durch den Willen und indem man, wenn sich die Furcht erhebt, dem (Körper-) System Ruhe auferlegt. Es kann sowohl auf einem dieser Wege oder auf beiden gleichzeitig geschehen.

Worte der Mutter

Was soll man tun, wenn man Angst hat?

Das hängt davon ab, wer man ist. Es gibt viele Arten, sich von der Angst zu befreien.

Wenn man irgendeinen Kontakt mit seinem seelischen Wesen hat, muss man dieses sofort rufen und die Dinge im seelischen Licht wieder in Ordnung bringen. Das ist das wirksamste Mittel.

Wenn man diesen Kontakt mit dem seelischen Wesen nicht hat, jedoch ein vernünftiger Mensch ist, das heißt, wenn sich der vernünftig urteilende Geist frei bewegt, kann man sich seiner bedienen, um Vernunft anzunehmen und zu sich zu sprechen, wie man zu einem Kind sprechen würde, indem man erklärt, dass diese Angst schon an sich etwas Schlechtes ist und dass es doch die größte Dummheit ist, selbst wenn Gefahr droht, einer Gefahr mit der Angst zu trotzen. Ist es eine echte Gefahr, hast du nur mit der Kraft des Mutes eine Chance, ihr zu entrinnen; wenn du die geringste Angst hast, bist du erledigt. Überzeuge also mit Vernunftgründen den Teil, der Angst hat, davon, dass er mit seiner Angst aufhören soll.

Wenn du Glauben hast und dem Göttlichen geweiht bist, gibt es ein ganz einfaches Mittel, nämlich: „Dein Wille geschehe. Nichts kann mir Angst einjagen, denn Du leitest ja mein Leben. Dir gehöre ich und Du leitest mein Leben.“ – Das wirkt sofort. Das ist das aller wirksamste Mittel: wirklich, so ist es. Das heißt, man muss dem Göttlichen wahrhaft geweiht sein. Wenn man das hat, wirkt es unverzüglich, jede Angst verschwindet wie ein Traum, sofort. Und mit der Angst verschwindet zugleich das Wesen mit dem schlechten Einfluss, ebenfalls wie ein Traum. Du müsstest mal sehen, mit welchem Tempo es die Flucht ergreift, prrt! So.

Nun gibt es Leute voll vitaler Macht, die Kämpfer sind und sofort das Haupt erheben und sagen: „Aha! Hier ist ein Feind! Den wollen wir gleich zu Boden strecken.“ Doch dazu muss man das Wissen haben und eine sehr starke vitale Kraft. Man muss ein vitaler Riese sein. Das kommt nicht bei jedem vor.

So gibt es viele verschiedene Arten. Alle sind gut, wenn man die zu nutzen versteht, die mit der eigenen Natur am besten übereinstimmt.

Worte der Mutter

Angst ist ein Phänomen von Unbewusstheit. Sie ist eine Art Schmerz, die von Unwissenheit kommt. Man kennt die Natur einer bestimmten Sache nicht, man kennt ihre Wirkung nicht oder, was geschehen wird, man weiß die Folgen seiner Taten nicht, man weiß so viele Dinge nicht; und diese Unwissenheit erzeugt Furcht. Man fürchtet, was man nicht kennt. Nimm ein Kind, wenn es vor jemanden gebracht wird, den es nicht kennt (ich spreche nicht von einem Kind mit einem erwachten inneren Bewusstsein, ich spreche von einem normalen Kind), – du bringst es vor jemanden, den es nicht kennt, seine erste Regung wird immer Angst sein. Nur sehr seltene Kinder – und sie haben ein anderes Bewusstsein – sind sehr forsch. Es kann auch eine Beimengung von Begreifen sein, eine Art Instinkt. Wenn man instinktiv fühlt, dass etwas gefährlich ist, und man keine Mittel hat, dies zu beheben, wenn man nicht weiß, wie man sich davor schützen soll, dann hat man Angst. Es gibt, glaube ich, zahllose Gründe für Angst. Aber es ist eine Regung von Unbewusstheit, in jedem Fall.

Das, was weiß, hat keine Angst. Das was vollkommen erwacht ist, was voll bewusst ist und weiß, hat keine Angst. Es ist immer etwas Dunkles, das sich fürchtet.

Eines der großen Heilmittel, die Furcht zu überwinden, ist es, sich mutig dem zu stellen, was man fürchtet. Du wirst Auge in Auge mit der Gefahr gestellt, die du fürchtest und fürchtest sie nicht länger. Die Angst verschwindet. Vom yogischen Standpunkt, dem Standpunkt der Disziplin, ist dies das empfohlene Heilmittel. In den alten Einweihungen, vor allem in Ägypten, war es, wie ich letztes Mal erzählt habe, für die Ausübung des Okkultismus erforderlich, die Angst vor dem Tod vollkommen auszuschalten. Nun, eine der Übungen jener Zeiten war es, den Neophyten in einen Sarkophag zu legen und ihn dort einige Tage zu lassen, als ob er tot wäre. Natürlich ließ man ihn nicht sterben, weder den Hungertod noch den Erstickungstod, aber doch blieb er dort liegen, als wäre er tot. Es scheint, das heilt dich von aller Furcht.

Wenn Angst kommt und es gelingt, sie mit Bewusstsein, Wissen, Kraft und Licht zu belegen, kann man sie vollkommen heilen.